struktionen heraus. So entstand eine Stiege mit schalrein belassenen, 11 cm starken Stahlheton-Lauf- und Podestplatten. Diese werden in der Podestmitte von einem einzigen, durch alle Stockwerke reichenden, naturbelassenen Stahlbeton-Zugstab über 20m Länge mit einem Quer- schnitt von 12 X 45 cm gehalten, der 40 Tonnen aufzunehmen imstande ist. Das Geländer aus Formrohr- stahl, die Eichenholz-Durchzüge und der Serpentin-Terrazzo mit schwarzem Colour-Zement und hellblauen PVC-Unterteilungen be- stätigen die Gestaltungsmöglichkei- ten unserer Zeit. In Verbindung mit dem schon er- wähnten, schöncn und wieder re- staurierten Barockportal wurde in der Eingangshalle des neuen Stie- genhauses eine besonders weiträu- mige Öffnung zum „WohnhoP ge- schaffen. Dies bedeutet eine Unter- fangung von 250 Tonnen, die durch eine einzige, besonders ausgebildete und aus Gründen der Feuersicher- heit mit Granit verkleideten Stahl- stütze von 35:70 cm bewältigt wurde. Da das Kulturzentrum im i. Stock einen zusätzlichen Bcwegungsraum, ein Foyer, benötigte, das aber der vorhandene Grundriß nicht herzu- geben imstande war, wurden dort im Zusammenhang mit der reizvol- len, restaurierten „Kornhäuslstiegä die Außenmaucr zum Hof auf drei schlanke Pfeiler reduziert und - ähnlich einer Brückenkonstruktion (um den Hof nicht zu beeinträchti- gen) - ein eigener Baukörper in diesen hineingehängt. Als Gegen- satz zu den massiven alten Mauer- flächen wurde eine auf das Mini- male an „Totlast" beschränkte Stahlkonstruktion, die nur mit Glas ausgelacht ist, gewählt. Im Wesent- lichen trägt hier ein 24 cm hohes, mittig unterstützendes Walzproiil 9 als Kragträger, das beidseitig von je einem diagonal nach oben lau- fenden Zugseil aus hochwertigem Stahl von zirka 30 mm Stärke ge- halten wird (Beanspruchbarkeit pro Zugseil zirka 10 Tonnen). Dem Hof brachte eine architekto- nisch reizvolle Note die Notwen- digkeit, den Dachfirst in jenem trapezförmig zusammenlaufenden Bauteil über dem neuen Stiegenhaus unbedingt waagrecht zu halten, da er deutlich sichtbar den Abschluß des Schwarzenbcrgplatzes in Rich- tung Innere Stadt bildet. Mit l-Iille von schwierigen Dachverschneidun- gen, die der Dachdecker kaum be- wältigen konnte, und der Einfügung einer senkrechten Dachfläche ist dies gelungen. Die vielen, heute nicht mehr sicht- baren technischen Leistungen, wie etwa der Einbau von 91 Tonnen Stahl, die größtenteils die alten Mittelmaucrn ersetzten und auch die zu ungefähr 95'110 neuen Dek- ken zu tragen haben, der Einbau des 45000 Liter fassenden Öltanks im Innenhof für lleizung und Warm- wasserversorgung, die Unterfan- gung des ganzen Hoftraktes, die erst die Unterbringung der Küche ermöglichte, der Einbau der großen Trafoanlage oder die vielen Schwie- rigkeiten im Zusammenhang mit dem eingebauten Schnellaufzug für sechs Personen neben dem Barock- portal wären ohne die Hilfe des vcrantwortungsbewußten Statikers, Herrn Dr. Ernst Armbruster, nicht möglich gewesen. Von den vielen rechtlichen Kompli- kationen möchtc ich nur die enor- men Anstrengungen erwähnen, die es kostete, um zu erwirken, daß we- nigstens ein Teil der Geschäftslo- kale im Sinne einer richtigen Denk- malpflege in das Hausganze einge- fügt werden konnte. 10 Da mit diesem Umbau ein Beitrag zur Manifestation unseres Kultur- empfindens beabsichtigt war, wur- den auch moderne, jüngere öster- reichische Künstler bemüht. S0 kam - gewissermaßen als Beweis -, daß auch die gegenwärtige Kunst im Re- ligiösen beheimatet sein kann, die Kapelle als ein künstlerisch-archi- tektonisches Gemeinschaftswerk zu- stande. Nach der gemeinsamen Er- arbeitung eines theologisch-künstle- rischen Konzeptes, bei dem die op- timale Wirkung der einzelnen Ar- beit zusammen mit allen übrigen umrissen und das einzelne end- lich wieder auf das Gesamte abgestimmt wurde, gestalteten Wal- ter Eckert ein großes Altarbild, Karl Prantl Tabernakel, Kreuz und Kreuzweg, Kurt O h n s 0 r g keramische Wcihwassergefäße in Verbindung mit einer sehr ruhigen, schlichten, zurückhaltenden Archi- tektur. Ihr kam es vor allem auf die sinnvolle Steigerung der Ma- teralien an: Fußboden aus Asphalt, Altarstufe aus Steinzcug, Altar aus Granit, Tabernakel aus Bronzeguß; Wände und Decke aus Mauerwerk, Altarwand aus Tannenholz, Altar- bild aus Schafwollc (Knüpfteppieh), Kreuz aus Bronzeguß. Wie das llaus heute dasteht, be- rechtigt es zu der Hoffnung, daß spätere Generationen an ihm das