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16
26
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scheinl. wird imler anderem die Forlselzunq
des Beilrages über den Verschollenen Szhan
der-Erz lschöfe von Salzburg enmdnen. einen
BeiYrag über die Eramning de Mmewni de
10. Jehrhnndem in wien bringen und ein
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Ein Wnppezalilrrh de;
Orden vom Goldenen
Vieß
Brüxrrl, Bilrliallzäqzzzß Rqyale IV X4
Der Orden vom Goldenen Vließ
wurde in Brügge am 10. Jänner 1430
von Philipp dem Guten am Tage
seiner Heirat mit lsabella von Por-
tugal, seiner dritten Frau, gegrün-
det. Der Grand Duc d'ccident"
dachte dabei an eine iloril-izierung
und Propagierung des christlichen
Glaubens, aber auch an politische
Ziele, hauptsächlich an die engere
Bindung seiner Vasallen.
Der Orden umfaßte anfangs 24 Rit-
ter, welche Zahl zunächst auf 31
und schließlich auf 50 erhöht
wurde. Darüber hinaus zählten
vier Offiziere zu ihm der Kanzler,
der Schatzmeister, der Sekretär
und der Herold. Der Souverän
selbst war Sroßmcister.
Dieser ritterliche Orden war von
großem Aufwand umgeben und
bildete Anlaß zur Entstehung einer
Reihe von Kunstwerken, die man
bei mehreren Gelegenheiten bei
wundern konntel. Unter diesen
Gegenständen sind besonders die
Handschriften hervorzuheben
die Verordnungsbücher, Statuen,
Wappenbücher und die Geschichte
des Goldenen Vließes von Guil-
laume Fillastre, dem Kanzler des
Ordens. ln ihrer Mehrzahl stammen
diese Bücher aus neuerer Zeit
16717. Jahrhundert und haben
als Kunstwerke keinen sonder
liehen Wert3. Die wichtigsten Ma-
nuskripte datieren aus der 2. Hälfte
des 15. Jahrhunderts und der
ersten Hälfte des sechzehnten, also
aus der Zeit, in der die Entwick-
lung des handgeschriebenen Buches
ihre letzte Blüte erreichte. Einige
unter diesen Schriften sind reich
illuminiert. Beschränken wir uns
an dieser Stelle, nur einige wohl!
bekannte Wapperibücher zu er?
wähnen. Das älteste und berühmr
teste Wappenbuch des Ordens be-
findet sich in der Arsenal-Bibliothek
in Paris Ms 4790. Alle Ritter
sind hier zu Pferde in Turnier-
gewandung dargestellt. Das Buch
wurde bis zum Jahre 1461 von
einem unbekannten Herold up to
date gehalten. Das Ms Den Haag,
Königliche Bibliothek 309, dürfte
für Karl den Kühnen zwischen
1468 und 1477 ausgeführt worden
sein. Ein anderes schönes Exem-
plar wird im British Museum,
London, aufbewahrt Ms. Hars
ley 6199. Das berühmte Wappen-
buch der Österreichischen National-
bibliothek in Wien ist ein Juwel
tlämischer Äiiniaturenkunst Ms
2606. Erwähnen wir an letzter
Vor kurzem erstand die Bibliot
Royale de Belgique in New
ein weiteres Exemplar. Es
die Bildnisse und Wappen voi
Ordenssouveränen Philip
Gute, Karl der Kühne, Maximil
Philipp der Schöne und Karl
und weiters185 Wappen der O1
ritter aus der Zeit von 1430 bis
Dem Brauche zufolge sind die
pen gemäß den Zusammentritti
Ordenskapitels angeordnet, b.
ncn die Ritter gewählt w.
waren. Das letzte hier erw
Kapitel ist das von Tournai 15
Die bemerkenswerten ganzse
Miniaturporträts der fünf Souv
machen die ganze Schönhei
Manuskriptes aus. Sie zeugen
großer Meisterschaft, ihre Au
rung ist sehr fein. Alle fünf Pe
lichkeiten sind in annähernd
gleichen Haltung wiedergeg
und mit dem Ordenshabit bekli
wie etwa das Bildnis Maximili
beweist Abb. 1. Der Soui
steht aufrecht und wendet sich
ner Dreivierteldrehung nach rc
Der Grund ist blau, auf ihm bef
sich oben eine Inschrift in
buchstaben MAXIMILIAN.
LA. GRACE. DE. DIEU ARI
DUC. DAUSTRICE. 8c 1.5
trägt eine große, scharlachrote
gunderhaube", die mit einer lar
herabfallenden Schärpe gezieri
Seine Kleidung besteht aus
langen, scharlachroten Robe
Samt,überdereinMantelausder
chen Farbe liegt, der mit Hern
gefüttert ist und bis zum Boden
abhängt, aber die Schuhe zum
sehen läßtö. Der Rand von
und Mantel ist mit den burgi.
schen Feuereisen, dem And
kreuz und Funkenwerk in
bestickt. Die Ordensinsignie,
Goldene Vließ, ist an einer Kol
befestigt, die aus den jeweils zwi
zwei verschlungenen burgundisi
Feuereisen in Verbindung mit
Feuersteinen besteht und um
und Brust des Dargestellten gc
ist. Da posthume Bildnisse gewi
lich nur mit einem sehr relat
Grad von Ähnlichkeit gemalt
hat der Viniaturist auch hier
sonderlich treues Konterfei
Souveräns gegeben, sondern
damit begnügt, einige wesentl
Gesichtszüge des Kaisers her
zuheben die engstehenclen,
liegenden Augen, die leicht
krümmte Nase, die Lippen die
tere ist besonders stark entwickel
halh ueöfTnets-m 7ueranrl rlin am
Brüxrcl, Bilrlialhäque Rqyale IP
'84
den Bildern von Bernhard
gel verglichen werden, die nach
lebenden Modell entstanden7.
Randdekor der Bildnisse der
veräne besteht aus einem schlich-
goldenen Rahmen, wie man ihn
rs bei flämischen Manuskripten
Zeit von 1520 bis 1540 an-
E.
der den Herrscherporträts ge-
überliegenden Seite befinden sich
Wappen, die von einem nicht
ialten Rahmen umrandet wer-
Sie sind von der Ordenskollane
schlungen, an der jeweils das
eß hängt. Links und rechts befin-
sich in den oberen Ecken und
er den Wappen Andreaskreuze
die burgundischen Feuereisen,
denen Funken hervorstieben.
ten stehen die Devisen Plus
ltre" Karl V. Abb. und Ie
empris" Karl der Kühne Ab-
lung 3. Beim Wappen Philipp
Guten sind die Kreuze und
iereisen durch zwei verschlun-
ie ersetzt, die an seine dritte
.u Isabella lateinisch Elisa-
erinnerns.
Buch enthält, wie wir bereits
vorhoben, 185 Wappen von
densrittern, die gleichfalls von
em nicht vollendeten Rahmen
igeben sind. Die Schilde sind mit
rgfalt ausgeführt, aber die Helme,
lmzierate und Helmdecken wur-
nur bis Blatt 10 v. durchge-
VCltCt. Vom Wappen von Johann
Cleve Blatt 11 an haben wir
mit Ergänzungen zu tun. Es fehlt
Schild9, auf der anderen Seite
die Reihenfolge der Wappen
nicht immer richtig, außerdem sind
sie manchmal unvollständig. Auf
Blatt 39 v. ist das Wappen von
Wilhelm von Nassau wiedergege-
ben, der nie Ordensritter warm.
Nach dem Katalog des New Yorker
Händlers war das Manuskript für
den Ordenskanzler bestimmt; als
Meister der llluminationen wird
Simon Bening oder ein Künstler
seiner Werkstatt genannt. Diese An-
nahmen basieren auf einer Rech-
nung der gleichen, von der wir
bereits gesprochen haben nach
der an Bening der Betrag von
169 flämischen Pfunden für das Ma-
len von Bildnissen der fünf genann-
ten Souveräne und von 184 Wappen
von Ordensrittern aus der Zeit von
der Stiftung des Ordens bis 1537
erhalten hatte". Das Vorhanden-
sein des Nassauischen Wappens, das
Fehlen des Wappens von Bertrand
de Cueva und die Irrtümer in den
Wappendarstellungen beweisen, daß
die Handschrift in Wirklichkeit die
Situation des Ordens im Jahre 1537
nicht widerspiegelt, und daher
scheint es uns wenig wahrscheinlich,
daß die erwähnte Rechnung sich auf
unser Wappenbuch bezieht.
Das Vorhandensein des Wappens
des Grafen von Salm siehe Anm. 10
verlegt den Terminus post des Ma-
nuskripts von 1531, dem Datum des
letzten Ordenskapitels, auf 1532.
Daraus geht hervor, daß man sich
auf den Inhalt von Wappenbüchern
bei der Festlegung der Entstehungs-
zeit nur wenig verlassen kann.
Außerhalb der Zusammentritte des
Kapitels gab es nämlich andere
Sessionen, bei denen jene Ritter ge-
wählt wurden, die die Plätze der-
jenigen einzunehmen hatten, die der
Berufung in den Orden nicht gefolgt
waren; der Zeitpunkt dieser Sessio-
nen ist in den Wappenbüchern ie-
doch nie erwähnt. Und gerade eine
dieser Sessionen kann einen Termi-
nus ante quem unseres Manuskriptes
erstellen. Während der außerordent-
lichen Versammlung des JahrcS154Q
wurden Rene de Chalon, Fürst von
Oranien, und Maximilian von Eg-
mont, Graf von Buren, zu Riffem
gewähltll. Da die Wappen 11656!
Herren im Wappenbuch von Brüssel
nicht aufscheinen, rnuß dieses in die
Zeit vor 1540 datiert werden. Der
Titel Statthalter von Friesland".
der im Gefolge des Namens des
Ritters Georg Schenck, Herr von
Tautenburg, aufscheint, gestattet
uns eine weitere Präzisierung des
Entstehungsdatums unserer Hand-
schrift. Da dieser Ordensritter im
Jahre 1535 zum Statthalter von
Friesland erhoben wurde 13, ist die
Entstehungszeit des WappenbuChcS
auf die Zeit zwischen 1535 und 1540
eingeengt.
Wenn die Handschrift auch unbe-
zweifelbar flämischer Herkunft ist,
wie die Goldrahmung der POIIIÄIS
und die Titulatur der Souveräne
beweisen, muß doch zugegeben
werden, daß uns der Illuminator
selbst unbekannt bleibt. Schreiben
wir das Werk nicht zu voreilig
Bening zu! Im 16. Jahrhundert
waren in Flandern zahlreiche be-
deutende Miniaturisten tätig, deren
Namen uns meist unbekannt sind.
Übersrlzl
Dr. Köller
JMERKUNGEN
U. a. bei den Ordcnsaumtellungen in Brügge 1907 und 1962.
GHELLINCK VAERNEWYCK Vicomrc de. Bibliographie l'Ordre de la Tnison d'Or, in Bulletin lhkcadeuiic lloyalc därcheologie de Belgiquc.
