dessen Name uns noch unbekannt ist, erkennen wir in den Figuren des Merkurs, des Bacchus unter dem Balkon des Oktogons und der drei Narren. Die leicht fette Muskulösität, das feste Aufstehen mit dem Standbein und das zurück- genommene Spielbein 1 bei Wald- burger ganz anders gestaltet _ und die Gestik der Arme lassen auf einen heimischen Meister schließen, „heimisch" auch des- halb, weil in Salzburg ein Schwesterstück dieser Figuren er- halten ist, die knapp um 1611 ent- standene Sebastiansstatuette des Grabmals der Familie Eder an der Westseite der Mariazeller-Kapelle im Friedhof von St. Peter19). Theoretisch besteht die Möglich- keit, diese Arbeiten mit dem Namen der Brüder Andreas und Hans (der Ältere) PERNEGGER zu verbindenl"). Da aber von diesen Meistern auch nicht die geringste archivalische Notiz über noch existente Werke erhalten ist, muß diese „Taufe" einstweilen noch rein hypothetischen Charak- ters bleiben. Über das Werk des Konstanzer Bildhauers Hans Konrad ASPER, der auf Grund einer Berufung durch Erzbischof Markus Sittikus i der vor seiner Wahl Dompropst von Konstanz war - 1615 bis 1625 in Salzburg weilte Z1), sind wir viel besser unterrichtet. Unter anderen gelten als seine Arbeit die Grabmalsfiguren der Arkade Vlll des St. Peter-Friedhofes. Durch einen Vergleich des Kronos dieses Grabmals mit dem Neptun aus dem Brunnen am südlichen Ende der ersten Querachse des Hell- brunner Hauptparterre können wir dieses Werk für Asper in An- spruch nehmen. Man beachte nur bei beiden die spezifische Aus- bildung der Haar- und Barttracht und der stark hervortretenden Backenknochen. Zur Diskussion zu stellen ist noch die Mitarbeit eines anderen nicht- italienischen Meisters, die wir auf Grund starker stilistischer Ähn- lichkeiten annehmen wollen. Die beiden stehenden Frauenfrguren in der Neptunsgrotte - Stainhauser nennt sie „Wassergöttinnen" _ scheinen ganz nahe verwandt zu sein den Darstellungen der Jahres- zeiten in den Nischen des Schloß- hofes von Hohenems, der Heimat des Erzbischofs, die 1626 vom jüngeren Esa.ias GRUBER ange- fertigt wurden 21). Eine Tätigkeit Grubers in Hellbrunn und beim Dombau ist auf Grund der per- sonellen Voraussetzungen durch- aus möglich, muß aber noch ein- gehend untersucht werden. Nun zu den italianisierenden Ar- beiten: Sofort wird hier eine ande- re Auffassung, eine andere Kunst- landschaft klar; manierierte, grazile Bewegungen, die langen Hälse der Damen mit den kleinen Köpfen, die andersartige Behandlung des Gewandes, schaubar an folgenden Figuren: der römische Kaiser im Mittelpunkt des Theaters beim Steinernen Tisch, Orpheus in der benachbarten Grotte, Frühling, Sommer und Winter aus den Jahreszeiten beim Stemweiher, die HeldenEgur dort in der Grotte und Diana mit dem Hund gegen- über dem Mechanischen Theater. Ob hierher die Namen des Hiero- nymo PREOSTO und des Ber- nardo ZANINI gehören, ist frag- lich. Sicher aber ist es, daß zwei Figuren von Hauptpunkten des Gartens hohe i den Barbaren- fürsten Waldburgers ebenbürti- ge i Qualität haben: Neptun in der Neptunsgrotte im Schloß und Perseus, heute am Merkursbrun- nen, früherli) die bekrönende Figur des Sternweihers mit den Jahreszeiten. Sie zeigen so großes Können, daß, wenn die Über- lieferung richtig ist, daß Santino SOLARI auch ein bedeutender Bildhauer war 24), wir uns sehr der Versuchung hingeben würden, diese beiden bedeutenden Stücke Solari selbst zuzuweisen. lhr ur- sprünglicher Aufstellungsort, der vornehmste des Gartens, gab uns Anlaß zur Aufstellung dieser mög- lichen Zuschreibung, die wir aber durch das