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BEWAHRTE SCHÖNHEIT
KURT RUSSAC.IIIÄI
Ausstellung einer Privatsammlung
mittelalterlicher Skulpturen
Madonna um 1360, Slvu-rnuxrk.
Madonna um 142D. Kruis llllHS van Judcnhurg.
Madonna, Salzburg um um,
Mnria im Ährcnklcid. llxuß von Judcnlvurg, um 1430
Die Ausstellung der Privatsammlung des Industriellen
Hermann Schwartz im Aachener Suermonrlt-Museum
13. Mai bis 16. juli 1961 ist aus den verschiedensten
Gesichtspunkten ein besonderes und bedeutsames Ilr-
clgms.
Dem Wissenschaftler bietet die Sammlung eine be-
trächtliche Zahl neu entdeckter Skulpturen von hoher
Qualität. Sie stammen aus den verschiedensten Kunst-
provinzen zwischen Niederrhein und Südlirol, zwischen
Frankreich und der Zips. Wichtige Dokumente der mit-
telalterliehen Plastik werden der Forschung erstmalig
vorgestellt.
Dem privaten Kunstlreund und Sammler wird die Aus-
stellung ein großer Ansporn sein Sie zeigt in ein-
drucksvoller Weise, welch bedeutende Funde man heute
noch machen kann, sie widerlegt die müde resignierende
Meinung, dnß alles Bedeutende ja schon in den Museen
stünde. Die Voraussetzung solchen Sammelns sind je-
doch außer optimistischer Entdeckerfreude und den növ
tigen finanziellen Mitteln auch ein kritisches Qualitäts-
geiühl und intensive Kenntnisse.
Sensationell mag die Ausstellung auf den Besucher aber
dann wirken, wenn er bedenkt, in welch kurzer Zeit
diese Sammlung entstanden ist In einem knappen Jahr-i
Zehnt hat der Sammler, der sieh vorher nur mit jemal-
den des 19. Jahrhunderts befalit hatte, herateit von Prof.
llermann Sehnitzler-Kiäln, eine intensive Kenntnis der
Materie und zugleich die derzeit größte Skulpturen-
sammlung Deutschlands erwerben können, deren Aus?
Stellung in Anwesenheit zahlreicher Nluseumstlirektoren
und Wissenschaftler Deutschlands und des Äuslande
glanzvoll eröffnet wurde.
Wenn wir den wissenschaftlich hervorragenden Katalog
Anm. 1. Unter der Leitung von Hermann Sehnitzler von
Wolfgang B"h und Günther Grimme erarbeitet studie-
ren, interes er! uns aus der Perspektive Ostei ehs vor
allem der heträehtliclte Anteil östn IClIlSChCY CiOIilQ,
Die Steiermark ist mit mehreren charakteristischen Bild-
werken vertreten. liine stehende Madonna um 1360
Ahh. wird im Katalog mit dem gleiehxeitigeit Modell-
fragment aus Selirödel" verglichen und in Sehulzustim-
mcnhänge mit der Diensthotenmadonnit gebracht. Eine
vollrunde heilige Jungfrau um 1380, ein rri volles Früh-
werk des weichen Stils, könnte auch aus IHCF anderen
Provinz stammen. Die stehende Madonna mit Kind um
143i Ahh. wird sehr iiherzeugend dem Kreis des llans
von judenhurg eingeordnet.
Salzburg als üherragenlei' Brennpunkt des weichen Stils
ist beispielhaft vertreten mit einer sitzenden Madonna
um 1420 Ahh. mit reichen Faltenkaskitden, deren
lebhaftes Kind entgegen der Sitte der Zu! ein Feigen-
hlatt trägt. Wlohl wegen der ursprünglichen Aufstel-
lung in einem Nonnenklnster. Ein sehö Yesperhild
aus Steinguß um 1420 und eine aus Berehtt-sgazlen stam-
mende Löwenmadnnna um H20 sind bekannte 'l'ypen
des Sitlxhurger weichen Stils.
Aus Tirol sehen wir wiederum die nunmehr zum dritten-
male öffentlich itustgestellte Maria im Ährenkleid
Aitehen 1958, Köln 1959. welche dem Nleister des 1502e-
Stellung. Seit. Nieeolo Rasmos glücklichem Dokumen-
tenfund und seit der Ausstellung Gotik in Tirol" 1955
wissen wir endlich, wie gesicherte Arbeiten dieses be-
deutenden Meisters des weichen Stils ausgesehen haben
und es sind seitdem eine Reihe weiterer Einzelbetriige
zu diesem Problem erschienen. Wann wird die Wissen-
schaft dieses Kapitel zusammenfassend darstellen und
damit endlich die Differenzierung des Meisters von
jroßlobming und des Hans von judenburg bewirken?
Die Ausstellung des weichen Stils in Wien 1962 wird für
dieim kunsthistorischen Museum ausgestellten Bildwerke
dieser Gruppe eine klare Scheidung bringen müssen. ..
Von den übrigen Tiroler Plastiken sei ein südtiroler
hl. joseph hervorgehoben, mit einem Kopf von drasti-
schem Realismus. Abb. 5.
Aus Böhmen und der Slovakei werden drei Plastiken ge-
zeigt, die besonders wichtige Dokumente aus einem Ge-
biete darstellen, dessen Forschung heute leider nicht
mehr im notwendigen Zusammenhang der großen christ-
lichen KllflSllRndSChüfl, die das Mitteleuropa der Golik
darstellte, weitergeführt wird. Umso wichtiger schei-
nen uns diese drei ncuentdeckten Bildwerke.
Eine sitzende Madonna um 1360 von höchster Qualität
zeigt einen Meister, der nur in engstem Zusammenhang
mit dem Maler der Tafeln von Hohenfurth eingeordnet
werden kann. Der uns vor allem in Iglau bekannte Ma-
donnenlypus ist hier geschmeidiger, weicher und höfi-
scher.
Die kleine stehende Madonna mit Kind Abb. von
graziöser Bewegtheit und drastischer Charakterisierung
der Gesichter wird im Katalog dem Umkreis des Mei-
sters von Mauer eingeordnet. Aus einer genauen Kennt-
nis der Herkunft der Figur und der jüngsten lokalen
Forschung möchte ich an dieser Stelle um das seltene
Dokument zu bewahren eine Richtigstellung des Ka-
talogtextes vorbringen. Die Madonna stammt nachweis-
lich aus dem südböhmischen Budweis. Sie ist das Werk
eines der Kunstgeschichte bisher noch kaum bekannten
Meisters des frühen 16. Jahrhunderts, von dem eine
ganze Reihe von Werken in Südböhmen erhalten sind.
Anm. 2. Der Name dieses bedeutenden Spätgotikers,
der anscheinend ein großes Atelier geführt hat, wird
uns erstmalig genannt in einem Aufsatz von jiii Kro-
pacek, Umäni 2,11960 Anm. 3. Wir erfahren hier, daß
in der Zunft der Budweiser Maler, Bildschnitzer, Ver-
golder und Glasmaler, die seit 1496 existierte, im Jahre
1503 erstmalig der Meister Allcxander Pildtschniezer"
auftritt. Der volle Name des Meisters, der 1503 zum
Vorsteher der Zunft gewählt wurde, scheint in einer
nicht datierten Zunftliste auf
rat. Die kleine stehende Madonna der Sammlung
Schwartz, nachweislich aus Budweis stammend, stimmt
stilistisch völlig mit den anderen erhaltenen Werken
dieser Budweiser Werkstätte überein Stark charakteriv
siertc Gesichter, sehr flache Augenpartien, durchbroche-
nes Haar, durchbrochene Faltcnpartien, schlanker Ha-
bitus mit kleinen Köpfen, starke Bewegthcit. ..
Nach dem jüngsten Stand der Forschung, die uns glück-
lich einen neuen bedeutenden Schnitzer der Spätgotik
vorgestellt hat, kann sie als typisches Werk Alexander
Helmsrats bezeichnet werden. Es wird eine interes-
sante Aufgabe sein, die Zusammenhänge dieser süd-
böhmischen Schule mit dem Passauer Kunstkreis zu
untersuchen.
Ein weiteres interessantes Werk ist die aus der Um-
ge mg von Krakau stammende stehende Madonna Abb.
7. Sie wird im Katalog dem Paul von Leut-
schau gegeben, der Anfang des 16. Jahrhunderts in Leut-
schau und anderen königlich-ungarischen Bcrgstädten
der Zips ein bedeutendes Werk hinterlassen hat. Er steht
unter unmittelbarem Einfluß der Krakauer Werkstätte
des Veit Stoß. Leider wird der Eindruck der Figur sehr
Kopf cincs hl. Joseph, Südtirol um 1520.
Madonna von Alexander Helmsrat, Budweis um 1510.
Madonna von Paul Lculschau, Zips, um 1520.
Hl. Elisabeth, Flandern um 1520.
Die Redaktion dankt dem Aachener Museumxverein für
die Überlassung de Farbklixchees, Abb. 4.
Apostel, Niederbayern um 1520.
10 Chorgeslühlwangc, Westfalen, H. Jahrhundert.
10
beeinträchtigt durch eine spätere Krone und eine Ver-
änderung am Faltenaufstoß, bei der die Mondsichel ab-
gearbeitet worden ist.
Der begrenzte Raum dieses Berichtes gestattet nicht,
näher auf die Plastiken aus Frankreich, Flandern, Mit-
tel- und Süddeutschland einzugehen. Als besonders ty-
pisches und schönes Beispiel für die Kunst der Nieder-
lande und des Niederrheins möge eine hl. Elisabeth
Abb. zeigen, welche Freude am Detail, an Kostüm,
Schmuck und Frisur die Spätgotik dieser Landschaft aus-
zeichnet, in Verbindung mit einer reizvoll-originellen
Charakterisierung. Aus der Zahl der süddeutschen Plav
stiken sticht eine meisterliche Aposteliigur Abb.
durch eine für diese Epoche ungewöhnliche statuarisehe
Ruhe hervor.
Das großartigste Symbol mögen uns zum Abschluß je-
doch zwei westfälische Chorgestühlwangen um 1360 mit
den Darstellungen der Monate und Tierkreisc mitgeben
Abb. 10 Eingebettet in die klare Abfolge eines Orna-
mentes erweisen sie uns die zeitlose Gültigkeit und
Aktualität der mittelalterlichen Kunst.
Anmerkungen
Aachener Kunstblätler, Halt 21161.
V. Denkstein und F. Matous Südböhmische Gotik", Prag
1955 Artia siehe Abb. 104, 113, 115, 118, 121, 128.
jii-i KropaEek Ukii iovany bivaläho dominikanskäho klö-
ätera Ceskych Budejovich" Umäni 21960. In diesem Zusam-
menhang danke ich Herrn Dr. Götz Fehr, Bonn, für freundliche
Informationen.
SCHLOSS EGGENBERG
I. Entstehung und geistiges Programm des
stcirischen Escorial FRITz RY ERS CH
Zur Zeit, als eben erst für die Kaiserstadt an der Donau
die unmittelbar drohende Gefahr durch den Entsatz von
1683 gebannt war, und alles sich noch mühte, die Schä-
den der Belagerung zu tilgen, da erfuhr die repräsen-
tative Sehloßanlage des fürstlichen Hauses Eggenberg,
am Fuße der Hügelkette westlich der Stadt Graz gele-
gen, mit der Fertigstellung der malerischen Aussehmük-
kung des großen Festsaales bereits ihre Vollendung.
Drei Generationen der Familie hatten an ihrer Durch-
führung mitgewirkt und nun steht das Sehloß, wie aus
einem Guß, klar und kristallin in seinem Aufbau, wohl-
geordnet in seiner inneren Raumeinteilung, als archi-
tektonisches Manifest eines großen Gedankens, der hier
in ein echt humanistiseh-spekulatives Programm umge-
setzt und in straffer Konsequenz durchgeführt, seine
Verwirklichung gefunden hat.
