ist groß aufgerichtet. Die Klaviatur erinnert: Musik. Der Sinn der Symbolik scheint fürs erste nicht leicht zu erraten. In dem mächtig drängenden Grundzug läßt das Bild trotzdem den Beschauer nicht los. „Gesicht des 20. Jahrhunderts" (1957) wird als das eines Militärs und Bürokraten in einem empfunden. „Purgatorium" (1959) - geradezu Bosch'sche Vision - stellt den naiven und den satanischen Menschen in gleicher Weise in der Hölle dar, das „Panoptikum" (1959) aber einen Roboterkasperl, dem sich die Haare sträuben. In diesen beiden letzten Bildern hat Wolf vielleicht den Höhepunkt seiner bis- herigen Laufbahn als Maler erreicht. Die Blau-Grau-Rosa-Harmonie des einen, der Blau- Grün-Grundton des anderen Gemäldes sind in der feinsten Weise zusammengestimmt. Farbe wird hier als eine Kostbarkeit behandelt. Das Symbolische der Darstellung ist außerordentlich knapp. Schwelgerisch-sinnliche malerische Dinge gibt es in einer Serie von Kleinbildern (die ursprünglich ein einziges großes Bild waren), genannt „Die sieben Tage der Bretagne". Verschiedenartiges Weiß spielt zusammen mit Rosa und Blau oder Hellviolett. Grün spielt hinein. Solcherlei Farbmaterienreize sind nun der eigentliche Gegenstand. Was an Thematischem sichtbar wird - es ist nicht sehr viel - läßt vermuten, daß Welt- srhöpfung und Weltuntergang in der Bretagne angesiedelt werden sollten, welche der Maler liebt, weil sie „im Hinterland wie das Waldviertel aussieht, aber am Rande von einem Ozean bespült wird". Weder das eine noch das andere wird der Beschauer mit Klarheit erkennen. In Wolfs Bildern brodelt es, zischt es, zerbröckelt. Von dem Noch- nichtgewordenen, Gärenden, Sichhinundherwendenden, aber auch dem Vergehenden scheint die Folge zu handeln. Wer will, mag zu dieser feinschmeckerisehen, subtil-wilden Orgie einer Malernatur phan- tasieren. Dunkelheit tönt. Der Hahn schreit. Und ehe der Hahn zum drittenmal kräht. . . Fische stehen in den Gewässern. Figuren, die wie die ersten Menschen sind, besser: fignrenhafte, erdige, farbige Schatten tragen ein langes Kanu. Ein Insekt, ein Flugzeug, etwas Gekreuzigtes erhebt sich von der Erde oder fällt bereits wieder in sie hinein. Florian-Geyer-Fahnen erscheinen am Himmel. Eine Spielkarte fällt aus der Bibel. Das Meer rauscht. Aus einem dunklen Sarkophag, der unter einem grün leuchtenden Fenster steht, erhebt sich kein Auferstehender. Der siebente Tag ist der, an dem nichts geschah. 1 Panoptikum. Öl auf Holz, ISOX 170 cm, 1959. Besitz des Kulturamtes der Stadt Wien. 2 Zu Ehren Beethovens. Ol auf Leinwand, IOOX 130 cm, 1957. 3 Antlitz des 20. jahrhunderls. Öl auf Leinwand, 80 X 100 cm, 1957. Besitz der Ostern. Galerie. 4 Purgatorium. Ol aul Holz, ISOX 170 cm, 1959.