RUPERT FEUCHTMULLER
Der folgende Beitrag
soll die Öffentlichkeit
auf den Notstand eines
sakralen Kunstwerke:
aufmerksam machen.
das in seinem Bestand
scbwerstens gefährdet
ist und rascher Hilfelei-
stlmg bedarf.
SONNTAGBERG -
DER GROSSE WALLFAHRTSORT IN ÖSTERREICHS HELDEN-
Die Prandtauer-Ausstellung im Stift Melk, die sich auch
um die geistigen Zusammenhänge des österreichischen
Barock bemühte, hat das Augenmerk der Öffentlichkeit
neuerlich auf diesen bedeutenden Sakralbau gelenkt.
Restaurierungen, durch eine große öffentliche Spenden-
aktion unterstützt, suchen schon seit Jahren die urr-
sprüngliche Schönheit eines Kunstwerkes zu erhalten,
das nach den glorreichen Türkenkriegen im Mittelpunkt
des religiösen Lebens stand. Der Dank des befreiten
österreichischen Landes dokumentiert sich heute noch in
dem Votivbau zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit.
Die Geschichte der Wallfahrt und der Gnadenkirche
reicht in das Mittelalter zurück. Die Legende berichtet
von einem Hirten, der den Berg erstiegen hatte um we-
gen der verlorenen Herde zur Hl. Dreifaltigkeit zu beten.
Aus seinem Traum erwacht, fand er jedoch auf dem
Stein, an dem er eingeschlafen war, ein weißes Brot und
in unmittelbarer Nähe auch die verstreute Herde.
Von dem Aussehen des kleinen gotischen Baues, einer
Salvatorkapelle aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts,
die an derselben Stelle wie die barocke Kirche stand,
gibt das Stadtplagenbild im Museum zu Waidhofen eine
Vorstellung. Das gegen Mitte des 16. Jahrhunderts ge-
malte Tafelbild hat die siegreiche Abwehr einer türki-
schen Vorhut durch die Sensenschmiede i.m Jahre 1532
zum unmittelbaren Anlaß. Auf dieser topographisch
wertvollen Ansicht erkennt man die älteste Darstellung
der Stadt und vor ihren Mauern, über den türkischen
Zelten die kleine gotische Walliahrtskirehe auf dem
Berg. Vielleicht waren gerade jene historisch verbürgten
Ereignisse ein Beweggrund für den großartigen Neubau
nach der zweiten Tilrkenbelagerung des jahrcs 1683.
Damals als die Türkengefahr wieder das Land bedrohte,
berichtet die Chronik sogar von gemeinsamen Prozes-
sionen der Katholiken und Protestanten zum heiligen
Berg. Die Überlieferung erzählt auch von einer wunder-
baren Vertreibung türkischer Reiter, die den Sonntag-
berg erstiegen, bei der Türkenquelle aber zusammen-
braehen und durch eine Vision in die Flucht geschlagen
wurden.
Auf dem Grundriß, den Prandtauer seinem Auftraggeber,
dem Seitenstettner Abt Benedikt II. Abelzhauser für die