Was in dem großen, im Jahre 1823 gemalten und gegen- lig vom ßundcsmolviliendepot verwahrten Bildnis 'r -rin Cnroline Augusta, der vierten Gemahlin Kai- ser mnz I. als persönliche Leistung Kreutzingers an- gesehen werden kann, ist e farbige (Äesamthziltung, die den Kontrast von Weiß im Kleid der Kaiserin und Orangerot im Vorhang in die milden T ne der um- rnhmcndcn Farben einhettet. Aber Auch die Einzel- Charakter tik ruht auf einer WUCll und tonig modellie- renden Farbe, die jede zeichnerische Härte aulheht oder ahschw"cht. Diese malerische Grundhciltud hat Kreuizingers Gegenstandscharakteribtik nie zu jener z: hnerischen Plastik erstarren lassen. die dem K1 zismus F gers und dcr beiden Lampi sein persönliche Gepräge gibt. Kreuizinger hat auch nie jene weltmänni- sehe Eleganz der Haltung erreicht, die den vollkommen- sten Adelsporträts Fügers oder Lampis eignet. Ein ge- heimer bürgerlicher Zug ist allen, auch den aristokra- tischen Repräsentationsbildnissen, gemeinsam. Die ade- ligen Personen erscheinen in der pomphaften Auf- machung gleichsam unfrei, die Intimität ihrer maleri- risehen Charakteristik kontrastiert unmerklich mit der repräsentativen Dekoration ihrer Umwelt. Deshalb lie- gen die vollendetsten Leistungen Kreutzingers in den inoffiziellen Bildnisscn, vor allem bürgerlicher Personen. Es ist wahrscheinlich, daß gerade dieser zum Einfachen und Natürlichen neigende Zug der bürgerlichen Hal- tung des Kaisers Franz besonders entgegenkam und den Monarchen bestimmte, sich und seine Familie von Kreutzinger so oft wie von keinem anderen Maler malen zu lassen. In dem Doppelbildnis vor einer Parklandsehaft erscheint der Kaiser mit seiner Gattin am Arm als Spaziergänger, auf seiner Wanderung einen Augenblick innchaltend. Nichts unterscheidet ihn von einem vor- nehmen Herrn im Reitkostüm und seine Gemahlin von einer Dame der Gesellschaft. Der Künstler stellt das kaiserliche Paar in seiner schwarz-gelben und weiß-roten Kleidung in die hellen grünen Farben der Landschaft, die stärker als rahmcnde Kulisse und farbige Folie, denn als Raumwirklichkeit um die Figuren wirkt. Das um das Jahr 1810 gemalte Bild weist durch seine intime Wirk- liehkeitsschilderung auf Waldmüllers sachliche Natur- Wiedergabe voraus. Noch aber liegt, trotz aller Schlicht- heit der Auffassung, der Zauber einer verklärten Land- sehaftswelt über dem unfeierlich gesehenen Paar. Es repräsentiert die private Sphäre seines Daseins, un- zeremoniell und zurückhaltend, in einer Umgebung, die ebenso natürliche wie Parklandschaft ist. In dem Bildnis der Frau Eva Passi, das von der Oster- reiehischen Galerie verwahrt wird, hat Kreutzinger wohl das schönste Dokument unter seinen bisher bekannt ge- wordenen Bildnissen hinterlassen. Das Spätwerk des Malers offenbart die delikateste Malerei im Weiß des Kleides und der Haube mit lichtblau gestreiften Bän- dern, die das rosige, zugleich weich und kraftvoll ge- malte Inkarnat des Gesichtes umrahmt. Das leuchtend rote Umhangtuch verleiht der intimen Wirklichkeits- Wiedergabe einen festlichen Klang. Von einem Hauch adeliger Würde verklärt, offenbart das Bildnis der Frau Passi, wie natürlich Kreutzinger das klassizistische Re- präsentationsporträt in eine neue Welt intimer Wirk- lichkeitsschilderung zu führen vermochte. Keiner seiner Zeitgenossen hat so bruchlos und mit einer ähnlich voll- kommen malerischen Schöpfung die bürgerliche Sphäre entdeckt und dieser eines ihrer frühesten und künst- lerisch bezauberndsten Dokumente geschenkt. BISHER SIND FOLGENDE AUFSÄTZE ZUR ÖSTERREICHISCHEN KUNST DES 18. UNI) 19. LAHRHUNDERTS ERSCHIENEN: Barockmaler der Sammlung Wilhelm Reuscbel, von Bruno Grimxcbilz. Heft 9[1959, S. 10-13. Matthäus Lader (1781-1828), ein Kammermnler de: Kaixerbausex, von [Walter Kaxcbatzky. Heft 10[1959, S. 11-17. Friedrich Gauermarm, von Rupert Feucblmüller. Heft 11[1959, S. 6-9. jakob Gnuermunn als Bucbillustrator, von Hubert Kaut. Heft 1111959, S. 17-20.