Ein ltlaskenbzillbcsucher, nach Art eines Harlekins kostümicrt, ist im Begriff, in den Laden eines Maskenhiintllers einzutreten, (Titelblatt des ..Entdecktcn Carneval", Wien, 1709.) Groteske Faschingsfiguren; in der Mitte ein Capitann, die bekannte Figur aus der italienischen Commcdia delVitI-tc. Entwurf von Lodovico Ottavio Burnacini (geb. 1636, gest. 1707 in Wien). Die hier gezeigten Aquarelle Burnacinis entstanden in der Zeit zwischen 1670 und 1707 als Kostümentwürle für die Faschingsfeste des Wiener Hofes. burger, für den die nach dem Zeremoniell in ihrer Dauer je n dem Grade der Verwandtschaft zum Kaiser genau abgestufte I der „Klage" gehalten werden mußte, in der jede öffentliche l terhaltung „eingcstellef blieb. In den letzten Jahrzehnten 17. Jahrhunderts hielt man dann meist sogenannte „Akademic Strcitgespräche nach kirchlichem Muster, nur mit durchaus w liehen Stoffen. Vielfach stand die Liebe im Mittelpunkt der A einandersetzungen: Ob ein Kavalier cntschuldhar ist, der, seiner Dame zu gehorchen, eine andere beleidigt? Ob sich im hcn Anlage oder Erziehung besser bewährt? (1685). Es gal' diesem Fasching durch 6 YVnchen hindurch an jedem Sam: ein solches „Divertimento Academico" wobei die Kavaliere : bemühten. vor dem Kaiserpaar, vielen Adeligen und Damen „l e spiritosi diseorsi sopra bizarri problemi molto curiosi e viv. zu halten. Der liaschingdienstag, dem nach soviel irdischer Lust die Fast zeit mit ihrer Einkehr und Besinnung auf das Jenseits fol, brachte das größte Fest, Höhepunkt und Abschluß zugleich: „Wirtschaff odcr „BauernhochzciW. Es waren dics Maskenfi ungefähr gleichen Charakters, wie sie schon in der ersten Hä des 17. Jahrhunderts am Kaiserlichen Hof gehalten wurden, Leopold I. aber den Fasching so regelmäßig beschlossen, , man nur mehr von der „gewöhnlichen" (d. h. gewohnten) „W schaft" sprach. Andere Formen großer Maskenfeste sind se bezeugt; das originellstc- war wohl das „Königrcich", das I pold l. nach seiner ersten Verheirzttung hielt (1669); in eit fingierten Königreich waren Rang und Stand, allerdings nur eine Faschingsnacht, vollkommen verändert: ein Kavalier ' König und der Kaiser „ein Silberdicner", die Kaiserin „ein Cai liriiule so zugleich schenkht". Für die „Wirtschaftcn" bildete sich dann mit der Zeit ein stimmtcr Ablauf heraus. Der ruhende Pol in der lirscheinun Flucht waren Kaiser und Kaiserin, die als Wirt und Wirtin „7 schwarzen Adler" als Gastgeber fungierten und nun bei '„Bauernhochzeit" die Hochzeitsgäste hcwirteten oder bei „WirtschafW Gäste aller Herren Länder empfingen: immer ' es freilich der enge Kreis der „Kaiserlichen Hof-Statt", der ihnen teilnehmen durfte. Im ersten Teil des Festes wurden Kostüme bcschaut, wohl auch ein wenig getanzt und ein „l gang" in folgender Ordnung gehalten: Den Zug eröffneten einer „Baucrnhochzeif der Naehtwächter und als ledige Knet die höchsten Hofämter, Übcrsthofmeister, Ohcrstkiimme Obcrstküchenmeister vom Hofstaat des Kaisers, der Kaisi und der lirzherzoge; es folgten Wirt und Wirtin (Kaiser undl scrin) und paarweise, immer Mann und Frau derselben Berufs ihr Personal: Kellner und Beschließerin, Koch und Köc Knechte und „Dierncn"; Spielmann, Marktschreier, Schult ster und Kaplan bildeten eine Zwischcngruppe, auf die die Br: leute mit Vater, Mutter und ihren Verwandten, sowie Brautl rer und Kranzljungfrauen folgten. Dann kam wieder eine Vic gruppc, Herrschaftspflegcr, Dorfrichtcr, Soldat und Dorf-Jud zum Abschlull Bauernpaarc aus ganz Europa: spanische, „en_ lischc", „wälsche", schwedische, dänische, hannakische, sch hische, tirolisehe usw. sogar türkische. Anders kostümiert wa die Teilnehmer an einer „Wirtschaff, die mehr städtisches präge hatte: statt des Nachtwächters eröffnet-e der „Thorwä den Zug, Gewerhsleutc, wie Glaser und „Fleischhacker" ft tcn. An die Stelle von Spielmann, Marktschreier und Schulr stcr bei der „Bauernhochzeif trat der „Musicus" und statt Hc zeitszug und Dorfgemeinschaft erschienen Vertreter aller n' liehen Nationen aus ganz Europa: „Alt-Teutsche", Venezia Moscoviter, Griechen, Pcrsianer, Mohren und nur vercin Bauern; Capellan und Jud waren hier wie dort. Die „Wirtschaften" fanden stets zur Faschingszeit statt; au dieser nur, wenn man einen besonderen Gast besonders eh wollte, wie Peter den Großen, der im Jahr 1698 Leopold I. Wien besuchte. Ihm zu Ehren wurde am 21. Juli in der „Kay liehen Favorita" (dem heutigen Theresianum in der Favorit