„Sale by Auction of slaves, pictures, Estates und Merchandisc in lhe Rotundc of {he Exchange -
(Versteigerung von Sklaven, Gemälden, Grundstücken und Waren in der Rotundc des Exchangcs -
- New Orleans U. S."
- New Orleans, USA.)
Kunrtaulztian in New Orleans
um 1850
Wie bunt und turbulent das kulturelle
Leben in den Südstaaten der USA. noch
vor etwa 100 Jahren war, zeigt dieses
amüsante kleine Dokument: Drei Auk-
tionen werden gleichzeitig in der präch-
tigen Rotundc abgewickelt: In der Mitte
werden Ncgcrsklaven und Sklavinnen
versteigert, links Olgemälde und rechts
Grundstücke. Die zahlreich versammel-
ten Herren und Damen in südstaatlicher
Eleganz prüfen mit Kennerhlick die
Waren, die lebendigen und die toten.
Schließlich haben ja auch alle drei Wa-
renkategorien den gleichen Käuferkrcis,
die großen reichen Pllanzer und Groß-
grundbesitzer.
Welch verwandelte Szenerie bietet heute
das Auktionshaus Parke-Bernet in New
York, wenn das große gesellschaftliche
Ereignis einer Versteigerung von Im-
prcssionisten die geistige und wirtschaft-
liche Elite des Landes vereint, wenn man
das spannende Schauspiel auch in den
Nebenräumen des Hauses durch Fern-
sehen verfolgen kann.
Leider berichte! die Federzeichnung
nichts über erzielte Preise. Ob der Erlös
eines Sklaven den Kurs erreichte, den
auf der Märzauktion bei Weinmüller in
München die Marmorlaüste eines Negers,
venezianisch, 17. Jahrhundert, erzielte:
11.000 DM? Wohl kaum.
jedenfalls haben die Käufer der Skla-
ven ihr Geld schlecht angelegt, denn
wenige Jahre später fegt der blutige
Krieg zwischen Nord- und Südstaatun
Sklaverei und Sklavcnmarkt für immer
hinweg. Das versteigerte Olgemäldc hin-
gegen wird - wenn es Qualität hatte
seinen Wert inzwischen vervielfacht
haben.
Vorschau
auf die 552. Kunstauktion des Doro-
lbeumr, Wien, vom 6. bis 9. ]uni
Die Auktion ist mit nicht ganz 900 Po-
sten dotiert, die wiederum den Sach-
sparten: Olgemälde, Aquarelle, Hand-
zeiehnungen, Miniaturen, Druckgraphik,
zeitgenössische Kunst, Möbel, Skulptu-
ren, Porzellan. Glas. Fayence, Ausgra-
bungen, Asiatika, Edelmetalle, Metall-
gegenstände und Waffen zugehörcn. Aus
diesem vielseitigen Angebot seien her-
vorgehoben: Jacob jordaens, Heilige Fa-
milie, verzeichnet bei Rose und van Puy-
velde; Willem Nieulandt II, Flucht nach
Ägypten, datiert 1629, zwei Flußland-
schaiten, Gegenstückc, von Dionys Ver-
burgh; ferner: Anthonie Pztlnmedesz,
Gelage, Frans Francken II, Gastmahl
des Herodes (ein Gegenstück hiezu in
der Nationalgalerie Kopenhagen), zwei
Architekturvcduten von Ferdinand Jac.
Saeys. Wichtig ist die unvollendete „Hir-
tenszenc" von Pieter Claesz. Berchem.
Ein „Mittelmeerhnfen" von Joseph Ver-
net ist voll signiert. Unter den alten
Meistern verdient noch Marieschi mit
30
zwei venezianischen Veduten hervor-
gehoben zu werden.
Anton Romako ist - um zum 19. jahr-
hundert überzuleiten - mit einem Por-
trät eines bilderbetraehtenden h: tigen
Herrn vertreten. Dieses Bildnis weist
sclbstporträthafte Züge auf, doch ist
eine dementsprechende Bestimmung
nicht ohne Widerspruch geblieben. Ein
Werk des Münchener Romnntikcrs Carl
von Heideck ist eine 1822 datierte Vor-
alpenlandschaft. Werke von jettel. Tina
Blnu, Olga "Wisinger-Florian, F _I.
Schindler und Halauska repräsentieren
die zeitlich dem Impressionismus nahe-
stehenden Komponenten der österreichi-
chisehen Malerei. Interessant ist, daß
erstmals in größerer Zahl Bilder russi-
scher Maler in _der Auktion aufscheinen.
Die bedeutendsten unter ihnen sind Fili-
pow, Lansere, Bennis und Wenezianow.
Das wichtigste Werk aus der Sztchsparle
„Miniaturen" ist ein von Grimschitz
ztttestiertes Damenporträt vcn F. G.
Waldmüller.
Bei den Antiquitäten sticht eine Brüsse-
Ier Tapisscrie des späten 16. jahrhun-
derts mit altteslamentarischem Thema
ob guter Erhaltung und frischer Far-
bigkeit hervor, bei den Plastiken wäre
ein hölzerner Bozetto einer Pietä zu er-
wähnen, der dem Prager Braun von
Braun zugeschrieben wurde; bemerkens-
wert ist ferner eine Schweizer spiitgoti-
sche Statue des hl. Jacobus major. Gul
erhaltene Zeugnisse des Einwirkens
eines großen Meisters in Bereiche, die
dem Volkskunstsehallen nahestehcn,
sind die zahlreichen Kleinskulpluren nus
Zirbe, die die Madonna mit Kind und
eine Reihe von Heiligen darstellen. liine
Auseinandersetzung mit der Kunst lgnaz
Günthers ist unverkennbar, Zwei Alui '-
smtuen (Florian und Georg), etwa halb-
lebensgroß. rechtfertigen durch ihr Qua-
litiitsniveau die Zuweisung an MClnHld
(Juggenbiehler.
Kleinkunst gibt es wie immer in großer
Zahl; Gläser von Kothgasser, schlesi-
sche Pokale des 17. Jahrhunderts, eine
limpire-Golddose mit reichster Emaillie-
rung seien genannt. Bei den Exotika ldl-
len eine Kuan-yin der Sung-Periode und
eine frühe Bakongo-Plastik auf.