Franz Wiegele, Licgcnder weiblicher Akt. Kreide. Aynindcmx fvlodigliani. Fr ucnkopi (Mmc. Hastings). Fcdrl" mit grauer Tusche luvicrl. sicht zu pflegen. So ist in der Sachsparte „Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle" das Schaffen Egon Schieles allein durch 78 Blätter vertreten, die alle im letzten Jahrzehnt erworben wurden. Damit verfügt die Albertina über einen unvergleichlichen Bestand an Arbeiten dieses neben Kokoschka größten österreichischen Meisters der Moderne. Die Neu- erwerbungen verteilen sich praktisch auf alle Schaffensjahre des Künst- lers; im Absehrciten der Blattfolge erlebt man in gleichsam filmischer Szenenfolge das Lebensdrama des Malers, der stets mit den übermäch- tigen Gewalten des Eros zu ringen hatte und aus dem ihm auferlegten, ungeheuren inneren Zwang die Kraft zur Sublimierung des Nur-Trieb- gebundenen zu den wohl packendsten Kunstwerken fand, die sich mit dem Thema „Frau" auseinandersetzen. Besonders ergreifend sind die Arbeiten, die Schiele während seiner Haft im Neulengbacher Bezirks- gericht schuf, in dem er eine kurze Haft wegen „Pornographic" ver- büßtc. Schicles Kunst ist auch im rein Formalen durchaus paraholisch; sie schöpft ihre Reize aus der scharfen Kontrastierung von Raum - und Flächcnwcrten - die Figuren wirken daher auch im übertragenen Sinn wie eingczwängt in die Bildebene, die damit als solche den Charakter eines sublimen Gefängnisses erhält. Ähnlich wirkungsvoll ist der Gegen- satz zwischen einer deskriptiven und einer expressiven Linienführung, welch letztere den gegebenen Bestand des Modells zum Befund um- deutet. . Eine Überraschung der Ausstellung bilden die acht Blätter von Oskar Laske, der sich als Landschafter, als Schöpfer von Stadt-Veduten höchsten Ranges ausweist. Auch Wiegele, Kolig, Faistauer, Klimt, Hanak und Egger-Lienz sind durch bedeutende Neuankäufc vertreten. Von besonderem Interesse sind zwei kleine Bleistiftzeichnungen von, Franz Kafka. dessen „Selbstporträt als Nachtwandler" eine echte innere Aussage zur Struktur des literarischen Werkes darstellt. Kuhin ist mit Arbeiten repräsentiert, die alles Klischeehafte hinter sich lassen und unsere Kenntnisse über diesen Meister um eine neue Dimension be- reichern; wenn ein breiten Kreisen fast völlig Unbekannter, der Grazer Hans Nagelmüller (1903-1953) mit einem Werk („Abstrakte Figur") vertreten ist, so beweist dies, daß man in der Albertina keine „Namen", sondern Qualitäten als solche kauft. Und nun zu den Ausländern: wir erwähnen nur Chagall (zwei Blätter), Cocteau („Lancelot spielt mit dem Teufel Schach"), Feininger, Klee, Leger, August Macke, Marc („Schwarzes und weißes Pferd in Ge- birgslaitdsehalt"), Matisse, Modigliani, Henry Moore, Emil Nolde („Dü- stere Landschaft mit Kornfeld..."), Rodin (zwei zauberhafte Frauen- akte), Schlemmer und Graham Sutherland. Der zweite Teil der Ausstellung zeigt Neuerwerbungen auf dem Gebiet der Druc' aphik. Die Schau beschränkt sich auf Arbeiten der Eeole ' ne Nachtragsausstellung, die die anderen Nationen berück- sichtigt, sull im Frühjahr folgen. Diese Teilung hat sich als durchaus notwendig erwie 'n, denn hier nimmt der zahlenmäßige Umfang ge- radezu enzyklopädische Dimensionen an. Man kann getrost feststellen, daß nunmehr wohl alle bedeutenden Künstler Frankreichs, die inner- halb der letzten hundert Jahre geboren wurden, in der Albertina auf das Ausführlichste und Beste vertreten sind: der älteste Meister ist 27