DSEPH GRÜNPECKS „HISTORIA FRIDERICI III. T MAXIMILIANI I." Von lzRWlN M. AUER s historische Interesse Kaiser Friedrichs III. war der Aufhel- lg der geschichtlichen Entwicklung jener Länder gewidmet, im Familienbesitz „derer von der Habsburg" standen, und es kein Zufall, daß während seiner Herrschaft, wie Alphons otsky zeigte, von Thomas Ebendorfer der gesamte Komplex ' österreichischen Länder um 1450 überhaupt zum ersten tle unter einer einheitlichen Bezeichnung, nämlich unter „Do- lS Austriae" zusammengefaßt wurde. Dieser territoriale Sam- lbcgriff "Haus Österreich" übcrdauerte auch Friedrichs zwei- l Sohn Maximilian, der seinerseits nach eigener Aussage schon „jung weiß kunig gar oft von den kuniglichn geschlechten" ssen wollte und daher weniger an der Geschichte der österrei- schen Lande als an der Erforschung seiner Vorfahren interes- rt war. Als der Erzherzog sich mit Maria, der Tochter Karls s Kühnen, vermählte, fanden seine historiseh-genealogisehen igungen in Burgund durch die Lektüre der flandrischen und xbanter Chroniken neue Nahrung. Es nimmt daher nicht Wun- ', daß Maximilian später „gclcrt leut, die nichts anders teten, 1n das sy sich in allen stiften, klostern, puechern und bey ge- ten leutn erkundigtcn alle gcschlecht der kunig und fursten", ssandte und immer wieder an der Genealogie seines Ge- ilechts arbeiten ließ, das dank der bis auf Heetor und Noä zu- Ikgeführten Vorfahren und deren Leistungen nach Ansicht des isers zur Herrschaft vorausbestimmt war. Selbst als der Kai- ser 1519 aussichtslos erkrankte, mußte Dr. Jacob Mcnnel aus Freiburg an das Krankenbett seines llerrn nach Wels eilen, um dem Herrscher in den letzten schlaflosen Nächten aus genea- logischen Entwürfen vorzulesen und über Fragen der Familien- geschicbtr zu berichten. Diese von Maximilian angeregten hi- storischen Forschungsarbeiten wurden nie abgeschlossen und sind daher zu seinen Lebzeiten auch nicht zum Druck befördert worden. Ein ähnliches Schicksal wurde den autobiographischen Schriften Maximilians zuteil. welche der in Fragen der politi- schen Propaganda erfahrene Fürst reich mit Holzschnittcn be- bildert im Druck verbreiten lassen wollte; von diesen für Kultur- historiker und Kunsthistoriker gleich bedeutsamen Werken ist nur der „Theuerdanlf noch vor dem Tod des Kaisers gedruckt erschienen. lm Umkreis der autobiogratphischen Schriften Maximilians ver- dient auch die mit aquarellierten Federzeichnungen ausgestat- tete Handschrift Nr. 24 des Wiener Haus-, Hof- und Staatsar- chivs Beachtung. Ihr Verfasser Dr. Joseph Grünpcck, ein aus Burghausen an der Salzach gebürtiger (Jeistlicher, begleitete durch mehrere Jahre als einer der vielen Sekretäre der könig- lichen Kanzlei den Herrscher auf allen Reisen und nahm unter anderem auch Maximilians Diktate zu dessen lateinischer Le- bensbeschreibung auf; um 1501 besorgte der Geheimschreiber dann die erste, noch heute als Konzept in der Nationalbibliothek 30' , {e v, "Ogvigiffßä. . 0- 1,0, Meister der Historia Fridcrici et Maximilinni: Die Be- lagerung der kaiserlichen Familie in der Burg zu Wien 1462 (Bencsch-Auer Nr. 3). Meister der Historia Friderici e! Maximiliani: Erz- herzog Maximilian erhält Unterricht (Benesch-Aucr NnZZ).