1907, S. 212-36.
G. HULIN DE LOO, Qcelqucs nole de voyage, in Bulletin de mmdernie koyalc de Bclgique, Clasc des Beaux-Aru, 19215. 104. Da die erste Nieder-
schrill des Manuskripte bei den Rittern von Chalon und von Egmom endel, mull das Buch nach 1540 entstanden sein und kann daher kaum in einer Rccha
nung von 1537 außcheinen!
Fifry mcdiaeval and renaisance manuwripß, New York. 0.1., 5416-87, Nr. 39. Gegenständliche Bcsdireibung 40 Blatt Pergamcnf. 1831x135 cm,
und drei Schulzblätter, von denen zwei ilß Papier. am Buchbeginn. und drei Schutzhlärlcr. von denen zwei aus Papier, am Buchschluß; gotische
Dokumcnurschrih de civilite" von ein- und denselben Hand; Samrcinband auf Kartonkem. Goldschnitt.
Die anderen Souveräne tragen zu seilen ihres Haupllitels die Erwähnung Comic de Flandre" siehe Umschlag. was armehrnen lißt, daß das Manu-
skript am den Niederlanden slarrum.
Nur Philipp der Gute und Karl der Kühne tragen "Poulaines". das sind Schuhe mir aufgekrümxnlen Spitzen, wie sie im l5.Jh. sehr in Mode waren.
L. v. Baldas. Die Büdnisse Kaiser Maximilians 1., in Jahrbuch der Kuxulhistorischm Sammlungen. 31, 1913114. 5.26611.
Nach S. Schneebalg-Perelirian scheinen die beiden Buchstaben den Ort anzugeben. wo sich das von Gidcon angebotene Opfer vollzogen hat, nämlich
Ephra-Fzi. Siehe den Artikel ..La tenlurc arrnoriäc de Philippe le Bon Bcrnc" in Jahrbuch des Bemischen Historischen Museums in Bcm,J9-4l.
195971960. 5.146.
Das von Berrrand In Cucva. Herzog von Albuquerquc.
im Dezember 1532 harre der Kaiser bßchlouen. den Grafen von Nassau und den Grafen Nikolaus von Salm NlSlCllt von Joachim Markgraf von
Brandenburg und Ludwig Pfalzgraf bei Rhein in den Orden aufzunehmen. Der Nasiiiler lehnte ab. doch Nikolaus von Salm akzeptierte und clnpling
die OfClChSkDLlillC.
Diese Rechnung ist veroienllicht von A. Pincharl. Archivcs du Arm. des sciencvs cl des lcurcs, in Messager des scicnrcs hisroriqurs, 1855, S. 109. und
von J. Waele, in Bdfroi. Bd.2, S. 309.
F. de Reilfenberg, Histoire de YOrdre de la Toison d'Or. Bruxelles, 1830. S. 3867387.
Th. Frimmel u. J. Klemme, Ein Stalulenbuch des Ordens vom Goldenen Vließe, in Jahrbuch der Kunslhistorischcn Sammlungen, 1887, S. 321.
LEO VAN PUYVHLDE
Alargaretbe van Öxterrrirb
und die Xrbörzen KiillIl0
Sie war Wirklich eine große Frau, diese Margarethe von Öster-
reich, die während nahezu eines Vierteljahrhunderts, von 1507
bis 1530, über die einstigen Niederlande herrschte.
Wie kam es dazu, daß diese österreichische Prinzessin General-
statthalterin der Niederlande wurde? Was hat dazu beigetragen,
sie für diese Laufbahn so zweckentsprechend vorzuberei-
ten? Marie von Burgund, Tochter Karls des Kühnen, hatte
ihrem Gemahl, dem Kaiser Maximilian I., die Niederlande
als Erbgut mitgebracht. Ihre Tochter Margarethe, am 10. Januar
1480 in Brüssel geboten, war dazu ausersehen, den politischen
Zielen ihres Vaters zu dienen schon im Alter von zwei jahren
wurde sie dazu bestimmt, die künftige Gattin des Dauphins
von Frankreich zu werden. Das Kind erhielt am französischen
Hof eine ausgezeichnete Erziehung, wurde aber schließlich ab-
gewiesen. Dann verheiratete sie ihr Vater mit Don Juan von
Spanien. Diese Ehe war von kurzer Dauer Don uan starb
nach einigen Monaten. Margarethes Erziehung wurde am kleinen
Ilof der klugen Margarethe von York, der Witwe Karls des
Kühnen, fortgeführt, die zuerst in Gent, später in Mecheln
residierte. Die junge Erzherzogin verbrachte schließlich drei
glückliche ahre an der Seite eines ausgezeichneten Gatten, des
Herzogs Philibert Il. von Savoyen, im Schloß von Pont
d'Ain, unweit von Bourg-envßtesse. Zur Witwe geworden,
wurde sie nach dem frühzeitigen Tod ihres Bruders Philipp des
Schönen von ihrem Vater Ende 1506 dazu berufen, die Regierung
der Niederlande zu übernehmen und sich um die Erziehung der
unmündigen Kinder ihres Bruders zu bekümmem wie auch um
die des künftigen Karls V. Sie wurde am 22. April 1507
von den niederländischen Ständen ofhziell als Repräsentantin
Maximilians l. anerkannt und hielt in Mecheln Hof, wo sie
bis zu ihrem Tode 1. Dezember 1530 residierte.
Sie führte eine umsichtige Politik, griff in die Wirren ein, die
damals Europa bewegten, und verhandelte oft mit viel Geschick;
in den Niederlanden setzte sie die Politik der Burgunderherzoge
fort. Da sie die Autorität der Zentralgewalt zu festigen wünschte,
trat sie mit viel Takt einerseits den Forderungen des heimischen
Adels entgegen, anderseits den Vorrechten der Städte und dem
Widerstand der Stände, die sich aus Vertretern des Adels, der
Geistlichkeit und der Städtischen Körperschaften zusammen-
setzten und die sich wenig geneigt zeigten, dem Landesfürsten
Hilfsgelder und Subsidien zu bewilligen. Auf ihre Weise wachte
sie aber über Wohlstand und Frieden ihrer Untertanen, selbst
auf die Gefahr hin, den lnteressen ihrer Familie und den
Ansprüchen des jungen Karls V. zuwiderzu-
handeln. Sie stieß wohl auf Opposition, doch war dies eben
der Widerstand, dem sich alle Fürsten seiten eines
Volkes gegeniibersahen, das seine Freiheit und seine Privilegien
stets zäh verteidigte.
vcrwcgcncn
on
Jlf
Tril
en der Leiden des 10b Ich-Altar.
musst, Musäes royaux des Bczux Arxs
Die Bedeutung von Margarethe von Österreichs Mäzenatentum
erhellt am besten aus dem Glanz ihres Hofes auf dem Gebiet
der geistigen und künstlerischen Betätigung. lhr Ruhm wurde
wohl von Dichtern und Chronisten, die sich selbst in diesem
Glanze sonnten, allzusehr herausgestrichen; es gibt moderne
Historiker, die, von diesen überschwenglichen Lobeshymnen
beeinHußt, den kleinen Hof in Mecheln den großen italienischen
Fürstenhöfen der Renaissance gleichstellen. Er war gewiß lange
nicht so bedeutend wie jene der Apenninen-Halbinscl; doch
trug er dazu bei, in den Niederlanden den verfeinerten Geist der
Renaissance zu verbreiten.
Hervorragende Gelehrte gab es an diesem Hofe nicht. Auch die
Dichter gehörten nicht zu den Großen ihrer Zeit. Von den
Musikern haben einige Berühmtheit erlangt mehrere Manuskripte
aus der Bibliothek der Fürstin, die sich heute in der Königlichen
Bibliothek in Brüssel befinden, enthalten Messen, Lieder und
Tänze der besten Komponisten dieser Epoche.
Erzherzogin Margatethe zog jedoch die geschicktesten Archiv
tekten für Umbauten an ihrem Palast in Mecheln heran, nämlich
Rombaut Keldermans und Guyot de Beaugrant. Allerdings
wurde der Palast in späteren Zeiten zu oft baulich verändert,
um ein richtiges Urteil darüber zu gestatten, wie er zur Zeit der
Regentin aussah. Für den Bau der Kirche von Brou bei Bnurg-en-
Bresse und des Grabmals, das sie für ihren Gatten und sich selbst
bestimmte, sparte die Fürstin weder Geld noch Mühe und es
gelang ihr, aus ihnen Meisterwerke zu machen. Zuerst ließ sie
Jean Perreal Pläne herstellen; Michel Colombe wurde für die
plastischen Arbeiten gewonnen. Dann nahm sie den besten
Architekten Brabants, Louis van Boghem, dauernd in ihre Dienste,
der durch zwanzig Jahre hindurch an der Vollendung der Projekte
arbeitete. Das Mausoleum selbst, mit seinem anmutigen Baldachin,
und dessen zarte Skulpturen wurden nach einem neuen Plan
tiamische biltmauerwer ätt tue iueuieieu ruue
Ort und Stelle selbst, unter der Leitung von Lour in Bog
KW; die Verbindung der Starthaltcriti zu den Malern ih
betritlit, so sind es weniger die Rechnun elege als die ln
die darüber iKu chluß geben. ir besitzen noch
von zahlreichen Kunst hätzen, die sich im Palast von
behindert, vor allem die lnventare von 1516 und v1
bis 1524, das von der Fürstin selbst unterzeichnet ist. Za
Juwelen, inldst niedearbeiten und Bildteppiche sii
verzeichnet. Vor zallem aber Gemälde.
für den sicheren äeschmack der Regentin, daß
allem lxünstler heranzog, von denen wir dank der heu
ehenden Werke xi en, daß sie zu den besten ih
ten. Sie verstand es ich ihre Dienste zu "ichern
sie sie zu Rammerherren, Hofmalern oder Malern ad
ernannte. Das waren jedoch alles nur ehrenamtliche Ti
man darf nicht etwa glauben, die Künstler hätten am Hol
und wären dort au. und eingegangen. Einzig der
Jacopo de'Barbari, der berühmte Meister mit dem Schlau
wurde, nachdem er in Venedig und an verschiedenen
Fürstenhüfen gearbeitet hatte, am Ende seiner Laufb
Nlechelner Hof aufgenommen. XYie die Rechn nv. eleg-
gen, urde er mit Wbhlx len und Achtung behand
Inventar von 15 bis 1524 erxx hnt mehrere Werke
Hand, darunter ein Porträt der Regentin.
Die meisten anderen laler nahm in Älecheln nur
gehend Aufenthalt, sei um die Austubrungen einzelner
zu besprechen, sei es, um Portrats uder Ausschmückung
auszuführen.
