EINE ANFRAGE AN DIE BESITZEB VON SCIILUSSERN 00m LANDIIÄUSEHN Man weiß - und wir sind seit Jahren bemüht, dies Wissen zu verbreiten -, unter welch schwierigen Lebensbedingungen der Großteil unserer jungen Künstler schafft. Viele, von denen schöne Leistungen zu erwarten wären, sind jahrelang durch ihren Brotberuf daran verhindert. Man weiß, was Auf- träge, Preise und überhaupt Förderung für einen Künstler bedeuten. Im Grunde ist unser künstlerischer Nachwuchs - wir glauben hier aus Erfahrung sprechen zu dürfen, - genügsam, ohne luxuriöse Ambitionen und kostspielige Laster. Ein Dach über dem Kopf, ein paar Mahlzeiten am Tag, eine ansprechende Umgebung - und Freiheit! Freiheit vor allem von täglichen Existenzsorgen. Vielleicht könnten da die Besitzer von Schlössern oder Landhiiusern helfend eingreifen. Gerade das, was den aus der Großstadt kommenden jungen Künstlern - Malern, Musikern und Schriftstellern - fehlt, könnte doch in einem Schloß, Landhaus oder Gutshof vorhanden sein: freier Raum. In einem Seitcntrakt, im Turm, im Gärtnerhaus ließe sich wohl eine Kammer finden, um einem Musensohn für einige Wochen oder Monate als Quartier zu dienen. Vielleicht wird unsere Anregung zum Gegenstand eines Gespräches am abendlichen Kamin ge- nommen. Sollte jemand weitere Vorschläge zu machen haben, so wäre das sehr zu begrüßen, denn es könnte sich daraus vielleicht die Gelegenheit für einen fruchtbringenden Meinungsaustausch er- geben. ,Künstlervermittlungsstcllen" gibt es zwar vorläufig noch nicht, aber die verschiedenen Berufsvcreinigungen, Redaktionen und Verlage haben so viele Sorgenkinder, daß für alle, die einen Künstler „haben" wollen, gesorgt werden kann. Wer sich zu einem solchen Entschluß nicht aus purer Wohltätigkeit aufzuraffen vermag -- lockt den nicht doch der Ruhm von Duino und Ferrara? Dr. A. Weikert, Bundesministerium für Unterricht. Antworten erbitten wir: An die Wissenschaftliche Leitung der Zeitschrift „Alte und moderne Kunst", Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien l, Stubenring 5. 13