Abb. 6 Die für die deutsche Ausgabe der Moscovia (1557) angefertigte Karte, die dritte der Herbersteinschen Kar- ten des Moskauer Staates. Am obe- ren Rand Illustrationen zu Herber- steins Leben: seine Reise nach Spa- nien, die Kämpfe gegen die Vene- zianer (1508, 1510, 1514), Reise nach Ungarn im Kotschi-Wagen und mit Booten auf der Donau und die Reise nach Moskau (siehe Abb. 3). An den Seiten Moskauer Waffen; links unten der Großfürst, rechts unten Sättel und in der Mitte Ur und Bison, die Herberslein in Polen gesehen hatte. Blickfeld der Europäer gerückt. Der neue Staat mit Moskau als Zentrum, der sich seit dcr Mitte des 14. Jahrhunderts zu bilden begann, blieb, da ein Teil des Tatarenrciches bis i_n die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts unbeachtet. Von den siebziger Jahren des iijahrhunderts an begannen sich auch schon die Nach- barn der Anrainerstaaten für den Moskauer Staat zu interes- sieren, doch das Interesse blieb ein rein politisches. Die Ge- bildeten und geographisch Interessierten wußten vom Moskauer Staat nur sehr wenig, denn die vor Herbersteins Werk erschiene- nen Berichte gaben nur ein sehr unvollständiges und unklares Bild. Durch Herberstein wurde zum erstenmal ein größerer Kreis von Gebildeten mit dem Moskauer Staat vertraut gemacht. Allein schon durch seine große Verbreitung - bis zum Tod des Verfassers (in Wien, am 28. März 1566) wurde das Buch acht- mal und in drei verschiedenen Sprachen gedruckH - hat das Werk das Rußlandbild der Europäer mehr als eineinhalb jahr- hunderte lang außerordentlich stark beeinflußt. Es war wohl auch deshalb so beliebt, weil es trotz der sachlichen Darstel- lungsweise fesselnd geschrieben ist, und weil Herberstein es verstand, die Freude am Entdecken und am Entdeckten auch auf den Leser zu übertragen. Aus dem Werk - wie auch aus der bedeutenden Autobiographie Herbersteins - leuchtet immer wieder die Persönlichkeit des Verfassers hervor, der frei von ständischen und nationalen Vorurteilen alle Menschen, auch 1 Dle lateinische und um holden deutschen Fmmllngen den Werkes wurden wieder- mm gedruckt: 1m. 1ss1, 155a, 1551 (zweimal), 156a, 155a, 1551 (zweimal), 1571, 151a. 151-1, 1m, 1m, 1mm, 1010, 12m. Es wurde 1550 In! Italienische, 1m m Tschechische (nur m1.) und 1as1 m. Englische lhuruatzl. (m. Aufstellung "zum nlchl Anspruch uul Vnllntlndlgkelt.) die Moskoviter, unbefangen erkennen und beschreiben konnte, da er sie in ihrer Eigenart gelten ließ: „Weil ich auch, Gottlob, so vielerlei nationcn erreicht und durchzogen, mag ich mit Wahrheit sagen, daß ich allenthalben, das, was in meinem Vater- lande gemein ist, befunden habe, gutes und böses, also daß ich mich über keine nation zu beklagen habe, denn mir ist allent- halben alles gutes, gnaden, lieb und lreundschaft erzeugt wor- den." Sein Vaterland war dic Steiermark. zuhause war er im zivilisierten christlichen Europa. w RERVM MOSCOMS VITICA RVM co- MENTARII} lNhü: commwüs fpa-üm mmmuhzbebü candide Lcflor. Rußigßl ' M lizßM f 4 ' quulllmräiilililsiam riotmn o m": .D:Rdip'orl: vzrüüifcnafuntzlixqmnokl cum ' man conuniunx- man _ cuuppundusq ' anpunMoraaHävumi-m IXUWQ. Quhkiiq modnmücudaaeiou-nuu: lthuuhppojümü Abb. 7 Titelblatt der ersten Amgube von llerberstcins Moscovin, Wien 1549. 34