führen. Die Verbindung der beiden Häuscr Habsburg und Wit- telsbaeh - Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (1564 bis 1590) vermählte sich mit Maria, der „Katholischenf Tochter des Kurfürsten Albrecht V. von Bayern - sollte sich nicht nur für die Reichslührung, vor allem auch für die Stärkung des Katholi- zismus in den innerösterrcichischen Ländern auswirken. Trotz der immer mehr bedrohlichen innen- und außenpolitischen Lage entfachte Erzherzog Karl ll. eine lebhafte Bautätigkeit auch in seiner Residenzstadt Graz, die im Kunstsehaffen der Spät- renaissanee ihren Höhepunkt erreicht. Italiener aus Oberitalien in der Nähe des Comcrsccs - daher Comasken genannt - arbei- ten auf dem Gebiete der Architektur, Plastik und Malerei, vor- nehmlich des Stuck, ganz im (leiste ihrer Väter. Es erstehen drei Grabkapellen, in denen die künstlerische Haltung sich am reinsten ausprägt: Voran das Prunkgrabdenkmal in der streng romanischen Basilika Seekau, das sich Karl II. für sich und stehenden „hoff-pildhnucr und capeln-paumaister" Sebastian Car- lone zeitigten (H. J. Tusehnig). 1586 wurde Sebastian Carlone, aus Scaria am Luganosee (Ober- italien), von Erzherzog Karl II. berufen und diente vier Regen- ten. Zunächst erhielt der Künstler den Auftrag, das Kenotaph für das Scrkauer Mausoleum anzufertigen. Am 10. Juli 1590 stlrb Karl II. und wurde am 20. Oktober „wie cin Recke aus alter Zeit" in der bereits vollendeten Gruft beigesetzt. Der älteste Sohn Karls, Ferdinand, war damals erst zwölf Jahre alt und weilte zur Erziehung bei den Jesuiten in Ingolstadt. Deshalb setzte Kaiser Rudolf II. seinen Bruder Erzherzog Ernst als Statthalter in Inner- österreich ein, der 1593 die Regentschaft seinem Bruder Maxi- milian übergab. Ferdinand II. trat 1595 provisorisch und im nächsten Jahre. nun volljährig, definitiv die Regierung an. Die Erzherzcgin-Witwe Maria, „energisch in ihrem Wesen, groß in ihrem Einfluß", lebte weiter am Hofe in Graz als Gönnerin un- Abb. 3. Grabmal des Erzherzogs Karl I1. im Mausoleum zu Scckuu. - Stint Gcmahlin, Maria von Bayern (T 1608), wurdr jedoch in dem von ihr gegründeten Klarissinncnkloslel" in Graz bei ßulzl. - Stich aus M. Hcrrgott, ihphogrzuphia. seine Familie als letzte Ruhestätte erwählte, die bedeutendste Leistung dieser Zeit, eine wundervolle Symphonie in Marmor. Stuck, Farbe und Bronze, ein Glanzstück edler Zierkunst, im Innern zu barocker Fülle gesteigert. Ferner das Grazer Mauso- leum von Pietro de Pomis (1565-1633) und das im echt ma- nieristischen Stil erbaute Mausoleum der Eggenberger in Ehren- hausen von Johann Walter (1609-1614). Das Innere beider Bau- werke gehört allerdings einer späteren Zeit an. Das Seekauer Mausoleum, „dieses wichtigste und schönste Re- naissance-Denkmal der Alpenländer" hatte man bislang allge- mein dem Architekten Alexander dc Verda, aus Gandria am Lu- ganosee stammend, zugeschrieben. Alexander de Verda stand seit 1576 im Dienste der Landschaft, 1587 ward er nach Seckau verpflichtet, 1594 stellte er für die mit 8 (später 24) Steinmetz- gesellen geleistete Arbeit - sämtliche „aus Welischlandt" - Rechnung, nachdem er bereits 1591 wegen schlechter Baufüh- rung abbcrufcn wurde. Das Mausoleum indes in seiner endgül-_ tigen Gestalt ist weder ein Werk de Verdas, dessen erhaltene Arbeit sich lediglich auf die Gruft beschränkt, noch die Aus- führung eines ursprünglich gclaßten Planes, sondern das Ergebnis einer ZSjährigen Entwicklung, in der einerseits das Werk in sich gefestigt, anderseits in verschiedenen Arbcitsperioden in der Dekoration erweitert und verschönert wurde. Jeder Arbeits- pcriode liegen - stets nach erfolgten kommissioncllen Besich- tigungen - neue Gedanken für die Ausgestaltung zugrunde, die wiederum neue Verträge mit dem im Dienste des Grazer Hofes vermindert in ihrer großen Wertschätzung der Italiener bis zu ihrem Tode am 29. April 1608; sie wurde in der Gruft des von ihr gegründeten Klarissinnenklosters („Paradeis") in Graz beige- setzt; anlälilich der Aufhebung dieses Klosters überführte man den Rotmarmorsttrkophztg, gleichfalls ein Werk Sebastian Car- lones, 1783 in das Mausoleum Fcrdinands II., wo er heute noch in der Mitte der Gruftkapclle steht. Freilich sind die lebens- großen Porträitgestalten Karls und Marias einfacher ausgeführt: Karl tragt keinen Kinnbart mehr, ist aber mit dem Herzogshut bedeckt, Maria unverkennbar gealtert, als Witwe in einfa- cherer Tracht. Mit einem bcwunderungswürdigcn Einfühlungsvermögen ist der Mausolrumsraum in die östlichen zwei joche des nördlichen Sei- tenschiffes der romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert so eingebaut, daß er, aus zwei quadratischen Kreuzgewölben be- stehend, die beiden nach dem Mittel- und Seitenschiff offenen Seiten zu einer eigenen Kapelle abschließt. Über die zur Gruft führenden schweren Grabplatten steigen wir auf fünf Treppen hinauf und schreiten durch das rundbogige Portal mit doppel- flügeliger Tür aus vergoldetem Schmiedeeisen, eine Arbeit des Stiftsschlossers Sebastian Schrcinlechner. Sofort zieht uns das Prachtstück des Innenraumcs, das Kenotaph, in seinen Bann. In Form eines Sarkophages, von drei Seiten sichtbar, dicht an die Fensterwand gerückt, ist es in dreifacher Gliederung aufgebaut. Oben trägt es die zwei lcbensgroßen Porträtgestalten des Erz- herzogs und der Erzherzogin, erstere in voller bis ins Kleinste 3