nologisch geordnete Verzeichnis aller Autoren und Titel von 1885 bis 1959. Nicht nur, daß diese eindrucksvolle Aufzählung eine Fundgrube wcrtvollster Literaturhinweise darstellt, wer zwischen den Zeilen des lndex zu lesen versteht, erhält Einblick in die Geistes- und Kulturge- schichte der vergangenen 75 Jahre. - Zunächst, in den ersten zwei Jahrzehnten, haben Publikationen über aktuelle Probleme der Architek- tur, der Innendekoration und des Kunsthandwerks das Verlagspro- gramm bestimmt. Es ist die Zeit, da an der Fertigstellung der letzten großen Ringstraßenbauten gearbeitet wird. Aus rein praktischen Er- wägungen und aus der Tendenz zur historisierenden Stilkopic wird auch zu vergangenen Kunstepochen, vor allem zum Barock, Stellung genommen. Bald aber treten die Namen Ottot Wagner und Franz Obmann immer stärker in den Vordergrund und mit ihnen gewinnt dir „Modcrne" an Bedeutung und Einfluß. In gleichem Maße aber, wie die Architektur nun neue, von vergangenen Stilen unabhängige Wege geht, tritt die junge Kunstgeschichte auf den Plan Und beginnt mit wissen- schaftlicher Methode die Kunst der Vergangenheit zu erforschen und und zu analysieren. Max Dvofak und Julius von Schlosser mögen hier nur als zwei der wichtigsten Autoren des Verlages und als Autori- täten ihrer Wissenschaft genannt sein. Allmählich geben diese Männer, ihre Schüler und die von ihnen geleistete Forschungsarbeit dem Verlag Schrolfl ein neues Gepräge; das eines Kunst- und kunstwissenschaftli- chen Verlages, als den wir ihn kennen und als der er sich einen weit über Österreichs Grenzen bekannten Namen gemacht hat. In steigen- dem Maße erscheinen nun kunsthistorische Werke; so, um nur ein Bei- spiel zu nennen, seit 1907 die österreichische Kunsttopographie (33 Bände). Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kommt für einige Zeit eine neue Sparte zur Geltung. Es sind die reizvollen Liebhaber- Ausgaben. 18 Bändchen, die von 1918 bis 1926 herauskommen. Sie enthalten teils Novellen, teils Märchen der Klassik oder Romantik und sind mit Originallithographien im Stil der Wiener Werkstätte aus- gestattet, die damit auch in der Produktion des Hauses Schroll ihren Niederschlag gefunden hat. Außerdem tritt der Verlag als Betreuer von tcxtkritischen Gesamtausgaben der „klassischen" Wiener Literatur her- vor. Den weitaus größten Teil des Verlagsprogramms machen aber die kunstwisscnschaftlichen Veröffentlichungen aus. Die großen Museen und Sammlungen treten mit Schroll in Verbindung und die museale Arbeit spiegelt sich in der zunehmenden Herausgabe von Sammlungs- und Ausstellungskatalogen, sowie im Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen, dessen neue Folge seit 1926 hier erscheint. Aber längst schon ist das Interesse für künstlerische und kunsthistorische Probleme nicht mehr auf die engen Fachkreise beschränkt, sondern zu einem Ge- genstand allgemeinen Interesscs geworden, wie nie zuvor. Dem ent- spricht nun der Verlag mit dem Erscheinen der „Sammlung Schroll" (seit 1936). einer Folge kurz gefaßtcr, aber von ersten Fachleuten bearbeiteter Künstlermonographien, die den Namen Schroll nun tat- sächlich zu einem populären Begriff machen. Für den kunstinteressier- ten Reisenden wird überdies der „Dehio", das Handbuch der Kunst- denkmäler Österreichs herausgebracht, ein unentbehrlicher Behelf für jeden, der sich über die architektonischen Kunstwerke unserer Heimat verläßlich informieren will. Das gewaltige Anwachsen des Tourismus, ein Kennzeichen unserer Zeit, hat auch die Produktion des Verlages nachhaltig beeinflußt. In diesem Zusammenhang erscheinen nun Bücher, in denen die Kunst und Kultur eines Landes zusammen mit dessen