Der Kunsthistoriker Äarel van Älander, dessen Schrifl
Ende des 16. Jahrhunderts stammen, behauptet wohl,
hervorragende Maler Mostaert acht Jahre am ll
echeln gelebt hätte. Die Mechelner Urkunden enthalte
keinerlei Hinwe uf einen lange ufenthalt dieses
am dortigen Hot. XYnhl wird seine Ernennung zum
honores" pcintre aux hnnneurs 1519 erwähnt und im
die Bezahlung eines Portra von Philibert von vove
für ein Ecce homu". gibt aber Dokumente, aus dener
geht, daß er anderswo lebte.
.wei der bedeutendsten Älaler der tlämischen Schule tri
Titel eines Hufmalers und arbeiteten andig für die
Jan und Bernart xan Orley
Aus den Archiven geht hervor, daß Jan Go aer
Zeit in Nlecheln verbrachte im Jahr 1516, um zwei
der EYZhCÜJ ein Eleonore, der jüngeren Schwester
von Dänemark", das '1Ll1 in Hampton urt beiintlet, an
weiters ein Portrat der Älargarethe von
wird erwähnt, daß Joannes"' sie gemalt hat.
Über Bernart van Orlev chten die Archive, daß
Älecheln laertifen wurde, um Port der Regentin her
Meisterwerk hat er aber in Brüssel ausgeführt,
flpü hon Die 'I'tigend der luld", sich im
die dt befindet und er nach Themen aus einer
der Fürstin malte. Dieses Werk ist gniert und trägt
die Rechnungen des es von Älecheln von 1531
berichten von einer Zahlung iur ein erles nes Bild
Tugend der Geduld" nun grand tableau exquis sur la
la lwatiencew.
Auch der ausgezeichnete Künstler Jan Verme en
Zeit zu Zeit an den Hof von hier aeln berufen, um
lercr. weniger bekannter Künstler, Vlan van Ruum aus
stand gleichfalls in Diensten der Statthalterin. Auch er
lueatiftr; vt, ein Purtriit von Philihert von Savoyen zu
Dieser lxiinstlcr besaß eine lebhafte Phantasie er schuf
xlene Kartons für Bildrelwlwichc und, wie bereits üben
den Plan fur das Älausuletlnl von BIOLI.
geringerer Bedeutun werden noch wciters in den
"igen und lnvcntareiw erwamt, unter anderen Pieter van
30 und jacob van Laethem.
en. cher und w. hlerisch Älargalrethe um Üsterreichs
ack war, zeigt sich xxeiters aus den lnventaren, in denen
1en um Malern erwähnt werden, die heute als die be-
ten iener Zeit gelten. lan findet dort unter anderen
atlonna heim Springlirtinnevi", heute im Museuixl von
ien, das "Pnrtriit von iinvzmni xXrnullini und iner
etzt in der National ialler in London zwei Bilder
Sen Jan van liyck verschiedene Werke von Roger
Weytlen, eine Versuchung des heiligen Anti, ius von
mus Busch, eine illatlunnix von Fouquet, illuminierte
von Alexander Henning und Seraert llorenbout und
iene andere Werke von den grußen Meistern der Hä-
hule, die am Hofe von Kastilien zwrbeiteten juan
und Meister Michiel.
Vuvicrql l'un l;'llii' Pvrrrnlx
m. 11..- x1...x........ ..... 4.... s........1............ Ännxcryen. xnN-r- mm .1...
u. Arm
a... .-....-... Annphulmr 4.. xi...e......l.r. ..... n.........r1.. Xictlu-lxu. Aültifflhx
v.... r...-......Yx. 1x.....1..,......11-.l.1 w... xi.........i..........1- ... der Honda-i..-
Nlmlclliurt u... ir-....1.....i 314g .....i. cmcr7elrhxutxxxg u... ul. ra
gnsscxi der hilfst. um lud! HI Älnlllau bu lmbbrut 1313
Älargnrctht- um kuästt-rxr-vi In der Kirche St. Nnulqa de Tutmin Brou
ll"r.- F131!
ICOMTE TERLINDEN
rgliergng Lenpold Willßellzl, 7614-
4662,
Tldberr, Xtanlx111111111 111111 Pralektnl" der" Kiimlr
nter den Generalstatthaltern, die während des 17. Jahrhunderts
spanischen Könige in den Niederlanden vertraten, nimmt
rzhetzog Leopold Wilhelm einen Ehrenplatz ein.
Jahr 1614 in Wien geboren, war er der Sohn Kaiser Fer-
nands IL, des großen Verfechters der Gegenreformation
Deutschland, und dessen erster Gemahlin, Maria-Anna von
ayern. Schon in frühester Jugend war er nach Madrid geschickt
orden, um den engen Kontakt zwischen der österreichischen
1d der spanischen Linie des Hauses llabsburg aufrechtzuer-
alten. Die Jesuiten hatten ihn dort erzogen. Seine tiefe und
ifrichtige Frömmigkeit hatte ihn dazu bewogen, den geist-
hen Stand zu wählen, und nach den Gepflogenheiten seiner
eit verdankte er seiner hohen Geburt den Besitz der Bistümer
llmütz, Halberstadt und Straßburg sowie den Rang eines
lochmeisters des Deutschen Ritterordens.
.r war aber, schreibt Pirenne, einer jener Kirchenfürsten, wie
ihrer im Deutschland der Gegenreformation viele gab, die
iren Koadjutoren die apostolische Tätigkeit überließen, um
lbst die Religion durch die Politik und mit den Waffen zu ver-
zidigen. Schon im Alter von fünfundzwanzig Jahren vertauschte
den Krummstab mit dem Schwert, um, wiewohl ein treuer
treiter für den Glauben, ebenso gegen die Feinde seines Hauses
rie gegen die der Kirche ins Feld zu ziehen. Auf dem Schlacht-
zld zeigte er sich kühn und tatkräftig und iiel besonders durch
die straffe Disziplin auf, in der er seine Truppen zu halten wußte,
was in jenen Tagen eine Seltenheit war. Sowohl seinen Ofii-
zieren wie seinen Soldaten war strengste Frömmigkeit in der
praktischen Ausübung ihres Christentums vorgeschrieben, so
wie sie ihm selbst dank seiner rein spanischen Erziehung zu
eigen war. Mit dem Schlachtruf jesu ilrlaria" führte er seine
Truppen in den Kampf. Die Franzosen erzählten sogar spöttisch,
sein Gefolge schiene immer bereit, Kirchenlieder anzustimmen
und das Losungswort seiner Palastwachen sei Deo Graliar".
Sein persönliches Emblem spiegelte seine Geisteshaltung getreu
wider. Es zeigte, berichtet Gossart, ein Kreuz, das zwei Lorbeer-
zweige umrahmten. Auf dem einen war ein geöffnetes Auge, das
Symbol der göttlichen Vorsehung; auf dem anderen versinn-
bildlichte eine Kandare gleichzeitig die Autorität und die Vor-
sicht. Am Fuße des Kreuzes Hiichtete ein Löwe vor einem Lamm
mit der Devise Timore Dorzlini".
Als ihn sein Vetter Philipp lV. nach Brüssel schickte, wo er
am 11. April 1647 eintraf, war die Lage für die Spanischen Nieder-
lande eine verzweifelte. Im Süden von den Franzosen, im Norden
von den Holländern ausgepliindert, war das Maß ihrer Leiden
voll. Die unselige Schlacht von Rocroy vom 19. Mai 1643 hatte
das Ansehen der berühmten spanischen Infanterie restlos unter-
graben, und die allgemeine Stimmung erschien nicht weniger
beunruhigend. Die religiösen Streitigkeiten, die der Verurteilung
der Lehren des Bischofs von Ypern, Jansenius, folgten, waren
in politische Schwierigkeiten ausgeartet und boten der "rtfent-
lichen Meinung Anlaß, dem spanischen Regime gegenüber eine
Lnzufriedenheit an den Tag zu legen, die durch Nlazarins ln-
trigen weiter geschürt wurde.
Philipp lV. hatte daher darauf verzichten müssen, die Nieder-
lande seinem natürlichen Sohn, Don Juan dVXustria, einem Jüng-
ling von 14 Jahren, anzuvertrauen. Die interimistische Regie-
rung von Castel Rodrigo, der in ständige Meinungsverschieden-
lreiten mit dem Oberbefehlshaber der Truppen, Octavio Picco-
lomini, verstrickt war, hatte sich unfähig gezeigt, der Lage Herr
zu werden. Im Jahr 1646 waren Courtrai und Dünkirchen in
die Hände der Franzosen gefallen.
liine energische Hand erwies sich als unumgänglich nötig. Des-
halb war die Wahl des Königs auf seinen Vetter Leopold Wil-
helm gefallen, dessen hervorragende Eigenschaften er schätzen
gelernt hatte. Bevor er aber die Leitung der Geschäfte über-
nahm, hatte der Erzherzog unbeschränkte Vollmachten verlangt
und über die Köpfe der Behörden hinweg das Land einer Art
von Belagerungszustand unterworfen, in dem alles den Erforder-
nis der Verteidigung untergeordnet wurde.
Dank der aus Deutschland herbeigeführten Verstärkungen,
dank auch der strategischen Gaben eines illustren Feldherrn,
des Luxemhurgers Beck, konnte der Erzherzog mehrere wichtige
Platze an der südlichen Grenze zurückerobern und den Hol-
liinrlern im Norden Widerstand leisten.
Diese Verbesserung der Lage erleichterte die Verhandlungen,
die schon seit einiger Zeit zwischen Spanien und den Niederlanden
geheim begonnen hatten, und der Vertrag von Nlünster vom
13. Januar 1648 wurde, obwohl er für Belgien verhängnisvoll
war, von der ÖHentlichkeit, die sich für die Zukunft keine Sorgen
machte und eines achtzigjährigen Krieges müde war, mit Er-
leichterung aufgenommen.
lLnhl ll-fllifli min. 1691!. Erzherzog Lrupxlltlwilhclm seiner rt- HH 1mm
Coudcnherg Bruvxcl. Sign. und däl. 1mm Turm.- fcc. Ao. 1651
Picter 'l'hvs m24, 1fi77J7X. Porträt VOI! Erzherzog Leopold XVilheliyi
Da er ietzt nur noch gegen Frankreich, das durch die Fronde
geschwächt war, zu kämpfen hatte, setzte Erzherzog Leopold
XX ilhclm alles daran, das neue Unheil wiedergutzumachen, das
der Sieg Condes vom Z0. August 1648 über die spanischen Trup,
peu unter den Mauern von Lens über sie gebracht hatte. So
fiel er im Frühjahr 1649 in der Picardie ein. Begünstigt durch
den Verrat des Prinzen von Conde, der aus blindem Haß gegen
Älazzirin erfolgt war, errangen die spanischen Waffen ihre letzten
lxriegserfolge und gewannen fourtrai und Diinkirchen zurück.
Vom militärischen jenie seines Rivalen Turenne iedoch über?
iliigclt, erlitt Conde im Laufe des Jahres 1655 einen Mißerfolg
nach dem anderen, was für den Erzherzog seinerseits iible
liolgen hatte. Krank und vom aussichtslosen Kampf angewidert,
erbat er von Philipp lV. die Erlaubnis, nach Österreich
zurückzukehren, und verließ 1656 Brüssel.
