SCHLOSS ESZTERHAZA - rDAS UNGARISCHE VERSAILLES Von BERTALAN KERY Für die Entfaltung der bildenden Künste in Wcstungarn war das Mäzennt-entum der Fürsten Esterhäzy von größter Bedeutung. In dem Bestreben, es dem Kaiserhaus an Praehtentfaltung und Glanz gleichzutun, intensivierten sie im Laufe des 18. jahrhun- derts ihre Bautätigkeit, die mit dem Ausbau des Residenzschlosses in Eisenstadt ihren Anlang genommen hatte.Zwischen1701-1772 ließen die Esterhäzys bei Eisenstadt-Obcrberg einen künstlichen Berg errichten und ihn mit Kapellen und Statuengruppcn aus- statten. liürst Paul Anton nahm seit 1750 Seinen ständigen Wohn- sitz in Eisenstadt und lebte dort hauptsächlich den schönen Kün- sten, vor allem der Musikh Als er 1762 starb, folgte ihm sein Bruder Nikolaus in der Herrschaft, der den Beinamen der Präch- tige führte und sich gerne mit dem Mediccer Lorcnzo vergleichen stung aber Schloß Eszterhiiza (Fcrtöd) darstellt, das südlich des Ncusicdlersees, mitten in einer sumpfigen, schillverwachsenen Gegend errichtet wurde. Noch zu der Zeit, als die Bauarbeiten im Gange waren (1764-1763), galt die Gegend als beinahe un- bewohnt. Bis hierher reichten die Sumpfwiescn der Hansäg und in den benachbarten Dörfern wohnten Fischer in armseligen Hütten. Der breite, dreigeschossige Mitteltrakt _mit Seinem reichen bau- plastisehcn Schmuck und die an beiden Seiten bogenförmig sich anschließenden Nebengebäude begrenzen dcn nach französischer Art U-lörmig angelegten lihrenhol. Der nur wenig hervortreten- de Mittclrisalit wird von einer zweiarmigen, geschwungenen Frei- treppe belebt. Die einzelnen Stockwerke sind durch Pilastcr zu- sammengefaßt und die Fronten von Giebeln bekrönt. Die Garten- Fcrlüd. Schlul? lialcrhnzal. Anxichl der UIIFIUHIVITJHI. ließ. Er vor allem war es, der den Ruhm des Hauses Esterhiizy begründete. Nach seiner Rückkehr von einem längeren Aufenthalt in Frank- reich galt ihm das, was er dort gesehen, erlebt und studiert hatte, die durch den Merkantilismus erstarkte Monarchie, die hölisehe Bildung der vornehmen Kreise und die Pracht des französischen Hofes, als das große Vorbild. Wie die deutschen Fürsten, die böh- misch-miihrischen Adelsgcschlechter und die polnischen Magna- ten in Tracht und Benehmen, in der bildenden Kunst und in der Musik den Hof von Versailles nachzuahmen suchten, so riehtete man sich aueh in den Schlössern der ungarischen Aristokratie in der Zweiten Hälfte des 18. jahrhundcrts ganz nach dem französi- schen Vorbild. (Iseklesz, Püspöki, Kirälyfa, Ivänka, Gödöllö folg- icn im allgemeinen dieser Richtung, deren hervorragendste Lei- I So mm er sich ein Orchester eingerichtet, iitiwi Dlrlgeiil Gregor Joseph w... im, Lllld seit 1762 Juilepll 11mm m". Tulentlerle Älhllßl seiner Eltiellxllllfe! An- gestellten besuchten lll! Wiener Aknilelnle. V01! im blii 172m Wllfßll es Ihrer zwölf. seite zeigt dieselbe Gliederung, doch steht hier anstelle der Frei- treppe ein von vier Säulen getragener Balkon. Die Einzelformen, - der Turm, die Giebel, die Geländer, Tür- und Fensterrahmun- gen, - sind leicht. spielerisch und mit großem Erfindungsreich- tum durchgeführt. Die schweren Barockmotive sind hier von den malerischen und feinlinigen Ornamenten des Rokoko 21b- gelöst. Größter Wert wurde auf die Innenausstattung, die außerordent- lich verschwenderische und mannigfaltige Dekoration der Ge- mächcr gelegt. So ist die „sala ierrena" reich stukkiert und der im Hauptgeschoß befindliche große Prunksual, sowie die Ka- pelle sind mit Deckenfresken, vergoldctem Stuck und allegori- schen Statuengruppcn verziert? Eines der vom Fürsten bewohn- ten Zimmer wurde in ostasialischem Geschmack mit japanischen 1 Diese Zuivummenluxnung beruht Im vfeselllllehen mit i!!! 'l'upugruplllc Csatknl Entlre - Ueresbnyl Dezatö; Sopnm 6x4 ltörnybke lnüemläkrl. Iludnpeut, 1956.