dem Tisch sieht man die Burgunder- haube, die St. Stephans- und die Wen- zelskrone. Da die römisch-deutsche Kai- serkrone nicht dargestellt ist, ergibt sich eine Datierung des Bildes für die Zeit zwisehen dem Tode Joseph II. (Februar 1790) und der Krönung Leopolds zum römisch-deutschen Kaiser im September des gleichen Jahres. Im Hintergrund des Gemäldes ist deutlich ein pyramidenar- tiger Kenotaph mit einem Reliefmedail- lonbildnis Joseph II. erkennbar. Das wichtige Gemälde beweist, wie stark Kreutzinger damals noch barocken Dar- stellungstraditionen verpflichtet war. - Ebenfalls vor kurzer Zeit erstand ein Sammler von Bildnissen der Mitglieder des Erzhauscs im Wiener Kunsthandel ein kleinlormatigcs Porträt des Kaisers Franz I. (1792 bis 1835), das erst nach seiner Reinigung von Grimsehitz als sicheres Spätwerk Kreutzingcrs ange- sprochen und in die Zeit um 1820 da- tiert wurde. (Abb. 2.) Der Kaiser trägt eine weiße Feldmnrsehalls-Galauniform, das Goldene Vlies, Band und Großkreuz- stern des St. Stephansordens sowie den Großkreuzstern des von ihm in Erinne- rung an seinen Vater, eben den Kaiser Leopold II., gestifteten Leopoldsordens. Ein sehr ähnliches Bildnis Franz I. vom „k. k. Kammermahler" Kreutzinger, 1815 entstanden (Sehloß Eggenberg), zeigt den Kaiser in fast vollkommen identischer Haltung, jedoch handelt es sich um ein Hüftstück, wobei die Arme vollständig wiedergegeben sind und mit den Händen auf dem Säbel auiruhen. Es ist im Katalog der Gedächtnisaus- stellung Erzherzog Johann, Graz 1959, Tafel VI., reproduziert. Der Vergleich dieses Repräsentationsgemäldes mit dem Bildnis Leopolds II. zeigt den Wandel im Stile des Malers deutlich; er deckt sich mit dem Fortschreiten des Zeitge- schmackes, der nun alles Barocke fast völlig abgestreift hat und sich zum Sach- lich-lnlimcn bei gleichzeitiger Vertie- fung der psychologischen Eindringlich- keit bekcnnt. Blickt man vom offiziel- leren Eggenberger Porträt von 1815 auf das Bildnis von 1820, so machen sich trotz des geringen Zeituntersehiedes die zunehmenden Zeichen des Alterns bei Franz I. klar bemerkbar. Beide Neuentdeckungen sind eine wert- volle Bereicherung zur Ikonographie des österreichischen Herrscherhauses. Dr. Köller ZUM „dNTIQ UAR" Inhaber: Herbert Asenbaum EIN- UND VERKAUF von antikem Schmuck Silber, Porzellan Ziergläsern, Kleinkunst Wien I, Kärntnerstr. 28 52 28 47 ria-d-vil d. Haltun-Ritnr-Oniuu-Kircho BUCHBESPRECHUNGEN Tbe Artirt und the Bouk. 1860-1960 in Western Europe and the United States. Museum of Fine Arts, Boston, Harvard College Library, Dept. of Printing ancl Graphic Arts. Bei vorliegendem Werk handelt es sich um den Memorialkatalog einer Ausstel- lung, die vom 4. Mai bis 16. juli dieses Jahres am Museum of Fine Arts, Bo- ston, abgehalten wurde. Wir können den stolzen Worten des Curators of Printing ancl Graphic Arls, Mr. Philip Hofer, sicheren Glauben schenken, der uns schreibt, daß es seiner Ansicht nach kein anderes Buch mit vergleichbarer Ziel- setzung gäbe, das das gleiche Thema behandelt und daß seit einer viel klei- neren Ausstellung des jahres 1936 im Museum of Modern Art, New York mit dem Titel „Maler und Bildhauer als Il- lustratoren" keine Ausstellung von ähn- licher Großartigkeit abgehalten worden sei. In der Tat ist der zur Diskussion stehende Band typographisch vorbild- lich gestaltet, verschwenderisch reich illustriert und in der textlichen Erfas- sung der einzelnen Exponate von nicht mehr zu überbietcnder Gründlichkeit. Sinn der Ausstellung war es, den Über- gang