WOLFGANG HOLLEGHA In einer Diskussion der Arbeitsgemeinschaft junger Sammler ist der Wunsch ausgesprochen wor- den, die Zeitschrift „Alte und moderne Kunst" möge in Zukunft manchen Heften ein Blatt Original- Druckgraphik beilegen. Dieser Anregung folgend, will nun die Redaktion unserer Zeitschrift den Versuch wagen, eine Reihe von handsignierten Drucken herauszuhringen, um Leser zum Sammeln anzuregen. Als erster unter mehreren in Betracht gezogenen österreichischen Künstlern hat Wolfgang Holle gha ein Litho für „Alte und moderne Kunst" gezeichnet. llollegha, Empfänger des Guggenheim-Preises 1958 für Österreich wird unseren Lesern kein Unbekannter sein. Die Qualität seiner Werke hat sich in verschiedensten Ausstellungen bewährt: im „Strohkoffer" des einstmals so aktiven „Art Clubs", in der Galerie St. Stephan, der Wiener Secession, in Tokio, Pittsburg, London und Paris. Das waren Stationen einer regelmäßig fortschreitenden Entwicklung und Vertiefung. llollegha, Maler der Helligkeit, hat sich durch einen sehr kultivierten Farbauftrag, durch Gewissenhaftigkcit seiner Arbeit wie auch durch kühle Vornehmheit der Komposition, rasch einen Namen gemacht. ln „Knaurs Lexikon Abstrakter Malerei", München-Zürich 1957, sagt Michel Seuphor von ihm: „Er verdichtet das Naturbild, verändert es, bearbeitet es, bis es abstrakte Qualität hat." Hollegha stellt nicht eine abstrakte Form gegen die Natur, sondern er „reißt sie heraus", wie Dürer verlangt. Des- halb fühlt dieser Künstler sich auch nicht als protestierender Revolutionär, sondern nur als Fort- führer ehrwürdiger Gesetze eines Alten Testamentes, das zwar respektiert, aber immer wieder neu gedeutet wird. Als Maler großformatiger Ölbilder hat sich Hollcgha auch in gefährlichen Momenten bewährt. Groß- zügigkeit des Pinselstrichcs, souveränes Freilassen des weißen Malgrundes, lockerstes Hinsetzen der Fleckemcharakterisieren seine Ausdrucksweise.Aberauchoffcnsichtliche Gewissenhaftigkeit, vielfaches Nachkontrollieren läßt sich unschwer feststellen. Ähnliche Sorgfalt wendet er auch in seiner Graphik an. Wie ein Feinmechaniker fühlt er sich zu immer neuem Feilen, Schleifen, Anpassen, zum genau überlegten Nebeneinander-stellen vieler wohlabgcwogener Grautöne verpflichtet. Diese graphische Kunst in der - um ein Vergleichsbild aus der Kammermusik zu bringen - gefühlvolle Violin- striche Stimmung schaffen - wirbt nicht, sie ist eher spröde. Wie in der Kalligraphie und Land- schaftskunst des Fernen Ostens nach dem Prinzip der „Zcngf-Maler wird sinnvoll „noble Armut" in den Dienst einer ebenso ausgeglichenen wie zugleich heiteren und hintergründigen Kunst gestellt. Die Weisheit des guten Zeichners liegt im verkürzten Erfassen, liegt im Offenlassen, im Andeu- ten, nicht im Nachtasten des Vorwurfes. Holleghas graphische Ausdrucksweise hat den Reiz intimer Mitteilung über eine Kommunion mit der Natur. Baruch Spinoza und schwärmerischer Jean Jacques Rousseau, blickt herab vom Olymp, um mit Wohl- gefallen einen späten jünger in eurem Geiste schaffen zu sehen! Wolfgang Hollegha, geboren 1929 in Klagenfurt. Matura in Graz, Studium der Malerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Klasse josef Dobrowsky. Lebt seit 1954 ständig in Wien. Noch als Student stellt er 1953 zum erstcnmal schwarz gefärbte Holzreliefs im „Strohkoflef des Österreichischen Art Clubs aus. 1955 wird er Mitglied der „Wiener Seecssion" und der Vierergruppe der Galerie „St. Stephan". Auslandsausstellungen: Galerie „Der Spiegel", Köln, Galerie Arnaud, Paris 1957 (innerhalb der Gruppe „Art d'aujourdhui en Autriche"), „X. Premio Lissone", Mailand 1957. Träger des „Guggenheim-Preises" für Österreich 1958. Nach der Ausstellung seines prämiierten Bildes in Paris und New York erhält er Einladungen desfCarnegie-Institutes in Pittsburg und der New Yorker „French Gallery". 1960 Teilnahme an der Internationalen Mainichi-Ausstellung in Tokio, 1961 wird eine größere An- zahl seiner Werke im I. C. A. Landon gezeigt. Auch die Galerie Neufville, Paris, ruc des Beaux Arts, plant in den nächsten Monaten eine Kollektion von Hollegha-Gemälden auszustellen. i Bilder und Graphiken Holleghas befinden sich im Besitz des Bundesministeriums für Unterricht, der Österreichi- schen Galerie, der Albertina, des Carnegie-Instituies Pittsburg und in Privatsan-irnlungen. 28