lRANZ HÄDAMOWSKY Da: rounmtirrlße Ballett l 7er Genmrlinrxen lkzngkuuxf : Die Familie Taglioni Philipp ixii-iiiiui; s, 41,. xlhli. z bildungen zu Seite 40 mm Kririigm-r. großer Deckclpokal rur Geburt Kaiser Franz Josephs. Die Ansicht zeigt den Palincnllalii mit dem Altarstcin md den Phonix im Neslc. Entstanden nach lcm 18. August 12130 Änton Kothgasser, greller Dcckelpokal zur Geburt Kaiser Franz Josephs. Die Ansicht zeigt eine Gruppe LIL" Jlllcgtirisrllün Figuren. Entstanden nach d l 18. August INS!) imlrihgilbc des Yhrlimsrllrn Alusuiinlr m: das Kelveirhisrhe Alilrrnm im rllixflllllllllf! Kunst, zu Mit dem Ende der von seinen Zeitgenossen als „Weltkrieg" be- trachteten und bezeichneten Aus- einandersetzung Europas mit Na- poleon war auch die heroische Haltung der klassizistischen Zeit im Abklingen, und eine stärker vom Gefühl betonte, zu der schon im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts die XlUurzeln ge- legt waren, kam herauf. Die frei- gewordenen Kräfte, von politi- scher Ablenkung ferngehalten, wurden für die Künste fruchtbar, und so erlebten im „Vormärz" bei einer romantischen Grund- haltung bildende Künste, Musik und Theater eine Blütezeit, die sich in aufgezwungener Selbst- bescheidung auf den Menschen und seine Umwelt, seine Familie, sein Haus und seine Heimat be- schränkte, deren Schönheit man nun in Wort und Bild darzustellen mit vieler Freude nicht müde wurde. Der Name „Biedermeier", zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine Stilbezeichnung für die Wohn- kultur jener Zeit, wird jetzt in starker Erweiterung des Begriffs als einer der Grundzüge des Wesens des geistigen und gesell- schaftlichen Lebens angesehen, dessen Merkmale Frohsinn, Ge- selligkeit, Sinn für Kunst, Be- geisterung für das Theater, Freude an der Natur und Lust am Wan- dern sind. Von den theatralischen Gattun- gen erfreute sich das pantomi- mische Ballett einer besonderen Beliebtheit, die keine nationalen Grenzen kannte. Die stumme tänzerische und mimische Sprache des Körpers wird ja überall ver- standen, wenn sie nur ausdrucks- voll und beredt ist, ästhetisch und fesselnd wirkt. Wie in der gesamten theatrali- schen Kunst waren die Romanen im 19. Jahrhundert auch die Vor- bilder und Vorkämpfer des thea- tralischen Tanzes. Ein Franzose, J. G. Noverre, hat zu Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- derts als erster das pantomimische Ballett gestaltet; Paris war im 19. Jahrhundert ein Mittelpunkt klassischer Tanzkunst, ein Mekka der theatralischen Tanzkünstler, aber auch in anderen großen Städten, in Wien, London, Peters- burg fand sie eifrige PHege. Waren nur die regierenden Fürsten oder andere bestimmende Persönlich- keiten Freunde der theatralischen Tanzkunst, dann entfaltete sie sich auch an ihrem Sitz reich. Jeder war bestrebt, die Spitzen- könner des Balletts wenigstens für einige Zeit an seinem Theater zu sehen; die berühmten Tänzer wurden mit Geld und Ehren über- schüttet, ein märchenhafter Nim- bus wob sich um sie, Verehrung und Begeisterung nahmen uns heute unvorstellbare Formen an, und allen Standesvorurteilen zum Trotz nahmen Aristokraten gerne die schönen Sylphiden zu Ehe- frauen. Die Tänzer waren im 19. Jahrhundert noch mehr als die Sänger die internationalen Stars, die man ebenso in den Metropolen Europas wie den großen, aufstrebenden Städten Amerikas traf. Aus diesem inter- nationalen Korps de Ballett leuch- ten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Namen mit zauberhaftem Nimbus in unsere Zeit: Fanny Elßler und Marie Taglioni. Die Ballettomanen der dreißiger und vierziger Jahre wa- ren in ganz Europa in zwei Lager geteilt: die Elßleristen