A}. .. 3.4 bar, dem eben damals, im Jahre 1795, die Reichsgralen! würde verliehen worden war, sich und seiner Familie mit diesem imposanten Bau ein bleibendes Monument setzen und handelte so ganz im Sinne des Standes- und Reprä- sentationsbewußtseins der Baroekzeit, als deren später Nachlahrc er sich damit erwies. Daß solche Beweggründe für den Grafen maßgebend waren, geht daraus hervor, daß er das Wappen, geziert mit der Grafenkrone, an be- herrschender Stelle der Front anbringen ließ, die Na- mensänderung des Schlosses von Nieder-Hausegg auf Stiebar erwirkte und so tatsächlich die Erinnerung an seine Famile für alle Zeilen gewährleistete. Den großen Veränderungen am Außenbau folgte eine ebenso ein- schneidende Umgestaltung des Innern. Die Überlieferung weiß zu berichten, daß die „altdcutschen" Öfen und das „altdeutschc" Mobiliar, worunter wohl Öfen und Möbel der Renaissance zu verstehen sind sowie zahlreiche Bil- der damals aus dem Schloß entfernt wurden und seitdem verschollen sind. Einzig die schöne spätgotische Kapelle blieb unberührt, weil, neben der Ehrfurcht vor dem ge- weihten Ort wohl auch die Architektur dieses Raumes der damals aufkommenden romantischen Vorliebe für das Mittelalter entsprach. Der originellste Raum des Schlosses, der nahezu voll- ständig sein Aussehen und seine Ausstattung seit damals bewahrte, ist das japanische Kabinett. Den Wandschmuck bilden farhige Tapeten, die auf Papier gemalt, auf Leinwand aufgeklebt und in schwarz lackierte Holzver- täfelungen eingespannt sind. Das große Mittelfeld wird von einem blauen Vorhang eingenommen; die flankie- renden Seitenfelder zeigen eine Grotesken-Dekoration, zu deren Aufbau Motive verwendet wurden, wie sie Jean Berain schon hundert Jahre früher erfunden hatte, nur daß sie hier dem damals herrschenden Stil entsprechend vereinfacht sind. Alles ist zarl', schwebend und etwas zusammenhanglos hingesetzt. An der Schmalseite des Zimmers hat der Tapetenmaler Gcnreszenen in recht- eckigen Feldern ühereinander angeordnet, Chinoiserien, die abwechselnd in blauen und roten Farbtönen ausge- führt sind. So stellt die Ausstattung dieses Zimmers eine 1 Tulsciligc Front mit dem Kapellenlurm. 2 Ansicht des Schlosses mit der Hauptfassade. 3 Treppenhaus mit klassi- zistischem Sthmißdßßisßfnßm Geländer und alter Beleuch- tungsvorrichtung. 4 Gang im ersten Stockwerk mit afrikanischen jagdlro- phiien. 5 Bildcrgang. Vorwiegend Gemälde der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 13