KRISTIAN SOTRIFFER EIN JUNGER MALER Von W} ELAND SCI 1M] EI) Kristinn Solrilfer, geboren 1932 in Boxen, ist Verlagsbuch- händler und lebt seit 1957 in Wien. Als Maler ist cr Auto- didakt, nn die Öffentlichkeit ist er bisher nur in Ausstellun- gen des Südtiroler Künstlcrbundes getreten. Er ist lebhaft an Kunst und Literatur unserer Zeit interessiert und ver- öffentlichte kunstkritischc und Prosa-Arbeiten. Lebt zurück- gezogen mit Büchern, Bildern und Schallplatten. Die „Kleine Galerie" in Wien, beispielhaft rührig und dem Ncucn aufgeschlossen, machte im Herbst 1959 zum ersten Mal mit den Arbeiten eines hochinteressanten jungen Mannes be- kannt, der zurückgezogen in Wien lebt und als Maler bisher noch nicht hervorgetreten ist: mit dem Südtiroler Kristian Sot- rifier. Gezeigt wurden an die vierzig Aquarelle, Gouztchen und Zeichnungen, die in den Jahren 1957-59 entstanden sind und einen eindrucksvollen Blick in die Welt Sotriflers gewährten. Alle Blätter Sotriifers haben einen gegenständlichen Ausgangs- punkt, manchc bleiben ihm nahe - so seine „Mädchenköple" -, andere spielen mit ihm und verwandeln ihn. bis er ganz in ab- strakten Mustern und Strukturen verschwindet. Am stärksten ist Sotriffer von Paul Klee beeinflußt, was mir in- soiern legitim erscheint, als die stille, humoristisch-freundliche Geisteshaltung, wie sie Klee eignete. auch so sehr die seine ist, daß man eher von Gcistesverwandtschait als von Beeinflußung sprechen sollte (soviel Sotriffer hci Klee gelernt hat). Wie bei Klee wird diese humorvolle und spielerische Art getragen von" Ernst und Veranlwortungsgefühl. Schon in der ditelgebung, in ihrer Vorliebe für Poesie, klingt die Verwandtschaft an: „Auf- stand der Sumpfgeister", „Gehetzter Fisch", „Streitende Vögel", „Krieg zwischen Rot und Grün", „Stadt in der Wüste", „Zum Spazicrcngehen", „Drang nach obcn", „Fische ganz unten", „Tote Fische". Immer wieder erfüllt Sotriffer die alten Themen der Malerei, die Tiere des Wassers und der Luft, Mond, Baum und Fels mit neuer Kraft, nirgends wirken sie übernommen oder, haben sie dic Blässe des Syrnboles, überall sind sie Form, abstra- hiert aus eigener Anschauung. Im einzelnen wird deutlich, wie weit sich Sotriffer von Klee ent- fernt hat. Es geht ihm um die Gestaltung derselben Dinge, um den Ausdruck ähnlicher Empfindungen: aber er lebt ein halbes jahrhundert später, muß die neuen Form- und Stilverfahren aus- nützen und kann nicht an den Entwicklungen der Abstraktion, wie sie sich im „Stijl" Mondrians in Tachismus und Automa- tismus vollzogen, vorübergehen, als hätte es . e nicht gegeben. Sotriffer experimentiert, unternimmt Expeditionen in vielerlei Richtungen, hierhin und dorthin, sucht und findet. In wie ver- schiedene Riehtungen die Blätter auch gehen, fast immer haben sie eine persönliche Note. lassen Substanz spüren und manches noch Verborgene, das erst langsam ans Licht drängt. llier dürfen wir noch einiges erwarten. Noch eines: es sind Bilder, die angenehm wirken. Immer wieder stößt man auf solche, die man gernc zu Hause aufhängen würde. Sie sind still, ohne Geschrei herum und ohne Sensationen. Es handelt sich also um Bilder, mit denen man wohl, ohne ihrer müde zu werden, längere Zeit zusammenleben könnte. Kristian Smriffer Südliche Landschnf , Aquarell W57. 25