Die Bordüre der Schauseite wird oben von einer Dar- stellung der sogenannten „hundert Altertümer", seitlich von blühenden Bäumen und unten von einer Folge von zwölf mehr oder minder phantastischen Fabeltieren ge- bildet, die weiters nicht gedeutet werden können. Bei den „hundert Altcrtümcrn" der Oberbordüre handelt es sich überwiegend um archaische Gefäße aus der frühesten historischen Periode Chinas, der Shang-Yin-Zeit, und der darauf folgenden Chou-Periode (Mitte des 2. jahr- tausends bis 4. jahrhundert v. Chr.). Den Schlüssel zum Verständnis des gesamten Werkes liefert die Darstellung auf der Rückseite, die von wahr- halt hinreißender Schönheit ist. In der Mitte der Kom- position beobachten wir ein Pfauenpaar mit einem jun- gen. Es ist umgeben von Baumpäonien, auf dem Boden wachsen Narzissen. Ein links oben angeordneter fliegen- der Reiher schließt sich an die Pfauengruppe diagonal an. Auf der äußersten Linken erkennen wir ein Paar Mandarinenten, unten eine Bachstelze, Bambus und Lotus sind die dominierenden Pflanzen. Das rechte Bilddrittel wird von einem Paar miiehliger Kiefern von der übrigen Komposition getrennt. ln ihrem Gezweige hat sich u. a. wiederum ein Reiher niedergelassen. Ganz rechts sitzt ein prächtiger Paradiesschnepper. Die Bordüre wird in gemischter Folge von archaischen Gefäßen, Blüten, Früchten und einigen wenigen liabeltiercn eingenommen. Was bedeutet das Ganze nun? In dem dominierenden Pfauenpaar können wir eine ins Naturalistische trans- ponierte Darstellung von Phönixen erkennen. Der Phönix heißt chinesisch Fang huang, das ist sowiel wie männ- licher und weiblicher Phönix - das Gesamttier ist also nur als innige Verbindung beider polarer Prinzipien vorstellbar. Kraniche oder Reiher sind Wunschtiere für ein langes Erdenleben, das Entenpaar symbolisiert glück- liches eheliches Zusammenleben. Päonien bedeuten Früh- ling und Reichtum, Bambus und Kiefer sind Symbole für langes Leben, die Narzisse ist ein glückhaltes Winter- symbol, weil sie trotz Schnee und Kälte blüht. Lotus und Chrysantheme schließlich bedeuten Reinheit und Bestän- digkeit, bzw. Sommer und Herbst. Alles weist also dar- {llrvilr ß ä