Andeutungen eines großen, flach angelegten französischen Gar- tens mit Blumenparterres und Bassins. Anders steht es mit dem zweiten Entwurf Fischers für Schön- brunn. Hier breitet sich hinter dem Hauptgebäude ein ausge- dehnter Blumengarten, in regelmäßige Parterrebeete zerlegt, bis zu einer ausschwingenden Terrasse am Fuße des Hügels aus. Eine Mittelachse ordnet den ganzen Garten dem Gebäude zu und führt durch eine Kollonadenanlage zu einem am Hügel liegenden, kleineren Gebäude. Ein Kanal umsäumt das ganze Parterre. Der Garten wurde in dieser Form nie angelegt, und blieb nur ein Idealentwurf, wir wissen nichts Genaueres darüber. Weitere Paläste Fischer von Erlachs, allerdings auf beschränktem Bauterrain, nämlich das Palais Trautson, das Palais Eckhardt in der josefstadt, das Palais Althan und das Palais Liechtenstein, beide in der Rossau, zeigen einen ganz anderen, für Wien aber sehr charakteristischen Gartentypus, nämlich den in den Di- mensionen viel bescheideneren, auf große Raum- und Richtungs- wirkungen verzichtenden kleinen, „intimen" Garten. Wie weit Fischer Anteil an der Gestaltung dieser Gärten hatte, ist nicht festzustellen. Nur bei dem Liechtensteingarten gibt es einen An- haltspunkt. 1689 wird mit dem Bau des Belvederes im Liechten- steingarten begonnen (Kontrakt mit dem Steinmetzmeister Mitschke vom 4. Juli 1689), dessen Entwurf von Fischer durch seine Unterschrift auf einer Abbildung in der „Historischen Archi- tektur" beglaubigt erscheint. Bielohlawek' nimmt es als selbstver- ständlich an, daß diese „typische Villa suburbana" von Anfang an in Zusammenhang mit einem Garten entworfen war. Weitere Dokumente von 1692 und 1694 über Wasserkünste und Stein- vasen beweisen eine dauernde Tätigkeit im Garten. 1694 er- scheint der Name Trehets in den Hofzahlamtsbüchern, so daß es sehr wahrscheinlich ist, daß Trehet erst berufen wurde, als der Garten nach Entwürfen Fischers schon längst bestand. Da alle anderen Barockgärten Wiens jüngeren Datums sind, muß es also Fischer gewesen sein, der damit das Muster des hochbarocken Gartens für die kaiserliche Residenzstadt geschaffen hat. Anders scheint es beim Entwurf des Schwarzenberggartens ge- wesen zu sein. Hierfür gibt es einen von Trehet signierten Gar- z Vgl. Carola Biclohlawek: Die Baudaten von I. B. Fischers v. Erlach Belvedere Liechtenstein, Monatsblatt d. Vereins f. Geschichtie der Stadt Wien, 1929, Nr. 1. tenplan von 1697, der von Hildebrandt ergänzt sein dürfte. An- derseits steht fest, daß Fischer nach Übernahme des von Hilde- brandt begonnenen Baus mit der Ausschmückung des Gartens beschäftigt war, wie eine Auf7eichnung in den Gartcnaktcn und die Gartenvascn, die ebenfalls in der „Historischen Architektur" vorkommen, beweisen. Es ist also hier an eine Zusammenarbeit Fischers mit Trehet zu denken, wobei der ursprüngliche Ent- wurf diesmal von Trehct stammt. Ganz anders und für Wien völlig ncuartig sind aber die jetzt Fischer zugeschriebenen Entwürfe für die beiden Lustschlösser: Schloß Strattmann in Neuwaltlegg und die „Villa" Huldcnberg in Weidlingau. XVic kleine Oasen liegen die auf ziemlich steilem Abhang angelegten Gärten mitten in der Landschaft des Wie- nerwaldes, gekrönt von einer leichten Villenarchitektur. Die einstige große Konzeption von Schönbrunn ist hier auf kleinsten Maßstab reduziert. Der Huldcnbergsche Garten ist mit Benüt- zung von Details aus dem unerschöpflichen Vorbild Versailles zu einer selten harmonischen liinheit geschlossen, während Neu- waldcgg auf der Darstellung von l' "cher-Dclscnbach von 1715 gänzlich auf Bosketts zugunsten einer architektonischen Ter- rassierung verzichtet. Interessant aber ist vor allem, daß für die Huldcnbergschc Villa eine Zeichnung von der Hand Fischers selbst als Vorzeichnung für die Ansicht bei Fischer-Delsenbztch (1715) existiert. Es ist die einzige, von ihm in allen Einzelheiten gezeichnete Ansicht eines Gartens und dürfte daher wohl auch auf seinen eigenen Entwurf zurückgehen, wobei vielleicht die Einzelheiten wieder von einem Gartenarchitekten stammen oder in diesem Falle auch vom Be- sitzer selbst, die Unterschrift des Stiches von Fischer-Delscnbach (1715) weist darauf hin: „Baron Huldenberg ayant ordonne lui meme le tout". Aurenhcimmcr stellt hierzu die Übereinstimmung der Plastiken der zwei Fechter mit den Plastiken von Herren- hausen, der Heimat des Besitzers, fest. Für uns ist es wichtig, daß Fischer selbst mit dieser besonders gelungenen, in der Kom- position vielleicht vollendetsten Gartenanlage den Beweis cr- stellt, daß er in der Gartcnkunst seiner Zeit vollauf bewandert war, wenn ihm auch diese Schcinkunst mit ihrem Hang zum Abstrakten und spielerischen nur als Ergänzung seiner großen Bauideen, als Unterstreichung und Erweiterung seiner grandio- sen Konzeption von Wichtigkeit gewesen sein kann. Abb. 3. Ansicht des Lust- gebäudxcs Neuwnldegg für den Bzmon BarthoI-ctti von Partenfeld.