Korallenauflage, auch in Goldblechfassung, und ein aus einer Pinzette und einem Kratzer mit menschlicher Maske bestehendes Toilettebesteek. Dieses großartige. hier nur kursorisch beschriebene Ensemble ergänzt eine Reihe beachtlicher Funde aus dem Jahre 1952: drei Röh- renkannen aus Ton, teils ornamental bemalt, teils durch eingestempelte Muster und palmettenartige plastische Auflagen verziert, eine Scheibenfibel mit Rankenorna- mentik in Durchbruehsarbeit, eine Vogelkopffibel, bei der die Augen durch Bernsteinperlen wiedergegeben sind, eine Eberfibel und eine Reihe phantastisch gestalteter Maskenfibeln. eine mit gchörntem Tierkopf und weitere mit den verschiedensten Kombinationen von Menschen- und Tierköpfen, wie Bügel der Fibel als Widder und Fuß als Pferdeköpfchen, Bügel und Fuß mit bärtigem Männerköpfchen oder Bügel als Fratze und Fuß als Tier- köpfchen gestaltet. Der Dürrnberg hat auch treffliche Beispiele typischer Latenekeramik ergeben, darunter außer den bereits er- wähnten Röhrenkannen töncrne Nachbildungen von Schnabelkannen, zum Teil mit prachtvoller Bemalung, Linsenflaschen in mehreren Varianten, sogenannte „Brau- bacher" Schalen mit sternförmiger, von der Mitte aus- gehender Stempelverzierung am Innenboden, eine Fuß- vase, die sich von Formen der Marnekeramik in Ost- frankreich herleitet, das Bruchstück einer riesigen Ton- situla der Frühlatenezeit mit eingestempelter, aus S-Spi- ralen und Fischblasenmotiven zusammengesetzter, um- laufender Verzierung am eingeschwungenen Rand - dieses Gefäß konnte rekonstruiert werden - und schließ- lich Graphittongeschirr mit „Kammstrich" und den ver- schiedenartigsten Stcmpelmustern in reicher Auswahl. Aus Salzburg ist erst vor kurzem ein ganz an das Ende der Latene- oder eher schon in nachchristliche Zeit ge- hörendes Kunstwerk ersten Ranges bekannt geworden. Auf der Festung Hohensalzhurg war - vermutlich seit etwa 1500 - über der „Roßpforte", durch die man den großen Burghof betritt, in etwa 12 Meter Höhe eine Skulptur eingemauert, die von jeher allgemein als „Rö- merkopf" bezeichnet wurde. Als der Kopf 1956 im Zuge von Restaurierungsarbeiten aus der Mauer genommen wurde, zeigte sich, daß er Merkmale aufweist, die man vorher wegen der großen Entfernung vom Besehaucr nicht näher ausnehmen konnte. Merkmale, die für kel- tische Darstellungen des menschlichen Hauptes - solche sind hauptsächlich aus Südfrankreich in einiger Zahl bekannt - kennzeichnend sind: die im Verhältnis zur unteren Gesichtshälfte auffallende Breite der Stirn und der Schläfenpartien, die stark hervortretenden Backen- knochen, die eingefallenen Wangen, die gerade Nase mit breitem, abgeflachtem Rücken, die kräftig umrandeten ovalen Augen, das Fehlen der Ohren, der „Zirkumflcx"- Mund, der zusammen mit dem plumpen Kinn dem Ge- sichtsausdruck einen brutalen Zug verleiht, und der dicke Hals. Dazu kommt noch, daß die gemusterte Kalotte an eine gestrickte Mütze denken läßt, wie sie einige Figuren auf dem berühmten Silherkessel keltischer Herkunft von Gundestrup (Dänemark) tragen. Die Andeutung der Pu- pillen durch seichte Dellen. wie sie bei römischen Pla- stiken häufig ist, spricht für eine Datierung etwa in das 1. oder 2. jahrhundert n. Chr. Da diese Kopfplastik aus Untersberger Marmor besteht, kann sie nur das Werk eines einheimischen Künstlers sein. Man hat es eher mit der Darstellung eines keltischen Gottes oder Heros als mit einem Grabporträt nach römischem Vorhild zu tun, welche Deutung auch der Umstand nahelegt, daß kelti- sche Kultur und Tradition noch lange unter den Römern wirksam waren, was M. Hell auf Grund verschiedener Erscheinungen wiederholt bewiesen und betont hat. Kel- tische Gottheiten, die entweder auf die einheimische Be- völkerung zurückgehen oder mit denen diese durch römi- sche Soldaten oder Kaufleute vertraut geworden war, hat man auf dem Boden des heutigen Österreich in meh- reren Gegenden wenigstens bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. verehrt. Koplplastiken von keltischem Charakter. meist an Kirchen eingemauert, sind aus Kärnten bekannt. 1 Eberfigürchen aus Bronze vom Rainberg (Stadt Salzburg) B Kopfapplike aus Bronze vorn Dürrnberg. Zur Ausrtellung „Keltische Kunst in Salzburg" Der Salzhurger Museumspavillon im Mirabellgarten, ein adapl tiertes barockes Vogelhaus, gibt einen idealen Rahmen für die ausstellungstechnisch schwierigen, qualitativ zum Teil un- vergleichlichen Exponate ab. Die durch die Kleinheit der Räume bedingte intime Wirkung wurde noch durch die Auskleidung der Wände mit gefältellen, fein gemusterten braunen Stoll- bahnen gesteigert. Die modernen, aus zweifarlaigem Metall ver- fertigten Vitrinen, sowohl die freistehenden als auch die puli- artigen, sind nun keine Särge mehr, wie sie jedem Besucher von Sammlungen prähistorischer Kunst in übler Erinnerung sind, sie fordern durch ihre geschickte Disposition und Dimensionierung zum Nähertreten, zur intimen optischen Auseinandersetzung mit den Exponaten auf. Alles in allem: Eine Schnuslellung von mehr als temporärer, ja von schrittmachender Bedeutung, E. K.