lxClIICll XJFLIIIU lllUllf LU ULLSUIIUCFCI" Lille. VQn LCII. Zu Zeit fand, gewöhnlich an größeren Orten, eine längere Rast statt. Dürer hat diese Zeit überall zu Naturstudien verwendet. In Innsbruck machte wohl jeder Italienfahrer ein paar Tage halt, und so entstand als früheste von den erhaltenen Reisestudien Dürers das berühmte Blatt „Innsbruck" (Abb. 1) der Alberti na. eine künst- lerisch wie historisch hoch bedeutsame Urkunde: Inns- bruck vom Norden gesehen, wo der Meister zu Füßen der Nordkctte irgendwo auf den Hängen von l-lötting saß und mit schönheitsdurstigem Blick das malerische Bild der damals noch kleinen, kaum 5000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt mit Wasserfarben zu Pa- pier brachte. Es ist die erste bekannte Stadtansicht von Innsbruck; es ist darüber hinaus die erste Ortsansicht der modernen Kunst überhaupt, Außerordentlich genau, in miniaturhafter Feinheit wiedergegeben sind die Türme und l-Iäuser von Innsbruck. Hell und frisch sind die Far- ben gewählt, vorn das Blaugrün des Inns, in dem sich das Weiß der Stadtmauer unruhig spiegelt. Ein Kahn hat gerade am Ufer angelegt, winzige schwarze Figuren sind dort tätig. Der spitze Turm links, die höchste Er- hebung im Bild, ist der alte sogenannte Wappenlurm, den Kaiser Maximilian an Stelle des alten Rumer- oder Saggentores im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts {1 2 durch Niklas Türing ausbauen und von Jörg Kölderer mit Wappenmalereien versehen ließ. Auf I)ürers Aqua- rell ist dieser 1496 fertig umgebaute Turm noch einge- rüstet: ein weiterer Beweis und eine genaue zeitliche Festlegung für die erste Italienfahrt Albrecht Dürers von 1494195. Der Streit, ob Dürer Innsbruck im Spätherbst 1494 auf der llinreise oder im Frühling 1495 auf der Rückreise von Venedig aufgenommen hat, entscheidet sich eher zu Gunsten der llinreise, da das Blatt stilistisch in der noch etwas geringen Standfestigkeit der Gebäude und Berge und dem Mangel an Konzentration der Haupt- motive der Auffassung der kurz vorher in Nürnberg entstandenen Blätter „Drahtziehmühlf und „Johannis- friedhof" nahesteht, während es sich von den in Anlage und Strich viel sichereren Blättern „Arc0" und „Trienttf des Frühjahrcs 1495 unterscheidet. Auch die beiden Sehloßhofansichten (Abb. 2, 3) der mittelalterlichen, höchst malerischen Burg in In n s - b rue k, ebenfalls in der Ab ertina, gehen eng mit der Stadtansieht von Innsbruck zusammen, dürften also auch damals während des kurzen Herbstaufenthilltes ent- standen sein. Sie sind die ersten mit größter Schärfe der Beobachtung wiedergegebenen Architekturstüeke in der Geschichte der Zeichnung. und sind auch die einzigen größeren Architekturaufnahmen im Werke Dürersige- blieben. Welch äußerst malerische mittelalterliche Bau- gruppe, ähnlich der Nürnberger Burg, Innsbruck durch den Maria-Theresianischen Barockbau der llofburg ver- loren hat, können wir aus diesen Blättern ermessen. Sicher hat Dürer auf der Weiterreise in Tirol künstle- rische Eindrücke empfangen, die auf ihn nachhaltig wirk- ten. In Sterzing stand der große Altar aus der Werkstatt Hans Multschers, um H58 entstanden. Oh er für den jungen Künstler das gewesen ist, was er uns lleutigen bedeutet? Es war für ihn wohl die Kunst einer älteren Generation.