vom gedruckten Buch mit einge- schalteten Illustrationen zu den künst- lerisch ganz durchgestaltetcn „Iivres de peintres" unserer Tage zu zeigenv Be- sonders interessant ist die Aufteilung der Künstler auf die einzelnen Nationen (der Osten und Skandinavien wurden bewußt ausgeschaltet): Frankreich 182, USA 47, Deutschland 39, England 26, Schweiz 14, Belgien 7, ltalien 6, Spanien 3 und Österreich 2. Was Österreich anbelangt, konnten wir allerdings nur auf Oskar Kol-toschka stoßen, einen zweiten Namen vermochten wir trotz mehrfacher Durch- sicht nicht zu entdecken. In der Berück- sichtigung Osterreichs fehlt uns vor al-. lem der Name Alfred Kubin: selbst bei einem so wett gespannten Horizont hatte er nicht übersehen werden dürfen. Im Katalog selbst sind die Künstler in alphabetischer Reihe verzeichnet; kurze Biographien und Hinweise auf die Um- stände der Entstehung der Exponate er- gänzen die Werksbeschrcibungen. Wich- tig sind die Hinweise auf Oeuvrekata- loge oder sonstige umfassende Abhand- lungen, die zu weiterem Einstieg dien- lich sind. Der Band schließt mit einer umfassenden Bibliographie, einem Auto- ren-, einem Verleger- und einem Druk- kerregister. Es ist uns aufgefallen, daß bei den Angaben der Lebensdaten ge- rade der zeitgcnössischen Künstler be- merkenswert viele Lücken klaffen - die Ansätze der Geburtsjahre schwanken beträchtlich, manchmal konnten diese sogar überhaupt nicht in Erfahrung ge- bracht werden. Warum wohl? Ferner scheint es uns, als hätte die Manipula- tion des Kataloges durch Hinzufügung eines nach Nationen gegliederten Künst- lerverzeichnisses erleichtert werden kön- nen, die bloß statistischen Zahlenanga- ben in der Einleitung genügen nicht, wie sich gerade am Beispiel Österreich erwiesen hat. Trotzdem sind die Ver- dienste, die sieh Eleanor M. Garvey bei der Abfassung dieses Handbuches er- werben konnte, unbestritten. Uersteigerungxergebnisxe der 553. Kunslauktion - Dnrotheum, Wien KaL-Nr. 10 Tina Blau, Das Belvedere, Öllliolz, 16.000,-,; KaL-Nr. 32 Hugo Darnaut, Kirche in Heiligenstadt, dat. 1881, 22.000,-; KaL-Nr. 40 Friedrich Gauermann, Dorfbrunnen in Mittenwald, 1841, 130.000,-; Kuh-Nr. 68 Meister des hl. Blutes, Anbetung der Könige, 16. jahrhunderr, 50.000,-; Kam-Nr. 79 Isaac van Ostade, Winter in Holland, 80.000,-; KaL-Nr. 86 Ruprecht Potsch, Die Hl. Christophorus u. joh. d. T., 55.000,-; KaL-Nr. 95 Ludgcr tom Ring, Küchenstillcben m. Hochzeit v. Kana, 100.000,-; Kam-Nr. 198 a F. j. G.. Lie- der, Erzherzog Carl, Miniatur, 1823, 16.000,-; KaL-Nr. 551 Vlämische Nuß- holzgruppe, judaskuß, M. 15. jahrhun- dert, 15.000,-; Kam-Nr. 555 Toskanische Madonnenstatue um 1430, 40.000,-; Kam-Nr. 578 Barockgruppe, H1. Georg, Stammel-Werkslatt, 55.000,-; KaL-Nr. 635 Barocktabernakelschrank, um 1740, 40.000,-; Kam-Nr. 642 Poudreuse, Frankreich, um 1760, Eiche, 15.000,-; KaL-Nr. 645 ltal. Barockschrcibtiseh, Kö- nigsholz, M. 18. Jahrhundert, 30.000,-; Kam-Nr. 657 4 franz. Biedermciersesseln, um 1830, 12.000,-, KaL-Nr. 898 Wie- ner Rundgruppe, Allegorie d. Sommers, Porzellan, 1765, 13.000,-; KaL-Nr. 720 Solitaire-Service, Porzellan, Alt-Wien, 14.000,-; KaL-Nr. 912 Chines. Holz- plastik, Padmapani, Ming, 10.000,-; Kam-Nr. 950 Rokokonähkästchen, Perl- mutter mit Gold, M. 18. Jahrhundert, 75.000,-. (Mit diesen Preisen ist das Meistbot an- gegeben.) Dr. Ernst Köller GALERIE AM MICHAELERPLATZ EINKAUF VON ALTEN SILBER- UND GOLDGEGENSTÄNDEN, ANTIQUITÄTEN, MUBELN, BILDERN UND KLEINKUNST WIEN I, KOHLMARKT I8, ECKE MICHAELERPLATZ TELEPHON i} 7571 34