und die Taglionisten; während Fanny Elß- ler aber 7 wenn man von ihrer Schwester absieht 7 allein steht, gab es zwei fast gleich berühmte Marie Taglioni; sie stammten aus einer Tänzerfamilie, die in beiden Geschlechtern durch drei Ge- nerationen ihre Kunst und ihren Ruhm durch die alte und die neue Wlelt trugen. Zur ersten ge- hörten Philipp und Salvator, zur zweiten Marie die Ältere, Paul und Luisa, und zur dritten Marie die Jüngere: eine Kontinuität der Talente, die in der Geschichte des theatralischen Tanzes ohne Beispiel ist. Die Familie Taglioni stammt aus Italien. Carlo Taglioni, erst Tän- zer, dann Ballettmeistcr, hatte fünf Kinder, von denen vier wie der Vater sich der Tanzkunst ver- schrieben: Philipp und Salvator, Giuseppa und Luisa. Philipp ging zur Ausbildung nach Paris, wo ihn August Vestris, der „Gott des Tanzes", in der Kunst unter- wies, und wurde dann Tänzer an der Großen Oper. Im Jahr 1802 gewann ihn ein Abgesandter des schwedischen Königs als ersten Tänzer und Ballettmeister für das Königliche Hoftheater in Stock- holm. Diese Bühne verdankte ihren bedeutenden Rang König Gustav IIL, einem Freunde des Theaters, der selbst Schauspiele schrieb. Unter den heimischen Künstlern, die er besonders schätz- te, war der Schauspieler-Sänger Karsten; dieser hatte eine Tochter von besonderer Schönheit: Hed- wig Sophie; sie heiratete am 9. August 1803 Philipp Taglioni; ihr erstes Kind (geboren 23. April 1804) war Marie (die Ältere), die unsterblich gewordene Sylphide. Philipps Schwestern Giuseppa und Luisa, beide blendende Schön- heiten, waren nur kurze Zeit Tänzerinnen; Giuseppa heiratete einen Grafen aus dem Geschlecht der Contarini, das Venedig 8 Do- gen gegeben hatte; nach einem geflügelten Wort der Zeit wäre das Höchste gewesen, „Venedig und die schöne Gralin Contarini" zu sehen. Ihre Schwester ver- mählte sich mit einem französi- schen Adeligen, einem Grafen Du Bourg. Zu Anfang des Jahres 1805 ver- ließ Philipp Taglioni mit Frau und Kind Stockholm und nahm an den Hoftheatern in Wien ein Engagement an. Die Wiener Hof- theater, das Burgtheater und das Kärntnertortheater, pflegten bis 1810 wechselweise alle drei thea- tralischen Gattungen: Schauspiel, Oper und Ballett, und so trat Taglioni bei seinem ersten En- gagement an den Wliener Hof- theatern (bis zum Jahr 1810) bald im alten Burgtheater, das am Michaelerplatz stand, bald im alten Kärntnertortheater, dem Vorläufer der Wiener Staatsoper (an der Stelle des Hotels Sacher), auf. Philipp tanzte aber nicht nur, er inszenierte und verfaßte auch Ballette; das erste Divertissement, das er in Wien inszenierte, trug den bezeichnenden Titel „Die Tanzsucht". lm Jahr 1810 ging Taglioni nach Kassel, wo Jeröme, von Napo- leons Gnaden König „Immer lustik", Hof hielt. Als dieser vor den Kosaken in alle Winde zer- stob, floh auch Mutter Taglioni mit den beiden Kindern, der sechsjährigen Marie und dem zwei- jährigen, am 12. Jänner 1808 in Wien geborenen Nicolaus Paul, nach Paris, während Philipp nach Italien ging. In Paris nahmen die Mutter und ein tüchtiger Lehrer Marie in strenge Zucht. Das Kind entwickelte ihre von Vater und Mutter ererbten Anlagen wunder- bar. Ende Dezember 1819 ging die Familie nach Wien zurück und Vater Philipp stellte sich den Wienern zum zweitenmal Seine Begrüßung war schmeichel- haft; man rühmte seinen „feinen Anstand", seine „unvergleichliche Leichtigkeit", „Praecision"; er ge- hörte zu einem Tänzer-Quartett, das „so vollkommen" war, daß „wohl schwerlich ein deutsches Hnftheater ein besseres aufzu- weisen im Stande sein würde". In Wien führte Philipp seine beiden in harter Übung und Zucht bühnenreif gewordenen Kinder 41 VOf.