Peter Engelbrecht, der erste Bischof von Wiener Neustadt, fer- ner Peter Greißing sowie Thomas von Cilli. Friedrich blieb aber auch hier nicht von bösen Überraschungen verschont, und es war im Jahre 1452 nur der Tapferkeit des Andreas Baumkircber zu danken, daß das ständische Heer, welches die Stadt bela- gerte und die Herausgabe des jungen Ladislaus forderte, am Ein- dringen verhindert wurde. Trotzdem sah sich der Kaiser genö- tigt, sein Mündel auszufolgen, das man im Triumphzug nach Wien geleitete. Die Wahl von Wiener Neustadt zur Residenz wirkte sich selbst nach dem Tode Friedrichs III. 1493 noch aus, wurde doch sein Sohn Maximilian I. in der Georgskapelle bestattet, obwohl man sein großartiges (irabdenkmal in der Hofkirche 7.u Innsbruck errichtete. BUCHBESPRECHUNG Gerulf Cuuilmbuve; Die Wiener Pcstsäule - Versuch einer Deutung. Mit einer Abhandlung: Die Drcifaltigkeitssiiule als Kunstwerk. Von Wilhelm Mrazck. Verlag Herold, Wien-München. (30 Seiten, 16 Bildtafeln, Pappband mit Glanzfolie, S 35.-.) Es mnß schon als Verdienst dcs Autors (und des Verlages) gewertet werden, wenn er es unternimmt, ein uns vertrautes, und man sollte meinen, auch bekanntes barockes Kleinod im Herzen Wiens durch eine neue Deutung bzw. Wiederentdeckung seines Gedankengutcs zu er- schließen. Noch verdicnstvoller ist die klare, in knappster Form zum Ausdruck gebrachte Auslegung der religiösen und weltlichen Konzepte, die diesem Kunstwerk zugrundelicgcn. Ausgehend von chinesischen philosophischen Erkenntnissen dcr zwei Grundprinzipien allen Scins, dem Yang und dem Yin, die gleichwertig und gleichzeitig jeder Erscheinungsform innewohnen und diese erst da- durch bedingen, kommt der Autor auf die Aufgabe des Herrschers zu sprechen, indem er die Prinzipien von Kratie und Archic. führen und herrschen, Dux und Rex als gleichwertig nebeneinander bestehend hin- stellt. Und neben das aktive Prinzip des Führers stellt er das passive dcs Herrschens, durch das dcr Kaiser mit Hilfe der Gnade Gottes seinem Volke voransteht und die Mittclspcrson zwischen diesem und Gott ist. Und als solcher Fürsprecher bei Gott ist der Erbauer der Pestsäule, Leopold L, hier dargestellt, dessen Fürbitte es kraft seines Gottkaiser- tums gelang, die Pest zum Erlöschen zu bringen. Der Kaiser kniet in Demut vor seinem Herrn und nichts an ihm gleicht der stolzen Heraus- forderung, die seine großen Zeitgenossen und Widersacher (Ludwig XIV., der Große Kurfürst oder Peter der Große) zur Schau tragen. Von all seinen Siegen gegen weltliche und religiöse Feinde (Franzosen, 'l'ürken, Protestanten) schien ihm allein der mit Hilfe Gottes errungene gegen dic Pcst eines Denkmalcs wert zu sein, das 1679 gelobt, jedoch in seiner entgültigen Form erst 1692 fertiggestellt wurde. Zwei wesentliche Charakterzüge des Kaisers haben in der Gestaltung der Pestsäule ihren Ausdruck gefunden: seine Religiosität und seine Liebe zur Musik. An der geistigen und künstlerischen Formung seiner Ideen wirkten der Jesuitenpatcr Franciscus Mcncgatti, die Architekten und Künstler M. Rauchmiller, Johann B. Fischer v. Erlach und Ludovico Burnacini entscheidend mit. Die Drciglicderung der Säule ist von der architektonischen Sockelge- staltung bis zur plastischen Ausschmückung konsequent durchgeführt. Sie verkörpert das trinitarischc Gottcsprinzip (im Gegensatz zum pro- testantischen unitarischen) in der Widmung der drei Flügel an Gott dem Vater, Gott dem Sohne und Gott dem Hl. Geist und im vertikalen Aufbau dcr Säule in der Darstellung der drei vcrnunftbegabtcn Lebe- wesen, Gott, die Engel und die Menschen. Auf dem Gott Vater gewidmeten Flügel sind dic Erschaffung der Eva im Paradies und das Ende der Pest in Wien, auf dem zweiten Flügel das Passahmahl und das letzte Abendmahl, und auf dem dritten die Sint- flut und das Pfingstwunder in Relief zu sehen. Diese Szenen, jeweils dem Alten und Neuen 'l'cstamcnt entnommen, sollen uns die Welt des Alten und Neuen Bundes, sub lege und sub gratia (Gesetz und Gnade), der wir unterstehen, vor Augen führen. Das engelhafte Wesen, unterhalb der Figur des knienden Kaisers, ist Fides, der Glaube, der, nur mit dem Kreuz bewaffnet, die Pest besiegt. Obwohl hier die Wolkensaule selbst schon als ein zum Himmel steigen- des Gebet gedacht ist, sind noch, auf drei bronzenen Schriftrollen, ein Bitt-, Dank- und Lobgcbet, vom Kaiser selbst verfaßt, niedergeschrieben, die von seiner tiefen (Jliiubigkeit und von seinem Verantwortungsgefühl als ein von