SCHLOSS EGGENBERG I. Entstehung und geistiges Programm des stcirischen Escorial FRITz K RY z A -o ERS CH Zur Zeit, als eben erst für die Kaiserstadt an der Donau die unmittelbar drohende Gefahr durch den Entsatz von 1683 gebannt war, und alles sich noch mühte, die Schä- den der Belagerung zu tilgen, da erfuhr die repräsen- tative Sehloßanlage des fürstlichen Hauses Eggenberg, am Fuße der Hügelkette westlich der Stadt Graz gele- gen, mit der Fertigstellung der malerischen Aussehmük- kung des großen Festsaales bereits ihre Vollendung. Drei Generationen der Familie hatten an ihrer Durch- führung mitgewirkt und nun steht das Sehloß, wie aus einem Guß, klar und kristallin in seinem Aufbau, wohl- geordnet in seiner inneren Raumeinteilung, als archi- tektonisches Manifest eines großen Gedankens, der hier in ein echt humanistiseh-spekulatives Programm umge- setzt und in straffer Konsequenz durchgeführt, seine Verwirklichung gefunden hat. Das gleichnamige Geschlecht der liggenberger ist vor der Mitte des 15. jhdts. als Inhaber eines reichbegüter- ten Handelshauses nachweisbar. Balthasar v. llggenberg, Münzmeister Friedrich lll., der bereits das Wappen mit den drei Raben, die eine Krone tragen, führt, erwirbt vor 1470 Schloß und Gut Algersdorf bei Graz, in deren unmittelbarer Nähe anderthalb Jahrhunderte später das neue, große Sehloß errichtet wird. lm ausgehenden 16. jhdt. treffen wir die zwei bedeutend- sten Persönlichkeiten der Familie, den Feldherrn Ru- l Ilauptfront mit den Statuen Herkules, Minerva, Mars und Abundantia. 2 Einblick in den Arkadenhof von der Einfahrt aus, 3 Detail vom Haupteingang in das Sehloß. prceht von Liggenberg (1546-1611), Sieger über die Türken bei Sissek, 1393, und Petrinia, 1595, sodann Ge- ncralfcldzcugmeisler und Leiter des gesamten Kriegs- wesens von Innerösterreich (sein vielhewundertes Mau- soleum steht am Sehloßberg von Ehrenhausen), und des- sen Vetter Johann Ulrich von Eggenberg (1568-1634), den späteren Erbauer des neuen Schlosses. Vornehmlich die 'l'.'1ten des Älteren, Ruprecht, sind es, die die Erhebung der Familie in den Frciherrcnstand 1598 bewirken. Johann Ulrich lucginnt, nach seiner Studienzeit in Tü- bingen und Kriegsdiensten in den Niederlanden, eine glänzende Karriere am erzherzoglichen llofe in Graz. wo Maria von Bayern die Regierung für ihren noch min- dcrjiihrigen Sohn Ferdinand führt. Erstaunlich rasch er- klimmt er die Stufen der Holämter und ist bald Oberst- hofmcister der Erzherzogin Maria und als solcher 1598 ihr Begleiter an den llof in Spanien anläßlieh der Ver- mählung ihrer Tochter Margareta mit Philipp III. Seit 1603 Präsident der Hofkammer, steht er in den folgen-