Das gleichnamige Geschlecht der liggenberger ist vor
der Mitte des 15. jhdts. als Inhaber eines reichbegüter-
ten Handelshauses nachweisbar. Balthasar v. llggenberg,
Münzmeister Friedrich lll., der bereits das Wappen mit
den drei Raben, die eine Krone tragen, führt, erwirbt
vor 1470 Schloß und Gut Algersdorf bei Graz, in deren
unmittelbarer Nähe anderthalb Jahrhunderte später das
neue, große Sehloß errichtet wird.
lm ausgehenden 16. jhdt. treffen wir die zwei bedeutend-
sten Persönlichkeiten der Familie, den Feldherrn Ru-
Ilauptfront mit den Statuen Herkules, Minerva, Mars und
Abundantia.
Einblick in den Arkadenhof von der Einfahrt aus,
Detail vom Haupteingang in das Sehloß.
prceht von Liggenberg 1546-1611, Sieger über die
Türken bei Sissek, 1393, und Petrinia, 1595, sodann Ge-
ncralfcldzcugmeisler und Leiter des gesamten Kriegs-
wesens von Innerösterreich sein vielhewundertes Mau-
soleum steht am Sehloßberg von Ehrenhausen, und des-
sen Vetter Johann Ulrich von Eggenberg 1568-1634,
den späteren Erbauer des neuen Schlosses.
Vornehmlich die 'l'.'1ten des Älteren, Ruprecht, sind es,
die die Erhebung der Familie in den Frciherrcnstand 1598
bewirken.
Johann Ulrich lucginnt, nach seiner Studienzeit in Tü-
bingen und Kriegsdiensten in den Niederlanden, eine
glänzende Karriere am erzherzoglichen llofe in Graz.
wo Maria von Bayern die Regierung für ihren noch min-
dcrjiihrigen Sohn Ferdinand führt. Erstaunlich rasch er-
klimmt er die Stufen der Holämter und ist bald Oberst-
hofmcister der Erzherzogin Maria und als solcher 1598
ihr Begleiter an den llof in Spanien anläßlieh der Ver-
mählung ihrer Tochter Margareta mit Philipp III. Seit
1603 Präsident der Hofkammer, steht er in den folgen-
den jahren bis zum Ausgang des Bruderzwistes" dem
jungen Ferdinand, von dem anfangs kaum jemand
ahnen konnte, daß er zum Kaiser bestimmt sei, treu auf
seinem Weg zum Thron zur Seite und begleitet ihn
auch 1619 zur Krönung nach Frankfurt. Im folgenden
jahr, in wichtiger Sendung am Spanischen Hof, wird cr
Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Und nun bringt
jedes Jahr neue Ehrung und großzügige Belohnung
seiner Treue durch den Kaiser. 1621 wirbt er, inzwi-
schen Landeshauptmann von Steiermark geworden, um
Prinzessin Eleonora Gonzaga für seinen Kaiser und wird
sogar mit ihr in Vertretung Ferdinands in Mantua ge-
traut. 1622 erhält er die Herrschaft Krumau in Böhmen
mit 316 Ortschaften, 1623 erfolgt die Erhebung in den
Reichsfürstenstand am Reichstag zu Regensburg. 1625
wird seine Statthalterwürde auf die gesamten inner-
österreichischen Lirblande Steiermark, Kärnten und
Krain erweitert und er übt somit die Funktionen aus,
die vorher noch vom Erzherzog selbst wahrgenommen
wurden. Hier zeigt es sich am deutlichsten, wie sehr
scine Persönlichkeit geschätzt wurde,bzw. wie sehr aber
auch der Kaiser seiner Fähigkeiten bedurfte. 1626 wird
cr mit der Grafschaft Pettau, ehemals Besitz der Grafen
von Cilli, belchnt. Das Jahr 1628 aber bringt
die größte Ehrung Krumau wird zum Herzogtum er-
hoben. Mehr hatte der Kaiser nun nicht mehr zu ver-
geben. So vollzog sich innerhalb dreier Dezennien der
nahezu kometenhafte Aufstieg eines fähigen und tat-
kräftigen Mannes von niederem Adel zu einem der
mächtigsten Fürsten des Reiches. Er war nun die rechte
lland des Kaisers und die Pforte zu seinem Ohr.
Das doch eher einfache Schloß in Algersdorf konnte nun
nicht mehr den Anforderungen Eggenbergs entsprechen
und so entschloß man sich zur Errichtung eines groß-
zügigen Neubaues, der zunächst ausschließlich für Re-
präsentation, Empfänge und große Festlichkeiten ge-
plant wurde. Ein großartiges Programm sollte der An-
lage zu Grunde gelegt sein und ihr geistiges Profil geben.
Wer hätte aber auf diesem Gebiet mehr Eindrücke ge-
sammelt als gerade johann Ulrich selbst. Er, der an den
Fürstenhöfen Europas aus und ein ging, wußte genau
wie seine Residenz aussehen sollte. Vor allem muß hier
der Escorial genannt werden, der tiefgründige Kloster-
palast Philipp II., die eigenartig universelle Schöpfung
des einsamen Königs, wo Diesseitiges und jenseitiges
so sonderbar vereinigt sind, nicht Kirche und Grab-
stätte, nicht Schule und Kloster, nicht Königspalast und
Hofhaltung und doch alles in einem und so Weltbild
und Bekenntnis des großen Habsburgers. Man zählte
den Bau zu den Weltwundern und seine Wirkung muß
damals eine ungeheure gewesen sein. Wie stark die Ver-
wandtschaft der beiden Bauten ist, zeigen einfache Ver-
gleiche deutlich und das Gemeinsame tritt trotz der
gewaltigen Größenunterschiede klar zu Tage. Über das
Optische hinaus verbindet beide Bauwerke noch etwas
Bedeutendes die Verwirklichung eines geistigen Pro-
grammes.
So wächst trotz der Wirren des SOjährigen Krieges in
der verhältnismäßig ruhigen Steiermark der großzügige
Bau des neuen Schlosses unter der Leitung des Bau-
meisters Laurenzio de Syppe, eines Niederländers, der
schon seit jahren in Graz als Festungsbaumeister tätig
ist. Über dem Grundriß eines dem Quadrate genäher-
ten Rechteckes erhebt sich das Sehloß in drei
Hauptgesehoßen, aus einem tiefen Trockengraben zum
wuchtigen Geviert von 80 zu 65m. An den vier Ecken
sind die Fassaden turmartig erhöht. Im Innern wird die
Anlage durch 'I'-iörmig angeordnete Trakte unterteilt
und damit ein großer, hinter der Ilauptiassade querge-
lagerter Arkadenhniim Verhältnisözu und zwei kleine,
seitlich der Mittelachse gelegene Höfe ausgeschieden. Im
Schnittpunkt der Achsen, in der Mitte der Anlage, be-
findet sich über einer Brunnengrotte im zweiten Oberge-
schoß die Kapelle, bekrönt von einem beherrschenden,
die ganze Anlage überragenden Glockenturm.
Achsiale Symmetriein der Anordnung der Räume, Gänge
Der große Festsaal mil
dem allegorischen Gemäl-
dezyklus von Planetcngolt-
heiten und Tierkreiszei-
chen des cggenbergischcn
Hofmalcrs Hans Adam
Weissenkirchner, vollendet
1685. Im Gewölbe zwischen
den Elementen Erde und
Wasser, Saturn, darunter
1m der Wand die Dar cl-
lung des Ticrkreiszeichcxus
und Stiegenliiule, die Anwendung einer hierarchischen
Ordnung bei der Zweckbestimmung der Stockwerke, wo-
bei das zweite Obergeschoß als reines Repräisentations-
geschoß bestimmt ist. und sich hier in der llauptaehse
der große Saal und die Kapelle, als Brennpunkt des Le-
hensablauies gegenüber stehen, lassen ein wohldurch-
dachtes Programm erkennen, das, einmal gefunden, sich
bis in die letzten Konsequenzen verfolgen liißt.
Johann Ulrich erlebt die Fertigstellung seines Palastes
nicht mehr. Naeh seinem Tode, 1634, führt sein einziger
Sohn Johann Anton, vermählt mit einer Markgrfiiin von
Brandenburg, den Bau zu linde. Das in der Mittelachse
der llauptfassade am Sehmuckgit-bel von zwei Genien
getragene FämllltnwitppCü zeigt um den llerzsehild die
Blick auf die Decke mit dem großen allego-
rischen Gemälde des Planetenbildes Sonne
Apolln-Ilelios und den Persunilikationen der
Tugenden des Hauses llggenherg von Hans
Adam XVt-issenkirchner, 1635.
l-zin Deckenspiegel als Beispiel für die in
allen Raumcn erhalten gebliebene Dekora-
tionsweisc aus der ersten Ausstattungsperitide
im Dritten Viertel des 17. Jahrhunderts.
Kartusehe aus einem Deekenleld mit einer
emblematisehen Darstellung.
Wappen von Krumau lünl Rosen, Aclelsberg Adler,
Pettau Anker und Radkersburg Rad, umgeben von
der Kollane des Ordens vom Goldenen Vlies, darüber
den llerzogshut. Nach 1647 Johann Anton hatte zu
dem riesigen Besitz noch die gelürstete Grafschaft Gra-
diska mit Aquiläa vom Kaiser erhandelt, dit als
hstinmittelbares Leben, nun den Sitz im lutstentag
bringt, ist das Wappen seehstcilig und um die Wappen
von jrttdiska Kreuz aul Mondsichel und Aquiläa
Adler bereichert. Uxtratis ergibt sich, daß der Bau vor
1647 im Vilesentliehen abgeschlossen war.
liür die nur zögernd einsetzende Periode der Innenaus-
gestitltting wird das neue seehsteilige Wappen xicrwen-
det. Zwei Jahre später, 1649, stirbt Johann Anton allzu-
früh und hinterläßt zweiunmündige Söhne Johann Chri-
stian und Johann Seyfried, die kaum mündig erklärt, um
das väterliche Erbe in Streit geraten, bis schließlich 1672
eine Befriedung insoferne eintritt, als der ältere, Johann
Christian, die böhmischen Besitzungen übernimmt undin
Krumau residiert, der jüngere, Johann Seyfried, aber die
stcirischen und krainisehen Herrschaften von Graz aus
verwaltet. Trotz dieser Differenzen wird seit 1655
an der Innenausstattung des neuen Schlosses ge-
arbeitet. Neben einer größeren Zahl von Malern, die
die reichen Stuckdecken des zweiten Geschoßes mit Dar-
stellungen von Historien füllen, ist als bedeutendster
der Stukkateure Alessandro Serenio mit seiner Werk-
stätte 1666-1669 beschäftigt. Er schafft in dem nun-
mehr durch ein mächtiges Spiegelgewölbe geschlossenen
Saal in seinen üppigen und vollplastischen Stukkaturen
den Rahmen für die Gemälde des großen allegorischen
Planeten- und Tierkreiszeichcnzyklus, den Hans Adam
Weissenkirchner 1685 vollendet.
Nun ist die Verwirklichung des Programmes abgeschlos-
sen und dieses kann, aufgespürt und wieder neu erarbei-
tet, abgelcsen werden. Das allegorisch-astrologische Pro-
gramm umfaßt die Darstellung des Kosmos mit allen
historischen und astrologischen Werten, projiziert auf
das Haus Eggenberg, repräsentiert in seinem Stamm-
schloß. So finden alle Werte des Zeitablaufes ihren Platz
im Bau bzw. in seiner künstlerischen Aussehmückung,
gipfelnd in der Apotheose des fürstlichen Hauses im
großen Festsaal, der wie ein vielstimmiger Schlußakkord
das Programm bekrönend schließt.
