analytisch erfaßt, finden sich heute in zahreichen praktischen
Anwendungen in der Feinwerktechnik, in Motorfahrzeugen,
Flugzeugen und in zahlreichen Zweigen der Technik, wobei
allerdings heute niemand mehr an Cajetanos Pionierleistung
denkt.
Zusätzlich zu dieser tcehnik-geschichtlichen Bedeutung kommt
der künstlerisch-handwerkliche Reiz des schönen Kastens, den
wir heute wohl eher als klassizislisch mit englischem Einfluß be-
zeichnen, und vor allem jener des Zilferblattes selber. Der breite
Tierkreis mit den miniaturartigen, eingebrannten, farbigen Bil-
dern des Tierkreises ist eine Emailleurhoehleistung, die noch
über die Produkte des französischen Emailmalers Jean Coteau
(von 1780 bis 1784 in der Manuiacture von Sevres) hinausgeht.
Des weiteren gehören die Bronzeverzierungen des Zifferblatt-
rahmens zum Besten, was in Wien auf diesem Gebiete geleistet
worden ist. Schließlich ist die Ziiierblattlorm mit der eigen-
artigen Bekrönung, mit Zwischenausbuchtungen neben dem
Haupthogen, eine reizvolle, allerdings kaum wiederholte künst-
lerische Weiterentwicklung der konventionellen barocken Ziffer-
blattform mit einem Halbkreisbogen über der quadratischen
Grundform.
Den vielen interessanten Einzelheiten kann eine kurze Beschrei-
bung wie diese unmöglich gerecht werden. (Auf Seite 25 ist ein
Zusammenfassender Überblick über die Bedeutung der einzelnen
Indikationen der Zeiger und Zifferblätter gegeben.)
Verstehen der verschiedenen Zeigerindikationen setzt allerdings
astronomische Detailkenntnisse voraus, die zur Herstellungszeit
der Uhr weit verbreitet waren, in der heutigen Allgemeinbildung
aber Platz für modernere und unmittelbar lebenswichtigere
Wissensgebiete gemacht haben.
DIE ERSTE „CURIEUSE FEUER-MACHINE" IN ÖSTERREICH
EINE GROSSLEISTUNG jOSllF ENIANUEL FISCHERS VON ILRLACH
Warum diese erste [Jampfmaschine Fcuermaschine genannt wur-
de, ist leicht erklärlich, wenn man bedenkt, daß zum Betriebe der
damaligen Maschinen die Menschenkraft, die tierische Kraft,
Wasser- oder Windkraft zur Verfügung gestanden sind.
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Die llischer von Erlachßehe Feuermaschine war eine Erstkan-
struktion in ihrer Art. 1723 war sie im Fürstlich Schwarzenber-
gisehen Garten als Antrieb für eine Watsservcrsorgungsanlage
errichtet worden. 1698 hat Thomas Savery, ein Engländer, seine
lieucrmasehine patentiert erhalten. Er war damit der Erste, der
die Dampfkraft für kleine Leistungen der Technik geschenkt
hat. Aber Saverys Feuermaschine war noch nicht vollkommen
genug, um den Siegeslauf antreten zu können. Schon 1700 baute
ein zweiter Engländer, ein Grobschmied namens Newcomsn,
eine Saverysclte Feuermaschine nach, verbesserte die Konstruk-
tion und baute die atmosphärische Kolbenmaschine, bei der
durch Balanzicr und Gestänge die Kraft vom Arbeitszylinder
auf die Pumpe übertragen wurde. Bereits 1710 machte er eine
neue grofie Erfindung, die Einspritzkondensation.
Eine Dampfmaschinenanlage bestand damals aus einem Kessel,
in welchem Wasser zum Sieden gebracht wurde. Der entstehen-
de Dampf strömte in einen darüber befindlichen Zylinder, in
dem sich ein Kolben befand. Dieser Kolben wurde unter dcr
Einwirkung des Dampfdruckes in die Höhe gehoben.
Dieses Einlassen des Dampfes und das Auslassen aus dem Zy-
linder wurde zuerst händisch durchgeführt, spiitei" durch die Be-
wegung des Kolbens selbst gesteuert (Erste Automation). Der
Wirkungsgrad derartiger Maschinen war sehr nieder, da man
große Wiirmeverluste durch Dampfverluste hatte. Die liin- und
hergehende Bewegung des Kolbens wurde von einer Art Waage-
balkcn, dem Baxlanzier, auf die Pumpe übertragen.
Newcomcns zweite Erfindung bestand darin, daß er in dem Zeit-
punkte, in welchem der Kolben seinen oberen Totpunkt erreicht
Originalmotlell der „Feuer-Mascliine" von Josef Emanuel Fischer von
Erlach für den Schwarzenberggarten, 1723. - 'l'cchnischcs Museum,
Wien,
johann Basilius KÜChClbCClxCF berichtet darüber in seinem Buch: "Aller-
neueste Nachricht von der Ka_vserl. Rcsidentz-Stadt Wien", Augsburg
1730: „ . . . Endlich hat vorerwehnter Herr Fischer von Ei . eh dergleichen
Feut-r-bizlschine allhier in dem Fürstlichen Schxt" "izunhergischen G
ten verferligct, um die aus dem in der Höhe befindlichen Reservoir
herunter in die Fonlainen fallende Wasser wiederum hinan zu bringen.
und also durch eine beständige Circulation die Fontaincn springcnd zu
erhalten. - lis kostet aber dieselbe aufzurichten und zu bauen an die
20.000.- Kayser-Gulden."