gespalten und aufgebrochen waren, sodaß sich eine gekörnte, natürliche Oberfläche ergab, die den Kriterien Le Corbusiers, „neugcformtcr Stein" und „natürlicher Zustand", nicht widersprach. Mit diesem Resultat war dem Problem eines „ästhetischen Betons" eine neue Facette abgewonnen. Bei der Auswertung und Nutzbarmachung aller Möglichkeiten des maschinell aufgebro- chenen Sichtbetons kommt den Österreichischen Betonwerken in Ebensec eine hervor- ragende Rolle zu. Unter der Ägide des Direktors Dr. Maculan wurden für die Verkleidung von Schalenbeton verschieden normierte Bauplatten aus einem Spezialbeton, sogenannte Maclit-Platten, entwickelt. Mit ihrer neuartigen, gebrochenen Sichtfläche sind sie nicht nur ein hochwertiger. wirtschaftlicher und vielseitiger Baustoff, sondern sind gleich- zeitig auch ein wesentlicher Beitrag zur Ästhetik des modernen Baustoffes Beton. Die ästhetischen Werte des Sichtbetons Maclit liegen vor allem in seiner Oberflächen- behandlung. Im Gegensatz zu Lc Corbusiers „expressionistischer" Auffassung kann man hier von „impressionistischen" Tendenzen sprechen. Ähnlich den impressionistischcn Kunstwerken, wo mit immer neuen Strukturen versucht wurde, die Oberflächenprobleme darzustellen, ist bei Maclit die Oberflächenstruktur von einer außerordentlichen Varia- tionsfäihigkeit. Durch die verschiedene Körnigkeit des Steines und durch farbige Bei- mengungen können immer neue Oberfläehenwirkungen erzielt werden. Aber auch die Dimensionierung zu Platten unter"hiedlicher Größe und Dicke sind weitere Vorzüge, die dieserr Baustoff schier unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten sichern. Auch das in Städten und Industriegebieten an Fassaden immer wieder aufscheinende Problem der Verschmutzung liegt im Falle der Verkleidung mit Maclit-Platten anders als bei den verputzten oder glatten Fassadenwiinden. Die unregelmäßige, körnige Ober- fläche der Steine wird durch die Verschmutzung eher optisch verstärkt. Und zusammen mit den geordneten, linearen Wirkungen, die sich beim Versetzen der Platten durch die Fugcnteilung ergeben, wird dem Unansehnlichwerden der Fassaden wirksam begegnet. Die reiche Variationsskala des Sichtbctonsteines Maclit macht die ästhetisch befriedigende Anwendung nahezu auf allen Gebieten der Architektur möglich. Wie die vielen Bauten, die in den letzten Jahren in zahlreichen europäischen Ländern entstanden sind, erkennen lassen, sind bei Hoch- und Ingenieurbauten, aber auch bei Sakralbauwerken interessante und neue Lösungen Zustandegckommen. Allerdings scheint es uns, daß die idealen technischen und ästhetischen Bedingungen dieser Sichtbetonplatten auch die nicht zu unterschätzende Gefahr und Versuchung darstellen, sich ihrer immer und überall zu bedienen. Und doch bedarf ihreAnwendung eines beson- deren künstlerischen Feingefühls, da ja nicht allein technische, sondern ästhetische Maßv stäbe für ein befriedigendes Resultat entscheidend sind. Nur in den Händen eines Künst- ler-Architekten wird der Sichtbetonstein Maclit seine neue Funktion innerhalb der Beton- Architektur unserer Zeit erfüllen können. 26