Zunächst beim Außenbau beginnend, beinhaltet die
Orientierung der vier Türme nach den vier Himmels-
richtungen auch gleichzeitig die Verbindung ihrer vier
Zeltdäeher mit den vier Winden. Die 365 Fenster geben
die Tage des Jahres und die Verbindung von coelus
Himmel und terra Erde ist mit der Spitze des mittle-
ren und überragenden Kirchturmes und der in dessen
Untergeschoß sich befindlichen Grotte gegeben. Auch
können die vier Elemente im Bau ihre Verbindung zei-
gen. Im großen Saal finden wir in den zwei Zyklen die
weiteren Werte. Der Tierkreiszeichenzyklus gibt die
zwölf Monate, den nächst kleineren Wert, die sieben
Wochentage, der Planetenzyklus, wobei natürlich das
die Mitte der Saaldecke einnehmende Bild der Sonne den
Sonntag bedeutet. Aber auch die Anzahl der Tage des
Monates ist gegeben in den 31 Räumen, die sich im
zweiten Obergeschoß befinden. Die Reihe der zwei mal
zwölf Prunkräume, die hier beiderseits der Hauptachse
des Schlosses liegen, ergehen addiert die 24 Stunden des
Tages. Da diese Räume aber Festräume, also für einen
gehobenen Zweck geschaffen sind, entspricht die An-
zahl ihrer Fenster, nämlich S2, der Zahl der Sonntage
des Jahres.
Ist der Sinngehalt der Deckengemälde im allgemeinen
zweischichtig, sowohl als Factum schlechthin, sowie auch
als dessen Illustrierung durch eine historische Begeben-
heit zu verstehen, so finden wir bei den sieben Planeten-
bildern an der Wölbung des großen Saales diesen Sinn-
gehalt sogar dreifach gegeben und zwar 1. astronomisch
Planet dargestellt durch die namengebende Gott-
heit Wochentag, 2. heraldisch geschickte Einflceh-
tung jeweils eines der Herrschaftswappen, und schließ-
lich 3. allegorisch auf die Mitglieder des fürstlichen Hau-
ses bezogen so z. B. durch Hervorhebung großer Taten,
höchster Auszeichnungen, Darstellung bevorzugter Be-
schäftigungen wie Kunst und Wissenschaft, oder Beifü-
gung von Personifikationen, die nicht in der Schar der
Tugenden des Hauses Eggenberg im großen Mittclbild
des Saales Platz gefunden haben.
Allen Versuchen, die reiche Fülle der Darstellung von
Historien mit denen die stuckicrten Decken der 24- Re-
präsentationsräume bedacht wurden, auf eine ordnende
Einteilung, wie etwa einen Tugend-Laster-Zyklus zu-
rückzuführen, blieb der Erfolg versagt. Auch die zahl-
reichen Devisen und Motti, als Füllungen zwischen die
Deckenbilder der einzelnen Räume eingestreut, sind
durchwegs beziehungslos zum Inhalt der Darstellungen
und nur als allgemeingültige Symptome zu werten. Erst
die Auffindung der Vorlagen in Stichen zeitgenössischer,
reich illustrierter Historienhücher und ebensolcher
Ausgaben der Bibel gibt die nunmehr sehr einfache
Antwort auf diese Frage Es galt nichts anderes darzu-
stellen, als all das, was bisher auf dieser Erde vorgefal-
len war, alle Denkwürdigkeiten, oder zumindest so viel
davon als man, pars pro toto, in den Räumen unterbrin-
gen konnte. Ohne Zweifel vom Auftraggeber ausge-
wählt, fügen sich diese Inhalte folgerichtig in das Ge-
samtprogramm des Schlosses ein,undgeben der Selbstprä-
sentation im großen Saal jenen Rahmen, der diese erst
voll zur Wirkung bringt. Gerade die Möglichkeit des
Vergleichens gibt ihr das richtige Gewicht.
Nun war auch die Geschichte der Welt in das astrolo-
gische Programm einbezogen und dieses schließt sich
so mit den Darstellungen der Elemente, der Jahreszeiten
und einiger Sternbilder zur erstrebten universalen Mani-
festation des Weltbildes eines Mikrokosmos im Makro-
kosmos.
Dern Ruhm des Hauses Eggenberg war damit für die
künftigen Generationen ein großartiges Denkmal ge-
setzt. Doch das Schicksal, unbestechlich gegen die In-
halte der Planetenbilder im großen Saal, die ihm glück-
liches Leben und Hoffnung auf ewigen Fortbestand nahe-
legten, wollte es anders. Als Johann Seyfried, 1713, hoch-
betagt die Augen schloß, ahnte er nicht, daß ihm binnen
vier Jahren Sohn und Enkel, letzterer noch im Knaben-
alter, folgen würden. Sein Bruder in Krumau war
bereits 1710 kinderlos gestorben und dessen Besitzungen
in der Folge, 1719, an den Neffen seiner Witwe, Maria
Ernestine, geb. Fürstin Schwarzenberg, übergegangen.
Schloß Eggenberg verblieb zunächst der letzten Trä-
gerin des Namens, seiner Schwiegertochter Maria Char-
lotta, geb. Gräfin Sternberg, und ging nach ihrem Tod,
1754, an ihre, nunmehr in dritter Ehe mit dem Landes-
hauptmann von Steiermark, Johann Leopold Graf l-ler-
berstein, verheirateten Tochter über. Hier setzt nun die
zweite Ausstattungsperiode für das Schloß ein, die neben
baulichen Bereicherungen die Erneuerung der gesamten
Einrichtung, vornehmlich des Repräsentationsgeschoßes,
mit sich bringt und Thema einer weiteren Abhandlung
sein wird.
10
ÖSTERREICHISCHES EDELZINN II
ERICH EGG
Die Sammlung Karl Ruhmann
lie am wenigsten mit dem Begriff Österreichische
Kunst" faßbare Ländcrgruppe umfaßt Salzburg und Ti-
rol. Das bajuwarischc Element in der Bevölkerung und
die große Entfernung von der geschlossenen österreichi-
schen Ländergruppe ließen hier eine stärkere eigene
Note entstehen. Tirol wurde durch lange Zeit von einer
habsburgischen Nebenlinie regiert und hat am politi-
schen Geschehen Osterreichs wenig Anteil gehabt, Salz-
burg war überhaupt bis zur napoleonischen Zeit ein selb-
ständiges geistliches Fürstentum außerhalb des habsbur-
gischen Machtbereiches. So entwickelte auch das Edel-
zinn hier andere Formen. Der süddeutsche Einfluß ist
dabei unverkennbar. Für die Tiroler Stücke zur Ausstel-
lung Edelzinn" im Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum wurden außer der Sammlung Dr. Ruhmann auch
Objekte der Sammlung Hofrat Dr. Karl Moeser, Inns-
bruck, herangezogen.
Die regen. vom Bergbau bedingten Handelsbeziehungen
mit Nürnberg und Augsburg wirkten sich auch in der
Kunst Tirols aus. Besondere Qualität zeigt ein Teller
des Innsbruckcr Hofzinngießers Nikolaus Yenpacher, um
l5708O Abb. der in der Dekoration mit Ranken und
Flechtwerk die Blütezeit der Hochrenaissance am Inns-
brucker Hof verrät. Eine Kanne des Klarissenklosters
Meran von Ludwig Paul 1582 Abb. vertritt den Haupt-
typ des tirolischen und salzburgischen Trinkgefäßes ge-
genüber dem österreichischen Krügel" die hohe koni-
sche Form. Die Dekoration ist figural mit Wappen und
Figuren ausgestaltet. Ohne Zweifel steckt in diesem Ge-
fäß noch die gotische Form. Meran war neben Innsbruck,
Hall, Brixen, Bozen und Rattenberg ein Zentrum des Ti-
roler Zinngießerhandwerks.
Ein besonders interessantes Stück ist der Reliefteller des
Innsbrucker Hofzinngießers Jakob lasse 1630 Abb. 3.
Hasse war wegen seines katholischen Glaubens aus
seiner ostpreusischcn Heimat Braunsberg vertrieben es
gab also nicht nur Protestantenausweisungenl und in
Innsbruck ansässig geworden. Sein Weg führte ihn über
Nürnberg, dem Zentrum der Erzeugung von Reliefzinn.
Nach dem Muster der Nürnberger Meister Veit Zipfler,
Jakob Koch etc. schuf er den Araheskendekor dieses
Tellers. Er dürfte das einzige bekannte Stück dieser
Dckorationsart außerhalb Nürnbergs sein.
Auch rg war ein ausgesprochenes Zinnland"
und seine Zinngießer erhielten schon 1487 ihre erste
Handwerksordnung. Die Blütezeit setzte, wie allgemein
beim Edelzinn, um 1550 ein. Zu den älteren Stücken ge-
hört ein Deckelkrug des Salzburger Meisters Balthasar
Veiehtner von 1560 Abb. 4. Er zeigt die den tirolischcn
Kannen ähnliche hohe, konische Form, einen aus Strei-
fen aufgebauten Rankendekor und im Mittelmedaillon
einen Hirsch. Auf dem Deckel sitzt ein gegossener Löwe.
Ein ähnliches, in der äußeren Form besonders elegantes
Stück ist die Deekelkanne des Meisters ll. G. aus Hallein,
um 1600 Abb. S. Die geflechelte Dekoration besteht
hier aus um den Körper gewundenen Rankenstreifen, die
von waagrechten, schaehbrettartigen Zonen eingefaßt
werden. An den Boden- und Deckelrändern ist eine wei-
tere Technik des Zinngusses, die Punzierung mit Pal-
metten, angebracht. Die Dekoration der Zinngießer
kennt im Wesentlichen nur drei Techniken Das flache
Relief aus der Gußform, das Einschlagen von gleicharti-
gen Dekorationsleisten durch Punzen und das Gravieren
mit dem Stichel.
Künstlerische Feinheit zeigt die viereckige Schraubfla-
sche von llans Sieghardt von Salzburg 1620 Abb. 6.
Schraubflasehen oder Pitsehen, die zum Aufbewahren von
Wein dienten, sind im österreichischen Raum besonders
häufig anzutreffen, ohne daß sie als typisch für Oster-
reich allein angesehen werden können. Die großen und
ebenen Flächen der Schraubflasche boten dem Graveur
günstige Möglichkeiten für die Anbringung des Dekors.
Dabei wurde selten Rankenwerk verwendet, meist ent-
standen richtige Bilder. Die Salzburger Schraubflasche
zeigt daher zwei Wappen, einen Mann, der einen großen
Fisch gefangen hat, einen jäger mit einem Hasen, eine
Frau, die am Spieß ein Ferkel und eine Ente brät und
einen Mann bei der Falkenbeize.
Die Freuden der Jagd und Fischerei gaben das Motiv für
den Künstler, der wohl nicht unter den Zinngießern,
sondern unter den Malern zu suchen sein wird. Die Dar-
stellung weist eine die übliche Dekorationsart überra-
gende Qualität auf und dürfte daher einem Maler zuzu-
weisen sein. Die Maler haben damals auch Harnische
geätzt und Kupferstiehe angefertigt und waren daher mit
der Stichelarbeit vertraut. Allerdings sind solche feine
Gravierarbeiten an Zinngefäßen ziemlich selten, so daß
die übliche Verzierung, besonders in der Flechelmanier,
sicher von den Zinngießern selbst ausgeführt wurde. lm
städtearmen Salzburger Land waren Salzburg und llal-
lein die dominierenden Mittelpunkte des Zinngießer-
handwerks, aber auch hier hat man den Eindruck, daß
eine eigene salzhurgische Note herrscht, die in der koni-
schen Kanne eher mit Tirol als mit dem übrigen Öster-
reich verbunden ist.