Äuch in der Innenpolitik war Leopold Wilhelm auf arge Schwie-
rigkeiten gestoßen. Die Streitigkeiten, die der Janscnismus her-
vorgerufen hatte, wurden immer erbitterter. Die "Ütlentlichkeit
erhob sich gegen das Ansehen, das die Jesuiten, zähe Verteidiger
der Orthodoxie, beim Erzherzog, ihrem einstigen Zögling,
genossen. Man warf ihnen vor, sich in Regierungsangelegen-
stehe, die väpstlichen Bullen, die den -11gurliuu.rff verurteilten,
jtlentlich anzuerkennen. Ein königlicher Hrlaß zur Veroifentr
lichung, der am 24. Juli des gleichen Jahres erteilt wurde, war
nicht imstande, die Opposition der Richter zu brechen; den
Beschwiärungen des lnternuntius Stravius Folge leistend, mulitc
der Erzherzog zu energischen Maßnahmen greifen und beschloß
im 1651, diese Bullen kraft seiner eigenen Autoritat zu
veriäPientlichen.
Damit war dem Streit aber kein Ende gesetzt. Die ierichtshüfe
weigerten sich, gegen die Jansenisten aufzutreten. Der Oberste
Rat von Brabant ging sogar so weit, dem lnternutitius den
zivilrechtlichen Schutz zu entziehen", und annullierte im Jahre
1653, weil sie die Privilegien des Landes verletzt hätten, mit
außerordentlich heftigen Worten die Briefe des Papstes, in denen
dieser Boonen und Triest aufgefordert hatte, ihre verdächtige
Haltung, die ihr lnterdikt zur Folge gehabt hatte, in Rom zu
rechtfertigen. Der Erzherzog beugte sich aber nicht und lieli,
in Abwesenheit des Erzbischofs, Km... Kapitel von Älechelir
die Bulle von lnnozenz D110 OIiYLFI-OIIFU, vom 31. Mai
1653 verollientlichen, die fünf lixzerpte aus dem uluQ11.rliun.rL'
verurteilte. Boonen und Triest XVHllTPH sirlw YPrn-n Air- rvincr,
fahren aus dem Hause Burgund fort, von Karl V., Albert
und lsabella, sowie die seiner Verwandten Ferdinand von Tirol
und Rudolph 11., den Schöpfern der kostbaren Kunstsamm-
lungen von Ambras und Prag.
Schon im Jünglingsalter in Madrid, wo er die Sammlungen
Karls V. und Philipps ll. bewundern konnte, hatte er seine
Leidenschaft für die italienische Malerei entdeckt und Auf-
käufer nach Italien geschickt mit dem Auftrag, erlesene
Werke der römischen, Bologneser und vor allem der vene-
tianischen Schule sowie antike Büsten und Statuen für ihn zu
erwerben. Für Tizian, Paolo Veronese und Tintoretto hatte er
eine besondere Vorliebe und es gelang ihm, eine der schönsten
Bildersammlungen seiner Zeit zu vereinen, sowohl was die Zahl
wie die Wahl der Werke anbelangte.
Als er im Jahre 1647 zum Generalstatthalter der Niederlande
ernannt wurde, führte der Erzherzog die S17 italienischen Bilder
mit sich, aus denen seine Galerie bestand, und brachte diese im
alten Coudenberg-Palast unter, der von Albert und lsabella
in eine der glanzvollsten fürstlichen Residenzen der Zeit umge-
wandelt worden war.
Um diese wertvolle Sammlung zu ordnen und zu betreuen sowie
um sie ständig zu bereichern, war es für den Erzherzog von
größter Wichtigkeit, sich die Mitarbeit eines sachkundigen
Mannes, begabter Künstler und gewissenhafter Beamter in einer
Person, zu sichern. Er hatte das Glück, alle diese Eigenschaften
in David Teniers dem jüngeren vereint zu finden, den er schon
1647 zum rglznlanfe de nmlera und Kustos seiner Sammlung ernannte.
1610 in Antwerpen geboren und von seinem Vater David Teniers
dem Älteren, einem unsteten, eigenwilligen Maler einer B0-
heme-Natur, von dessen Werken kein einziges mit Sicherheit
auf ihn zurückgeht, herangebildet, hatte David Teniers d. J.
die Aufmerksamkeit des alternden Rubens erregt. Dieser hatte
ihn im Jahr 1636 mit seinem Mündel Anne Breughel, der
Tochter des berühmten Samt-Breughel, verheiratet; Helene
Fourment war die Patin des ersten Kindes des jungen Paares
gewesen.
I'm Jahr 1637 war der junge Teniers in die Gilde aufgenommen
worden und hatte schnell den Ruf erlangt, der ihm einen Platz
unter den Großen der glanzvollen Antwerpener Schule des
XVll. Jahrhunderts sichern sollte. Maler von ländlichen Milieus
und Genreszenen, von kleinen religiösen Vorwürfen und Alle-
gorien, von Porträts, Landschaften und Kartons für Bildteppiche,
hatte er sich mit viel Erfolg einem Sujet zugewendet, das zu
dieser Zeit sehr beliebt war, nämlich der Wiedergabe von Lieb-
habersammlungen, den cabinets d'amateurs". 1m Jahr 1649,
in dem sein Vater starb, verläßt er Antwerpen und läßt sich in
Brüssel, in der Nähe des Coudenberg-Palastes, nieder.
Der Erzherzog beauftragte ihn damit, seine Sammlungen, die
fast ausschließlich aus italienischen Kunstwerken bestanden,
durch den Ankauf Hämischer Bilder und zahlreicher Wandtep-
piche zu vervollständigen. Teniers wußte zwei günstige ic-
legenheiten geschickt auszunutzen und erwarb zahlreiche Stücke
anläßlich der Versteigerung der Bildergalerie von Charles l.
Stuart in Amsterdam, die auf Cromwells Befehl erfolgt war, und
Pccn-r Sun
U. Mm 16
12
1592-1666. 5th
Der Poßtu zu Prc
nßigjäl
urigen Kricg.
kaiscrli
bayrisch!
Am
Wg
Sch
Prcßnilz
Erzgcb
xveiters im ahre 1649, als in Antwerpen die Sammlung des Her-
zogs von Buckingham aufgelöst wurde.
Mit vollem Recht stolz auf seine Bildergalerie, die drei große
Säle, drei lange Gange und mehrere kleinere Räume des Palastes
umfaßte, wollte Leopold Wilhelm einen illustrierten Katalog
davon besitzen, um ihn an seine Eltern und Freunde schicken
zu können. Er beauftragte Teniers, 244 Kopien seiner schönsten
italienischen Bilder in verkleinertem Maßstab herzustellen, um
diese stechen zu lassen. Die kleinen Kopien, die den Beinamen
Paxfirbe von Täufer erhielten, waren äußerst gesucht und wurden
1658 bei Verdussen in Antwerpen unter dem Titel Tbealrum
pictoriunz Dauizli Tenier zlntuerpienrir" veröffentlicht.
In diesem illustrierten Katalog linden sich nur die italienischen
Bilder; auch muß man ihn durch das Studium des prachtvollen
Werkes von Stampaert und Prenner, Prodromu Tbenlrum arti
pirloriae", vervollständigen, das in Wien im Auftrag von Kaiser
Karl VI. herausgegeben wurde und in dem mehrere der
flämischen Bilder der Galerie Leopold Wilhelms abgebildet
sind.
Die Sammlungen des Erzherzogs sind uns aber nicht nur aus
dem illustrierten Katalog des Tbealrunl pirlorium bekannt. sondern
auch aus einem Inventar, das Leopold Wilhelm aufstellen ließ,
als er 1656 von seinem Amt als jeneralstatthalter der Nieder-
lande zurücktrat. Er nahm seine 1357 Bilder und alle seine Kunst-
gegenstände nach Wien mit, die er seinem Bruder, dem Kaiser
Ferdinand lll., 1651 testamentarisch vermacht hatte. Am
14. Juli 1659 wurde noch ein weiteres Inventar aufgestellt, in
dem der Name eines jeden Malers und die Dimensionen je
Bildes vermerkt waren. So vervollständigen die in den Archi
niedergelegten Dokumente auf glücklichste Weise das Tlreat.
pirlorium.
Dieser illustrierte Katalog genügte aber noch nicht dem Wuns
des Erzherzogs, seine Galerie im Ausland bekanntzumacl
Er wünschte auch eine Ansicht seiner Sammlungen zu zei
und ließ darum die Säle, in denen sie sich befanden, sowie
Art und Weise, in der die Bilder angeordnet waren, abbilc
Darum wies er Teniers an, seine pastiches" noch einmal
verkleinertem Maßstab zu kopieren und sie in den Rahr
des Coudenberg-Palais hineinzustellen.
Zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen haben sich
diesen Ansichten der Galerie des Erzherzogs beschäftigt.
allem wären von Frimmel und in neuerer Zeit Madame Spe
HolterholT und ihre so wohl dokumentierte Arbeit über
Privatsammlungen, die Cahinel dhmaleurr, zu erwähnen.
Eine der frühesten dieser Ansichten ist die im Museum
Brüssel, an der rechten Bildseite signiert und datiert Da
Teniers fec. 1651" siehe Abbildung. Eine Replik dav
die sich jetzt im Prado befindet, wurde vom Erzherzog sein
Vetter Philipp IV. übersandt. Die Wände der Galerie
mit 29 Bildern bedeckt, alle aus der italienischen Schule, ur
denen man Werke von Tizian, Paolo Veronese, Giorgii
Die drei Philampberl erkennen kann, weiters von den bei
Palmas, Tintoretto, Correggio, Bellini und einen Teil des
rühmten Flügelaltars von San Carrinno, von Antonello da lV.
5m
r.
Sch
xßdxl
7.
1639. Letzte Phase um 14
Sieg der Kaiscrl
sina 1475 gemalt. Den Ehrenplatz nimmt ein Pseudo-Raffael
ein, der heute Giulio Romano zugeschrieben wird Die 111. Alar-
gnrele 111i! dem Dnzrleen, ein Bild, das vom Erzherzog ganz beson-
ders geschätzt wurde.
lm Mittelpunkt dieser Komposition von Teniers steht der Erz-
herzog vor einem mit Kunstgegenständen beladenen und von
einem knieenden Ganymed getragenen Tisch ein Werk von
jeröme Duquesnoy dem jüngeren. Teniers zeigt ihm eine Zeich-
nung, während hinter ihm ein Jüngling eine Statuette in der Hand
hält. Unter einem Bogen, der den Saal beherrscht, ist ein anderer
Hofmaler im Profil zu sehen, Robert van den Hoecke, dem seine
Fettleibigkeit den Beinamen das Faß" eingetragen hatte.
liin anderer Aspekt der erzherzoglichen Galerie ist in einem
Bild zu sehen, das sich im Kunsthistorischen Museum in Wien
befindet und weder signiert noch datiert ist. Teniers zeigt darauf
dem Erzherzog das schöne Porträt des Manne im blauen Mante
von Catena. Links steht ein Zwerg, nicht viel höher als der
Tisch hinter ihm, der niemand anderer ist als der Kanonikus
jean Antoine van der Baren, Hofkaplan und geschickter Blumen-
maler, der seinem Herrn nach Wien folgen und dort 1659 das
Inventar von dessen Sammlung anfertigen sollte.
