PEPPINO IWIETERNIK Geboren 1919 in Wien. Ausstellungen im ln- und Ausland. [Werke im Besitz: der Graphischen Sammlungen in Wien. Bundesministerium für Unterricht, der Österreichischen Galerie. des Historischen Museums der Stadt Wien sowie in privaten ausländischen Sammlungen. Lebt in Wien und ist als tterufsschullehrer tätig. Studienreisen nach khweden und Italien. Angeregt durch das Studium der Musik (Zwölflontechnilz) setzte er sich mit den abstrakten Klangvibrationen auseinander. In seinem 1953 uerfaßten Manifest „Etwas über die absolute Malerei" ist zu lesen: ,.Die absolute Malerei ist die Kunst, die alle „Ismen" in sich aufgesogen hat, die im Ungegenständlichen ihren Plat: hat und durch die reine Gestal- tung von Farbe, Fläche und Linie das ewige Material für die strenge und freie Aussage schöpft. Sie setzt als Ziel. das Wesen der Farbe, das Eigentliche, ihre Eigenlebiglaeit und Gesetzlichkeit anschaulich darzu- stellen und aus feinsten Bewegungsfalgen Werke zu formen, ähnlich dem Tunbildner, der die mannigfaltigsten Uariationsmöglichkeiten in- nerhalb der erkennbaren Gesetze auswertet und hörbar macht". Hand in Iland mit dieser Erkenntnis mischte er unermüdlich an dem Überblick der Farbendlichkeiten, an einem Farbirertleörjäer. [Jnzäh- lige Farbtafeln entstanden. Farblareise nach Ilelmholtz, Goethe, Schopen- hauer, Ostwald und Renner mischte er zu Studienzwecken. Er entwickel- te den dreifältigen Stammfarbtonlzreis, in tlevnser lt"eiß und Srhzuarz als gleichberechtigte Farben neben den zwölf gleichahständigen Stimm- farben, wie er sie nennt, setzt. Eine anschauliche Darstellung der Farb- bewegung verfertigte er im ]ahrc 1955. Preis-träger im 7. Österreichischen Graphila-llyettbeurerb Innsbruck. Preis des Italienischen Kulturinstitutes. sich selbst haben. Das Alte sowohl wie das Neue. Sie benutzen so gut wie gar keine Gelegenheit, mit jenem wie mit diesem sich auseinander-zusetzen. Und es ist ihr Mißtrauen gegen den In- tellekt so groß, dall sie nicht einmal den Weg der Bildung betreten. jedoch: während sie gar nichts zu tun scheinen oder Übles, warten sie auf ihr Damaskus. Auf den Strahl von oben. Auf das Fallen vom Pferd, vom Maulesel, vom Faultier, von der Schildkröte, oder wie immer sonst das Vehikel ihrer Be- quemlichkeit heißen mag. Peppino Wielernik ist sehr spät gefallen. Er mußte erst die akademischen Lehrjahre hinter sich bringen; das Gewissen über Peppinn Wielcrnik, Wandlung II. 1'157. Wien, Privnihcsilz. ein schon heimlich zu tun Beabsiehligtes beruhigen; die Ge- wißheit erlangen, daß er nicht ob Versagens vor der Natur die jetzt günstige Gelegenheit nützte, durch den bloßen Gebrauch einer den realen Gegenstand undeliniert lassenden Kunstsprache zu den Ehren eines Abstrakten zu kommen. Seiner Veranlagung nach hätte er auch Musiker werden können. Weil er Maler ge- worden war, suchte er nach einem ebensolchen Canon, den aber die Maler, weil bisher dem nichts als Sinnlichen zugeordnet, noch nicht besitzten. Den Bildern Wieterniks können nun fol- gende Leitsätze beigeben werden. Linien und Farben - den Worten nicht gleich, aber ähnlich -, mit deren Hilfe Gestalt und Sinn der Sehöpfungsdinge jederzeit vergegenwärtigt werden können, schrumpfen auf eine Art Noten- schrift ein, die jene, die sehend zu hören vermögen, nur noch die von diesen Dingen verursachten Gefühle empfinden läßt: der Weg des ztbstrahiercnden Zeiehnens, Malens, Nlodellierens läuft also dem des schon ab initio abstrahiercnden Musikmaehens parallel, allerdings mehr der Absicht als dem Effekte nach. Es ist nun sehr lehrreich, zu sehen, wie aus dem Logogramm - so woller wir das gegenstandhafte Bild behelfsweise nennen - das Ideogramm sich entwickelt. Wie für die Bezeichnung der Dinge ein Zeichen gesetzt wird, verwandt, zum Beispiel, dem Verkehrszeichen, das die verschiedenen Verkehrsmittel, jetzt zu einer stillestehenden, jetzt zu einer sich bewegenden Einheit zusammenfaßt; das individuell Gcwollte dem allgemein Gesell- ten unterordnend. Analog dieser Zeichensprache, die nur zum Verkehrsteilnehmer redet, und Zwar so, als sei er nur ein solcher, als hätte er an nichts sonst Teilhabe, als ginge oder führe er nur zum Zwecke des Gehens oder Fahrens, um das Ansich der Ruhe und der Bewegung zu erleben, entstand, und entsteht wei- ter, in den Künsten eine Sprache, die an nichts als Sehende sich wendet (oder sie erst konstituiert), an Wesen also, die nicht ein zu Sehendes, sondern das Sehen selbst genießen wollen. Und daß sie dieses Ziel erreichen, und kein gewohntes Etwas doch 16