DIE TAPISSERIEN-SAMMLUNG DES KUNSTHISTORISCHEN MUSEUMS IN WIE} Von ERWIN NEUMANI Die Tapisserien-Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien darf hinsichtlich der künstlerischen Bedeutsamkeit ihrer Bestände und hinsichtlich ihrer Reiehhaltigkeit als eine der groß- artigsten ihrer Art bezeichnet werden; neben jener des König- lichen Schlosses in Madrid und neben jener des Mobilier Natio- nal in Paris ist sie die dritte der drei bedeutendsten Tapisserien- Sammlungen der Welt! Leider werden es raumteehnischc und konservatorisehe Gründe nie gestatten, die überreichen Schätze dieser Sammlung dem Publikum zur Gänze darzubieten. Eine gewisse Anzahl ihrer schönsten Behänge kann jedoch jederzeit in den Sälen der Sammlungen für Plastik und Kunstgewerbe bilier National in Paris aus jenem der französischen Krone hei ausgewachsen ist, so ist auch die Tapisserien-Sammluug de österreichischen Staates aus dem Besitz seines ehemaligen Herx scherhauses hervorgegangen. jeder dieser drei Bestände verdank sein Entstehen den wechselnden Bedürfnissen der höfisehen R: präsentation: hier wie dort wurden die vielen Wandteppiche be nötigt, um die Räume der betreffenden herrseherlichen Schlös ser bei besonderen Anlässen besonders festlich und prunkvo auszustatten. Die Geschichte des Zusammenwachsens der östex reichisehen Tapisserien-Sammlung ist in ihren Einzelheiten noc nicht genügend untersucht. Eine einzige ihrer Serien läßt sie Zeus nähert sich Danae in der Gestalt des Goldregens. Zwi- schen 1541 und 1550 in Fon- tainebleau für König Franz I. von Frankreich gewirkler Bildteppich aus einer Serie von sechs Behiingcn mit my- lhologischcn und allegorischen Szenen. Das Minelleld gibt Wandgemälde des Primalic- cio in der „Galerie des Refor- mös" (Galerie Franz I.) im Schlosse Fontainebleau wic- der. Wien, Kunsthistorisches Museum, Tapisserien-Samm- lung, (ca. 3.32 m hoch, ca. 6.25 m breit). (im Hauptgcbiiudc des Kunsthistorischen Museums, Wien I, Burgring 5) und in den Sälen der Waffensammlung und der Sammlung alter Musikinstrumente (in der Neuen Burg, Corps de Logis) besichtigt werden; weitere zu den Beständen dieser Sammlung gehörige Bildtcppichc befinden sich in den Schau- riiumen der Burg und in den Schauräumcn des Schlosses Scriön- brunn. Wie die Tapisserien-Szimmlung des Königlichen Schlosses in Madrid aus dem Gardemeuble der spanischen und die des Mo- mit einiger Wahrscheinlichkeit bis in den Besitz Kaiser Maxi milians II. (bzw. bis in den Besitz seiner Schwester Katharina Gemahlin König Sigmunds II. August von Polen) zurückverfol gen. Das Gros ihrer Bestände kam jedenfalls während des 17 und 18. Jahrhunderts aus dem Eigentum der verschiedenen Mit glieder des Hauses Habsburg zusammen; besonders viele Serie: stammen aus dem Besitz der österreichischen Statthalter in der Niederlanden und aus dem lorhringischen Erbe Kaiser Franz I In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterstanden all! l Allgemeine 11.111.111: zur 'l'nplsurlen-Sammlung ließ Kunuthlstoriacheu Museums In W10": 1mm 1111m von 111m lnvunlnr der lrn 11mm des Allerhöchslen Kai- nerhnuses hellndlk-hcn Nlederlämler 1111191111 uml Cobellns. In: Jahrbuch .19: Kunnthlutorlschen Summlungen 1m Allerhöchslen Knlserhnuses 1., 1m, s. 21311., und 2., 11m4, s. 16': 11. - Ludwlg 11111111111: Dle Wiener Gobellnsammlung. Amt- llche Auugube u" Uuterrclchlschen Stuutllrheu Llchtblldstelle, W181. 19211. - 11111111059 der GobelIm-Aunntcllungeu Im Oberen Belvedere, Wlen 1920, 1921 und 1922; zusammengestellt von 1.. 11.14.11, luarlulgegeben von de! Staatlichen Licht- blldstelle In wlen. - Hermann Schmllz: Dlc Wiener Gobelin-Sammlung. In: ue vedere 2., 1m, s. 1x1. und a4 n. - Edmund w. Braun: Die Gobelins uac Boucher und du: Menme rone In der Wiener Hofburg. In: Belvedere 3., m s. 4411. (Die Aulsllze von u. Schmllz und r. w. m-nnn erschienen venlni; auch In Buchform.) - onn Quelle: Der xpanlsch-purlugleslsche Kulturkreis an wxenen Gobellml, Leipzig um: (Fcutschrlll zum zehnjährigen Bestehen des Iherv Amarlknnlnchen lnstlluies Berllll, l930fl940). - Amm Spltzluüller: Kunst m Usterrellzh. Tupluollell. Bad Vdulau 1955 (Pllvßldruck). 16