Smaragde als Mittelstücke in den Vierpässen, ferner in den Blütenkelchen und in den Bodenstücken gesetzt wurden. Die Fassung der Steine ist denkbar einfach: die „Golddrahte" sind nicht rund, sondern bestehen aus dünnen Streifchen Blechs, mit dem die Schnittlinien im Nephrit ausgelegt sind. Sie bilden Stege, die als Fassung zu Zellen zusammengezogen wurden. Bei der Montierung wurden die Steine zusätzlich mit einer lack- artigen Substanz angekittet. Mit derselben Masse wurde auch das Email im Fonds befestigt. Die Anlage der Ornamente der Schale läßt sich am besten aus den Feldern der Breitseite erweisen. Aus dem Bodenstück ent- springt der geradlinig aufstrebende mittlere Stamm einer Staude, der unter zwei kleineren seitlichen Blütenknospen eine voll entwickelte vierpässige Blüte trägt. Seitenäste, links und rechts vom Mittelstamm neigen sich, ebenfalls im Bodenstück wurzelnd, in sanftem Bogen auswärts. Das Ganze schmiegt sich den gegebenen Umrissen der trapezartigen Fläche an, läßt aber genug Raum, um neben dem Golddraht der Zeichnung und den Edelsteinen der Knospen und Blüten das großartige Grün des Untergrundes aus Nephrit sich entfalten zu lassen. Ranken und Schnörkel, wie sie reich und fein auf der Emailminiatur ge- zeichnet sind, fehlen in den Seitenfeldern. Wie die breiten Seitenstücke sind auch die schmaleren Felder der Lang- und Schrägseiten ausgefüllt. Naturgemäß können sich die Stauden dort nicht so mächtig entwickeln als in den Hauptfeldern. Material, Form und Ornamente der Schale sind so gearbeitet, daß man versucht ist, sie als Symbolik des Herrschergedankcns auszudeuten. Zunächst die achtkantige äußere Form der Schale. Sie geht sicher auf das Achteck zurück, das einem Achteckstern ein- oder umgeschrieben werden kann, und ist als altiranisch- indisches Symbol fiir die Weltherrschaft anzusehen. Die Sym- bolik dieses Zeichens hat E. Diez an den Baudenkmälern des Mahmud von Ghasna nachgewiesen. Der Schalenkörper selbst mag als irdisches Gegenstück zu jener „umgekehrten Schale des Himmels" angesprochen werden, wie es in einer Inschrift auf einer Berliner Bronzeschale aus Persien belegt ist. Im gleichen Sinne entsprechen auch die grünen Farben von Nephrit und Smaragd der Farbe des Himmels, der in der iranischen Dichtung oft grün ist. Die rote Farbe des Rubins steht dagegen als Symbol für die Sonne. Dazu kommen die Staudenornamente. Sie lassen sich entweder aus dem Vascnmotiv (Fruchtbarkeit) oder aus der Sage vom Lebensbaum her erklären. Alle diese Symbole ergeben natürlich sinnvolle Beziehungen auf den Herr- scher, der als Sonne Himmel und Erde regiert, das Land fruchtbar macht und Leben verleiht, wie es uralten, orientali- schen Vorstellungen entspricht. Im Fonds der Schale ist das Porträt des Herrschers in Email angebracht. Die Farben des Originals, auf dem Photo leider nicht sichtbar, sind außerordentlich zart getönt und gehen, die reiche Palette der Blau-, Rot- und Violettreihe ausnutzend, ohne Bruch ineinander über. Größere Flächen sind in Zcllcnschmelz ein- gefangen. Die Zellenschmelztechnik wird durch die Auflage von feinen Spiralmustern aus Blattgold optisch erweitert. Behut- sam sind die Perlen der Krone in Weiß ausgelegt, was sich wirksam von dem Purpur des darübergespannten Thronhim- mels abhebt. Die Figur des Herrschers steht aufrecht und ist in einer Perspek- tive gezeichnet, die der damaligen europäischen Kunstrichtung entfremdet war. Beide Fülle sind nach rechts gerichtet und in archaisierender Manier fast ohne Verkürzung in Vollansicht von der Seite wiedergegeben. Rumpf und Antlitz bieten die volle An- sicht von vorne. Der linke Arm ist abgewinkelt, die schmalen Finger der Hand fassen die kostbare Gürtelschnalle. Die Rechte, vom Körper weggestreckt, hält das Szepter. Die Umrißlinien des Körpers sind in der Taille eingezogen und wirken zart. Mächtig dagegen wirkt die reichbesetzte Krone, die ebenso wie das Szepter symbolhaft in den Thron-Himmel ragt, und der volle, weit über die Brust herabwallende Bart, welche beide ein Gesicht umrahmen, das nur aus den seelenvollen Augen zu be- stehen scheint. Die Titulatur des Herrschers ist im Innern einer Blütenpalmette rechts über einem Strauß Narzissen angebracht und lautet: Fatb 'Ali Schah Qadschar ar-xultan, „Fath 'Ali Schah Qadschar, der Sultan." Die Signatur des Künstlers ist rechts, die Jahreszahl links zu Füßen geschrieben: ghulam-i khaneb-zad 'Ali, „der staubgebo- rene Knecht "Ali", und sanab 1233, „Jahr 1233", das ist 1817 nach unserer Zeitrechnung. Die Anordnung der Inschriften illustriert den Geist von For- meln im persischen Briefstil, in denen sich der Adressat dem Schah gegenüber etwa als „Sklave des Opfers des das Firma- ment berührendcn Fußstaubs" bezeichnet. Wohl in diesem Geiste ist die Titelvignette in die Höhe des Thronhimmels und die Künstlersignatur .,in den Staub", auf den Erdboden im Bilde, gezogen worden. Die Schale gelangte - wie in einer Inventarnotiz plausibel ver- merkt wurde - wahrscheinlich als Geschenk an den Kaiser Franz in Hofbesitz. Sie ist gut erhalten, nur einige Rubinen sind ausgebrochen und der Nephrit ist am unteren Saum ganz gering- fügig beschädigt. Der vom BMlU. ausgeschriebene Österreichische Staatspreis für Kin- der! und Jugendliteratur ist u. a. auch für den Fall vorgesehen, daß die Illustration der preisgekrönten Werke mitbestimmend lür die Preis- zuerkennung ist, so daß dann auch dem Illustrator ein eigener För- derungsbeitrag zuerkannt wird. Damit ist auch dem bildenden Künst- ler die Möglichkeit gegeben, in einem preisgekrönten Werk einer ande- ren Kunstrichtung bestimmend und unter Umständen auch mit An- erkennung mitzuwirken. Die japanische Vcrlegerorganisnlion „Publishers Association for Cul- tural Exchange" plnnl für November 1959 eine internationale Aus! stellung in Tokio, bei der Veröffentlichungen und Bücher (hauptsäch- lich Bildwerke) über Handwcrkskunsl und Kunst (Bildhauerei, Baukunst alt und modern) gezeigt werden sollen. Die genannte Organisation hat u. u. um eine Liste der in die Ausstellung aufzunehmenden österreichi- schen Werke ersucht und hiczu folgende Angaben erbeten: Name des Verfassers, Werk, Ladenpreis, Großhandelspreis. 17