Schon vor zehn Jahren vermeinten einige bei Pregartbauer eine Wandlung vom lmpressionisten zum Expressionisten feststellen und von einer Tendenz zur Farbendynamik sprechen zu müssen. Sicherlich zeigen die von Pregartbauer bevorzugten Pastellbilder eine impressionistische Komponente. die ihn jenen Künstlern des vorigen jahrhundcrts ver- wandt erscheinen läßt, denen der sinnliche Augenschein alles bedeutete. Aber die Anregungen zu solchen Gestaltungs- tendenzen holte er sich eher bei den beiden österreichischen Malern und älteren Zeitgenossen Josef Dobrowsky und Georg Merkel. Dessen stille und auf feinste Töne abgestimmte Pastellmalerci und Dobrowskys atmosph' isclte Landschaftsgcstaltungen waren adäquate, innere Verwandtsehaftsbezüge, die in das eigene Schaffen organisch herein- genommen werden konnten, ohne das Eigenständige und Individuelle zu beeinträchtigen. Denn schon in seinem Frühwerk finden sich neben den stillen, unkonventionellen Blumenstücken und schlichten Landschaftsbildern, Blätter in Schwarz-Weifßfechnik, die groteske, düstere und makabre Szenen vor dem nüchternen Hintergrund verlassener Großstadtstraßen und Hinterhöfe stellen, nicht ohne einen zeitkritischen und innerweltlich-expressiven Aspekt. Auch die Stadtansichten der folgenden Jahre sind zwar noch dem Realismus verhaftet, erhalten aber durch pastosc und düstere Farbwerte eine geheimnisvolle Hintergründigkeit. In diesen Bildern sind die linearen Bildelemcnte nicht mehr ausschließlich als Konturen im realistischen Sinne aufzufassen, sondern als reduzierte Farbwerte, die dazu tendieren, die Konzeption des Raumes vom Standpunkt einer farbfläehigen Gestaltung zu lösen. Noch ist in diesen Arbeiten das Naturvorbild erhalten. aber eine beginnende Auflockerung und Nuancicrung macht die Oberfläche trans- parent für seelische Stimmungswerte. Diese Arbeiten trugen Pregartbauer den Namen eines Meisters der Pastell-t malcrei ein, und Kritik und Publikum sparten nicht mit der Anerkennung für die virtuos gehandhabte Technik und für das Raffinement und dic Brillanz der Farben. Bei den Arbeiten aus den letzten Jahren und hier besonders bei denen des Jahres 1959 haben sich diese Elemente zu einer Aussagekraft verdichtet, die einen entschieden neuen Gestaltungswillen und ein neues bildncrisches Denken erkennen lassen. Mit seltener Souveränität, Großzügigkeit und innerer Freiheit werden die bildnerischen Mittel: Farbe, Fläche und Linie eingesetzt, auch solche abstrakter Deszendenz. Seine lebendige Aneignungs- und Verwandlungs- kraft entnaturalisiert den aus der beobachteten Welt zugeflossenen Reichtum an Farben und Formen so weit, daß in diesen Landschaftsbildern aus dem Süden und in diesen Stadtansiehten, z. B. von Paris und Rom, eine neue Dimension, die der Tiefe, anschaubar wird. Durch die abstrahierende Reduktion der Realität und die Komprimierung der bild- nerischen Gestaltungsmittel wird eine Bildwirklichkeit erreicht, die Oberfläche und Tiefe zur Einheit verschmilzt. Die intensivsten und leuchtendsten Farbtöne wirken wie Ausstrahlungen eines geheimnisvollen Tiefenbereiches und die verschwimmenden Formgebilde von Kuppeln, Booten, Häusern scheinen aus diesem hervorzudrängen und wieder in ihm zu versinken. Dieser dunkle Seinsgrund gebiert aber nicht nur den farbigen Schein, sondern vermag sich zu dunklen, raumgestaltenden Strukturen zu kristallisieren, die dem farbigen Dasein materielle Festigkeit geben. In einigen Fällen aber sind sie zu dichten, gitterähnlichen Striehlagen konzentriert, die über die Farbe dominieren und die Empfindung von Melancholie und düsterem Verhängnis hervorrufen. Diese jüngsten Arbeiten Pregartbauers haben Gleichniscba rakter; sie tasten bis an den Bereich der Geheimnisse des Lebens und der Welt. Sie sind Schöpfungen wesentlicher Malerei in unserer Zeit. 25