Landschaft vortrefflich dargestellt werden. Beispiele: die Toscana, Sizilien, Österreich, Italia Romaniea und v. a. Außerdem wird die schöne Reihe „Europas Ferienstraßcn" aufgelegt, von der bisher acht Bände erschienen sind. - Mit seinen weltbekannten Einzelblattproduktionen, „Alhertina-Facsimilc", und den großformatigen Drucken nach Gemäl- den, hat der Verlag Schroll tatsächlich der Kunst in jedes Heim Ein- gang verschafft, ihr unzählige Freunde gewonnen und trägt so entschei- dend dazu bei, daß auf diese Weise auch in weitesten Kreisen Kunst- verständnis und Geschmack geschult werden. W. Der „75 Jahre"-Almanach des Verlages Anton Schroll, 1884-1959, 236 Seiten mit 64 Abb., darunter acht Farbtafeln, broschiert S 40.-. LEOPOLD ZAHN: „Eine Geschichte der modernen Kunst", Malerei, Plastik, Architektur. Ullstein-Verlag, Berlin. Leopold Zahn, der langjährige Leiter der Zeitschrift „Das Kunst- wcrk", Verfasser des Taschenbuches „Kleine Geschichte der modernen Kunst" und der ersten Monographie über Paul Klee, legt nun einen ungemein wertvollen Band über die zeitgenössische Malerei, Plastik und Architektur unter dem Titel „Eine Geschichte der modernen. Kunst" vor. Von der französischen Malerei ausgehend, verfolgt er die Strömungen der Jahrhundertwende, wobei er die großen Vertreter des Impressionis- mus ebenso in seine Darstellung einbezieht wie beispielsweise die Wie- ner Secession oder dic Jahrhundertwende im Spiegel ihrer Zeitschriften. Sehr verdienstvoll ist die getrennte Behandlung des österreichischen, des nord- und mitteldeutschen Raumes. Die gleiche Sorgfalt läßt der Verfasser seiner Darstellung über Plastik und Architektur angedeihen. Dieser mit zahlreichen, zum Teil farbigen Illustrationen versehene Band ist nicht nur ein unschätzbares Nach- schlagcwerk, sondern auch für den von größtem Interesse, der die Strömungen und Probleme innerhalb der modernen Kunst kennenler- nen will. Der für ein wissenschaftliches Buch bemerkenswert flüssige Stil, die Berücksichtigung der Künstler und ihrer Werke nicht nur vom Biographischen her, sondern gleichzeitig auch mit dem Hintergrund der geistigen Bestrebungen und der gesellschaftlichen Strömungen ihrer Zeit, machen diese fesselnden Attsführungen zu einem wertvollen Lese- buch, das jeden bereichert entläßt. E. Thun UNSERE AUTOREN Ernrt Diez, geb. am 27. Juli 1878 in Lölling, Kärnten, zählt zu den inter- national anerkannten Kennern asiatischer Kunst. Den Ausgangspunkt seiner wissenschaftlichen Laufbahn bildete sein Studium der Kunst- geschichte und Archäologie an der Universität Graz um die Jahrhundert- wende. Seither hat Prof. Diez seinen Wirkungskreis und sein Arbeitsfeld bei- nahe über den ganzen Erdteil erweitert. Die asiatischen Kunstschätze der Berliner Sammlung erweckten sein Interesse für die Kunst des Vorderen, Mittleren und Fernen Orients, die er bald auf kühnen Expeditionen nach Persien (1912) und fast 20 Jahre danach nach China aus eigener Erfahrung kennenlernte. Seine Sprachkenntnisse, vor allem des Türkischen und Chinesischen, halfen ihm bedeutend, tief in die dem Europäer schwer zugängliche Mentali- tät dieser Kulturvölker einzudringen. Seine Universalität der Kunst- betrachtung bezeugen große Werke über die Kunst des Islam, Chinas, der Steppenvölker und des Iran. Die Station wissenschaftlichen Lehr- und Forschertätigkeit allein sprechen für die weltweite Anerkennung die seine Arbeit ge- funden hat. Von Berlin über Wien führte sein Weg nach Amerika (Bryn Mawr College, Pa. u. Harvard, Cambridge, Mass.), Peking und Istanbul. Unsere Zeitschrift brachte in der Nr. 9flO, 1958, eine Würdigung des Gelehrten anläßlich seines achtzigsten Geburtstages. seiner 38