Die Ausstellung in Innsbruck hat mit der Edelzinn"-
Schau ihre Absicht voll erreicht heute, wo die Wert-
schätzung des sogenannten Kunstgewerbes immer mehr
in den Vordergrund tritt, auf die hohe Qualität und den
Formenreichtum des Edelzinns aufmerksam zu machen
und damit das Interesse auf diesen typisch deutschen
Zweig der angewandten Kunst zu lenken, dessen Objekte
in Privatsammlungen und Museumsdepots ein verborge-
nes Dasein führen.
11
Teller von Nikolaus Yenpacher, Inns-
bruck, um 1570,80.
Kanne von Ludwig Paul, Meran, 1582.
Reliefteller von Ludwig Hasse, Inns-
bruck 1630.
Dcckclkrug von Bnlthasar Veichtner,
Salzburg 1560.
Deckclknnnc vom Meister H. G., Hal-
lein, um 1600.
Schraubflasche von Hans Sieghardt,
Salzburg 1620.
13
IN UNSERER FORTLAUFENDEN ARTIKELSERIE ZUR "OST
HUNDERTS" VEROFFENTLICHEN WIR DEN 59. AUFSATZ
ERREICHISCHEN KUNST DES 20.
JAHR.
CARL OTTO CZESCHKA
HANS ANKWiCZ VON KLEHHOVIZN
Hinter der schlichten Signatur
C. O. C." verbarg sich einer der
feinsten Künstler, die Österreich in
neuerer Zeit hervorgebracht hatte
derunvergleichliche Maler und Gra-
phiker Carl Otto Czesehkn.
Hatte ihn uns auch das Schick-
sal bereits in jungen jahren nach
Hamburg entführt, so bewahrte
er sich doch genug Kontakt mit
der Heimat, um sich auch hier
nach mancherlei Richtungen hin
Ansehen und Erfolg zu sichern.
Als Sohn eines Wiener Tisch-
lers am 22. Oktober 1878 geboren
und durch vier jahre Schüler der
Malklasse Griepenkerl an der Wic-
ner Akademie, zog es ihn dennoch
nicht wie so viele seiner Kollegen
zum Porträt und Frcsko, sondern
zur dekorativen Malerei und zum
Buchschmuck, wozu ihn seine Freu-
de an exakter Zeichnung besonders
befähigte. 1907 wurde er Mitarbei-
ter der Wiener Werkstätte" und
hatte da genügend Gelegenheit, sei-
ne eminente dekorative Begabung
auf dem Gebiete der Gold- und Sil-
berschmiedekunst, aber auch der
Buchillustration zu betätigen. Von
ihm stammt der Entwurf zur sil-
bernen Kassette, die im jahre 1906
als Geschenk der Pilsener Skodiv
werke dem Kaiser von Osterreieh
überreicht wurde, ferner die manns-
hohe Vitrine aus Silber, Email, Perl-
mutter, Elfenbein und Halbedelstei-
nen fiir L. Wittgenstein in Wien.
Vollendete Präzision der Ausfüh-
rung zeichnete auch Czcschkas
buehkünstlerische Entwürfe aus wie
die von ihm mit prachtvollen Holz-
schnitten ausgestattete Festschrift
Zur Feier des einhundertjährigen
Bestandes der k. k. Hof- und Staats-
druckcrei, Wien, November 1904"
oder die reizvoll illustrierten Bände
der Gerlachschen jugendbücherei.
Aus dem Oktavbändchen mit den
Kcim'schen Nibelungcn" sei hier
als Probe auf das stilvolle Doppel-
blatt mit dem über die weißen Wo-
genkämme gleitenden Segler hinge-
wiesen; in der dem Künstler wohl-
vertrauten germanischen Ornamen-
tik schwelgen drei in meinem Be-
sitz befindliche wunderschöne Pin-
selzeiehnungen zum Tristan-The-
ma Tristan und Isolde am Schiffe,
Tristan und Isolde im nächtlichen
Walde zwischen goldenen Rehe-n
und Hirschen, sowie Isoldcns Lie-
bestod. Alle drei Blätter sind sig-
niert und von 1917 datiert. Eine
reizende Zeichnung aus meiner
Sammlung mit einem weiblichen
Akt von besonderm Liebreiz trägt
die Jahreszahl 1909. Auf kräftiger
Kontrastwirkung ist ein Holzschnitt
von 1902 mit der Gestalt eines am
Fenster sitzenden alten Bauern auf-
gebaut, den Ludwig Abels in der
Zeitschrift Die Kunstwelt" publi-
zierte. Wahre Meisterwerke graphi-
scher Feinkunst repräsentieren die
vier Exlibris, die wir von Czeschka
besitzen das mit dem Monogramm
COC und der Jahreszahl 1909 ver-
sehene prachtvolle Bücherzeichen
für Emma Bacher, die spätere Gat-
tin Richard Tesehners, das in zwei-
facher Ausfertigung 5,5 27,5 cm und
1115cm existiert; das mit dem
Motto Carpe diem" versehene Bü-
cherzeichen Adolf Gluenstein 8,9
15,1, das Exlibris für die Lessing-
Gescllschaft E. V. Hamburg 7,3
12,5 sowie das Exlibris Walter Ha-
ne 8183.
Daß ein Künstler von solch ausge-
sprochen dekorativer Begabung sich
auch auf dem Gebiete des Gobelins
bewähren mußte, bedarf keiner Fra-
ge und so steht der von der Gattin
des Künstlers Frau Martha Czesch-
ka 1925 für den Hamburger Samm-
ler Siegmund Gildemeister gewebte
Gobelin SO Kettfäden auf 10 cm,
schlitzlos gewebt ob der Erlesen-
heit der Ausführung und der Schön-
heit der Komposition in der vorder-
sten Reihe moderner Wirkteppichc.
Aus einer an mich gerichteten
handschriftlichen Mitteilung C. O.
Czesehkas vom 17. Februar 1944
ergibt sich über die Schicksale des
Gobelins bzw. der danach angefer-
tigten, hier reproduzierten Photos
nachfolgender Tatbestand Fotos
aus meinem ehemaligen Atelier a.
d. Hansischen Hochschule für bild.
14
aulgezogen am 1'. Februar 1944.
Es gibt von diesen Fotos nur mehrt
vier komplette Serien. Vier Dc-
tails sind inliegend nicht dabei, da
ich sie aus den kompletten Serien
hätte entnehmen müssen. Die Plat-
ten sind durch Wasserschäden, wie
mir Prof. Grubenbeeher mitteilte,
unbrauchbar und vernichtet. Der
Gobelin ist noch im Graphikraum
im Haus Gildemeisters Hoehkamp
b. Hamburg aufgespannt und unver-
sehrt, obwohl er auch Bombenseha-
den hatte. Den Karton konnte ich
Ende Oktober arg zerdrückt und
teilweise beschädigt auch durch
Regen halbwegs heil bergen. Es
freut mich, daß ich Ihnen die Fotos
...nunmehr übergeben kann. He-
ben Sie sie, bitte, gut auf, vielleicht
sind es die einzigen Dokumente
eines selten vorkommenden Auftra-
ges, die nach all den noch zu er-
wartenden Zerstörungen, die über
uns hereinbrcchen werden, viel-
leicht übrigbleiben könnten."
Ich lasse nun den im Oktober 1953
in der Hamburger Ausstellung
Bildteppiche aus sechs jahrhunder-
ten" gezeigten wundervollen Wand-
teppich C. O. Czeschkas folgen, in
dem der damals fünfundsiebzigjiih-
rige Künstler wohl den Höhepunkt
seines dekorativen Könnens er-
reicht hatte. Der zweiteilige Gobc-
lin stellt einer auf einem Teppich
ruhenden weiblichen Figur von vor-
nehmen Range zwei jüngere weib-
liche Gestalten gegenüber, von de-
nen die eine zu singen scheint, die
andere ein Saitcninstrument bedient.
Eine Reihe von Inszenierungs-Ent-
würfen erwies Czeschkas Eignung
zur Bühnendekoration, die Max
Reinhardt bewog, ihm die Bühnen-
bilder zum König Lear" anzuvcr-
trauen. Auch Illustrationen zu IIeb-
bels Nibelungen" hatten schon
nach dieser Richtung hin starkes
Talent verraten und den Hambur-
ger Stadtbaumeister Schumacher cr-
mutigt, Czeschkas seltene lineare
Begabung in den Dienst der Glas-
fensterkunst zu stellen. So wurde
ihm der von besonderm Erfolg ge-
krönte Auftrag zuteil, für die llxille
derllamburgcr Kunstgewerheschule
eine Reihe von Hellglasfenstern zu
entwerfen, deren Bildzeiehnung nur
durch Bleilinien sichtbar gemacht
war, deren Zwischenräume aber
durch zart abgetönte, verschieden
dick geschliffene Hellgläser gefüllt
waren. Die Schrift wurde als deko-
ratives Miltel in die Schliffgliiser
eingebaut, die im Licht prismatisch
funkeln.
Czeschka schuf auch die Czeschka-
Kursive", sowie die Czeschka-An-
tiqua Olympia" und nahm als Pro-
fessor für jebrauchsgraphik weit-
reichenden Einfluß auf die gesamte
Bucbausstattung und Buchillustra-
tion.
Handwerkliche Gediegenhcitbis zur
Pedanterie galt ihm stets als selbst-
verständliches Gebot, und so zeich-
nen sich auch seine Briefe durch
eine besonders sorgfältige äußere
Form aus, die ihre Lektüre zum
Vergnügen macht, ohne den Gedan-
ken an Kalligraphiä aufkommen
zu lassen. Dieses graphische Fein-
gefühl sicherte ihm auch seine her-
vorragende Stellung als Gebrauchs-
graphikcr, die sein wohlverdientes
Renomme als freier Graphiker bei-
nahe in den Hintergrund treten
ließ.
Ein Punkt darf aber in einer Le-
bensskizze Czeschkas nicht unbe-
rücksichtigt bleiben und das ist sein
Verhältnis zu Oskar Kokoschka,
der durch einige Zeit an der Wie-
ner Kunstgewerbeschule sein Schü-
ler war. ich lasse darüber Czeschka
selber das Wort, der mir am 11.
September 1952 nachfolgende inter-
essante Mitteilungen über diesen
zweifellos berühmtesten seiner
Schüler zukommen ließ
Kokoschka war einige Semester in
der Abteilung der Lehramtskandi-
daten der Zeiehenlehrer bei Ritter
von Kenner an der Kunstgewerbe-
schule. Er sollte noch ein Semester
absolvieren und die Abschlußprü-
fung machen, um dann als Assistent
15
UiHCF Mittulschulc cim- Anstel-
lung mit einem hesuhcidcncn
halt zu hcviehen, Man in wr-
ßlßhßfi, trotz seiner Dur tigkiit und
julichkeit 7u Hauw hci El-
um hw tcrn, man
nlicw langxuiligg, doch "inzlich
llHkilHKliC iIÜ Ar! uin nicht
luruhhaltun kann und
LINUS Tligus aughrichl.
rum UPKLlChlU cr die Dirc lion der
unslgi-wui-hcsithuli- unizusaitcln
nd IChU all die AYhtilCX1 cin, die
.isiils und zu ilausu gen ht
hatlc und hat in cinu "ilixillißk" iür
Älalviui und iraphi auliigcniäinmcbn
YLJ wurde Das war An nga Vluli
i'm-i ur Unser und ich nen in
BUlldCiiI, dic 51th Cfilsthtl in soll?