Auf einer Replik fast ohne Varianten, die sich in Petworth House,
Sussex, befindet, erkennt man neben dem Erzherzog den berühm-
ten Bischof von Gent, Antoine Triest, den die gleiche Liebe
zur Kunst beseelte wie den Fürsten, wenn er auch in den jan-
senistischen Streitigkeiten sein Gegner war.
Diese Ansichten der erzherzoglichen Galerie zeigen ausschließ-
lich Werke der italienischen Schule. Auf jenen, die aus der
Sammlung Nath. von Rothschild stammen und die sich im
Wiener Kunsthistorischen Museum befinden, sehen wir aber
auch einige flämische Bilder eine schöne Landschaft von Josse
de Mornper und dem Samt-Breughel, den Trunkenen Silen von
Rubens, das Porträt von Marie-Louise von Tassis von Van Dyck,
das Porträt eines Geistlichen von Scorel, eine Landschaft von
Paul Bril und ein Stilleben mit Blumen, Früchten und Muscheln,
ein besonders anmutiges Werk von Georg lloefnagel, auf das
ein junger Diener des Erzherzogs hinweist.
Die vier Ansichten der erzherzoglichen Galerie, die im Besitz
der bayrischen Staatsmuseen sind, unterscheiden sich wohl von-
einander in der Staffage und Gruppierung der Personen, zeigen
aber immer die gleichen, vom Erzherzog bevorzugten italieni-
schen Malereien.
Interessanter ist das Bild, das den Titel Ergberzoglirbe Galerie 111i!
den Känigeporlrät trägt und das auch bayrisches Staatseigentum
ist. Auf ihm sieht man mehrere Werke von Rubens und von
Van Dyck sowie andere Hämische Bilder, die, in Brüssel zurück-
geblieben, 1698 nach Tervueren gebracht worden waren; von
dort wurden sie 1708 wieder in die Hauptstadt zurückgeholt,
um dem Herzog von Marlbourough Gelegenheit zu geben, die
besten Stücke daraus für seine eigene Sammlung zu wählen.
Die genaue Analyse, der Madame Speth-Holterhoff die ver-
schiedenen Ansichten der erzherzoglichen Galerie unterzogen
hat, die sich in Brüssel, Wien, München, Schleißheim, im Prado,
in Woburn Abbey, beim Herzog von Bedford und in lodden-
ham bei Lady de Saumarez befinden, sowie von Teniers Bild
Atelier eine; Künrllerr, das Lord Barnard in Raby Castle gehört,
gestattet es, sich mit Hilfe des Inventars von 1659 ein Gesamt-
urteil über die Sammlung des Erzherzogs zu bilden. Die ita-
liener sind mit 517 Bildern vertreten, die Flamen, Holländer
und Deutschen zusammen mit 880. Trotzdem sind es fast aus-
schließlich die Italiener, die auf Teniers Bildern zu sehen sind,
der die Meisterwerke anderer Schulen, die heute der Stolz des
Kunsthistorischen Museums in Wien sind, systematisch ver-
nachlalssigte.
waren, den Werken der großen niederländischen Primitiven,
einem Pieter Breughel dem Älteren oder auch den Bildern der
großen Antwerpener Schule des 17. Jahrhunderts vorzog.
Dennoch umfaßte seine Galerie, dank der klugen Kaufe, die
Teniers abschloß, eine große Zahl von Meisterwerken, und das
Wüener Kunsthistorische Museum ist heute eines der reichsten
an flämischen Bildern.
Teniers war nicht der einzige Künstler, der Leopold Wilhelms
Förderung genoß. Auch der Bildhauer Jerome Duquesnoy der
Jüngere erhielt zahlreiche Aufträge, ebenso der französische
Maler Frangois Luycks, 1604 in Antwerpen geboren, 1668 in
Wien gestorben, wo er, nach dem im Jahre 1662 erfolgten Ab?
leben des llrzherzogs, llnfmaler Ferdinands lll. geworden
war.
Leopold Wilhelm förderte ebenfalls Jean van den Hoecke
161171651, der im Jahre 1647 zum Hofmaler ernannt wurde,
und dessen Halbbruder, Robert van den Hoecke 162271668,
einen ausgezeichneten Radierer von Landschaften und militäri-
schen Sujets.
Auch Peter Snayers 1592?1667 nahm er in seine Dienste,
einen der besten Schlachtenmaler aller Länder und aller Zeiten,
der mit einer Reihe von 50 Bildern zum llistoriographen des
Dreißigjährigen Krieges wurde und unter anderem auch 21 Bilder
für den Feldmarschall der spanischen Truppen in den Nieder-
landen, Octavio Piccolomini, angefertigt hatte. Snayers war Hof-
maler der Erzherzogin lsabella gewesen, für die er die Erobee
rung von Breda und die Wüallfahrt zum Brunnen der hl. Anna
Fontaine Sainte-Annc von Lacken gemalt hatte. Für den Kar-
dinal-lnfanten hatte er den Sieg von Calloo vom 21. Juni 1638
dargestellt. lir fuhr weiter fort, die Waffentaten Leopold Wil-
helms zu verherrlichen, und malte unter anderem den Entsarz
von Courtrai, das die Franzosen 1648 eingeschlossen hatten.
Eines seiner Bilder stellt den Erzherzog vor der Kirche Notre-
Dame au Sablon in Brüssel am 23. April 1651 beim Grand
Serment dar.
Leopold Wilhelm ist es auch, dem die Hauptstadt Belgiens die
Fertigstellung ihrer schönen Kathedrale der Heiligen Michael
und Gudula Saints Michel et Gudule verdankt. Erzherzogin
lsabella hatte in ihren letztwilligen Verfügungen den Wunsch
ausgesprochen, daß zu Ehren der hl. Jungfrau, die sie ihr ganzes
Leben lang zutiefst verehrt hatte, eine Kapelle errichtet werde,
die ein Gegenstück zu der von Karl V. in Erinnerung des
Saint-Sacrement du Miracle Allerheiligsten Altarsakramentes
erbauten Kapelle bilden sollte. Die ständigen Kriege und die
finanzielle Zerrüttung, die deren Folge war, hatten die Verwirk-
lichung dieses frommen Wunsches bisher verhindert. Da der
Frieden von Münster den Belgiern von seiten der Holländer
eine Ruhepause gebracht hatte und die Franzosen ihrerseits in
ihrer Angrirfstätigkeit durch die Fronde gehemmt waren, be-
schloß Leopold Wilhelm an die Ausführung des letzten Willens
der lirzherzogin heranzugehen. Er beauftragte den Bildhauer
und Architekten Jerome Duquesnoy den Jüngeren, Pläne für
eine Kapelle zu entwerfen, die an der rechten Seite des Chores
angebaut werden sollte, und legte selbst in Anwesenheit des
lirzbischofs von Mecheln, Jacques Boonen, und der Geistlich-
keit der Stadt am 31. Mai 1649 feierlich den Grundstein. Die
Arbeiten wurden rasch ausgeführt und schon 1653 konnte auf
dem Altar, der Nutte-Dame de la Delivrance geweiht war, die
erste hl. Messe gelesen werden.
Es war dies der letzte Spitzbogenbau, der in Brüssel aufgeführt
wurde der Architekt wagte nicht einmal, ihn gänzlich in
diesem Stil zu beenden. Hr gab ihm ein Kreuzrippengewölbe
mit Quergurten, die sich aus einzelnen Bogenstücken zusammene
setzen und auf Konsolen im italoeflämischen Barockstil ruhen.
Der Altar aus weißem und schwarzem Marmor ist das W'erk des
Bildhauers Jean Voorspoel, Hofarchitekt und Schüler Duquesnrxys.
Angeregt von den Glasmalereien der Kapelle des Saint-S;
mcnt, die dem Andenken Karls V. und seiner Familie
widmet war, beschloß der Erzherzog, auch die neue Ka
mit Glasfenstcrn zu schmücken, die die hl. Jungfrau und
Ruhm des Hauses Österreich verherrlichen sollten. F.r wa
sich an Theodor van Thulden 160671676 aus Herzogenbr
Schüler und Mitarbeiter von Rubens, der die Kartons anfert
für die 300 Gulden bezahlt wurden, und an Jean de la Baer
Antwerpen, der die Ausführung der Glasmalerei übernahm.
die er 1390 Gulden erhielt.
Das erste Glasfenster, mit dem Datum 1656, zeigt die Dar
lung Mariä mit den Porträts Kaiser Ferdinands ll. und
Kaiserin Eleonore; es folgt die Hochzeit der hl. Jungfrau,
dem Bild Leopolds I. als römischer König, neben ihm
imposante Figur des hl. Francesco Borgia. Das dritte ilasfcr
stellt eine Verkündigung dar, mit dem so volkstümlichen
scherpaar Albert und lsabella.
Das vierte Glasfenster verdient jedoch vor allem unsere
merksamkeit. Es wurde nicht nach einem Karton von van
den ausgeführt, wie eine Signatur beweist, die man auf der Z1
nung entdeckt hat, die sich in den Musees royaux d'Art et
toire du Iinquantenaire befindet, sondern vom Glasmaler
de la Baer, der sich hier nicht nur als geschickter llandxrcr
sondern als echter Künstler erweist. Unter einer Heimsucb
im oberen Feld des Fensters, sieht man ein prächtiges Po
Leopold Wilhelms, des großen Gönners von Sainteiäur
Er ist im Prolil dargestellt, auf einem Betschemel knieend
glänzender Rüstung und mit einem weiten Purpurnmntel.
feines, vornehmes Gesicht, von langen Locken umrahmt,
auf seine Schultern niederfallen, ist von außerordentlicher
bendigkeit und hebt sich von dem durchscheinenden Glas
derbar ab.
Während der Erzherzog seine kostbaren Sammlungen
Wien mitnahm, ließ er mit diesen schönen Glasfenstern
Kunstwerk allerersten Ranges in Brüssel zurück, ein im
währendes Andenken, das seit drei Jahrhunderten in den
kommen seiner einstigen Untertanen die Erinnerung wach
hält an einen gütigen und aufgeklärten Fürsten, dem Bel
viel Gutes verdankt.
