Neugestaltung 1706 verlegte, sieht man noch die Fun- damente der gotischen einschiffigen Kapelle eingezeich- net. Sie erstreckte sich von der Mitte des Hauptschiffes gegen die Kuppel zu und hatte einen Westturm-vorge- setzt. Der Zeichenstcin, dessen Nachbildung sich heute bei der Orgelempore befindet, war einst außerhalb links vom Turm. Obwohl die Errichtung der barocken Wall- fahrtskirche, um deren Bewilligung der Abt am 8. Juli 1706 beim Ordinariat von Passau ansuchte, mit dcn großen Bauleistungen der Stifte in Verbindung zu brin- gen ist, erscheint es bedeutsam, daß die Benediktiner- abtei Seitcnstctten, der Votivkirche den Vorzug gab und die eigenen Vergrößerungen erst 1718 in Angriff nahm. Jakob Prandtaucr war bereits fünf jahre im Dienste des Stiftes Mclk, als er vermutlich über dessen Vermittlung den Auftrag für Sonntagberg übernahm. Die Melker Kirche, deren Rohbau 1706 bereits vollendet dastand, war auch das direkte Vorbild für das große Vorhaben des Seitensteltencr Abtes. Tatsächlich geht die Über- einstimmung so weit, dnß man den Grundriß von Sonn- tagberg lange Zeit als den von Melk ansprach. Ein Ver- gleich mit dem 1702 publizierten Melker Plan gibt je- doch die Unterschiede deutlich an: die Kuppel ist nicht mehr so mächtig, sondern in die Vierung eingeschrieben und ohne Laterne; an Stelle der vertretenden Emporen von Melk finden sich gerade Lösungen, die Seitensehiffe sollten mit elliptischen Kuppeln überwölbt sein und die Vorhalle zwischen den 'l'ürmen eine einfache recht- eckige Form erhalten; auch die Kreuzgewölbe machen im Gegensatz zu den Platzelgcwölben in Melk einen viel schlichteren Eindruck. Diese Stileigenheit ist auch am Außenbau an den geraden Wandilächen zu erkennen. Die nach Melk begonnene Wallfahrtskirche am Sonn- tagberg, die nicht unter dem Einfluß der kaiserlichen Theatralingenieure stand, gibt Prandtauers persönlichen Stil viel reiner wieder. Die monumentale Wucht der großen Gliederung - ein Erbe des 17. jahrhunderts - verbindet sich mit der Plastizität wie sie Fischer von Erlach formte. So ist auch die mächtig einsehwingende Hauptiront von Sonntagberg zu verstehen, die sich von dem Baukörper klar abhebt und alle Kräfte in sich konzentriert. ZEITALTER (1,2