Lrn, ihn aufzunehmen. hiosvr ic
kn-in hier da kuinr Spui
von Pl'l'K"l1iiCiCl11 "zu spürun war,
rs warm Nathcn plindungun von
läiäckiin. "ilamc und wnxtigcn
lun. izr nur Ahiu sun"
niuiiilv. da dann lßil. wcnn
du" uch miiiiingc und sich
nicht iandc. veräuchln- ich ex ui
nahm ii auf. Ich sah ihn WLTiL
wuchn- mi
"igliihnci" irgendwo hci LiL
tätig machte mir Yurxviii
iLh wincn i'1l1 von uincr xichr
iXnslclluii mit diCIixl lii
einer hintloicn Sachu, wic KUHNK
untcrßlülzu irh in nicht
tat, da ich ihn wcdcr ix nnlr, noch
I. i. Ilwi-hk Jiikßlilllliili zu
71 Nihchi n".
mVi-chkpi, LlCQClHikY Xki.
hka, FXiihHö l'in-
191D.
hka, Dchlii
xlan und lwi-l
u. Ixwchka iiliwßimi iiiwlJliixHZ,
Wcm-i- XYu kNLiHr, WIM.
f. .. Dul il IN ill11i4'hC'
in illl Sigmund iiidvninixirr. Niiyqc-
iuhri um hiaviha cwhLa. 1'115.
mit ihm sprach. Es war ein heftiger
Auftritt und böser Abgang. Ich em-
pfahl ihrn, sich mit seinem Sohn
darüber auseinander zu setzen
Koko kam aber doch, worauf ich
gar nicht mehr rechnete.
Im Oktober wies ich Koko einen
großen Tisch an am licnster.
Sein Nachbar war Kalvach, der
Kroate, der Sohn eines sympathi-
schen, braven Lokomotivführers.
Kalvach hatte starke künstlerische
Eigenart, recht begabt, auch arm.
Bald machte Koko solche Sachen
wie Kalvach. Gott! ich mußte die-
ser Mimose von Koko langsam bei-
bringen, daß er auf ganz falschen
Wegen sei, daß man so etwas nicht
tun soll, sondern sein inneres Ich
finden solle. Da er sehr wenig von
Kunst gesehen hatte, müsse er sich
viel ansehen und die Probleme zu
ergründen suchen. Graphische Din-
ge-Übersetzungen, Vereinfachungen
bis zu einer Niederschrift des Dar-
zustellendcn, waren ihm ein böh-
miscbes Dorf. Ganz langsam fand
er sich, ohne daß er es merkte,
konnte ich ihn zu Arbeiten bringen,
die er heute noch in seinen Aus-
stellungen zeigt.
Interessant ist für mich folgendes
er hatte mich voriges Jahr aufge-
sucht, wir sprachen über Wien und
Klimfs Werke. ich sprach von dem
wundervollen Bild Klimts ganz
kleines Format mit den vielen Por-
träts im TheaterfOper? Es war um
1902? in den unteren Räumen des
Künstlerhauses ausgestellt, als ich
im 1. Stock meine Ausstellung
hatte. Wie viel feine Empfindungen
er damals hatte, daß dies ebenso
wie mir unauslöschlich im Gedächt-
nis hängen blieb Koko hat den
Bürgermeister vier oder fünfmal ge-
malt, bis ihm ein ild gelang. Sei-
ner Frau hat er erzählt, daß ich
für ihn ein Vorbild gewesen wäre
in Kleidung etc., er hätte sich das
gewünscht so sein zu können ein-
mal! Seine Aufgeschlossenheit
von heute gegenüber der Verschlos-
senheit von damals war für mich
überraschend. Allerdings war er da-
mals dürftig und ewig arm auch
als ich schon in Hamburg war, bot
er mir farbige Blätter an, die ich
an den Mann bringen sollte oder
vielleicht einen Verleger fände, der
Lust hätte, sie herauszubringen mit
weiterer Folge von Märchenbildern.
Also ein Bilderbuch! Hamburg ist
der letzte Ort für solche Sachen. Es
muß ihm so um 1910-1912 recht
schlecht gegangen sein, denn er bat
mich, vorstellig zu werden wegen
einer Hilfslehrerstelle an der hamb.
Kunstgewerbcschule, was ganz un-
möglich gewesen wäre damals, nicht
nur wegen des Direktors, sondern
wegen des Zwiespalts, in dem er
sieh dauernd befunden hätte, unter
dem Druck des betreffenden Ab-
teilungsleiters den Putzlaputz abge-
ben zu müssen. ich habe ihm das in
einem Schreiben klarzumacben ver-
sucht. Und es war gut so, daß sich
das alles schicksalmäßig entwik-
kelte, wie es sein mußte.
Es hat mich gefreut, als llermann
Bahr, der mich in Hamburg auf-
suchte, über Koko so interessantes
zu erzählen wußte. Er war also ge-
rettet und im Aufstieg. Wie ich
später durch Bahr hörte, war der
Kunsthandel interessiert Mün-
chen. dann Berlin. Als er voriges
jahr den Bürgermeister Brauer mal-
te, hörte er zufällig im Gasthaus
in der Nähe des Rathauses von
einem früheren Schüler von hier,
der bei mir Jahre war bis 1914,
dem Maler Rodewald die Graphi-
ker sind alle Maler geworden
im Gegensatz von mir, der an der
Wiener Akademie als Maler, bei
Griepenkerl ausgebildet wurde,
Graphiker wurdel. daß ich hier
noch lebe! ljr wollte sofort los,
um mich aufzusuchen. Er kam am
nächsten Tag. Seit 1907, als ich von
Wien fortging, also nach Jahren
hatten wir uns erst wiedergesehen!
Er war erstaunt, daß ieh im Äuße-
ren und in der Art. mich zu geben,
derselbe geblieben sei. wie er mich
von damals in der Erinnerung
kannte nur weiße Haare hätte
ich bekommen. Er sagte meiner
Frau Auch dieselbe Art des Spre-
chens wäre geblieben Laut, das
zu sagen, was den Sinn der Sache
beträfe leiser, die nebensächli-
chen därungen. Die Haltung, wie
ich die Zigarre rauchte wie da-
mals in Wien! Dieses Stück lei-
mat in Hamburg wiederzufinden
war für ihn da er ja in der Frem-
de seit Jahrzehnten lebt auch
keine Wienerin, sondern eine Pra-
gerin zur lirau hat sehr freudea
voll! Ebenso für mich! Mit
einem Vorwurf, warum ich ihn da-
mals nicht malen ließ sagt er
Glaub mir, ich möcht 150 Jahre
leben. damit ich alles das malen
könnt, was ich noch gern malen
möcht", wenn nicht vorzeitig ein
Halt wird und dann aus ist's"
wie Klimt am Ende sagte. Wir
küßten uns und verabschiedeten uns
glaube ich, für immer. Er wollte
wiederkommen er war oft in der
Nähe, an der Schule. kam aber
nicht! Meine Frau fehlt mir
ich bin trotz meiner Arbeit
ganz einsam.
Bitte grüßen Sie vielmals herzlichst
Hoffmann und seine liebe Frau
Karla!
Ich hoffe Sie bei bester Gesundheit
und grüße Sie herzlichst
lhr lhncn ergebener G. O. Czesehka,"
17
IN UNSERER FORTLAUFENDEN ARTIKELSERIE ZUR ÖSTERREICHISCHEN KUNST DES 20. jAl-IR-
HUNDERTS" VERÖFFENTLICI-IEN WIR DEN 60. AUFSATZ
VERSUCH ÜBER GEORG EISLER
ALFRED SCHMELLER
Auf verschiedene Art nähert sich heute die Malerei dem Gegenstand. Die Frage
abstrakt oder gegenständlich"? kann man wirklich zum alten Eisen werfen, das
Sitzende Negerin, O1, 1959.
Figuren in einer Landschaft, Ol,
1959. Österreichische Galerie.
Ferne, die auch der längste Arm und der längste Pinsel nie erreicht hätten. Und
das ist schon einer der Unterschiede Kokoschka hat seinen Pinsel auf die Reise
geschickt, der dann zum weiten Schwung ausholte in Lyon oder am Rande der
Wüste oder der eine riesige Armbewegung machte, mit der er die ganze Pariser
Oper cinsteckte.
Eisler bleibt in seiner Stube. Ich vermute, daß ihm das Wort kosmisch" ebenso
verdächtig ist wie mir. Und wenn er eine Landschaft malt aber es sind Figuren in
einer Landschaft, die ursprünglich eine Familie in einer Landschaft waren, auch
dann ist die Lichtung eine Stube im Wald. Bei Kokoschka holt der Pinsel den Raum
ein, ganz atemlos ist er von der Hetzjagd... Bei den Romantikern pflanzte der
Pinsel dem raumsüchtigen Gemüt ein Unendlichkeitsgefühl ein. Bei Eisler bleibt
der Raum immer in einer Nähe, die zu bewältigen möglich ist. Nichts weist über
sich hinaus.
Wie fließen nun die Raummöglichkeiten aus dem Pinsel heraus? Es laßt sich
erkennen, wenn man auf die Beziehungen zwischen Bildraum und Pinselstruktur
achtet und das Gegenständliche sekundär mitnimmt. Es ist der Pinsel, der sich den
Raum schafft. Die Zackenläufe des Pinsels behalten die Richtungen der malenden
Hand vor der Leinwand bei, der Raum vor der Leinwand wirkt in den Malraum
hinein, beide Räume durchstoßen sich. Das ist gar nicht so selbstverständlich.
Klar wird der Unterschied zu den Schlüssellochbildern" vorn 16. bis zum 19. jahr-
hundert, dort weitet sich nach dem Durchschreiten des Rahmens die Welt. Und das
geschieht auch letzten Endes noch bei den klassischen Expressionisten.
Die abstrakten Expressionisten haben dagegen andere Formulierungen bereit. Doch
vorerst zurück zu Eisler.
Der hochgezogene, verschlossene Horizont ist nur ein Hilfsmittel, nicht mehr. Aber
der Raum ist überall, vor allem ist er zwischen den Pinselflecken. Sie überlagern
sich deutlich, sie sind separiert und sie stemmen den Farbraum auf, einen schmalen,
vielfältig ineinandergreifenden Raum, der zum Bildraum wird, aber nie zum per-
spektivischen Tiefenraum.
Ein Wort, das Eisler selber gebraucht, ist Auffächerung". Sehen wir zu. Der
Schatten kriecht unter das Gesäß der Negerin. Der Hocker, auf dem sie sitzt.
stumplt sich zurück, das gedämpfte Eck und der Bremsraum sind von verwandtem
Geiste.
Farbige Flecken, Licht- und Schattenflecken kann man klar unterscheiden. Der
Unterarmschatten wölbt sich vor, fließt in den Schoß und setzt sich hier in Kontrast
zu den aulgetupiten Lichtern des Knies. In die Kniekehle bricht der Schatten ein.
Tupfen und Striche überkreuzen einander gegenläufig. Derselbe Schattenstrich,
19
Jazz-Musiker, Ol,
Figuren in einer
1961.
1960.
Landschah,
der eben noch die Aufgabe hatte, zu wölben, übernimmt die Funktion der Kontur
oder gar die Schwächung oder Auflösung der Kontur. Ein Pinselstrich muß sich
mehreren Aufgaben widmen, er agiert multipel. Die malerische Intelligenz spielt
ständig zwischen dem millimeterstarken Farbraum, den Einbrüchen des Bildraums
und zurückgeholten räumlichen Illusionen. Die verschiedenen Aufgaben des Iilecks,
als da sind Sinnlichkeit der Palette, Umgrenzen der holden Leiblichkeit, der Wöl-
bungen, Hineinflechten des Schattens und Transparenz des Lichts, sie sind klar
aufgefächert, auch wenn sie einander durchkreuzen und intrigieren. Der kräftige,
von den Muskeln des Malers bewegte Farbraum weitet sich zum läildraum, aber
nur soweit der Arm des Malers reicht. Der Raum überhaucht die Füße der Negerin,
den Rist. Die Wade sträubt sich über dem Sehienbeinlicht. Die traditionellen Farb-
und Pinseltupfbeziehungen werden hier ganz paradox, da steckt CÖzanne-Methode
dahinter, mit der sich Kokoschka nie abgegeben hat. Eislers Malerei spreizt sich
eher vom Grund, als daß sie sich mit ihm vermählt. Sie haut sich in den Atelier-
raum hinein, in den Betrachterraum, auf den Betrachter zu. Das Problem ist stän-
dig Wer überlagert wen, wer ist vorn? Überlagert Dunkelheit eine rote Kontur,
oder ein Lichttropfen ein Raumloch? Dies muß der oberflächliche Blick zu unter-
scheiden lernen.