L-"bvrsvlzl von ljlli I'm
GEORGES
ENGLEBERT ßeloeil
Srhluß der Fürsten van Ligne
Sthlnß Bclocil. Lnhogxaplzic
Park von Schloß Bcloeil
Flügclbautcn des Ehrcnhofes
von Schloß Bclocil
Unbekannter Meister. Kinder-
bildni des Fürsten Karl-joseplu
de Ligne
Ohne Zweifel ist Beloeil eines der juwele des Hennegaus, jenes
an schönen Städten, prächtigen Schlössern, blühenden Klöstern
und geschichtlichen Erinnerungen so reichen Landes. Aus dieser
Landschaft der harten Köpfe und guten Soldaten holte das Haus
Österreich stets seine besten Diener. Um nur bei den Feld-
marschällen zu bleiben, brachte es neben vielen anderen den
berühmten Clerfayt, Arenberg, zwei Ligne und schließlich den
illustren Feldzeugmeister Beaulieu hervor. Drei dieser Großen
ruhen in österreichischer Erde.
Dieses so oft von Kriegen heimgesuchte Grenzland hatte sich
im Verlaufe des 18. Jahrhunderts den Genius der französischen
Kultur angeeignet und dabei doch seinen köstlichen Regionalis-
mus und seine Treue zum Heiligen Römischen Reich bewahrt.
All dies geschah im Zeichen seiner großen Familien, der Ligne,
Arenberg, Gomegnies, die Nachbarn der mächtigen Häuser
der Croy und der Chimay waren, welche im Dienste Frankreichs
standen. Reisende und Kuriere verbreiteten hier binnen 48 Stunden
den letzten Tratsch von Versailles, und die Landherren bemühten
sich wobei sie sich zugrunde richteten nach diesem Vorbild
zu leben. Es ist also weiters nicht erstaunlich, wenn man Beloeil
das belgische Versailles nannte. Unweit von hier lag die Herrschaft
Älariemtint, die als Residenz der Statthalter der terreichi.
Niederlande diente; im schonen Schloli Attre weilten die liry-
herzogin-Statthalterin iNlaria Ihristine und ihr iemahl, Herzog
Albert von Sachsenifeschen. So war gden, Feste und
limpfinge ohne linde gescirgt. die Schloliherren des Henne-
gaues 1h es im I8. Jahrhundert kein Prcnaizlertlziseiti.
Einstmals war Belueil berühmt oh seiner rten. lm 17 jahr-
hundert angelegt, gehen sie in erster Linie auf den strengen
Fürsten Älatide-lyamoral ll. zurück. ln seinem "Laup d'oeil sur
Beloeilw, in ue 1er Schrift es in geradezu komischer XYe
hesitzanzeigenden Ftirworten wimmelt, lielS ihm sein Sohn, der
spatere Feldmarschall, ierechtigkeit widerfahren Der Ruhm
jenes Belocil geht auf meinen Vater zur ck. .r hat dar ein
episches dicht gemacht, so gut es nur gin Älles w.s groß,
alles was würdig, vornehm, maiesta isch ist, gehört ihm an
Aber dic'es Kind des 18. jahrhunderts korrigiert an anden
Stelle Nach den großen ldeen blieb mir nichts anderes übrig,
intere nte und angeneh ie zu hahei zitiliertlem langweilen
das iroße und Großartige fast immer." im! so gewährte er
seiner genialen Phantasie freien uf er ließ Kilnäle 'ben,
andere wieder zuschiitten, er Z4 instruierte Knoten-
punkte, schnitt Lauben und stut' Her "en vor allem aber
ließ er allerorts Ra kaden anlegen und opferte der Manie des
Jahrhunderts, indem er 'l"enipel und Obelisken für die ver-
hiedensten Gottheiten und ältesten llelden crric tete. lir war
eine Mischung aus Rou au, Butlion und dem Äbbe Delille
Eine Mühle buko 'her Ver. ein Dichter renger iarten,
gesehen durch die Lorgnette aus dem Fenster eine. indlichen
Pavillons, bis ii let'. durchtriinltt ton Virgil. Charles-Joseph
de Ligne erbaute Tempel der Freundschaft und einen Obelisken
für seinen Sohn jharlcs nb cn pferlteit gegen die rken.
Eigenartigerweise hat die auf. .che Revolution dieses bei
wegendste Denkmal von Belueil respektiert. Die.e rten wurden
vom Stolz eines großen Herren umgestalte der ganz ohne
liigensticltt seinen i. .ten die Scl ner Natur vor wielen
wollte. Seine Freunde sollten bei ihm wie daheim hlen;
zwei Drometlare mit einer Kalesche und ein von er
gezogencs XY agelcien Wurst" trugen die Faulenzer durch die
Xlleei Furst Claude und sein Sohn beschenkten die Spazier-
ganger mit den berühmten Plirsiehen xon Beloeil, die groß
waren wie iranatapfel, die man sich selbst vom Batune zu ptlüclten
prlegte und deren Saft dem liurtipa von damals die Kleider und
jabnts beträufelte. Der iartenwut gesellte rh die zoologische
XYut hinzu. Der lirste hiin er der Vereinigten Niederlande
erwarb rei Elefanten, deren Los eines 'I'ages die 'er' veiflung
der Repräsentanten der niederländischen Republik bilden llte
iede Reederfamilie von Amsterdam be tzt ihren .tl'en odei
Papagei, der Doge von Venedig hürdet sich ein Rhinozeros auf
das Longhi malen würde, und unter schuldiger Älitbeteil
von lANllS Äohentzl erstand Kaiser Jr ph ll. in llambtirg eine
Art von getreiftem lisel" für den Park von St ion runn.
ln diesem zauberhaften Rahmen wuchs der Fürst Qharles-josepl
de Ligne auf, eine der liehensxx irdigsten, gcistvollsten und leicht-
fertigsten Gestalten seiner Zeit. Mit gutem Recht n-annte mar
ihn den Fürsten des fran schen Etiropit". Seine lirziehtint
war unter der Fuchtel ein ungerechten und strengen Vaters
der wer geneigt schien zur lrforschung und noch wenigei
zur lfnterstiitzung der em findsamen und doch hlaueri heeli
des jungen Mannes, dem er .eine Liebe verweigerte, außer
ordentlich hart. inmitten der il erten Natur des großer
Parkes von Beloeil und der wilderen Welt des ben hhartei
Waldes von Baudotir formte das Kind, stirker als unter den
liiniluß der verschiedenen lirzieher, die irundlage seines ie
schmackes für die Natur und die Mens heit.
Aber sein Llngliick hinderte ihn daran, in dieser Pastorale seine
lugend' -1t, die seiner lipoche so teuer xxa zu verbleiben; sein
Freude an iarten wird sich selbst noch im il in XY ien zeigen
Alesn ut-lli- 11m4 171.01. lluppelpnl ll. oiit. ii Hi. 31a u-aiiii
ÄIJCJH llillYilNlf Hhllt um. 17m1. siiiiilitii. llilxtlihhllhl. 13a iis IIH. NWH. HH
itii. 1724
ihn die Revolution verschlug, nachdem sie il enteignet
seine Asche ruht auf dem Kahlenberg und er liebte das
eigene Land in Nußdorf und Klosterneubtirg. Fs bildete
rost seines Alters, seiner Armut und seiner Verbitterung
len Verlust des Vorväterbesitzes im Hennegau, den sein
Sohn Louis allerdings unter dem Konsulat um den Preis
inahme der französischen Bürgerschaft retten konnte, den
Feldma echall aber nie mehr wiedersehen durfte. llier,
rm Kahlenberg, empfing er 1809 nach der Flucht der
ichen Familie vor den Franzosen nach Pest, die er aus
mheit mitgemacht hatte, alles, was es in der Besatzun
an Exponenten des royalistischen Faubourg SL-iEIlTlälfl
all die jungen, vergnügungssüchtigen Offiziere, wie etwa
ane, den Spaßmacher de Brack und den förmlichen Comte
rb ne, der sich von der Langeweile des Gouverneurs,
von Raab erholen wollte. Ligne, der seine Wohnung
Mölkerbastei verlassen hatte, um mit dem Okkupanten
1t zu unmittelbare Berührung zu kom nen, findet in der
liehen Gesellschaft dieser Offiziere eine ferne Erinnerung
ie eigene milit"rische Jugend bei der Armee hrend des
jährigen Kriege er denkt an die guten Manieren und all
xketterie des Kreises um hIaria-Antoinette, die er so gut
it hatte, und findet seine Freude daran, über Napoleon in
iClKlfI franzö scher Offiziere höhnen zu dürfen.
berühmten sten von Beloeil zählten im 18. Jahrhundert
den Generalgouverneuren und der gesamten Nohil der
lande auch der Abbe Delille, der Fürst de Conti, Chri-
lll. von Dänemark, iustav III. Schweden, Louis-
ie von Orleans, der nach alige Jakobiner, und sogar der
siegraf von Falkenstein, alias Kaiser seph ll., der 1781
Besuch abstattete.
ire 1749 bietet der Besuch von Karl-Alexander von Loth-
mit seinem trink- und jagdfreudigen Hof willkommenen
zu einem phantastischen Empfang, der in einer türkischen
fade endete, die ob ihrer Pnssenhaftigkeit einem Moliere
Ifß gemacht hätte. 1779 wurden zur Feier der Hochzeit
iarles de Ligne mit Helene Massalska dreitausend Bauern
aren- und Lllanenuniformen gesteckt, es gab Wasserfeste,
Bilder im Watteaucharakter und sogar Marionetted
die man im Grünland errichtet hatte, um die Kinder und
fen zu unterhalten.
unternahm außerdem Versuche, Rousseau und ltaire
ieloeil zu ziehen, aber die Philosophen lehnten höflich
I5 Schloß selbst anbelangt, das 1900 zum Teil abbranntc
if altem irundriß deraufgebaut wurde, handelte es
iangs um eine Burg, die der Verteidigung einer mächtigen
iaft diente. lm Laufe der Jahrhunderte umgestaltet, wurden
Ecktürme beibehalten. Der Burggraben verwandelte
zinen Teich, in dem sich Schwäne und Karpfen tummelten.
rde aus dem ritterlichen Herrensitz im 18. Jahrhundert
lfldllChCS Landgut. "harles-Josepla schätzte den Bau
ier Andeutungen von Llnregelmaßiglteiten", denn alle
aren hier vertreten. Ein Dutzend räppartemen waren
großartigste itiiäbliert, und die zwölf Kabinette, die sich
mcn befanden, machten das Schloß heiter und bequem.
lobiliar wissen wir, daß der Fürst sich sehr damit beschäf-
ll daß er das Schloß innen und außen im besten ieschi ack
im französischen, modernisierte. Graf Hcnri de Üallcne
bt uns in seinem Tagebuch eine summarische Beschrei-
lie Salons waren ilkUTll sses et parquetees stiperbementw,
apecs und Fauteuils wiesen eine karmesinrute Bespannung
ldborten auf. Das Schloß verfügte sogar über ein Bade-
rment, das ebenfalls sehr hübsch dekoriert und möbliert"
3er in den 'l'ürmen fühlte sich der Fürst am wohlsten;
lcr dem englischen iarten und der Insel der Flora zur
war, ließ er mit einer Bibliothek und einem Arbeits-
wppiri. aus nur Kauzlcrlolgt- Kunlgl. linmamllhklur. rar-t. Ujlll. am,
l-mlr 17 n.
