und einer oft souveränen Beherrschung des Goldschmiedehancl-
werks gegenüber. Mehr als die Hälfte davon ist germanisch,
so etwa der prächtige Schatzfund von Osztropataka (Slowakei),
der durch seine prunkvollen Goldmedrtillons und die einzigartige
goldene Ehrcnkette bekannte Fürstcnschatz von Szilägysomlyö
in Siebenbürgen oder das goldreiche Grab einer Fürstin aus
Untersiebenbrunn im Marchfeld. Aber auch byzantini-
sche und hyzantinisch-slawische Silberschätze werden gezeigt,
und als Glanzstück ist endlich wieder der weltberühmte, aus
23 Gefäßen bestehende Goldschatz von Nagyszentmiklös (früher
fälschlich als „Schatz des Attila" bezeichnet) zu sehen;
Generationen von Gelehrten haben sich um die Lösung der
vielen Rätsel bemüht, die er aufgibt, seine künstlerische Her-
kunft und zeitliche Fixierung, das Volk, das ihn geschaffen,
ist noch immer geheimnisumwittert - aber ungeachtet dessen
packt jeden Betrachter die strahlende, fremdartige Schönheit
dieser formsicher gestalteten Schöpfungen.
So darf man ohne Übertreibung sagen, daß sich kein Besucher
dieser Ausstellung dem unbeschreiblichen Reiz so vieler völlig
unschätzbarer Meisterwerke der Goldschmiedekunst entziehen
kann, unter denen sich mehr als ein Unikum befindet. Die „fun-
kelnden Schätze", von denen uns alte Sagen berichten, sie stehen
zum Greifen nahe vor uns in den Vitrinen.
Krug aus dem Goldschatz von Nagyszcntmiklös. U. jh.
ANTWERPEN GIBT EIN BEISPIEL:
PLASTIK
IN
DER
STADT
Von JOHANN MUSCHIK
Die Stadt Antwerpen an der Schelde. Hauptstadt der belgischen
Provinz gleichen Namens und bedeutender Überseehafen, ein
Umschlagplatz für die belgischmordfranzösische und rheinisch-
westfälisehe Industrie, hat rund eine Viertelmillion Einwohner
(mit Vororten rund eine halbe Million). Als Lodc Croeybeckx,
Antwerpens Bürgermeister, am 10. November 1949 im Magi-
stratskollegium die Idee äußerte, eine Ausstellung internationaler
Skulptur zu veranstalten, ahnte er nicht, daß hunderttausend
Besucher kommen würden. Diese erste internationale Bildhauer-
ausstcllung fand im Middelheimpark statt, der einstmals auch
einem Bürgermeister gehörte: Pieter Gisbert van Schorel (zweite
Hälfte des 18. Jahrhunderts). Im jahre 1910 wurde das Areal
im Ausmaß von 15 Hektar von der Stadt Antwerpen aufgekauft.
Das Sehlößchen im Stil Ludwig XVI. und die schöne barocke
Parkanlage stammen von dem Pariser Architekten Guimard, der
auch der Schöpfer des Parkviertels ivon Brüssel war.
Zehn Länder haben sich an der ersten internationalen Bildhauer-
ausstellung im Middelheimpark beteiligt (Juli bis September
1950). 167 Werke wurden gezeigt, Beispiele moderner Bildhauer-
kunst. Am Tage der Eröffnung kam Ossip Zadkine: „Wie sehr
werden Sie sich verwaist fühlen", meinte der berühmte Mann,
„wenn all diese Schönheit Sie verlassen haben wird".
Middelheim war vom Krieg zerstört gewesen, der Boden von
Benzin und Öl getränkt, die Bäume durch Bombeneinsehlag ver-
stümmelt. In aller Eile, binnen weniger Monate vor Eröffnung
der Schau, war der Park wiederhergestellt worden. Während
der Erüffnungsrede überkam Lode Craeybeckx ein Einfall: „Hier,
um uns herum, hat rohe Gewalt im letzten Krieg viel Herrliches
geschändet", leitete der Bürgermeister seinen Gedanken ein.
„jetzt herrscht wieder Friede und Schönheit. Wo Dummheit
und Hall zerstörten, begegnen Werke des Geistes, in vielen Län-
dern geboren, einander. Du, hier anwesende Schönheit, verlasse