3 SCHLACHT BEI AUSTERLITZ (2. Dezember 1805, gegen 4 Uhr nach- mittags). Napoleon ist auf den Höhen über Ujezd neben der Antoniuskapelle angekom- men und vom Pferd gestiegen; er verfolgt von dieser Anhöhe aus den Rückzug der verbündeten Österreicher und Russen über die Weiher von Sokolnitz. Rittmeistcr Lejeune} Flügeladjutant von Berthier, bringt den Freiherrn Maximilian Wimpffen, Oberst im österreichischen Hauptquartier, der bei der Rückkehr von einer Mission gefangen worden war, zum Kaiser. General Rapp sprengt im Galopp den Hügel empor, um Napoleon von der Niederlage der russischen Garde zu berichten. „Sein Säbel ist entzwei und er hat eine Stichwunde am Kopf", heißt es in seinen Memoiren. Hinter dem Kaiser der Generalstab und eine Eskorte berittener Jäger (chasseurs a cheval) der Garde; vor ihnen der Oberstallmeister Caulaineourt und ein Page, der den Schim- mel des Kaisers am Zügel hält. Im Vordergrund Piqueure, zur Rechten Verwundete und Gefangene. - Zeichnung von Brtgetti, zumindest für die Landschaft. Die Per- sonen vermutlich von j. F. j. Swebach-Dcsfontaines (1769-1823). Die Zeichnung ist von größter Genauigkeit. Es hat in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1805 ge- froren, erst am Abend des 2. Dezember wird Schneefall einsetzen. Die russische Fahne zur äußersten Rechten ist eine Phantasicfahnc. - Das Gemälde von Baron Gerard in Versailles (Salon von 1810), das die selbe Szene darstellt, ist allegorisch. Rapp er- scheint dort glatt rasiert, aber auf der Skizze (derzeit in New-York) trägt er einen Schnurrbart, trotz des kaiserlichen Verbots. - Man weiß, daß Bagetti im jahrc 1805 in Österreich war, wie übrigens auch 1809, daß er sich Skizzen machte und Erhebungen über das Gelände von Austerlitz anstellte. 24 Originalzeichnungen aus dem dritten Koalitionskrieg, die nach der Natur angefertigt waren, und aus der Sammlung des Prinzen Eugene de Beauharnais stammten, wurden im Hütel de l'Aigle Noirc in Fontainebleau am 13. und 14. November 1954 versteigert. l Louis-Franeois Lejcunc, Baron des franz. Kaiserreiches (1775-1848). Brigadegeneral im jahre 1812. Talenticrtcr Schlachtenmaler und Schriftsteller. 1796 und 1800 schildern. Der Kaiser bestimmte sie alle für die Galerie in Fontainebleau und ließ einen Katalog anfertigen, der in 1000 Exemplaren gedruckt wurde. Diese Aquarelle wurden in Originalgröße gestochen und für das Kriegsministerium wurden Kopien angefertigt. Bagcttis unmittelbarer Vorgesetzter war der anspruchsvolle und pedantische Major Martinel, selbst einstiger Offizier des Königs von Sardinien, der sich später in französischen Diensten, im Stab der Generäle joubert und Suchet, auszeichnete. Er war es auch, der Bagetti die Beschreibung der darzustellenden Ereignisse lieferte, der bestimmte, welche Episode einer Schlacht Wichtigkeit besaß, der den Standpunkt, von dem aus das Bild zu malen war, ja sogar den Blickwinkel fixierte, indem er den äußersten Punkt an der rechten und der linken Seite des Bildes festlegte. Martinel verfaßle genaueste Vorschrif- ten für die Ausführung der Bilder, aus denen wir auf die gewissenhafte Ar- beit des Künstlers schließen können: „Sehlachtenbilder müssen stets ein absolut getreues Abbild der betreffenden Landschaft geben... Niemals dürfen in den Vordergrund frei erfundene Bodenwellen hineinkomponiert sein. Unbedingte Einhaltung der vom „De'pÖl" festgesetzten Bildgröße: 50 X 80 cm. Das Bild muß das Terrain möglichst so wiedergeben, wie der General es