ilr. Hahnchciullrh von lk-rnml lau Rnenburgh gut. Wßälorw Pa
lcr Kommode um xln Nlguan dieses Mcistcrw V. lk. U. der Aluluh cr
lkcxidenz
Luun lkitquc ltßlb? 177. Heilt LDUh-Phlllpp um Uiltanux uns ms; an
wand Ordens vom Hcili
10 Luun XVI-Bald. Fault-m VQH. jaiob. heutiges cub maß
Änluiilelrc
kabinett versehen tatsächlich schrieb der Fürst am liebsten in
Bettl. Am alten Portal hatte er einen Vers des Abbe Delillr
anbringen lassen iL'esprit des plaisirs immortels comme luin
Das runde Kabinett ist noch fast ganz in seinem alten Zustanr
aufuns gekommen, es ist der einzige Raum des heutigen Schlosses
in dem die Erinnerung an den Autor der Briefe und Gedanken'
noch furtweht. Sein Bild als Kind im lleiduckenkcistüm mi
jagdkarabiner über der Schulter siehe Abb. schmückt der
Kaminmantel. Seine reizvollen kleinen Bücher stehen sehör
geordnet in ihren Einbänden aus m. farbigem Maroqtiin de
Lieblingsfarbe des Fürsten mit eingeprägtem Wappen. Nebenar
befindet ich ein großer Raum, der mit wertvullen Bücherr
geradezu tapeziert ist. Das ist die Familienbibliuthek. Der Grund
stuck geht auf den Fürsten iXlberr-Henr 16,9 71642 zurück
der das berühmte Liber pa mis erwnrben hatte, dessen Buch
staben mit dem Feclermesser au gesch ittcn sind und eine richtigr
Spitze bilden. Dieses Buch xxar als Geschenk für König Hein
rich Vll. von England bestimmt. Die Bibiluthek timfaßt Hand
schriften und lnkunaheln und alle wichtigen Veriäi-Tentlichtingei
des l7. und 18. Jahrhunderts. Pages und er Sauveu
Legrus waren die pittoresken Bibliothe des Marschalls. Die
lnventare, die sie zusammenstellten, waren infulge ihrer 1er
beschattigung als Versesch ied LlHCl Mittei her der bescheidener
Vergnugungen ihres Herrn und Meisters äußerst summarisch
Erst 1839 erschien die erste Beschreibung all dieser Reichtüme
oder vielmehr dessen, was nach den Ymwälzungen der Revolutiot
von ihnen noch verblieben war. 1805 publi iertc der Marschal
ein kritisches Verzeichnis seiner militarischen Bücher. die er ii
Xiien besaß, in Band XXVlll seiner afilelangesii. Charles
sein ältester Sohn, der 1792 gefallen war, hatte die bibli phili
Leiden hnen geerbt. Ihm geh rte in Wien eint
Franz Xmu XXuverlmln-u 41mm 11017. Hvrzugm ion Äiuuch
11 Im lmeru-ilr, Äuswlmitl
en aus dem 17. Jahrhundert 1682 1699; große Attiken
rm von Dreiecksgiebeln sind mit heraldischen Reliefs
Das ursprüngliche Älobiliar hat die Kriege und Revolur
zum Teil überlebt und konnte beim Brande von 1900
gerettet werden. I'm übrigen erfuhr die Einrichtung im
ler Anheiraten, die die Familie mit allen berühmten lläusern
as verschwägerte, eine bedeutenc Bereicherung. S0 ent-
in echtes Museum von Kunst und Geschichte, das auch
ofundesten Kenner zu interessieren vermag. Park und
sind heute der Öffentlichkeit zugänglich. An Gegenständen,
FÖsterreich hinweisen, linden sich zwei Tische mit Ein-
us Schildpatt, Perlmutter und Kupfer, die an die Feldzüge
nzen Eugen gemahnen. Sie stammen aus dem Belvederc
2m Stadtpalais ldugens in der johannesgasse; zu erwähnen
rner Erinnerungen an Maria-Antoinette, wie etwa die
von länimt zwischen 1781 und 1784, die während der
rung der Tuilericn verstümmelt wurde, dann Ansichten
"ien, die in Österreich unbekannt sind Liouachen von
'ck, Ansichten vom Kahlenberg, Ölbilder von Malek
ch die lklarmtirbiisten von Franz Joseph und lilisabeth,
des Grafen lrenäus Zaluski aus dem Jahr 1862. Dieser
zrcr des Kaisers wurde bei einem Duell in Dresden
llier handelt es sich um eines der seltenen Werke dieses
cichneten Dilettanten und um ein Geschenk, das der
an Napoleon lll. bei der Weltausstellung 1867 in Paris
Die persönlichen Erinnerungen an den Marschall sind
Welt zerstreut, sie befinden sich vornehmlich in Frank?
Teplitz ehemals Besitz Clary-rkldringen, in Äluseen
vatsammlungen. Aber Beloeil bewahrt die ergreifendsten,
die Handschriften seines literarischen Werkes oder den
von Belgrad, wu er unter Laudun diente. Für die Liebe
chöner Dinge ist die Wallfahrt nach Beloeil eine Note
keit; sie werden dort die Spuren einer großen Vergangen-
nitten des maiestätischen Rahmens ÄiPsP nfQiPlfllrnc am
11
ARTU GRAF
STRACJ
WI
I'Z Ein
Viene.
Haus in Briixxel
Dcr Fremde, der Brüssel im Auto
in östlicher Richtung verläßt,
benutzt gerne jene von dem
genialen König Leopold II. an-
gelegte Prachtstraße, die Avenue
de Tervueren, die mit ihrer kilo-
meterlangen vierreihigen Kasta-
nicnallee zu den schönsten groß-
städtischen Ausfahrtsstraßen der
Welt gehört. Wenn er dann,
durch den sanften Bogen eines
grünen Platzes gleitend, die Fahrt
verlangsamt, fällt sein Auge un-
vermeidlich auf ein langgestrcck-
tes Gebäude, dessen turmartigcn
Abschluß vier Bronzenguren zie-
ren Abb. 4. Es ist das Palais
Stoclct.
Der Anblick dieser Architektur
bedeutet auch heute noch
für jeden, der sie zum erstenmal
sieht, einen Schock. Mag man den
Bau ablehnen, mag man ihn be-
wundern, man kann nicht umhin,
ihn wahrzunehmen. Das liegt
nicht nur an seinen großzügigen,
Wahrhaft palastartigen Ausmaßen,
das liegt an jener ganz persön-
lichen Nute, die das 190541911
entstandene Gebäude aus der
langen Reihe der Häuser heraus-
hebt, die seit der jahrhundert-
wende bis in die jüngste Zeit an
der Avenue de Tervuercn ent-
standen sind.
Der Mitteleuropäer, insbesondere
der Wiener, wird sich vom Palais
Stoclet irgendwie vertraut an.
gesprochen vorkommen. Das Hin-
lfSClllkllNl erinnern, mag in
aler auch jenen Klang zum
wingen bringen, der ihn liei
Betrachtung repräsentativer
ten seiner Heimat durchzieht.
xiichlich haben wir es bei dem
is Stnclet mit dem wohl
LISSCIKlSICH iesamtkunstwerk
1x11, das die bildende Kunst
Dnnauratunes zu Anfang dieses
hunderts geschaffen hat.
eh die Kriegszerstfirungen im
zcn Europas ist es obendrein
inem der ganz wenigen Bei-
des Neuen Stils" gee
len, die heute nnch erhalten
dureh das Verständnis
die materielle Opferbereit-
der Besitzer unver-
geblieben sind.
dieses llaus entstehen
te, verdanken wir dem leider
ltenen Zusnnuxientreffen von
lerisehcm ieschmack und
itendcn finanziellen Mitteln
llem Neuen aufgeschlossenen
errn, Adolphe Stoclet, mit
rg1ll1l.llI1SillCfl und der
grenzt vielseitigen Begabung
Bsterreichischen Architekten
Hollniaiii1. So konnte ein
verwirklicht werden, wie
.ll' in den lloChZeiten der
tentwicklung Form gewinnt.
'in Jahrhundert hatte liuwlnzl
so schöpferische Kunst-
le gekannt.
ilr-n R-iii iiml "Pins T76".
lmlcr
iiiriiritiiii. iiiui siiiitii. riiiiiiiigt- uiiit-iiiiil.
IFJHIUSKUlICI An iiiii Eßwlllltilrllrl! Ht-itiii llHLi i.
gJHLIKH
LHUTC. wi-iidi- Jlh KÜHHKLJYHIKIH Nldfllluf. st-
lllhfilhllll. NXSIJIXCH JHN UIH ÄÄJIIHIUK HIII
iiti lIUfll Algh. Himiiiiiiii. VXclli-gulil -1i, seil
iiiiitiiiili. QlHVBKZJD5WCIIIC. iii lkkTlllf iiiiy-
lUHHUll-l Xmlte
NPCLNLVHIHHKI. Wfilldß JHS gCllllllll-Xvtlllfll Mii
VrlIHJXY-Vkilßt FlltSCH. niiri-us Alh NCllXNJfZßll!
Hlll xllllllxßlllfillllltlh m11, Ällä gltltllüll! HUlZ Sll"
Tlsfll Illll Viügvlcglßl ljlililr llllll kllU Slljllle. ll
nllXhHZCIH. giälklgtfvlilgiflü i,l'LiL'I ilbUfIUgCH
uiiiniil lepplril! iiiii Ivllhlvilll iii uiiii, Weil
ielh. xxliliItleApiällqllüll JHN iUlliNkTil, nii-
lhllhlfldlür! iiii" it'll uiirt-iii lLllWH AllU rUXll liUS
Ami. 4;. im izii-iii tiliqiii XUIHPH Fallhlklflll
im iiiiiiitii. PHXHhYüllCH Äluxllklill iiiii iHKKJV
iii vlYlLi. siuit-r. ifllll. Rm. itiii... uliii iiir
gllllld
VJlJIß hiüflü. SKKJÜUIHFWH. wiiiiit- iiiii VClhlClLiUl
HJÜCHI VJlIHÜÖhlIICIH siiiiiiiii. yltl lUhlUll iiiii vli
AHK Xt'l'LIUlLiCt.'l' BKUHIU. illlßr siiiiiiit-ii im
ÄIIUIHCF im ruiisriiiii. wiiiin- Hlhl Mt
Clhllfllllfll 5l'lXXJl'7-XY'lll. nit- eviit-i-iiiiit- dfl F41
xllld HCH. xi.- Will!!! Hfkpülliglltl! itiiii.iil-iitiis ges
Tvtpplrll iiixi MllWüFZSH Vlllwltlll lxrihllehllvIlb'
Ami. .iiir gfflllßlh iflllhl
bitter, aut lepplcn unci Dlfllhl.