Die Unterarme der Negerin werden ganz sanft und weich vor der gröberen Kor-
pulenz des Bauches, vor dem Pinselkorsett des Leibes, hier versehriinken sich alt-
hergebrachte Dimensionen. Die Schenkelkontur spaltet den Unterarm, dieser wird
ganz durchlässig, man sieht durch ihn die Schwärze des Sehoßes. Und dann ist die
Kontur gar nicht Kontur, nicht Begrenzung, wie am rechten Knie, in diesem Raum
des Nächstliegenden herrscht überall Offenheit.
Die Vielfalt der Pinselhandhabungen ist enorm. Die Variationsbreite wird zum
Kriterium. Kaum gibt es Wiederholungen, nie Monotonie. Raum, wo ist der Raum?
Er ist zwischen den Körpern, er ist in Eislers Malerei zwischen den Pinselflecken
deshalb sind sie sichtbar. Sie sind gegeneinander abgesetzt. Ihre Sichtbarkeit
ist ihr Wesen, sie gehören der Körperwelt an.
Und Raum ist nur, insoweit Pinselflecke sind, und da sie ein paradoxes Geflecht
von Vorn und Hinten bilden, bleibt alles im Erreichbaren es gibt schon bei Eisler
auch Bilder, dunstige, die nicht im Greifbaren bleiben, aber sie sind nicht seine
Lösung.
Er erarbeitet sich diese Dinge mit hoher Intelligenz, mit trainierter Spontaneität.
Die Bilder folgen einander in Entwicklungsreihen. Figuren in der Landschaft",
Das Atelier", Jazzmusik", das sind die Themen, auch sie können einander durch-
kreuzen. Diese Malerei ist ein Prototyp des Nicht-Isolierens, sie ist ein ständiges
Gespräch der Mittel, ein Geflecht von Aspekten Farbpläne, Impulse, Raum-
fluchten lagern sich nicht schichtenweise ab, liegen nicht aufeinander, sondern sie
durchkreuzen sich, alogisch, nicht systemisiert, aber überschaubar. Mittel und von
ihm erzeugte Wirkung sind deutlich erkennbar und deutlich zu trennen. Es ist beste,
schwindelfreie Malerei.
Allerdings die Fliege von Ingres wird es schwer haben. Über Schluchten, die
20
eigentlich verschiedene geistige Dimensionen sind, zu spazieren wie übers Papier,
wird nicht mehr gehen. Und daher ist ein größerer Unterschied zwischen
Kokoschka, auch dem Kokosehka der Londoner Jahre, bei dem Eisler eine gewisse
Lehrzeit mitmaehte, und zwischen Eisler als zwischen Eisler und einer Reihe von
Informellen, die dieselbe Frage plagt Wie nähere ich mich dem Gegenstand?"
Es gibt mehrere Antworten.
Der Pinsel umkreist den physiognomisehen Kern des Modells, er umstriekt ihn
wie eine Dornenkrone, er sperrt ihn ein wie eine Hecke, oder er fängt ihn wie mit
dem Lasso. Oder die Physiognomie tritt aus den Sturzbächen zutage. Die entschei-
dende Frage lautet wie schaffe ich Gegenstände, identifizierbare Dichte, ohne die
Gegenstandsform nachzubilden, ohne Volumen abzugreifen wie die Stubenfliege
die Papieroberfläche? Und wie fußt der Maler zusammen, während er früher auf-
schlitzte, zersägte, auseinanderlegte? Gewiß, der Tropfen kubistischen Öls" ist
auch hier dazugemischt, aber es dreht sich um die Frage, wie die Elemente wieder
verschwistert werden können. Ohne Dunst, ohne Mystik, ohne mit dem Farbfleck
hochzustapeln und er stapelt hoch, wenn in ihm mehr ist, als der Pinsel auszu-
drücken vermag. Ganz vereinfacht lautet die Frage Wie werde ich kompakt, ohne
kompakt zu werden? Wie verwandlc ich Masse mit dem Pinsel in Energie, erkenn-
bare Masse, und wohlbemerkt in Energie, nicht nur in Temperament, Augen-
schmaus, in allegorische Form oder in Gesten?
Eine Antwort gibt Georg Eisler, der nur scheinbar das Podest von Corinth er-
klimmt, der in Wirklichkeit verwandt ist einem Saura, ein wenig klarer als
Platschek, ein wenig diesseitiger als Vedova und von durchsichtigerer Magie als
jorn. Es ist eigentlich nur notwendig, genau hinzuschauen.
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IN UNSERER FORTLAUFENDEN ARTIKELSERIE ZUR ÖSTERREICHISCHEN KUNST DES 20. JAHR-
HUNDERTS" VERÖFFENTLICHEN WIR DEN 61. AUFSATZ
MODERNES
MASS-UND
GITTERWERK
Die Erfindung neuer Baumaterialien
im 20. Jahrhundert bewirkte eine
neuc Formensprache in der Archi-
tektur der Gegenwart. Leichtme-
talle, von Otto Wagner schon zu
Anfang des Jahrhunderts bevorzugt,
Glas und vor allem die vielfältigen
Verwendungsmöglichkeiten des Be-
tons, liessen Bauten entstehen, de-
ren ästhetische Wirkung vorwiegend
im Licht- und Leichtsein besteht.
Damit strebt die modernste Archi-
tektur mit neuen Baumaterialien
eine ähnliche Erscheinungsform an
wie die Baukunst des Mittelalters,
d. h. ihre Situation gleicht dem
opus modernum" der Gotik, als
diese sich anschickte, die Schwere
und das Massige der romanischen
Wand, der Raumstützen und der
Gewölbe. auf ein für die Stabilität
der Konstruktion gerade noch taug-
liches Maß zu reduzieren. Dieser
Reduktionsprozeß war aber bereits
lange vor dem gotischen Kathedral-
hau in der arabischen Baukunst ver-
wirklicht worden, wo gleichfalls
22
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ELM MRAZEK
Zu Arbeilen von Erwin Hauer in Amerika
durch Verminderung der Bnumussen,
der Eindruck der Leichtigkeit und
Schlankheit hervorgerufen wurde.
Mit dem Komplex der Reduzierung
materieller Dimensionen hängen
aufs engste die Probleme der Raum-
perforzition, der Transparenz und
der Lichtliltcrung zusammen. Ohne
Zweifel haben die gotischen Bau-
meister Frankreichs als erste sich
damit hefatlt. Hierher gehören die
Auflösung der Wände durch gewal-
tige Fenster, in denen nur mehr die
Steinrippen des Maßwcrkes stehen
blieben, und vor allem die großen
Mauerdurchbrüche der Fensterroscn
in der Westwand mit ihrem zur 34;"
symbolischen Kreisornamentik ge-
stalteten Steingitterwerk. Mit die-
sen Strukturen aus behuuenem
Stein entsprach der gotische Bau-
meister dem Verlangen des mittel-
alterlichen Menschen nach Vergel-
stigung, nach Transparenz und
Leichtwerden irdischer Matcrialitiit.
In der Gegenwart, wo ja die Archi-
tektur vor ähnlichen Aufgaben
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lü- Av A. Av
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S...
..,....,.,..
9.17.71
04a
0,0114.
l. Mafiwerkwand zur Umfriedung des
Tresorgcwölbes einer Bank in Miumi,
USA.
3,4 Außenverwendung einer MilßWCfk-
wand für das Sprachinstitul des Vassar
Colicgc, USA.
Detail einer vereinfachten Giuerfornn.
Die in Abb. gezeigte Gitlcrform in
der Anwendung als Verkleidung der me-
chanischen Apparaturen auf dem Dnch
eines Kaufhauses in Allzmin, USA.
7-10 Verschiedene Effekte einer Maß-
werkwand, bestimmt für das Gebäude
der Uncsco in Paris. Entwurf 1956.
24
IN UNSERER FORTLAUFENDEN ARTIKELSERIE ZUR ÖSTERREICHISCHEN KUNST
HUNDERTS" VEROFFENTIICHEN WIR DEN 62. AUFSATZ
DES 20.
JAHR-
HUNDERTWASSER IN JAPAN
ARNULF NEUWJRTH
Der österreichixche Maler Fritz
Hundertwaxxer hat weben den
Großen Internationalen llwlainichi-
Preis erhalten.
Hyaku" Hundert, Mitsu"
Wasser, so lautet der neue japani-
sche Name des Wiener Malers Fritz
Stowasser, der schon einmal um
nicht mit dem bekannten Lateinle-
xikon verwechselt zu werden"
seine erste Silbe St0" russisch
hundert sinnvoll ins Deutsche
übersetzt hatte.
Mit der Wahl eines wirkungsvollen,
leicht einprägsamen Nom de guerre
beginnt die farbenprächtige Kar-
riere Hundertwassers, von Wien
über Paris, Mailand und Hamburg
nach Japan führend, vom Schlafen
auf Kartolfelsäeken und Essen ge-
kochter Wcizenkörner zum von der
Tokyo-Gallery" großzügig gebote-
nen Luxus. Diese vornehme japani-
sche Galerie hat ihm einen Flug
über den Pol ermöglicht, ihn für
mehrere Monate ins Reich der Auf-
gehenden Sonne geholt. Vorher wa-
ren Mathieu und Crippa ihre Gäste.
Sie organisiert, gerade im Moment
da dieser Bericht in Druck geht,
eine Ausstellung von etwa vierzig
Hundcrtwasser-Bildern.
Mein großer Konkurrent in der
mit uns rivalisierenden Miami-Ga-
lerie wird Sam Francis sein",
schreibt Hundertwasser aus Tokio.
Die Tokyo Gallery hofft durch
meine Ausstellung ihren internatio-
nalen Ruhm zu bestärken und sich
vor die Konkurrenzgalerie, beste
Maler dort Fautrier und liraneis
vor die bedeutendste Galerie des
alro-asiatischen Raumes zu setzen".
Ein großes Foto zeigt Hundertwas-
ser als verzückt erstarrten Narziß,
gleich einem vom Himmel gefalle-
nen Engel auf die Steinhrücke eines
altjapanischen Gartens hinge-
strcckt. Für den Narziß, der sich
liebevoll in der reinen Quelle sei-
ner Kunst spiegelt, der Spiralen,
konzentrische Kreise in den Dienst
offensichtlicher, koketter, charman-
ter Ichbezogenheit stellt, der seine
roten, grünen und goldenen Gär-
ten zärtlich mit spitzen Zäunen ein-
faßt, um Banausen ein dezentes
Eintritt verboten" hinzusehreiben,
ergeben sich präehtigste Möglich-
keiten immer gesuchter, wollüstig
ausgekosteter Scheinwerfer-Publi-
city.
Die Galerie hat elf Leute vom
Stab", so schreibt er, zwei Chauf-
feure, eine Telefonistin, ein stän-
dig teckochendes und teeservicren-
des Mädchen, einen Dolmetscher,
einen Bildverpacker, einen Tischler,
den Direktor Yamamoto, den Vize-
direktor Hayashi, ferner Herr Shi-
nichi Segui, der auch in Wien war,
als Kritiker... Ich habe jederzeit,
wenn ich sie benötige, zwei Autos
zur Verfügung. Alle meine Bilder
sind verkauft. Die aus Paris mit-
gebrachten innerhalb weniger Stun-
den nach meiner Ankunft auf dem
Tokioter Flughafen. Das ist formi-
dable. Wenn ich die Bilder fertig
habe, will ich sie nicht in die Gale-
rie bringen, weil sie sofort verkauft
werden, so wie wenn Wassertropfen
in durstiger Erde oder im Lösch-
blatt aufgesaugt werden. Mein Ka-
talog wird ganz toll. 31 Farhrepro-
duktionenl Davon eine in ein gro-
ßes Foto an Stelle meines rechten
Auges hineinkopiert. Über allem
wächst Gras mit feinen grünen Li-
nien."
