FARBSCHWELGEREI, FUNEBRALE FRACHT, SCHWERBLÜTIGE MAGIE JQHANNMHSCIHK Zur Ausslellung des Malers CARI. ANTON WOLF in der Uslerreiclrischen Galerie im Oberen Belvedere Carl Anton Wolf ist immer noch ein Feierabendmaler. Er war nie das, was man einen naiven Maler nennt. Er besitzt ein Kaffeehaus in der josefstadt und handelte bis vor kurzem mit Schrott. Seit neuestem versucht er es gewissermaßen mit dem „Kunsthandel", indem er ein Unternehmen für den Vertrieb von Druckgraphik auf die Beine brachte, das es als seine Aufgabe ansieht, gute moderne Farbholzschnitte und Lithographien unter die Leute zu bringen. Cafetier ist er geblieben. Er hat eine Realschule absolviert, war im Speditionsfach, im Baufach und zur Zeit der Wirtschaftskrise auch als Bergarbeiter in den belgischen Gruben tätig. Eine gut bürgerliche Existenz ist allezeit seine Sehnsucht gewesen. Man sagt ihm Tüchtigkeit nach. In vielen Sätteln gerecht, schuf er sich schließ- lich Wohlstand. Aus solchem Holz werden die Träumer nicht geschnitzt. die ein Wolkenkuckucksheim nur in der Phantasie erbauen. Bei Lebensläufen wie seinem, geht leicht auch jene Kindlich- keit verloren, in der man so gerne das Attribut des Laienmalers sieht. Carl Anton Wolf hatte ganz regelrecht als Künstler und nicht als Laienwunder Erfolg. Willcm Saudberg holte ihn 1956 für seine große Österreich-Auswahl nach Amsterdam; die Schau ging nach Eindhoven, Bern und St. Gallen weiter. Er fiel bei der Biennale in Sao Paulo auf (1957), hat 1959 in Tokio ausgestellt, und im gleichen jahr holte ihn der Beauftragte der „documenta" als einzigen österreichischen Maler neben Rudolf Hausner nach Kassel. Wolf hat spät zu malen begonnen. Mit sechsundvierzig stellte der gebürtige Wiener zum erstcnmal aus (1954); mit Dutzenden von Bildern, und zwar im Museum für angewandte Kunst auf dem Stubenring. Wolfs Gemälde sind ursprünglich nachts entstanden, bei künstlicher Beleuchtung, jeweils in den Stunden, nachdem er sein Kaffeehaus verließ. Er hat keine Kunstschule besucht und war trotzdem nie darauf aus, in der Reihe der .,Maler des heiligen Herzens" geführt zu werden, wie Wilhelm Uhde die von ihm entdeckten Vivin, Bombois, Bauchant und Seraphine nannte. Auch versehmähte er es, seine Bilder jenen der Grandma Moses oder amerikanischer Handwerkermaler oder der „Infanti- listen" oder auch mehr oder minder exotischen „Primitivisten" anzuähneln. Dies spricht für Carl Anton Wolfs Instinkt. Der Maler suchte in jedem Augenblick genau das auszu-