fträgen zur Gänze mißhandclt worden. Das Ergebnis dieser mstaffierung aber war eine öde Leere, die alle Ausdruckswertc d alle Details der originalen Schnitzarbeit überzogen und zu lligem Schweigen gebracht hat. Den Körper Christi verdeckte t leichenfarbiges Inkarnat mit bläulich angelaufenen Stellen Händen, Knien und Füßen. Blutstropfen quellen unter der )l'l'1Bl'1l(f0flC über Stirn und Gesicht und aus der Brustwunde d den Nagellöchern der Hände und Füße rannen Linien des Jtes. Das Lendentuch aber zeigte ein stumpfglasiges XVeiß mit :iten Goldsäumcn. entstellt und entheiligt bot sich das Werk dar, als es in die zademic eingeliefert wurde. Angesichts eines solchen Zustan- s war es auch für den Fachmann schwer, zu einem Urteil zu den. Sollte unter dieser aussagearmen Verkleidung eine Imi- ion oder eine Kopie nach einem Vorbilde von Riemenschnei- rs Hand liegen oder sollte doch ein Werk des Meisters selbst ter allem verborgen sein? Ein Eingriff an dem XWeiß der am irper anliegenden l.endentuchpartie konnte da bald Klarheit iaffen. Nach Entfernung einer kleinen Stelle dieser neuen eißlagen begann Gold aufzuschimmcrn, das in feinen alters- ;enen Krakelüren über einer dunkelrotbratinen Bolusschichte breitet war. Diese liundstelle allein mußte schon mit aller therheit ein der Spätgotik zugehöriges XVerk hier offenbar tchen. Dieser Einblick aber gab auch Auskunft über einen ßergewöhnlich dünnen Auftrag jener originalen Fassung. die aprünglich über das Werk gelegt worden war. Gerade dieser tsache eines besonders dünnen Schichtenauftrages der alten ssung aber verdanken wir den glücklichen Umstand, daß der agotische Faßmaler diese ihm bei seinen Arbeiten nicht weiter iderlichen alten Fassungstcile unberührt belassen hat. i der restaurativen Entfernung der neuen, dicken und in ihrem ncdium nur allzufest verharzten Überziehungsschichten aber tufen die besonders dünnen Häute der originalen Fassung t ihrer großen Empfindlichkeit ein heikles Problem, diese mög- wst unbeschädigt hervorzuholcn. Mit starker wirkenden Lö- igsmitteln, die die Linoxynvcrharzung der neuen Überlagen, 1 denen auch die unterste, weißliche Grundierungsschichtc farbenkonsistenz besessen hat, wenigstens zu einer Erweichung itcn bringen können, durfte deshalb nicht vorgegangen wer- 1, weil die so leicht verwundbaren Teile der Originalfassung rch die nicht berechenbaren Sicker- und Verdampfungscinwir- ngen dieser Löse- und Abbeizmittel schweren Schaden hätten imen können. So blieb also nur der Ausweg, die neogotischen erzüge millimeterweise abzusprengen. Dabei konnte allerdings Weg gefunden werden, der die Sprödigkeit und die damit 'bundene leichtere Absprengbarkeit der Neufassungsschichten vergrößern vermochte, was immerhin sowohl arbeitsmiißig : auch hinsichtlich der Gefahrcnminderung für die alten Fas- igslagen manche Vorteile brachte. Trotzdem verging mehr jahresfrist, bis die ganze neogotisehe Verkleidung entfernt rdcn war. s Ergebnis dieser langwierigen Abdeckungsarbeiten aber kann ein unerwartet günstiges gebucht werden. Die noch an dem :rk vorhandenen Teile der originalen Fassung samt ihren srsgemäßen Oxydationserscheinungen sind dabei wohl wieder jenem Zustand zutage getreten, in dem sie sich vor ihrem rschwinden unter den Decklagen der neuen Fassung befunden )cn. Vom wirkungsmäfiig Optischen her tragen sie jedenfalls : schöne Alterslüster und das ästhetisch bereichernde Netz t unberührt gebliebenen gotischen Fassungen an sich. Der Um- g der hervorgekommenen alten Fassungsteile aber hat sich ler nur als fragmentarisch erwiesen. Wohl ist von diesen an pf und Körper noch vieles, ja Ausschlaggebendes erhalten ge- zben. An den Armen aber, die bei allen größeren Schnitz- rken dieser Art in der Achsellinie mit Zapfen an den Körper gefügt sind, sowie an dem links aufwärtsflatternden Teil des identuches, das in der Randgegend der rechten Hüfte ansatz- i Aufplattungsmerkmale erkennen liißt, ist mit der Entfer- nung der Neufassung nur das bloße llolz ohne irgendwelche alte liassungsspuren sichtbar geworden. Es kann hier jedoch kein gesichertes Urteil darüber abgegeben werden, ob an diesen Teilen die volle Zerstörung der alten Fassung infolge besonders ungün- stiger Milieueinwirkungen - etwa durch starke Feuchtigkeits- cinflüsse mit Schimmelbildungcn und einem daraus sich ergeben- den Ahbröckeln und Abstäuben - erfolgt ist, oder ob hier doch auch noch mechanische Eingriffe das Ergebnis einer so vollkom- mencn Bloßlegung des Holzes vollendet haben. An den Armen mit ihrer auch heute noch bis in das kleinste Detail erhaltenen Schnitzoberfläche konnte jedenfalls eine beginnende Verwitte- rung und Vermorschung der obersten Holzschichte festgestellt werden. Diese Verfallserschcinungcn an den Armen müssen die Abb. 2. Kruzifixus von Tilman Riemensclineidcr. Detail. Vermutung nahelegen, daß diese - früher einmal vom Körper abgetrennt - durch längere Zeit eine besonders ungünstige Unterbringung durchgemacht haben mögen. Nur spärliche Reste von alten, aber reichlichen, jungen Leimsubstanzen, die bei einer neuerlich notwendig gewordenen Befestigung der Arme an den Körper nachweisbar waren, scheinen dies ebenfalls zu bestätigen. Die Holzoberfläche des linken, nach aufiviirts bewegten Lenden- tuchzipfels dagegen ist vollkommen fest und gesund geblieben, ein Umstand, der wieder chcr damit zu begründen wäre, daß hier doch künstliche Nachhilfe mit am Werke war. Sollte da vielleicht der neogotische Faßmaler eingegriffen haben, um hier vorhanden gewesene größere Unebenheiten. die von Inseln einer sehr beschä- digten alten Fassung gebildet wurden, für seine glättenden und verschlcifenden Neustaffierungsarbeiten zu entfernen? Wenn es auch als tief bedauerlich empfunden werden muß, daß die ehemalige farbige Originalfassung des Kruzifixus derart emp- findliclic Verluste attfweist, so muß doch andererseits die bei alten Schnitzwerken seltene Tatsache ins Gewicht fallen, daß vom gesamten Holzkörper der Figur - und da selbst an den fcingliedcrigen Fingern der Hände - auch nicht das kleinste Teilchen abgebrochen oder später ersetzt worden ist. Lediglich ganz wenige der spitzen Stacheln der Dornenkrone sind mehr oder weniger abgesplittert. Die alten Fassungsteile des Inkarnatcs, die wohl an den (jrat- höhen des Brustkorbes sowie an der Außenseite des rechten Ober- schenkels größere Unterbrechungen zeigen, umschließen trotz dieser und anderer überall verstrcuter, kleiner Fehlstellen wir- kungsmiißig den ganzen Torso so entscheidend, daß das sand- farben gelbliche Leuchten seiner Hautfarbe in nur wenig gemin-