einmal die (Jeschichte dieser Wiederherstellttngen nach der Tür- kenzeit nicht nur an den Plastiken, sondern auch an den Bau- denkmalen zu demonstrieren. Die idealistische Attffassttng des l-l. Jahrhunderts hatte sich im 15. Jahrhundert zu einer stark bürgerlichen gewandelt. jakob Kaschauer ist hiefür der zutreffende Repräsentant. Die Berufung Niklas Gerhaerts von Leyden nach Österreich hrttchte eine neue Vcrlebendigung der Kunst, eine Lm-deutung des Sakralen in das allgemein Menschliche, einen netten Rea- lismus, der mit der böhmischen Freude an der Derbheit wenig zu tun hat. Bald machen auch große Künstlcrp önlichkeiten wie Veit Stoß ihren Etnfluß geltend, daneben wirken die t di- tionellen Kräfte in der Bildnerei, die vor allem in dcr l)i csc Passau am Werke waren, zu welcher der Großteil Nicdetostvsr- reichs gehörte. Alle die lElentente strömen schließlich in die große Welle des Donaustiles ein, welcher: um 1500 Nicdtlriösterreiclt crfztßtc. Es" würde yu weit führen, wenn hier die ltage der Entstehung des Kefermarkter-Altares und anderer Schnitzaltiirc in Österreich berührt werden sollte. Wien nahm seinc gesonderte Entwick- lung,_wclche ihren Höhepunkt durch das Schaffen hleister Anton Pilgrams erfuhr. lrt Pulkau entstand ein Altar des lmnaustilcs, dessen Plastiken und Nlalcreien als bodens ndig empfunden werden müssen. Der Einfluß des Landshuters leinherger ist in anderen Plastiken, wie etwa der schönen, neu entdeckten Madonna von XVt-ißenkirchen deutlich spürbar. Diese Plastik war freilich immer zu sehen. Sie war jedoch so übermalt, daß ihre Qualität nicht erkannt werden konnte. Nach Entfernung der fIbermalung kam eine großartige Fassung zutage, Silber und Gold lüstriert, ein glänzendes Inkarnat. Es steht ein Kunst- werk von überlegener Qualität vor uns, ein heiteres Marien- bild, wie es für die Wachau nicht passender gedacht werden kann. Die etwas derben Zügc des Kittzles, die an Vorbilder Lein- bergetxs erinnern, sind verklärt von einem heiteren Lächeln. Man darf nicht vergessen, daß diese Darstellungen ohne den Einfluß des Niklas Gerhaert von Leydttn niemals möglich ge- wesen wiircn. Eine bisher völlig unbekannte Plastik ist die Madonna aus Hern- stcirt. Eine unterlehensgroße Figur von unwahrseheinlieher M0- numentalität und großer Gehärde. Der großzügige Schwung der Falten und die llaltung lassen am Werke des Meisters von Mauer denken, wenngleich manches hier feiner organisiert erscheint. Die Ausstellung ist besonders reich an Kunstwerken dies ' Epo- che und bringt einen kleinen gotischen Schrein aus Nett rchen am Ostrong mit großartigen Figuren, die fast die Qualität von Werken eines Anton Pilgram haben. Ein Schrein aus Weiten ist genau datiert und signi" von einem Nleistet- aus Melk, der dieses Werk im jahrc .18 geschaffen hat. Es war natürlich nicht möglich, die großen Sehreinaltiire auf die Ausstellung 7u bringen, aber gerade jene kleinen Stücke, welche wenig bekannt sind, vermögen die Situation deutlicher zu beleuchten, als die großen bekannten XVt-rke, die wir bereits zeitlich eingeordnet haben, ohne jedoch die Zusammenhänge voll erfassen 7u können. Mit sieben Großplttstiken ist auch L0- renz Luchspergct" aus YVicner Ncustadt vertreten. Ein Künstler, dessen Herkunft noch völlig im Dunkeln liegt. Es ist kein Zwei- fel, daß die Kunst des Veit Stoß frühzeitig auf Österreich großen Einfluß nahm und hier die Entwicklung förderte, wie anderseits die Künstler, welche den Donaustil schufen, in Österreich wieder Anregung für die Verlebentligung ihrer Kunst gefunden haben. Nicht alles, was neu gefunden wurde, konnte auf die Attsstellttng gebracht werden. Soviel an solchen Kunstwerken auch zugrunde gegangen sein mag, das ' gebnis ist doch überraschend. Der Oste eieher in seincr Bescheidenheit hat nicht gewußt, daß es in seiner engsten Hi 'mat im Mittelitltet" eine Kunstubung gab, die sich neben dem Kanstschalfen anderer Länder durchaus behaupten kann. -_.. w! Hochaltar der lletligblui-Ktrtbt: in Pulkau, Wctnvit el. Um 1518421. Meister des Pulkattcr Altarcs (Ntklas Brett) und Werkstatt. 11