Regierungsform vollzog. Diesem Säeulum war das deko- rativ geschichtliche Lebensbild gemäß, das dem tradi- tionell katholischen Kaiserhaus, dem Hof, der Aristo- kratie entsprach. Das Interesse iür geschichtliche Ge- schehnisse wurde auch vom Burgtheater genährt, dessen Historiendramen Grillparzers, Goethes, Schillers und Hebbels wertvolle Anregungen von den Historicngemäl- den des Künstlerhauses erfuhren, woraus sich eine be- fruchtende Wechselwirkung zwischen Burgtheater und der Genossenschaft bildender Künstler Wiens, Künstler- haus ergab. Die klassischen Geschichtsdramen enthiel- ten jedoch auch wesentliehe freiheitliche Impulse, die das immer mächtiger werdende Bürgertum ansprachen. Der Auswirkung dieser Ideen trugen die Denkmäler des Ringstraßenkomplexes Rechnung, die nicht nur Personen des Kaiserhauses und der Hocharistokratie, sondern auch Bürgerliche darstellten. Nach der geistigen und sozialen Situation war es somit zeitbedingt, daß die Prachtbauten der Ringstraße ge- schichtlichen Stilen verpflichtet waren. Angewidert vom Slatthaltereistil der vorrevolutionären Ära, schöpften die gelehrten Baukünstler aus der Stiliülle der Vergangen- heit, vornehmlich aus dem Formenreservoir der Gotik, der Renaissance und der Barocke, sie schlossen auch maurisierende und byzantinische Stilelemente ein. llisto- risierend Romanisches, hellenistische Klassizitat und ein überladenes Neubarock wurden die Stildorninanten der Ringstraßenze Hinter den historisierenden Kulissen wirkten echte Kunstlerpersönlichkeiten als souvcr ne Gestalter, die im Sinne des lebensfrohen, völkervers h- nenden Wien aus der Vielfalt der Formen kon. nte Dekorationen über das Thema „Macht und Schönheit" abwandelten. Schwerpunkte der Gestaltung waren: Wiener Oper (Sic- card v. Sicc shurg und Van der Nüll), Votivkirche, Neue Universi t (Heinrich Ritter v. Ferstel), Heinrichs- 15