Einrichtungen. Als vierte technische Möglichkeit soll noch der Siebdruck in das Arbeitsprogramm einbezogen werden. Dank einer Unterstützung des Bundesministeriums für Unter- richt kann österreichischen Künst- lern durch diese Werkstatt die Mög- lichkeit gegeben werden, Übungsar- bciten und technische Versuche zu machen sowie umfassende druck- technische Kenntnisse zu erwerben. Außerdem soll ihnen dazu verhol- fen werden, über ihren Umkreis hin- aus bekannt zu werden und die In- teressen des Auslands zu gewinnen, ohne daß die einzelnen Künstler selbst mit der Vertriebsaktion be- lastet oder ihnen ein Risiko aufge- bürdet würde. In der Werkstatt arbeiteten bis jetzt nur Künstler, die vom Verlag dazu eingeladen wurden. Diese Einladung erfolgte auf zwei Arten: Eine Reihe von Künstlern erhielt den Auftrag, für den Verlag eine Arbeit zu schaf- fen, für die ein fixes Honorar be- zahlt wurde, während die so ent- standenen Arbeiten in den Vertrieb des Verlags übergingen. Andere Künstler wurden dazu eingeladen, in der Werkstatt ohne fixen Aul- trag zu arbeiten, ihre technischen Kenntnisse zusammen mit dem technischen Leiter als Lehrer und Berater zu verbessern und Versuche anzustellen, deren Gelingen ihnen einen Auftrag einbringen konnte. Jeder Künstler konnte und kann die Einrichtung der Werkstatt und die liilfe des Druckers gebührenlos beanspruchen und hat nur für die reinen Materialkosten aufzu- kommen. Bis zum Sommer dieses Jahres ent- standen in der Werkstatt sieben Farhlithographien, vier Radierun- gen und ein Holzschnitt, insgesamt also zwölf verschiedene graphische Blätter, die dem internationalen Kunsthandel angeboten werden und von folgenden Künstlern stammen: Norbert Drexel (Innsbruck), Paul Flora (Innsbruck), Ernst Fuchs (Wien), Lily Greenham (Wien), Franz Herberth (Wien), Anton Lehmden (Wien), Gerhard Swoboda (Wien), Hans Staudacher (Wien) und Rudolf Weissauer (München). Manche dieser Künstler hatten sich mit den Drucktechniken schon frü- her befassen könncn, während an- dere, wie etwa Norbert Drexel, Paul Flora und Lily Greenham ihre er- sten graphischen Blätter schufen. Ernst Fuchs ist als Lithograph ebenso versiert und bravourös wie als Maler. Seine beiden großformati- gen Farblithos entstanden in unmit- telbarem Zusammenhang mit seinen Illustrationen zu jener „Apokalyp- se", die als eine Gemeinschaftsar- beit verschiedener Künstler in die- sem Jahr bei Foret in Paris erschien - auch Dali hatte mitgearbeitet. Aber auch der „Anfänger" Drexel, als außergewöhnlicher Zeichner seit längerem bekannt, hat vor allem mit seiner in fünf Farben gedruck- ten Lithographie rasch zu einem sehr persönlichen und technisch ein- wandfreiem Stil gefunden, während in der besonders reizvollen Radie- rung Anton Lehmdens die jahre- lange Beschäftigung mit dieser Technik Zu einem reifen und un- endlich fein differenzierten Ergeb- nis führte. Sein Blatt entstand in un- mittelbarer Folge des im Sommer dieses Jahres fertiggestellten Rom- Zyklus, ist aber noch feingliedriger und nuancenreicher als die Blätter dieser Radierfolge. Paul Flora be- wegt sich auf der Radierplatte eben- so sicher wie auf dem Zeichenpa- pier, und auch Herberthts Farbholz- schnitt ist das Ergebnis einer sehr weit zurüekreichenden, eingehenden und ausgereiften Beschäftigung mit dieser Technik. Gerhard Swoboda gelang mit seiner Aquatinta-Radie- rung ein sehr bewegtes, graziöses und technisch interessantes Blatt; dieLithographienRudolfWeissauers und Lily Grecnhams zeigen, wenn man sie miteinander vergleicht, die ganze künstlerische Reichweite der Lithographie auf. llans Staudacher schließlich gelang es, seine energie- geladene, impulsive und spontane Handschrift so auf den Stein um- zusetzen, daß die in der lithogra- phischen Technik liegenden Mög- lichkeiten voll ausgenützt wurden und zu einem sehr reizvollen Er- gebnis führten. Schon diese erste Serie von zwölf Graphiken ergibt für sich ein sehr abwechslungsreiches und buntes Bild, das an Lebendigkeit mit dem weiteren Ausbau der Werkstatt und zunehmender Beteiligung auch an- derer Künstler noch gewinnen wird. Damit soll nicht zuletzt auch er- reicht werden, daß die Vielfalt der Ausdruckmöglichkeiten und das in vielen Fällen einem internationalen Vergleich standhaltende künstleri- sche Vermögen Österreichischer Graphiker über einen engeren Be- reich hinaus bekannt wird. Aber auch nichtösterreiehische Künstler (wie in der ersten Serie schon der MünchnerWeissauer) sollenimLaul der Zeit zur Mitarbeit an einer Aus- weitung der Schroll-Presse eingela- den werden. 96