lß Paxlon: Glaspalas! in London. ll Paxton: Lilienhaus in Chzusworth. 11 „es neg. ..a........ .... lldllb, "n... die Artikel allein, als vollkommen fertiges Produkt, auszustellen, wie dies in den gewöhnlichen Industrie- ausstellungen geschieht, sondern man will z. B. die rohe Baumwolle ausstellen und daneben, in einer Reihe, die Baumwolle durch alle Stadien der Bearbeitung bis zum fertigen Fabrikat." ln unserem Zusammenhang ist noch ein anderer Passus 15 derselben Schrift bemerkenswert, wird hier doch vom Glas und vom Lieht ge- handelt: „Es ist vorauszusehemdaß in einem Gebäude, dessen Wände und Decke fast nur aus Glas be- stehen, das Licht fast zu grell wer- den dürfte. Um diesem Übelstande vorzubeugen und das Licht etwas zu mildern und gleichmäßiger zu machen, werden die ganze Südseite des Gebäudes und die Dachfliiche mit Segeltuch dergestalt bedeckt werden, daß noch ein Luftstrom zwischen dem Glase und dieser Bcd Hung stattfindet, während letztere bei sehr heißer Witterung mit Wasser besprengt werden soll." Besonderen Wert legte man natür- lich - sowohl in Anbetracht der eingeschlossenen Räume und Ge- wächse als auch im Hinblick auf die Besuehermengen - auf eine aus- reichende Lüftung. Man versah die Fensterrahmen mit S-förmigen Klappen, die nicht nur frisch:- Luft eindringen ließen, sondern die auch den Regen abhalten konnten. Zusammenfassend läßt sieh der Glaspalast von 1851 folgendzrmas- sen charakterisieren: Grundriß und Aufriß sind nach Art von fünf- schiffigen Kirchen mit basiiikalem Querschnitt gestaltet. Trotzdem ist jeglicher sakrale Eindruck vermie- den, weil anstatt geschlossener Wände das durch Glasplatten ver- bundcnc Slützenwerk in all seinen Teilen überall sichtbar wird und darüber hinaus der Innenraum als solcher von außen eingesehen wer- den kann. Eine Schauseite ist nicht ausgebildet, da die Halle von allen Seiten gleichmäßig in drei Geschos- sen mit Arkaden überzogen ist. Das Gigantische der Ausmaße ist mehr in der Länge und Breite als in der Höhe zu sehen, da hier go- tische Kathedralen schon vergleich- bare Maße bieten. Die ausgestellten Objekte zeigen ebenso wie die innerhalb des Ge- biiudes stehenden Bäume die Macht des Menschen über die Natur. Man darf geradezu von einer musealen Aufstellung sprechen. Der Glaspa- reits typische Glashäuser sind. Im Park von Chatsworth (Derbyshire) hatte er zwischen 1836 und 1840 das Palmenhaus, the great conservatory genannt, erbaut, das erst 1920 zer- stört worden ist." Schon hier macht sich das Überdimensionale der Maße bemerkbar, beträgt doch bei einer Höhe von fast 20m die Länge des Treihhauses über 86 m! Das recht- eckige Gebäude ruht auf einer Back- stein-Basis und steigt mit eisernen Rippen in die Höhe. Aui dem Grundriß eines kleineren Recht- ecks wachsen dann im Dachstuhl weniger stark gekrümmte Rippen noch einmal empor. Der klassizi- stische Portikus ist die einzige Re- miniszenz an ältere Baugewohnhei- ten. Das Treibhaus diente als Pilanzstätte für große Palmen, Baumfarne und andere tropische Gewächse. Die gekrümmten Glas- wände vermittelten eine besonders intensive Sonnenbestrahlung. Nach anderem Schema ist Paxtons Wasserlilienhaus in Chatsworth (1850) erbaut, das auf dem Grund- riß eines dem Quadrat angenäher- ten Rechtecks errichtet ist." Über dem Sockelgeschoß erheben sich Arkaden, deren Bögen das Dachge- sims tragen. Man meint, hier das Innere eines alten Klosterkreuz- gangs vor sich zu haben, in dessen Mitte sich das Becken für die Li- lien befindet. Auch hier sind Eisen und Glas die einzigen Materialien des Baus. Nun hat es derartig verglaste Treibhäuser schon im 18. jahrhun- dert gegeben. Technisch ermög- licht wurde ihre Errichtung durch die Erfindung des Lucas de Nehon; seitdem konnte man nämlich größere Glastafeln gießen." Ein frühes Werk ist das „Glashaus" vom Unteren Belvedere in Wien, das um 1715 gebaut und bald dar- auf von Salomon Kleiner in einem Stich wiedergegeben worden ist." In drei Zonen - man darf kaum von Geschossen sprechen-ist das Gebäude hochgezogen. Der Mittel- risalit kontrastiert dazu. durch größere Fensterhöhe. Ihm ist noch eine Laterne mit drei Fenstern auf- gesetzt. Die Schlichtheit des Gan- zen läßt erkennen, einen wie un- tergeordneten Charakter das Treib- haus zu jener Zeit hatte. Das Glas- haus wäre nie zu seiner heutigen Bedeutung gelangt, hätte es sich nicht die Ausstellungshauten er- obert." Wir haben den Weg vom modernen 18