Michel Ragon, Verfasser des Bu-
ches Das Abenteuer abstrakter
Kunst" nennt, als Hundertwasser
19S4in der Pariser Galerie Facchetti
ausstellt, dessen malerische Anfän-
ge ziemlich geschickt, in Kompo-
sition und Kolorit verführerisch,
aber diese vielfachen Köpfe, die-
ses Spicl von schiefen Quadraten
und Spiralen recht literarisch." Er
schenkt llundertwassers Malerei
wenig Bedeutung und glaubt Ci-
maise" Nr. 4. 1954 die literarische
Invasion reiche kaum über die
Grenzen des Literatenbezirkes von
Saint Germain de Pre's hinaus. Auch
anderen Kunstkritikcrn ist zu-
nächst Hundcrtwassers literarisches
Talent, später erst die größere Be-
deutung als Maler aufgefallen.
Doch die Wertung auf dem Kunst-
markt in Paris hat sich rasch gebes-
sert Hundertwasser ist nächst Ko-
koschka der bestbekannte Österrei-
chische Maler in Frankreich und
der ganzen westlichen Welt. Der
aktuelle Anlaß seiner japanreise
hat die Pariser Kunstzeitschrift
L'oeil" bewogen, Ehre, die noch
keinem Österreicher zuteil wurde
ihm cin sechs Seilcn langes In-
terview mit großem, ganz Iigcm
Farhhild und mchrcrcn schwarz-
weiß Reproduktionen zu widmen.
XVcr llundcrlwzlsser gerecht heur-
lcilun will, darf scinc mnlcrisßln-
llvgxlivung nicht strcngu von der lite-
ischcn trennen, muß Hllth die"
Aklionrn romzmtisfhcn lhndywurni
in Seim-m Privatleben nlx "Feile
eines Gcsnmtwerkes mit in läctraicht
zirhcn. XVie Gzluguin, wic Klimt.
liebt cr extravagante farbenpräch-
tige Kleidung Ich trage hicr cinc
kohnlthlauc Samthosc mit ultrnma-
rinhlnucm Samigürlcl, in Pälfiß ux-
tra für Japan angclicrtigl. Furncl"
rosnrotv Seidenkrawrilte, Snmtjak-
kcit. grünschwarzmt gestreiften
Pullovcr. Mit meinem inrbigcn We-
scn hin ich hier genau in meinem
Elumcnl. Oft crblassc ich vor Neid,
wenn ich ganz tolle grün-rot ge-
strviflc llurrcnanzügc schc. I'm
nicht ins llinlcrtrcffcn zu gumlcn.
27
lerei die großen Namen Klimt und
Schiele genannt worden. Klimts
fernöstliche Hintergründe, Klimts
wuehernde Ornamentik, in den Bil-
dern des linkcl-Jüngers fortwirkend,
müssen heute wieder ganz selbst-
verständlich die Japaner faszinie-
ren ein zweiter Jugendstil", mit
müden, geheimnisvollen Spirallaby-
rinthen, Maserungen, Aehataderun-
gen, dekorativ und märchenhaft,
stellt sieh in Gegensatz zur trost-
losen Gleichmacherei und Ideenar-
mut im Massenkunstbetrieb unse-
rer Tage. Hundertwasser kennt
kein qualvolles Produzieren für den
Markt, unter der Knute eines Händ-
lers, der vom Maler ein paar Dut-
zend Bilder einer schon eingeführ-
ten Sorte verlangt. Wenn die Muse
ermüdet, läßt er sie in Ruhe, hört
zu malen auf. auch bereit, aus dem
Luxus wieder unter die Brücke zu
ziehen. Wie die Kinder malt er nur
zu seiner Freude.
Ich hahe ihn einmal sehr direkt ge-
fragt Was unterscheidet Ihre Ma-
lerei von jener der Kinder?"
Darauf Hundertwasser schlicht und
würdlzvoll Die größere Konse-
quenz."
lasse ich mir einen Kimono schnei-
dern. Sehwarzgrau mit Goldfäden
durchwirkt, mit blendendster zinno-
berfarbiger Seide innen! Andere
Europäer sehe ich hier gar nicht.
Nur manchmal ein Bleiehgesicht in
einem laraun-in-braun Anzug, das
sich wie eine Ratte ttm die ke
schleicht."
Hunderlwasser, der Maler farbiger
Paradie verfolgt mit Staunen, wie
sich der japanische Alltag zum Gar-
ten liden der Farbe wandelt. Ent-
züekt berichtet er, daß der Gast im
japanischen llotel täglich eine neue
wunderschön bunte Zahnbürste er-
hält. ich war wie jeder Europäer
in Versuchung die schönen Zahn-
bürsten zu behalten, bis ich auf der
Straße Mistkübel vollgestopft mit
neuen Zahnbürsten, Zahnpastatu-
ben und Seifen sah. Die Zahnbür-
sten dienen nur einmal. S0 wie Ein-
tagsfliegen. Die Karotten sind hier
ein Meter lang, die Tokioler kau-
fen meist nur eine Karotte und tra-
gen sie in Papier eingewickelt unter
dem Arm, wie die Pariser ihre Ba-
guettes. Die Erdiipfel werden stück-
weise verkauft und eingepackt, wie
die Schuhe bei Herzmansky. Zuerst
in sterilisiertes Papier, dann in ein
ganz tolles buntes mit vielen japa-
nischen Zeichen, dann kommt eine
schöne Schleife mit rotem oder sil-
bernen Band, ganz wie bei uns die
Ostereier. Die Frauen sind alle sehr
schön und nie schnippiseh wie in
EUFOPIL Und von den Frauenstoffen
kann man sich keinen Begriff ma-
chen so wunderbar."
im lfueiP-lnterview vor dem Ab-
flug nach Japan sind im Zusam-
menhang mit Hundertwasscrs Ma-
Fritz Huntlcrlxvttsser und seine Arbei-
ten aus der letzten Zeit.
Fritz Hundertwttsser vor er Pla
Wiltlti mit den Bildnissen beruhmlet Ja-
panischer Schauspieler.
Fritz llundertwasser an seinem Ar-
bei liseh.
Ftttz l'ittntlet'lwusset' im gestreiften
Kimonn.
28
Lamberl llailwöcle, Der Maler Carry
llauser. Wien o. Druck und Verlag
der Österreichischen Staatsdruckerei, 16
Seiten Text und 24 Bildtafeln, davon
vier fürbige, kart.
Diese kleine Schrift ist ein wertvoller
Beitrag zur Kenntnis von Wesen und
Entwicklung eines der bedeutendsten
Maler-Dichter Österreichs. Hauser hält
in seinem Schaffen die rechte Mitte zwi-
schen Expression und monumentaler
Geste, seine Kunst ist daher besonders
zur Lösung monumentaler, fläehenglie-
dernder Aufgaben Hausfassadenl ge-
eignet. Unzweifelhaft stehen Hausers
künstlerische Anfänge ganz unter dem
Zeichen des deutschen Expressionis-
mus, aber der Weg, der zur eigenen
Form führte, war gerade und kon-
sequent.
Der Begleittext von Professor Dr. Lam-
bert Haiböck, einem Schüler Hans
Tietzes, entspricht in seiner Schlicht-
heit und Klarheit durchaus der Persön-
lichkeit des interpretierten Künstlers,
der Abbildungsteil kann bei aller Kürze
als durchaus repräsentativ angesehen
werden. DrK.
Barockmaler in Böhmen.
Ausstellung des Adnlbert-Stifter-Verei-
ncs im Wallraf-Riehartzmuseum in
Köln.
Barockmaler in und aus Böhmen, in Ol-
gemälden, Olentwürfen, Aquarellen,
Handzeichnungen und Kupferstichen
werden in dieser wie eine geglückte Im-
provisation wirkenden Zusammenstel-
lung zu einem echten Erlebnis des böh-
mischen Barock. Wir ermessen daraus
die untrcnnbare Verzahnung des Böh-
mischen zum Bayrischen, zum Osterrei-
chischen und zum Fränkischen. Kein
Künstler, der nicht auch zugleich in
einem der Nachbarländer tätig gewesen
wäre und dort die Stilentwicklung mit
beeinflusst hätte. Höhepunkte Eine ein-
drucksvolle Serie von Porträts Johann
Kupctzkys, ein Karel Skreta, der den
größten Niederländern ebenbürtig bleibt
und eine Reihe bezaubernd-genialer
Skizzen von Miiulbertsch.
Die von Altgrnl Dr. Christian Salm und
Dr. johnnnn von Herzogenberg geformte
Ausstellung vorzüglicher Katalog
Erich Huhala wird anschließend im
Germanischen Nationalmuseum und
dann im Münchener Prinz Carl-Palais
gezeigt werden. Mai bis November 1961
Das Sommerprogramm der Galerie
IWelz, Salzburg.
Maria Eilger, Kernmikerin und Tep-
pichkünstlerin, hat sich einen Ruf er-
obert, der weit über die Grenzen der
engeren Heimat hinausreicht. Ihr Werk
wird mit richtungsweisenden Beispielen
bei Welz vom 10. juni bis zum 6. juli
ausgestellt.
Wilhelm Tböny gehört zu jenen früh-
verstorbenen Malern Österreichs, deren
Schaffen schon seit längerer Zeit von
der Galerie Welz immer wieder zur Dis-
kussion gestellt wurde. Diesmal wartet
die Galerie zwischen 8. Juli und 3.
August mit Gemälden und Aquarellen
auf, die bis dato bei uns unbekannt oder
wenig bekannt waren. Kleinplastileen der
Wiener Schule werden zur gleichen Zeit
im Kellerloknl der Galerie gezeigt.
Mit großer Spannung kann man der
Ausstellung von wichtigen Werken des
italienischen Realisten Renate Guttuxo
entgegensehen. Diese Schau sie fin-
det genau während der Festspielzeit,
vom 5. August bis zum 7. September
statt hat die Bedeutung einer Pre-
miere für Österreich wie für Deutsch-
land. Im Keller der Galerie wird Welz
eine Auswahl von Werken aus verschie-
denen außereuropäischcn Kunstkreisen
unter dem Motto Exotische Kunst"
präsentieren.
Kunxtgalerien in Klagenfurt.
In Klagenfurt eröffneten im Mai zwei
Privatgalerien, die Galerie 61" in der
Bahnhofstraße 24 im fünften Stock-
werk eines Neubaus untergebracht
und die kleine Keller-Galerie in der
Wulfengasse" Nr. H. Es sind Grün-
dungen von zwei Architekten und wer-
den von deren Gattinnen geleitet, die
erstgenannte von josefine und Dipl.-
Ing. Rudolf Nitseh, die zweite von Hei-
de Hildebrand. Beide stellen sich die
Aufgabe, neue Kunst des In- und Aus-
landes ihren Besuchern zu bieten und
zeigen etwa drciwöehentlieh wechselnde
Ausstellungen. Die Galerie 61" eröff-
nete mit einer Verbeugung vor einem
der Altmeister der Kiirntner Malerei,
Arnold Clementsehitsch, indem Maie-
rei aus Pi" atbesitz aus den Zwanziger-
und Dreißiger Jahren zusammen mit
Arbeiten des Künstlers aus der letzten
Zeit nebeneinander zu sehen waren. Als
zweite Ausstellung eröffnete man hier
am 25. Mai eine Auswahl farbiger
Graphik des Slowenen Riko Debenjak,
dern 1908 geborenen und mehrfach in-
ternational ausgezeichneten Künstler.
