JIIUCYCII UlU SCIDSIHCÜU ' nfllte AU" geschlossenheit den Vor ang hat. Die „Wiener Schule" hat es mehr mit der Ausgesetztheit, die dort ge- legentlich sogar als ein Garten der Lüste zelebriert wird. Der Maler aber, von dem hier die Rede sein soll, nämlich Georg Rauch, ingt selbst die Verlorenheit noch in der Bewahrung auf. Rauch t W ner, Jahrgang 1924. Er hat ein wenig bei Andersen, ein hißchen mehr im Aktsaal bei Böekl, die Hauptsache aber bei sich selbst studiert. Vor nicht viel weniger als zehn Jahren stellte er das erste Mal im Konzerthaus aus, später noch einmal in der Secession, aber dann tut nicht viel, um sich nach vorne zu bringen. Schon das ist ein im allgemeinen nicht gerade häufiger und sympathischer Zug an ihm. Ihrer gibt es allerd gs mehrere, auch in seiner Malerei Rauch macht nicht viel aus ihr, und er macht zum Llntersehied von manchen an- deren Leuten auch daraus nichts, daß er nichts aus ihr macht. Er gibt her was aus ihm kommt, und müht ' d so gut wie möglich zu tun. Sein Thema ist stets der Mensch, auch wenn der gar nicht auf dem Bilde ist. Auch die beiden Petro- leumlampen steh in für ihn da. Sie sind so nett r ckständig und dabei ebenso nett wurdevoll und haben heit. Man muß sie liebgewinnen. Rauch war früher heiterer. Er sah mehr von der unfreiwilligen Ko- mik, die im Menschen steckt und hielt es mit den landstreichenden Vagabunden, den Philosophen an- spruchsloser Gelassenheit, wie sie llamsun schildert. Heute sitzt zwar auch noch der Trinker an seinem Tisch, aber statt der Bäume hat er nur noch die kahle Mauer hinter sich. Die einsame Frau im gelben Pullover mit der zylinderlosen Pe- troleumlampe, ein starkes Bild, steht last schon an der Grenze der Ver- lorcnheit. Die Frau mit dem Ham- pelmann traut sichtlich dessen Späs- sen auch nicht mehr. Der Einzelne, das Individuum, die Person sieht sich eingekreist. Der blaubeman- telte Mann hat den Schirm aufge- spannt und will sich damit gegen Regen schützen, der gar nicht fällt. Nur bei den Schachspielern, einem eigenartig gespannten Bild, und in dem „Tschoch", in dem sie spielen, ist noch etwas Atmosphäre und Harmonie, aber auch schon mehr wie ein Traum, aus dem es ein plötzliches, aber kein gutes Erwa- chen geben kann. Rauchs Bilder sprechen an. Das liegt an ihrer gestenfreien Einfach- heit. Sie berühren, weil da einer sel- ber leidct, was er tut und sagt. Sie halten sich, weil Inhalt und Form, Gehalt und Gestalt einander gemäß sind, das Dumpfe und Beladenc in jenem auch in dieser eine gewisse Schwere, aber ohne kalte llärte,zei- tigt. Da ist einer, der nicht mit den Menschen Politik oder Soziologie oder Psychiatrie betreibt, sondern selber ein Mensch ist und das in Form und Farbe nach bestem Wis- sen und Gewissen darlcbt. Man soll das „Hinterland" nicht un- terschätzen, aber auch die Hochsta- pelei der Gernegroße nicht mit der „Front" verwechseln. Das Echte ist überall einander ebenbürtig und die einzige Gewähr, daß der Druck ver- schwindet, den die Geschäftemacher und die Idcologisten „v0rn" und „hinten" den Menschen seiner selbst berauben. Man muß nicht resignie- ven, wie es Rauch, wenn auch ohne Klage und Anklage, zu tun scheint, aber man soll sich auch ruhig durch ihn und Künstler seiner Art „den Menschen in Bedrängnis" ins Gedächtnis und Gewissen rufen las- sen. 24