Gott eingesetzter Herrscher, dessen Insignien von den Boten Gottes, den Engeln, herangetragen werden, zeugen. Als letztes kommt der Autor auf die Heraldik der Dreifaltigkeitssäule zu sprechen, in der sich das politische Programm und zugleich das Vermächtnis Leopold I., manifestiert. In wohl bedacbter Reihenfolge sind auf den einzelnen Flügeln die Kro- nen des Hauses Habsburg (die Rudolfs II., die Stephanskrone Ungarns und die Wenzclskrone Bühmens), jeweils gepaart mit den Wappenschil- dcrn der zu den einzelnen Bereichen gehörenden Erbländer aufgeführt, die die im religiös-mystischen Bereich vorkonzipierte Idee der Trinität hier auf ein staatspolitiscbes Programm weiterentwickelt, das die Poii- tik des Hauses Habsburg in den folgenden Jahrhunderten zu verwirk- lichen suchte. In einem kurzen Anhang erläutert W. Mrazek den Werdegang der Pest- säulc, von ihrem ersten Entwurf und dessen provisorischer Ausführung in Holz bis zu ihrer jetzigen Form, wobei wir neuerlich die Vielfalt des verwendeten Materials, die Vielzahl der an ihr arbeitenden Künstler, sowie die trotzdem gewahrte Einheit als Kunstwerk bewundern können. J. Haberl INTERNATIONALE AUSSTELLUNG MODERNER GRAPHIK IN SALZBURG 1959 Unter dem Titcl ,.Graphik der Gegenwart" wird während der Festspiel- zcit vom i. Juli bis 30. August l. J. in Salzburg eine große internationale Ausstellung veranstaltet werden. Die Organisation hat die Galerie „Kunst der Gegenwart", Salzburg, Residenz, übernommen. Nach dem bisherigen Stand der Einsendungen und Anmeldungen dürfte cs sich um eine der interessantesten Graphikausstellungen Europas der letzten Jahre handeln. Namhafte Galerien des In- und Auslandes haben durch ihre Mitarbeit das hohe Niveau dieser Ausstellung gesichert. Wir nennen vorläufig die Galerie Arnaud, Paris - Galerie d'art mo- dcrnc M. S. Peigel, Basel, - Galerie G. Kasper, Lausanne, - Galleria d'arte del Grattacielo, Milano, - Galleria „Naviglio", Milano, -- Kunstverlag Rothe, Heidelberg, - Kunstverlag J. Schiessel, Freiburg, Deutschland, - L'Oeuvrc Gravee, Zürich, - Galerie Welz, Salzburg, - Galerie Springer, Berlin. Das Vorwort zum Katalog wird von dem bekannten Kunstkritikcr Michel Seu pltor, verfaßt. Weitere Autoren sind Dr. Juliane Roh, München, Thomas Messer, Direktor des Institute of Contemporary Art, Boston und Jnrg Lampe, Wien. Zur Ausstellung gelangen etwa 800 Graphiken aller modernen Rich- tungen der Gegenwart. Unter den ausstellenden Künstlern figurieren unter anderem, die Na- men Andre Bloc, Magnelli, Reggiani, H. A. P. Gricshaber, R. Neseh, Villon, Brycn, F. Winter, L. Spacal. Capugrossi, Hartung, Schneider. Die Ausstellung wird wegen ihrer Reichhaltigkeit in verschiedenen Aus- stellungsräumen der Stadt gezeigt werden, und zwar: Die amerikanische Sonderschau „100 Works on papcr", USA, im Mu- seumspavillon, Schloß Mirabell. Die Ausstellung „Graphik aus Europa" im Pavillon des Zwerglgartens. Die Sonderausstellung "Englische Graphik" in der Residenz und die „Österreichische Graphik der Gegenwart" im Künstlerhaus. WILHELM THÖNY AUSSTELLUNG IN MÜNCHEN Der Kunstverein München veranstaltet in der Zeit vom 28. Mai bis 28. Juni d. eine Ausstellung des österreichischen Malers und Zeich- ners Wilhclm Thöny, die Beachtung verdient. Der 1888 in Graz gebo- rene Künstler hat von 1907 bis 1910 in München studiert und daher mannigfache Beziehung zu dieser Stadt. Der stimmbcgabte Maler cr- hielt von dcr Münchner Staatsoper ein Angebot als Sänger, das er aber zugunsten der Malerei ausschlug. Besonders fruchtbar waren für ihn sein Aufenthalt in Paris und Süd- frankreich bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Den Rest seines Lebens verbrachte Wilhelm Thöny in New York, wo er 1949 starb. Ein Jahr zuvor traf ihn der Schicksalsschlag seines Lebens, als bei einem Brand in einem Lagerhaus ein Großteil seines Werkes vernichtet wurde. Die Witwe des Künstlers hat nun den Nachlaß ihres Gatten geordnet, der von der Galerie Wclz Salzburg in einem umfangreichen bebilder- tcn Katalog zusammengestellt wurde und in München zur Schau ge- stellt wird. Dr. Roh hat den Katalog mit einem Vorwort eingeleitet. Die Ausstellung umfafit über 290 Gemälde, Tempcras, Aquarelle und Zeich- nungen und bietet einen großartigen Querschnitt durch das Werk dcs bedeutenden österreichischen Malers. Der österreichische Generalkonsul in München hat die Ausstellung am Mittwoch, den 27. Mai, um 20 Uhr im Kunstverein München, Galcriestrztßc 4, eröffnet. 27