Niederlagen, konnte er die Krone und Teile Ungarns be- haupten. Während seine Truppen zum Schutz des christ- lichen Abendlandes verbluteten, trugen im Reich die Fürsten unter dem Vorwand der Glaubensfreiheit ihre Kämpfe gegen Karl V. aus. Aber auch im Schmalkaldi- schen Krieg und dem gefährlichen Feldzug von 1552 hielt Ferdinand immer die Mäßigung als oberstes Gesetz. je mehr Karl V. sich dem Reich entfremdete, umso mehr stieg das Ansehen Ferdinands unter den deutschen Fürsten. Sie hatten ihn 1530 zum deutschen König ge- wählt und erhoben ihn ohne Widerspruch nach der Ab- dankung Karls 1556 zum Kaiser. Er brachte schließlich auch den Religionsfrieden 1555 zu Augsburg zustande, den Deutschland so dringend brauchte. Als überzeugter Anhänger der alten Kirche sah er in dem Ausgleich doch die einzige Möglichkeit, das Reich vor dem Untergang zu bewahren. Mit dem Konzil von Tricnt, dessen Zu- sammentreten durch seine Tatkraft erreicht worden war, wollte er die Reform der Kirche zustandebringen, damit sie aus eigener Kraft dem neuen Glauben widerstehen könne. Als er 1564- starb, hinterließ cr cin gefestigtes Reich, das er in Auflösung übernommen hatte. Ferdinands Leben war ausgefüllt mit Krieg und Not, in denen er immer wieder einen Ausgleich der Vernunft suchte, und trotzdem blieb ihm Zeit, getreu dem Vor- bild seines verehrten Großvaters Maximilian, ein Mäzen der Künste zu sein. Das erste Zentrum seiner künst- lerischen Bestrebungen war Tirol und Innsbruck. Tirol war für ihn Schutz und Schild des Reiches, war das einzige seiner Länder, dessen feste Grenzen und wehr- hafte Bewohner dauernde Sicherheit boten. Hier in Inns- bruck hielt er sich oft auf, hier wurden vor allem seine Kinder erzogen, hier lebte in der ersten Zeit auch seine geliebte Gattin. Als Ferdinand 1522 die Regentschaft übernahm, stand die Kunst am Anfang einer neuen Epo- che. Die Gotik lag in den letzten Zügen, die Renaissance hatte schon unter Maximilian ihren schüchternen Einzug Kinder erzogen, hier lebte in dcr ersten Zeit auch seine geliebte Gattin, Als Ferdinand 1522 die Regentschaft übernahm, stand die Kunst am Anfang einer neuen Epo- che. Die Gotik lag in den letzten Zügen, die Renaissance hatte schon unter Maximilian ihren schüchternen Einzug 3 gehalten. Der in Spanien Erzogene, der sich jetzt mit deutschen Ratgebern versehen hatte, gab sich ganz dem Zauber der aus Augsburger und Nürnberger Boden kom- menden deutschen Renaissance hin. Am llol zu Innsbruck entstand ein bedeutender Sammel- punkt der neuen Kunst, die aber nicht hölisclten Cha- rakter hatte, genau so wie Ferdinand gern das aus- ladende, geschlitzte Barett der wohlhabenden Bürger trug, llier beschäftigte er die Älaler Jörg Kbldercr, Hans Maler von Sehwaz, Sebastian Sehel, Paul Dax und Degen Pirger, während llans Polhamer zum „Conter- lieter" (Porträtisten) der königlichen Kinder bestellt wurde. llier schnitt der Bildhauer Silvester Lcehnet" die Kränze une Wappen zu den (Jeweihen, die dinand in der llolburg in der „(iehürnstube-l" attfhiinuen ließ. Diese Sammlung von seltenen und eigenartigen „(je- hürnenu aus aller XVelt war ein Steckenpferd Iierdinands, sozusagen ein Vorl ler der späteren habsburgischen Kunst- unc Wunder ammern. Auch eine große Münz- sammlung legte er an, wie denn das Münzwesen der österreichischen Länder durch seine Rcfortnen neuen Aufschwung nahm. Die berühmte llaller Münze mit ihren Münzmeistern Bernhard, Thomas und llans Be- haim und cem Stempcl- und Siegelsehneider Ulrich Ur- sentaler hatte europäischen Ruf. Thomas Behaim wurde zum Leiter der oberungarischett und sp-' er der Wiener Münzstiitte, Georg (jeizkofler zum Leiter der von 17er! dinand reformierten joachimsthaler Nlünzstiitte in läöh- men bestel t. Form und (Jehalt der Tiroler Silbertaler waren ein beliebtes Vorbild. l Barthel Be1am, König Perdtnaitd 1., um 1531), Tiroler Landes- museum Ferdinandeum, 2 Hans Maler von Sehwaz, Königin Anna von Ungarn im jahre ihrer Vermählung mit Ferdinand 1., 1521, 'litrolct' Landes- museum Fcrdinandeum. 3 Jakob eisenegger. Bildnis tlerWiener ß gerslrauAnnaKl-e- blatt. 1537, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. 17