Dcluil aus dem großen Kuppclwml. Knminxvund. Detail aus dem großen Kuppclsaal. Kaminwand. wählte nicht die „altmodische" Lösung einer Kuppel, sondern die Fischers Idee entsprechende Ringkronc mit statuenbesctztcr Balustrade. Hildebrandts Erstlingswerk in Wien war jedoch keine Nach- ahmung Fischers, es war eine selbständige Auseinandersetzung mit dessen XVerk. In ihm offenbarte sich bereits seine völlig verschiedene künstlerische Persönlichkeit. Die künstlerischen Gegensätze waren wohl der ticfstc Grund für die starke Rivali- tät zwischen den beiden. Wie später viele andere seiner Werke, sollte auch das Patlais Mansfeld zeigen, wie Hildebrandt einen Baugedanken Fi "hers verändert wis n wollte. Er entwarf cs nicht als ein Gefüge von mehreren Baukörpern, das durch die Dynamik des vorschwingcnden Mittelteils zwischen tiefen, schat- tendcn Rücklagen zentriert wird und sich vor unserem Auge zu einem malerischen Prospekt schließt, wie etwa Schloß Engclhart- stetten oder das „Lustgartengebäude-"Ü Sein Ziel war ein ge- schlossener Baukörper mit flächig wiikendcn, einheitlich durch- gestalteten, langgestreckten Fassaden. Die geringe Tiefe der Rücklagen, die einheitliche Fcnstergliederung und ein durch- laufendes Gesimse reduzierten die Dynamik des konvc 'en Mittel- traktcs an der Gartenfassade und banden ihn optisch in die Fassadcnfläche ein. Auch in der Höhenstrcckung verlor er durch die weithin sichtbaren SlClldäChLT der Seitcntrakte an Dominanz. Noch deutlicher ist diese Tendenz an der Ehrcnbofseite, wo das sich in drei Arkaden öffnende Vestibül die konvexe Rundung des Mitteltcils der Fassade verdeckt. Erst über der Attika des Vestibüls erhebt sich - wie cingcsunken zwischen den Seiten- trakten - die Ringkrone der Kuppel. Die verschiedenen künst- lerischen Auffassungen der beiden Architekten erklären sich zum Teil aus ihrer verschiedenen Herkunft und Schulung, Der in Genua von deutschen Eltern geborene Hildebrandt war zwar wie Fischer in Rom bei dem Nachfolger und Erben der Werkstatt 8 Berninis, ("trlo Fontana, geschult worden, aber nicht mehr wie der um zwölf jabrc tere Fischer in pers" lieber Verbindung zu Bernini und dem iomischen lrloehbaroek gestanden. Seine Aus- bildung in der Kriegsbatikttnst hattc er als Volontär der kaiser- lichen Armee in Piemont erhalten, wo der italienische Barock zum lctztcnmal große und selbständige architektonische Lei- stungen hcrvorbrachte. Es nimmt daher nicht wunder, daß in seinem Wcrk die genucsiscbc Architektur des 16. und 17. jahr- bundcrts, etwa BLIFIOlUHImCO Hianco, und der piemontesische Ba- rock, vor allcm Guarino Guarini, stärkeren Anteil haben. Die Einwirkung des ersteren ist in diesem Werk besonders stark am Vestihül zu sehen, die des letzteren in dem von Hildebrandt pro- jektierten Gitrtenhclvetlerc. Es ist jedenfalls in Kenntnis dcr Fischerschen Entwürfe zu Gartenhiiuschen für Klesheim ent- standen, die im Grundrili von einfachen geometrischen Grund- formen (Kreis, Ellipse usw.) ausgehen. Hildcbrandt fügte sie aber nicht wie Fischer als selbständige Raumzcllen, die sich nicht beeinträchtigen, nebeneinander, sondern ließ sie im gua- rineskcn Sinn sich gegenseitig fragmcnticren und durchdringen. In den um den Ebrenbof angeordneten Flügelbauten dachte Hildehrandt nicht nur „obcritalicnischcr", sondern auch „fran- iscber" als Fischer; besonders augenfiillig sind dabei die hohen hlansarddächer. Sein erstes Werk in Wien hatte llildebrandt bereits in den Vor- dergrund des künstlerischen Interesses gerückt und zu einem ernsthaften Rivalen Fischers gemacht, doch war cs ihm nicht vergönnt, den Bau zu vollenden. Er war 170-} zwar im Außenbau fertig, doch fehlte, wie uns Fresehot in seinen „Memoires de la Cour de Viennc" berichtet, die Innenausstattung. Die Neben- gebäude scheinen damals noch niebt bestanden zu haben. Der Entwurf Hildehrandts für die architektonische Gestaltung des Gartens - mit T cppenanlagcn, Wlasserhassin, Belvedere und Gartentheater-kttm nie zur Ausführung. 1716, ein Jahr nach dcm Tode des Grafen Mansfeld, verkauften dessen Töchter das Palais um 50.000 fl. an den Obcrsthofmarschttll Adamliranzliürst Schvrarzenberg. Eine Bestandsaufnahme für den Käufer über- liefert uns, daß damals die Westhälftc mit der Kapelle völlig, die östliche nur teilweise eingerichtet war. Der große Saal stand noch in „rauben Matter-n". Die Nebengebäude waren bereits vor- handen und der Garten im wesentlichen nach dem Plan Jean 'l'rchet.s angelegt. Furst Scbwarzenberg scheint Hildebrandt nicht weiter beschäftigt zu haben, als er 1720 an die Vollendung der Anlage schritt; er zog Fischer von Erlach heran, der schon einige Jahre zuvor für sein Stadtpalais tätig gewesen war. Der Fürst schätzte ihn sehr und schrieb von ihm, er babc „wenig seines- gleichen in diesen Landen", wenn er auch hinzufügte, „und doch im Kopfe sichtbarlich einen Sparren zuviel". Fischer sollte jenen Paktst vollenden, der seine Lieblingsidec, das Gartensehloß mit vorgewölbtcnt Mittcltrakt, in monumentaler Weise verwirklicht, aber zugleich einsebneidcnd verändert hatte. Der Urheber des Baugedankcns kämpfte nun um dessen unverfälschte Wieder- gabe. Änderungen waren ohne große Umbauten nur mehr am Mitteltrakt möglich. Fischer vergrößerte die Fenster im Haupt- geseboll der Gartenfassitde, schloß sie rundbogig ab und zog die beiden Reihen der Obergescboßfenster zu ebensolchen hohen Rundbogcnfenstcrn zusammen, was auch eine bessere Belich- tung des Kuppclsilttls ermöglichte. So durchbrach er die ein- heitliche Fassadcngliedcrung und verlieh dem Mitteltrakt stär- kere Dynamik. Durch diese Veränderungen kam die Fassade dem „Lustgartengcbäude" so nahe, daß der gesamte Bau lange Zeit von der Forschung als ein Werk Fischers angesehen wurde. Der Umbau des Palais Schwarzcnbcrg war für Fischer nicht nur eine Gelegenheit zur „Vcrhesserung" Hildebrandts, sondern auch zur Auseinandersetzung mit cincr eigenen früheren Schaffens- epoehc. In den 25 Jahren, die seit der Konzeption dieses Bau- gcdankens verstrichen waren, hatte sich seinc Kunst, die nun vordringlich von der französischen „Klassik" und dem "Palladiu- nischen Klilus smus" Nordwesteuropas beeinflutit war, entschei-