Durch ein bewußtes Kultur-Austausch-
programm der Kiirntnei" Landesregie-
rung mit den Naehbarprovinzen Slo-
wenien und Friaul, das nicht nur die bil-
dende Kunst umfaßt, haben sich in den
letzten acht Jahren vielfache Beziehun-
gen zwischen Kiirntncr Künstlern und
der im internationalen Ausstellungswe-
sen überaus aktiven Modernen Galerie
in Laibaeh ergehen. Es fanden nicht
nur hüben und drüben Kollektiven ein-
zelner Künstler statt etwa Werner Berg
in Laibach, Gojmir Anton Kos in Kla-
genfurt und Villach, auch Querschnitte
durch die neuere Malerei und Plastik,
die etwa 1956 mit einer Auslese Slo-
wenischer Impressionisten" einsetzte, er-
möglichten Information auf breiter Ba-
sis. So wird nun am 2. Juni auch eine
Ausstellung Zeitgenössische Malerei
29
und Bildhauerei aus der Sammlung der
Modernen Ealeric in Laibaeh" einen
beträchtlichen Teil der dortigen Schau-
sammlung in das Klagenfurter Künstler-
haus bringen. Die von Direktor Prof.
Zoran Krhiänik zusammengestellte Aus-
wahl setzt mit Fian Tratniks I919,l20
entstandenen Bildern ein, die eine Über-
windung des Impressionismus und eine
Brücke zum Expressionismus. also zur
Moderne" aufweisen. zeigt sich an
den folgenden Expi onisten wie Fran-
ce und Tone Kra Vcno Pilon, Boli-
dar jakac und Miha Maleä, die um vie-
les stärkere Volksverbundcnheit dieser
Gruppe im Ausdruck ihres slawischen
Lebensgefühls, ihrer sozialen Mit-Lei-
denschaft und ihrer melancholisch-ly-
rischen Grundhaltung.
Die Galerie in der Wullengasse"
hat ihr Wirken mit einer Ausstellung
des in Paris lebenden jungen Kärnt-
ners lrlans Bischofshausen begonnen und
zeigt ab 2. juni eine extreme Gruppe
junger, ebenfalls in Paris arbeitender
Künstler, deren Geburtsdaten zwischen
1930 und 1935 liegen. Sie malen durch-
wegs abstrakt. Ehige dieser jungen sind
erst 1960 in Paris innerhalb der Propo-
sition pour un jnrdin" zum ersten Mal
hervorgetrcten, wie etwa der mit der
Geduldprobe eines subtilen Strich-
systems befaflte Andre Dubois oder der
ebenfalls tcxtil inspirierte Bernard Ran-
cillae ein Schüler von Hayter, mit
seinen grau-schwarzen Matritzen. Ri-
chard Lubosky aus Mi ouri läßt in
seinen Aquarellen die Farbe zu phan-
tastischen, insektenartigen Wesen zu-
sammenrinnen; auch Jean Roberts Blat-
ter schöpfen aus den Zufallsgebilden
rinnender gefärbter Flüssigkeit ihre ab-
strakte Situation". Miguel Rue, ein
Spanier, gibt in seinen schwimmenden
Farbnebeln jede Bildstruklur auf und
ergeht sich in ästhetischen Tonharmo-
nien, Bernard Aubertin hingegen arbei-
tet mit dem Konturreiz angebrannter
Papierkanten, mit denen er Kurven und
Kreise bildet. Wie auch anderswo
ziehen die Ausstellungen dieser Keller-
galerie, die mittels Scheinwerferheleuch-
tung die Schauobjekte erhellt, vor allem
die Jugend an, die in in Klagenfurt bis-
lang keinen so unmittelbaren Anlaß zur
Diskussion gehabt hat. Sicher liegt da-
rin das Erfreuliche, spr.
Öxterreichiscbe Kunstwerke im
Wiener lande.
Pielai; Kunststein, Höhe 72cm. Wohl
steirisch, erstes Viertel des 15. jahr-
hunderts. Aus dem Besitz der Galerie
Reinhold Hofstätter, Wien 1.,
Das M0tivderPietI1" Beweinung Chri-
sti durch seine Mutter taucht im 14.
Jahrhundert auf, in einer Zeit also, die
nach Verinnerlichung und nnch
gung seelisch-ausdruckshalter, subje
tiv empfundener Gelühlswertc strebt. lm
ersten Viertel des 15. Jahrhunderts wird
der bis dahin olt krasse Realismus der
Auffassung zu sanfter, lyrischer, stim-
mungsvoller Abgekliirlheit gemildert,
wie auch vorliegendes Werk beweist,
das erst unlängst aus ausländischem
Besitz lür Österreich zurückerworben
wurde. Arbeiten dieser Art wurden in
großer Zahl in der Steiermark herge-
stellt und gelangten häufig auf den übli-
chen Handelswcgen in den Süden; in
diesem Sinn sind GeschwisteW unserer
Gruppe z. B. im Dom zu Aquileja und
in der Kirche S. Giovanni in Bragora,
Venedig, zu finden. Die sich aul ein-
zelne Gewandpartien beschränkende Pu-
lychromierung läßl Spuren der origina-
len Fassung erkennen.
n.repb Ilulzer Wien 1824-1876, Dui"
Hochkalter mit Hintersee im Berchtes-
gadner Land. Ol auf Lwd., 116
n.
158 cm, sig. Josef Holzcr. Aus dem Be-
sitz Herbert Barth-Wehrenalp, Gemäl-
de-Allkunst, Wien XlX.
Holzer war Schüler der Wiener Akti-
demie und studierte unter Th. Ender
und Fr. Steinfeld 1837-1841. Ein kni-
serliches Stipendium ermöglichte ihm
einen dreijährigen Aufenthalt ab 1859
in München. Studienreisen führten ihn
nach Oberösterreich, Miihren, Ungarn,
in die Karpathen und in die Schweiz.
Er war später Mitglied der Akademien
von Wien und Venedig und gilt als
einer der Hauplmeistci- der Landschafts-
malerei seiner Zeit. Sein Schaffen ist
durch absolute topographische Treue
und geradezu wissenschaftliche Gewis-
senhaftigkeit in der Wiedergabe von
Details gekennzeichnet. Das hier ab-
gebildete Werk ist bei Boettger, Maler-
werke des 19. h., S. 568,140 ver-
zeichnet. DrK.
Uersteigerungsbericbl
Die 552. Kunslnuktiun 11a Domtbeumx,
6. bis 9. uni.
Der Gesamtverlauf der Auktion war an
allen vier Tagen durch das Dominieren
der Händlersehalt als Käulerpublikum
gekennzeichnet; man hatte den Ein-
druck, daß sich Privatinteresscnten
im Gegensatz zum Verhalten bei vie-
len vorhergegangenen Auktionen
diesmal entschieden weniger aus der
Reserve wagten. Dementsprechend kam
es um verschiedene Objekte zu er-
bitterten Zweikämplcn, die entsprechend
hohe Meistbote nach sich zogen, wäh-
rend einzelne ausgesprochen publi-
kumswirksamc Stücke weniger zogen.
Das gesamte Meistbot der Auktion lag
um etwa eine Viertelmillion üS über
dem der Vergleichsauktion des Vor-
jahres. Und nun die wichtigsten Er-
gebnisse Mcistbotc
Ölgeznülile Hans von Aachen, Selbst-
bildnis, 11.000.-, joachim Franz Beich,
Landschaft, 32.000.-, Nieolaes Berchem,
Vornehme jagdgesellsehaft, 15.000,-,
Tina Blau, Wiener Vorstadt, 12.000.-,
Alessnndro Magnasco, Rettung aus
Schiffbruch, 30.000,-, Michele Marieschi,
Canal Grande, Bacino di S. Marco,
100.000.-, A. v. Pettcnkofen, Ungari-
schcr Markt, 15.000.-, Santi di Tito,
Damenbildnis, 100.000.-.
Aquarelle.- j. Kriehuber, Mädchenbild-
nis, 4500-, Matthias Ranftl, Mittags-
rast, 7500-.
Miniaturen George Engleheart, Da-
menbildnis, 7500-, F. G. Waldmüller,
Damenportrat, 18.000.-
Mndumc Aluister Dclacroix, llcrcule vt
Cacus, Bleistift, 3200-, G. Klimt, zwei
Entwürfe für Palais Sloelet, Aquarell
und Bleistift, 6500-, Knknschka, Sit-
zende, Kreidezeichnung. 6500-,
Schiele, Halbakt, Aquarell und Bleistift,
28.000.-.
Skulpturen St. Sebaldus, Nordschwciz,
um 1500, 45.000,-, Hl. Sebastian Tli.
Schwanthaler, 28.000.-, St. Georg, St.
Florian Guggenbichlcr, 40.000.-.
Möbel Würzburger Tabernakelschreib-
Schrank, 6S.000.-, Venezianische-r Ba-
rockwandspiegcl, 12.000.
Textilien Vlämische Tapisserie, Ver-
söhnung jakobs mit Esuu, 2. Hälfte
16. jhdn, 7S.000.-.
Porzellan; Gruppe, Liebespaar, Alt-
Wien 1760, 6500-, Kalleeschale, Un-
terteil, Bemalung von Kothgasser,
6000-.
Glas Deckelpoknl, Schlesien, Ende 17.
jhdn, 6500-, Kolhgasaerbccher Sie-
phansdom, 13.000,-.
Ariatilea Holzfigur, China, Sung,
7000. Ellenheinhrückqjnpan,2000-.
Gold Tabakdose, emailliert, bemalt,
um 1800, 20.000.-.
Silber Pokal, Nürnberg, Anfang 17.
jhdL, 7500-, Akelcipoknl, deutsch,
frühes 17. jhrlt, 3800-.
Auktionskalender julißAuguxt
7. Juli London, Sotheby's Kunstwerke
des Mittelalters und der Renaissance.
11.-13.uli München, Hugo RueI
Kunstgegenstände aller Art.
6. August Mondscc, Kunsthandlung Al-
fred jaeger Kunstgegenstände aller
Art.
29. August bis 1. Suplembcr Wien, D0-
rolhcum Münzen.
30
Sei! 1858
GROSSHANDLUNGS GES. M. B. H.
vorm. J. Grünhuf
WIEN MAHLERSTRASSE 12
TelQphon 52 56 74 Serie
Fernschralber 1843
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Haiböek des 1942 verstorbenen Freundes. Sein hübscher, kleiner Bildband
bringt zum Teil in Farben virtuos gemalte Schlaehtenhildcr aus dem Bruk-
ker Tor und der engeren Heimat Hollitzers, Deutsch-Altenburg, einige seiner
flotten Figurinen zu Hauptmanns Florian Geyer", Sassmanns Mettcrnich"
und Werfels juarez und Maximilian". Aber vor allem das, was Hollitzer
weit über das Vergängliche seiner Zeit hinaus weiterleben Iiißt seine pracht-
vollen Karikaturen. Hollitzer hat immer ins Schwarze getroffen, ein Scharf-
schütze, der nicht mit Bosheit schoß, sondern seine Zeitgenossen mit einem
liebevollen Verständnis konterfeite. Karikatur, Porträt? Von beiden ist We-
sentliches in diesen mit sicherer Hand hingesehriebenen und endgültigen
Formeln, die da heißen Karl Kraus, Egon Friedell, Peter Altenberg, Franz
Werfel, Hermann Bahr, Joachim Ringelnatz, Paul Stefan, Roda Roda, Oscar
Straus, jehudo Epstein, Stefan Hlawa, Helene Thimig, Peter Lorre. Sie alle
hat er gekannt und mit meisterhafter Sicherheit ihre Bildnisse der Nachwelt
hinterlassen.
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