„In ainem geziertcu Strawssenay das heyltumb Sand l,a[u]rentzen Sand Blasi Sand Lamprccht und Sand Lucein" oder: „In ainem grossen horn das heyltumb Sand Ewstachy". Die auf einem silbernen Greifen- fuß so meisterlich montierte Mu- schel (Abb. 16), im Inventar „Meerschnegg" genannt, war eben- so von einem Wundertier wie die mehrmals verzeichneten „Aink- hürner" (fossile Zähne des Nar- wals, die man für die Hörner des sagenhaften Einhornes hielt). Die im gleichen Kabinett des Palazzo Pitti gezeigten Ainkhürner kön- nen - wie so vieles andere 7 nicht genau als die Hörner des lnventares nachgewiesen den. Sie sind daher nicht in den Katalog aufgenommen. Den Abschluß dieses ersten Teiles mögen ein Standkreuz und ein Weihwasserbehälter (Abb. 15) aus dem Besitze Erzb. Johann Jakobs von Khuen Belasy (1560-1586) bilden. Der „W'eichkössl" ist ein Meisterwerk des Augsburger Goldschmiedes Abraham Pfleger. Stilistisch schon der Spätrenais- sance zugehörig, zeigt seine Aus- stattung dennoch fast regotisie- rende Tendenzen. Augsburg, das große Zentrum deutscher Gold- schmiedekunst, tritt uns hier erst- mals im Salzburger Schatz ent- gegen. Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Zeit. Wenig später wird Salzburgs Goldschmiede- zunft dem barocken Prunkwillen eines Wolf Dietrich nicht mehr genügen können und Augsburgs XVCI- Meister werden auch in Salzburg dominierend. Es ist verständlich, daß Italien, dessen Weltbild auch im Mittel- alter nicht so stark wie in Deutsch- land von der Phantasie der Sage und des Volksmärchens bedingt war, diese Gefäße -- noch dazu in Florenz 7 als Monstrositäten empfinden mußte. - Während die Schätze aus der Zeit Wolf Dietrichs und seiner Nachfolger in den Hauptsälen des Museums mit den medicäischen Sammlun- gen vereinigt und nur sehr schwer zu differenzieren sind, steht diese bedeutende Gruppe aus Salzburgs spätem Mittelalter ziemlich ge- schlossen in einem bescheidenen Seitenkabinettll). Ihre Aufstel- lung in Wandvitrinen erinnert merkwürdig an die naturwissen- schaftlichen Kabinette österrei- chischer Stiftsgymnasien, wo man seltsame ausgestopfte Vögel und Mineralien sehen kann. 4 Die hohe künstlerische Qualität der Goldschmiedearbeit, die Feinheit der Emailauflagen, die Wappen und der kulturgeschichtliche Nim- bus dieser Gefaße kommen leider nicht zur Geltung. Es wäre erfreulich, wenn diese Veröffentlichung dazu beitragen könnte, daß künftig diese Objekte durch Schildchen als Teile des Salzburger Schatzes bezeichnet und erklärt würden. Die schönste Lösung wäre jedoch, wenn alle Objekte aus Salzburg in einem einzigen Saal des Palazzo Pitti geschlossen gezeigt werden könn- ICH. KATALOG 1. Greifenklaue (Pilti lnv. 156). ll 28 cm, B 32 cm, Abb. 3 läüflelhorim; vergoldete Silbermouu- tictung, bestehend aus einer Trä- gerligur in Gestalt cincs Adlers, breitem graviertem Mundrand, Spit- zcnbckrönung in Form eines Peli- kans mit jungen, zwei Mittelstrcifen mit blau cmailliertcn Ornament- friesen. Um 1400. 1m Inventar von 1585 noch als das llnrn des lirzb. Gregor Schenk von Ostcrwitz (139671403) be- zeichnet 24). lnv. 1585: „Ein Grciffwklvw im:- rrenrlzg mit Xilber zuugefißlzrl und m11 aiuem .l'illn-r1rugrl nur! Kblaidrr eingr- faßt, zlrr Xrlnnggen 1'017 Oxlerlrilg." lnv. 1612: „Ain Grazjümrlau m? mil- lzern um] nergnlzllm Bmblirlll, dann] ein Pelimu." lnv. 1772: „Ein Gruljrn- klau mit Xillnr und rrrguldlrrrl Beulrlug, auf einrm l "ogel." 2. Greifcnklaue H 24 cm, Abb. 7 Büllelhorn; vergoldete Silbermon- 6 (Pini lnv. 157). tierung, bestehend aus einem Chri- stus (nackt, mit Lenclcntuch und Stirnreif, auf zwei Löwen gestützt), breitem Mundraimd, Spitze, Mittel- reif mit emailliertem Wappen (rech- ter schwarzer Streif auf Gold in spanischem Schild). Um 1430. Wappen des Frzb. Johannes l. vun Reisberg (1429 -41) Z5). lnv. 1612: „Ain Heine grrifeukln mit Jilbnr uergulzller: Raifeln und Claidxeng venetgj." lnv. 1772: „Ein um leleißwrer Grelßznklau, arler n'a: glaublicl) indianirrbe: Orlnenlmrn mit Xilbrr und uergaldrlzr Kleidung" 26). 3. Duppelpokal (Pilti lnv. 150). H 36 em, Abb. 4 Sttaußcnei; vergoldete Silbcrmnn- tierung, bestehend aus hohen, reich gravierten Füßen, Mundrändern, Innenverkleidung, vier Längsspaix- gen und dreipassigem Griff. Auf den lnnenhüdcim emaillierte Doppel- Wappen (links des ljrzstiftcs Salz- hurg, rechts in spanischem Schild von der Linken aufsteigender Ke- gel, rot-golnl-blau). Um 1400.