ZUR GESCHICHTE DES OSTEREIES IN ÖSTERREICH Von ADOLF MAIS Die Wurzeln des heute zu einer Freudenquelle für jung und alt gewordenen Ostereier-Brauches sind mannigfaltig und verlieren sich alle über die historischen Gegebenheiten hinaus in der bio- logischen Funktion des Eics als dem Symbol des werdenden Le- bens, des entstehenden Lebendigen aus scheinbar toter Substanz und schließlich der Auferstehung und Wiedergeburt der Natur. Schon die Zauberlexte des l-lellenismus berichten von gefärbten Eiern; Grabungen am römisch-germanischen Griibcrfeld bei Worms aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts brachten bemalte Eier und ebenso Grabungen im altslavisehen Bereich in Schlesien und Galizien. ' Daß man sich aber schon zur Zeit der net um Ostern des jahres 1604: „Mehr ihr gnaden khaufft guldes ay vnd . .. 51 ß 21 D." und im März 1625 verrechnet das gleiche Kloster in den Hofmcisterrcchnungcn von Reichcnau für die heute nach Niederösterreich gehörende Pfarre Payerbach „ . .. vmb Ayrfarb 413") T. Fünf jahre später, 1630, erfahren wir, daß jedes Gemeindemixglied von Puchberg am Schneeberg Fim Karsamstag bei der Wasserweihe dem Pfarrer ein „Walg-Ei", das vom Spiel „Eiei-WaIgen" seinen Namen erhielt, abliefern mußtc und im heute eingemeindelen Stolzenwörth auch der Mesner mit einem solchen bedacht wurde. Die Bezeichnung „Wulg-Ei" taucht 1660 in Rossatz in der Wachau wieder auf und zwar schuldete Titelblatt und Tirelkupfer der im Jahre 1675 herausgegebenen Osterpredigten des Wiener Barnabilcn P. Don Florentius Schilling. (Österreichische Nationalbibliothek). s {hab} I. ßonntagliöe Qrebigteni OVUM PASBALE, ' I4 ßßwwavw Pfääf P. D911 cousmämm ARZONNI. mwwrm-ßmwwwa C-Gmhlunlvlqk c-uumnm V _ I Paezgrl-aesmßmlam g Fatimiden (10. bis 12. Jahrhundert) in Ägypten zur Osterzeit bunte Eier schenkte und mit ihnen spielte] ließ den Gedanken an eine Übertragung des Brauches durch die Kreuzfahrer auf- kommen. Wenn man aber das Eieriärben in Deutschland bis 1553 zurückverfolgen kann" und im Jahre 1560 bei den Bene- diktinerinnen von Göss in der Obersteiermark „Bresilfarbe" zum „Axel-färben" erwähnt wird ', so muß man unwillkürlich an den Ferman Solimans II. aus dem Jahre 1536 denken, der eine „Zeit des Eierfärbens" (kroat: „o Earenim jajima") als Geschenktermin im sächsischen Bergrecht Bosniens erwähnt s, die Entspre- chungen in der türkischen Bezeichnung der Osterzeit als „kizil yurmurda" und im persischen Namen „beida surch", was beide Male „rotes Ei" bedeutet G, besitzt. Damit aber rückt die Möglich- keit der Übertragung des Ostereier-Brauches durch die Türken in greifbare Nähe. Doch zurück nach Österreich. Das Kassabuch des Zistcrzienser- klosters Ncuberg an der Mürz in der Obersteiermark verzeich- 1 Rlchuxd Belll, Wörterbuch der deutschen Volkskunde, 2. AuIL, Stutt- gut was, s. 584. 1 Adolf Jueoby, zur Geschichte der ourrrirr. In: Heu. Blätter mr Volkskunde, XXVllllGleßen m9, s. m l Hugo Hepdlng, Ostereier uria Osterhase. m: Heu. Blätter lür Volkskunde, XXVllGleßen 1928. s. 1x1 l Albert Becker, Osten! und Osterhase. Jena m1, s. 431„ vgl. dnzu Leopold Krotzenbaehex, Vom roten Ostens] In der grünen Steiermark. m: Schweizerisches Archiv mr vuurrkuuur, 52x 13., Basel 1951, s. ms hier „jeglicher zu Ostern sein walgair" dem Fährmann im Falle der Neuanschaffung einer Fähre B. Verliältnismäßig früh ging man dazu über, den Namen „Osterei" oder „rotes Ei" im übertragenen Sinne für Geschenke aller Art und zwar sowohl für Sachspenden besonders an höhergestellte Personen als auch allgemein oder an bestimmte Persönlichkeiten gerichtete literarische Widmungen zu verwenden. So übersendet im Jahre 1634 der Maler Johann Hornstein ein von ihm gemaltes Gewerkschaltswappen dem Vorsteher der „Innerbergischen Hauptgewerkschaft" „an statt eines Rotten Ay" und die gleiche Gewerkschaft bestimmt im folgenden jahre als Anerkennung dem „Georg Fronhofer wegen fleißiger solicitatus der gewerkh- schallt bey hoff anhengiger saehen . . . zu einem osteray . . . drey gams heit (z Gemsenhäute)" ". Daneben aber hatte so ein Osterei etwas Verpllichtendes an sich, so, wenn zum Beispiel die Ge- meinde Brunn am Gebirge im jahre 1638 „dem Doktor Perger zu Ostern ein roths Ei" (bestehend aus Viktualien) „aus Verehrung" i Fehlm Spaho, Tllrikl mdnnilil Zükßni. In: Ülllilllk zcmuljiikog muzeju u Bosnl i Hcreegovlnl, xkv, Sarajevo im, s. 194. ß Hepdillg, u. n. 0.. s. m. 1 Kretzenhucher, u.u.O., s. ins. 9 Leopold Schmidt, Nledorösterrelehlsehe OHIOIEICI In alle! Zelt. In: mitun- blind-Kalender, Wien 1955, s. a1 ß Krztzenhucher, 1.:. 0., s. 10a. 17