Fehlen jeglichen Ver- gleichsmaterials 25) bis jetzt noch nicht beweisen konnten. Zuletzt sei uns noch gestattet, über die einzige bemerkenswerte Ver- änderung des Bestandes in späterer Zeit berichten zu dürfen. Im Jahre 1660 brannten einige, dem Schlos- se an der Ostseite vorgelagerte Baulichkeiten ab, die alsbald aber wieder aufgebaut wurden Z6). Die- ser Brand war für Kardinal- Erzbischof Guidobald Graf von Thun (1654-1668) Anlaß, einige wichtige Änderungen vorzuneh- men, so etwa den Bau des Wein- kellers (1659) oder die Neugestal- tung des Dianenbrunnens, der in einen Brunnen der Eurydike ver- wandelt wurde. Die Architektur des Brunnens wurde merklich verändert 27), es wurden auch der Brunnenwand Postamente gelagert, auf deren zwei äußeren sich heute noch je ein Wappen- tragender Löwe befindet. Die inneren Postamente passen in ihrer rhombenförmigen Form genau zu den Sockeln der jetzt im Haupt- garten bei den Obelisken auf- gestellten springenden Einhörner. Diese Tiere waren aber der Familie Thun zugeordnet, so daß die Löwen (i Erzstift) und die sprin- genden Rösset (1 Erzbischof) den Umbau während der Regierungs- zeit (iuidobalds sichern. Walter BOECKELMANN vermutetlß), daß damals auch die Figur des Herb- stes aus den Jahreszeiten i die viel- leicht irgendwie beschädigt wor- den war - durch eine neue ersetzt wurde und daß diese neue Figur ein Frühwerk des Balthasar Per- moser sei. Auf die rein gartenbau- technischen Änderungen unter Erzbischof Guidobald kann an dieser Stelle ebensowenig einge- gangen werden, wie auf das ge- samte ikonographische und ikono- logische Ausstattungsprogramm von Schloß und Garten Hellbrunn. VOI- ANMERKUNGEN: ANMERKUNGEN: 1) Dem vorliegenden Aufsatz liegt eine in Arbeit befiudlithc Monographic dts Ver- rmu über den gesamten Komplex des Hellhrunncr Schlosses zugrunde. Zuln Denk- rnalsbcstaud selbst vgl. die cingehmdm Beschreibungen und Abhildungcn im 11. Band der Österreichischen Kunstmpo- graphi: (Lilien als OKT). 1) OKT XX, P11129- 230. 1) OKT xxxu. PP.4(Y.'.7417. I) m. 2206 des Städtischen Museums Salzburg. S) OKT X1.pp.168r 176. 1) OKT X1. p. 167. v) PRETZELL, Lothar: Snlzhllrgcr Barock- plastik, Berlin 1935. p. 6. 26 ') PIÄETZELL, p. 6. 1) STAINHAUSER. Beschreibung. p. 22. w) OKT xlll.p.155. H) Abb. 197 und 19a in ÖKT Xl. 11) Zum Gesamlwcrk Waldburgcrs vgl. div: in Bälde erscheinenden "Srudicn zur Salzburgcr Plastik aus der CrSKCn Hälfte des I7.j.1l1r- hundervs" dm Verfassen. n) ÖKT xx. p. 2x mit Abh.. am falsch datiert. M) HÜBNER, Lorenz: Beschreibung der... Sud: Salzburg, l, 1792, pp. 531-532. w) STAINHAUSER, p. 29. W) STAINHAUSER, p. 30. M) Heule an der Orgelempore der Sebastians- kirrlic; in ÖKT IX. p. 131 faisdl dliticrr. H) HUBNER l. p. sas. W) OKT Xl, Abb. 191. w) OKT x11. p. 195 und Abb. 28a. w) Vgl. Franz MARTINs Artikel "Pcrllcggvr" im Thieme-Becker. 7') Rudolf GUBY in Min. Gas. Salrh. Lan- dcskxlndc 66, 1916, pp.55794. n) ÖKT XXXIl. p. 404. 1') Vgl. die Wiedcrgabe des Danrciicrslichts in ÖKT XI. p. 157, und STAINHAU ER. Übrigens ist (anzuhalten. daß erst in jüng- slcr Zcil um: Bekanmseins der Stcinhauscr- schon Beschreibung zahlreiche Figuren um- und falsch aufgestellt wurden. 1') ÖKT IX. p. 27. 15) Eine eingehende Monographie Solaris ist ein dringendes Dcsidcrat der Smlzburger Krum- geschichtsfarschunzg. In) Vgl. den Stuck im jetzigen Vcrwallcrmunu an der Nordmtseire des Ehrcnhofm. v) Auf den ällcslcn Ansichten haue der Brun- neu ein ganz aladercs Aussehen. 13) BOE KELMANN, Walter: Balthnsar Pur- musrr. Studien zu seiner Frühzeit. Trauu- stein 1951, W940.