brecht H. die Plastik des Frauenchores der Stephanskirche in
Wien, mit Rudolf dem Stifter und seinem Nachfolger Al-
brecht IlI. die Fürstenfiguren des Stephansdomes u. a. m.
Daneben entwickelt sich die Plastik in Niederösterreich in Pfar-
ren, welche einheimischen und fremden Stiften inkorporiert sind.
Italienischer Einfluß liegt in der außergewöhnlichen Steinfigur
einer Madonna vor, welche aus der romanischen Pfarrkirche
in Thernberg stammt und heute dem Dom- und Diözesan-
museum in Wien gehört. Die unterlebensgroße Figur in
ihrem geschlossenen Umriß und ihrer fast klassischen Haltung
läßt an Vorbilder toskanischer Bildnerei denken. Die erste Fas-
sung der Figur scheint porphyrfarben gewesen zu sein, die heute
sichtbare Polychromierung ist spät, kommt aber dem süßen
Ausdruck dieser frühen Plastik aus der Zeit der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts sehr zugute. Wir dürfen nicht vergessen,
daß um diese Zeit sich Stifter und Stifte gerne um italienische
Plastiken bewarben, wie dies etwa bei der Alabasterfigur des
Ritterstiftes Ettal festzustellen ist, welche Ludwig der Bayer
brachte.
Zu welcher Feinheit die ritterliche Gesinnung dieses Zeitalters
gekommen war, mag die Kanzel aus der Capella speciosa in
Klosterneuburg zeigen, die nach Abbruch dieses Baudenkmales
nach Laxenburg kam, dort lange deponiert war und schließlich
in der Wolfgangskirche in Kirchberg am Wechsel landete. Die
Capella. speciosa wurde 1222 geweiht und war zu dieser Zeit
das bedeutendste frühgotische Baudenkrnal burgundischer Her-
kunft in Österreich. Etwa IOO Jahre später entstand eine
Kanzel, welche einerseits in den Säulenstellungen Motive des
hurgundischen Baues aufgriff, im Maßwerk jedoch so vollkom-
men hochgotisch ist, daß wir für Klosterneuburg in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Steinrnetzkunst annehmen müs-
sen, aus der später der junge Meister für die Stephanskirche
in Wien erwachsen konnte.
Wir können hier nicht verfolgen, wie sich der lyrische Stil
Kirchberg um Wechsel. Fillulkirche S1. Wüulfgang Kanzel aus der chcm.
CAPCUA bPQCiUSA m Klouerneuburg. Siiulun 1. HANG 13. _lh., lärüstung
Anfang 1+. Jh.
Schlußstein mit. dem BFLiSlhÄld Christi. Um 12515. Hnlz, ohne Fassung,
Dm. S2 cm. Stlhsmusrum Hcillgenkrcuz.