ehe ausländische Kunstjünger in Frankreich aufhielten, denen nun nicht mehr Rom, sondern Paris als das wahre „Mekka der Kunst" galt. Auch Österreicher pilgerten in Scharen dahin, wir nennen nur Au- gust Pettenkofen. der sich gleich Rudolf Ribarz und Eugene J ettel auf die „paysagc intime" einge- sehworen hatte, Felician von Myr- bach, der 16 Jahre in Frankreich lebte, Franz llohenberger und Josef Engclhart, der 1893 aus Paris zurückkehrte. Als er hier ein Bild aus dem Wiener Volkslcben, "Die Kartenspieler", malte, war es völlig in impressionistischer Manier gehalten und erregte darum nicht wenig Aufsehen. In Deutschland kam es unter dem Eindruck der von Westen her ein- strömenden neuen Gesinnung nach- einander zur Gründung von „Seces- sionen". 1892 wurde die Münche- ner, 1893 die Berliner Scccssion ins Leben gerufen, die ihren literari- schen Wegbereiter in der luxuriös ausgestatteten Zeitschrift „Pan" fand. Im Jiinncr 1896 erschien im Münchener Verlage Georg Hirth das erste Heft der noch heute exi- stierenden „Jugend", drei Monate später gab der Münchener Verleger Albert Lange n den „Simplicissi- mus" heraus. In Wien kamen die Dinge ins Rollen, als die Münchener Sccession 1894 korporativ im Künstlerhaus zu Gast erschien. Alsbald bildete sich im Schoße der Genossenschaft eine Gruppe der Jungen", die aus ihrer Abneigung gegen die noch in natu- ralistischen Traditionen befangenen „Altenf deren Haupt der Präsident des Künstlerhauses, Maler Eugen Fc l ix, war, kein llehl machte. Doch war es noch nicht an der Zeit, irgendeine gemeinsame Aktion zu starten, wohl aber wurden eifrig Fäden zu zwei privaten Kon- ventikeln gesponnen, in denen sich die jungen Kunstakademiker regel- mäßig zu treffen pflegten. Am 10. November 1876 hatte anläß- lich der Enthüllung des Schiller- denkmals vor der Akademie ein liackelzug der Akademiker und eine Kaiser Joseph-Feier stattgefunden. nach welcher sich die im Restau- rant Gause versammelten Künstler darauf einigten, zwecks gegenseiti- ger Aussprache öfters zusammen- zukommen. Dies geschah zunächst beim „Goldenen Sieb" in der Pa- niglgasse, dann im Gasthaus „Zum Blauen Freihaus" in der Gumpen- dorfcrstraße 9, dessen Besitzer Herr H a a g e n war. Nach diesem nannte sich die ganze Runde „llaagen- gesellschaft" und wurde später die Geburtsstätte des „Hagenbundef, der demnach mit dem grimmen lla- gen von Tronje nicht das geringste zu tun hatte. Die llagengesellschaft kam meist am Samstag abends ins "Blaue Frei- haus" und ging hierauf „auf einen Schwarzen" ins benachbarte Cafe Sperl, dessen Inhaber Adolf Kra- tochwila nicht weniger kunst- freundlich war als der Rcstauratcur llaagcn. Zur Haagengesellscbaft zählten u. a. die Maler Rudolf Ba- cher, Adolf Böhm, Josef Engelhitrt, Karl Fahringer, Alois Häniseh, Sig- 5 mund Walterl-lampel, liranzllohcn- berger, Eduard Kasparides, Josef Edgar Kleinert, 171 'drich KönigJo- hann Viktor Krämer, Rudolf Ko- nopa, Max Lenz, Max Liebenwein, Karl Müller, Anton Nowak, Ernst Payer, Karl Pippich. Alfred Roller, August Roth, Eugen Schroth. Lud- wig Sigmundt, Leopold Stolba, lirnst Stöhr, Josef Straka, Max Suppan- tschitsch und lleinrich Tomcc, die Bildhauer Wilhelm llejda, Othmar Schimkowitz und Josef Tautcnhayn, der. 1868 geboren, heute noch lebt. schließlich die Architekten Josef Beyer und Robert Oerley. In der Albertina befindet sich eine Sammlung von rund 600 Studien und Aquarellen, die mit Sitzungs- beschluß im Mai 1905 der damali- gen erzherzoglichen Kunstsamm- lung von der Hatxgengescllschaft zur Aufbewahrung übergehen wurde. Sie enthält die vielen Skizzen, wel- ehe die Mitglieder gelegentlich in ihrem Stammlokal zu Papier ge- bracht hatten? Trotz ihrer lilüch- tigkcit sind es interessante Zeug- nisse für den Stand der Wiener Kunst in den achtziger und neunt- zigcr Jahren. Als weitere Erinne- rung an die llaztgengesellschaft mag hier auch ein lithographiertes Blatt Johann Viktor Krämers vom