Innen und Außen sind
gleichen Geiste inspiriert. lis gibt
kein Stück, das undurchdacht gee
blieben wäre. Jedem, auch dem
kleinsten Gegenstand sei es
ein Silberlöffel, ein Heizungsgita
ter, eine Türleiste oder ein Be-
leuchtungskörper wurde die
gleiche Sorgfalt zugewendet wie
dem Bauentwurf selbst, den mar-
morverkleideten Außenwänden
mit ihrer Bronzefassung, den
Plastiken, der Gartenanlage oder
der Raumaufteilung.
vom
Freilich hatte der große laelgische
Architekt Henry Van De Velde
schon 1895 in seinem ersten
Btüsseler Haus diesen im 19. Jh.
in Vergessenheit geratenen Grund-
satz der einheitlichen Konzeption
wieder angewandt. Aber beim
Palais Stoclet handelt es sich um
einen Bau von repräsentativen
Ausmaßen, an dem eine Gemein-
schaft von Künstlern unter Füh-
rung ihres Architekten, Hotll
mann, zusammenwirkte und dessen
Inneneinrichtung ausnahmslos aus
der Wiener Werkstätte hervor-
gegangen ist. Von den Brüsseler
Bauten der Van De Velde und
Horta unterscheidet sich das Werk
lltwl-Tmanns aber vor allem durch
die hier dokumentierte Abkehr
vom Jugendstil und seinem
charakteristischen Zierat. Die ge-
schwungene Linie, das von der
Pflanzenwelt inspirierte, teils japa-
nisierende, teils wuchernde Orna-
ment ist bei Hoffmann einer
Vorliebe für Gradlinigkeit, für
großflächige Aufteilung in Recht-
ecke und einer bewußten Schlicht-
heit in Form und Farbe gewichen,
die wohlrätig zur Kostbarkeit
des verwendeten Materials
vielfach weißer und schwarzer
Marmor und vergoldete Bronze
kontrastiert.
lintwicklungsgeschichtlich ist es
durchaus verständlich, daß
Umschwung zur Einfachheit in
dieser speziHschen Form von Wien
ausging. Hier hatte sich nach
den Napoleonischen Kriegen jener
Stil entwickelt, der, auf klassi-
zistischen Maßen gründend, allen
falschen Pomp des Empire bei!
seite räumte und später, Bieder-
meier genannt. auch dann noch
der
UCb JlULlCl-llkll-lhib Luieuau
tragen zu sein wie auf
übrigens spärlich verteilte
liar. Betrachtet man die i.
front des Gebäudes Abl
vermeint man eine jener Kas
vor sich zu haben, die ein
Gehäuse bildeten für
Werte ihres Besitzers, für
Briefe oder Schmuck. Hier
es die kostbaren Kunstsam
gen, die es, nach dem Wu
des Bauherrn, zu umsch
galt. Die vergoldeten Bx
leisten, die die Älarmortl
streng und üppig zugleich
rahmen, geben dem Hause
Preziöses, das im Innern
höhtem Maße zum Aus
kommt. Auch hier hcrrsch
Marmor vor. Seine Platten
wie Bretter edler Hölzer
handelt, deren gewachsene
ster, kunstvoll gegeneinandr
stellt, ihr einziger Schmw
Abb. 2. Es ist, als ob HoH
sich auf Eindrücke
sinnt, die er in biedermeiei
Umgebung, im elterlichen
großelterlichen Haus empf
haben mag und die zun
seines Lehrers, Otto
noch im Gegensatz standen
nicht nur zum Stil seines l.e
Auch seine engsten Mitar
in der von ihm geleiteten
ner Werkstätte" scheinen
lntentionen noch nicht ganz
zu wollen. Beim Palais
gewinnt man den Eindrucl
er ihre Mitarbeit fast absichtl
und sehr zum Nutzen des
zen auf die Herstellun;
Zutaten beschränkt habe
zwei schimmernde Gold
von O. C. lzeschka, dor
farbige Kachel oder eine Fa
tigur, die einen Akzent
Nur Gustav Klirnt räumt
Speisesaal großzügig Rau!
seine goldbunten Mosaike
die hell uncl leuchtend übe
ernsten Iwliübeln sch
Abb. s.
Dafür scheint Hotfmann sia
ber mit schier unerschöp
Phantasie um jede liinzelbt
kümmert zu haben, gan
sondets aber um die Aus
tung der Zierleisten. Ob
die Außenwände des llaus
zuri
"um... ....,.......11....1c.,.c11 uuu
in ganz seltenen Fällen noch
pflanzliche Formen zurück?
ien. In immer neuen Kum-
atiunen auftretend, sind es in
underer Weise diese Zier"
ten, die dem Hause, außen
innen, seinen einheitlichen
irakter geben. Das Auge
weift gerne über sie hin,
eut, das erst wahr-
ommcne Nlutiv in abgewan-
er Gestalt wieder
men.
eben
aufzu-
war es möglich, fragt man
heute erstaunt, daß ein
U1 diese Arbeitsleistung, diese
gfalt bis ins kleinste auf-
igen konnte und daß dabei
und seines Bauherrn nln-
nungen auf höchste Qualität
ntsprnchen wurde, daß das
und seine Einrichtung heute,
über 50 Jahren, den liin-
machen, als sei kaum ein
zehnt darüber hingegangen?
ist nur dadurch zu erk ären,
ihm in der Wiener Werk-
eine iemeinschaft
werklich wie künstlerisch
qualifizierten Helfern
iigung stand, die ihren Ehre
daran setzten, im Ausland
Probe ihres Könnens zu
n. S0 ist das Palais Stoclet
einem Denkmal geworden
allein für den bedeutenden
1er Architekten, sundetn vor
.-.. 111m
YUÜ
Zllf
ßväwäpbß'äoqfi'aq, .,.,..1..-.w.s
A?5K-AFA9l,C1r4O.r.Q
11ct-111-1-r111 Eßtisrlz A1111111111r11. lellcr 111.1
Porzellan 11111 zitrtwncngcllvcm 1t11111. Pcrlst.
Medaillotls in Gold. Wufelsilbcr mit Perlstalv-ll
111.- 111 11-11111 11t-1a11t11-11t-1 1211111 111 den Gläsern
kehren. Entwurf llollilnanti
Fautcuil aus dem KlntlJrzitnlner, NJKUIÜAFlWCH
1111 schwarz-gelben Einlagen. Uhcwug 1111
u1111t-111 1.11111
11T1111a111111-11 111m Dt-"c 1111 11.111111t11'k A111
wt-rßr- M1111111111-s11111. 11-r-1ßt-1 11011. z1t-11r-1
Gold aus Holz Uvaltuutlv und Uruuzc Kasti-
Abwatidltllig von Seitlnurkiutxtivcn. die auf du
1111x111 11.11 A11111-1111c11111t- 11.1.1 den r;1-g.111r11111t-11
rncheitictt
11 DvCkCn-llclütltlttuxzgskurpcr 1'111 Ihllvsmck. 11
11111 Glaskugeln 111111. 1111511111111. A111" 1111 1.11
crsrlicincn 11111 glcithctt Motive wir .111r a1111. 1.
Uadczmimcr. Weiße Miirmnrwiintlc mit wl
leisten und farbigm Kacheln. xrlntarzcr
bndcn. Wanne aus weißem Marmor. Itlubxl
Chrom und weißem Holz. irune Polster. Hi
der spatklassizistische Tharakter des Haines am
sichtbar
ERICH EGG Paul 'l'rngrrArIvl' .xlrll1'l''.s' ÜJZWl'l''fffli.fr'flt'II lhzrnrl.
Paul lklngtl. Änlwlunu du lluun. um 1723. Khugrnfult. limhulklichcs
Hxlllmllnr
12ml TIUgLT. lulwm und Älma. vor 173m Uxu-xrruhl-nhc zum WM.
.1 mm Tnmcr. 1m lwunwnuugt Iuux nmpu. 171m Kunxcm Ursu-
1mm. N.1l7lvu1ydmcnlmrh
26
Paul Troger ist eine der zentralen Gestalten der österreichischen Malerei des 18
hundetts. Seine Kunst steht an der Wende vom Barock zum Rokokt und
zismus und läßt sich keinem dieser Stile reibungslos einordnen. Darum gab
bisher keine geschlossene Würdigung des Problems Paul Troger. Die AllSStl
in lnnsbruck versucht durch die Konfrontierung der wichtigsten erreicl
Werke der Lösung dieses Problems nahezukommen. Tatsächlich zeigen die
bilder und die 14 Farbdiapositive seiner bedeutendsten Fresken gewisse Leit
zu einer neuen Bewertung und Einordnung des Künstlers auf. Daß trotzdem
viele Fragen olTenbleiben, ist bei dem großen Umfang des Schaffens Troger
der Fraglichkeit mancher Zuweisungen und bei der unvermeidlichen Beta
heit eines Veranstalters nicht zu vermeiden.
Entscheidend ist für Trogers Kunst die Tatsache, daß sie sich der Entwic
der österreichischen Barockmalerei, die in der Endphase von Daniel Grar
Bartolomeo Altomonte bestimmt wird, nicht einfügen läßt. Troger ist ein
reicher Eindringling", der sich gegenüber der vom Hofkreis bestimmten XX
Kunst durchsetzt und mit seinen zahlreichen Schülern auf diese österreicl
Malerei dominierenden Einiiuß gewinnt.
Troger War ungefähr ein Jahrzehnt ca. 171771726 in Italien und das nicl'
als Schüler, sondern auch als selbständiger Künstler, dem es an Aufträgen
mangelte. Wir wissen, daß er in Venedig bei Piazzetta, in Neapel bei SOllHICI
Rom bei Conca und Trevisani und in Bologna bei Crespi war. Das erste da
XVerk Trogers, Christus am Kreuz in der Kalvarienkirche Kaltern 1722 Südi
zeigt ihn noch ganz im Banne seiner italienischen Eindrücke. Die für ihn
typische Verwendung von Licht und Dunkel ist kaum zu spüren. ln dieser
hatte Troger auch die Verpflichtung, seinem Mäzen Jakob Maximilian Graf
Fürstbischof in Gurk, für ein großes Stipendium von 1000 Rcichstalern eine
Bilclern zu liefern. Diese Bilder des Ordinariats in Klagenfurt Pietä, Anbetung
Hirten, lll. Bernhard weisen bereits aufTrogers Aufenthalt in Bologna hin.
aus dem Gegensatz von Hell und Dunkel entwickelten Szenen bestätigen,
Troger von den Malern des 16. Jahrhunderts Correggio, Caravaggio und Tim
ztto mehr beeinflußt wurde als von seinen zeitgenössischen Lehrern. Besonders
Anbetung der Hirten ist ohne Correggios ieburt Ihristi in Dresden nicht denk-
Abb 1. Den stärksten liinHuß unter seinen Lehrern übte Piazzetta in Venedig
Seine Kunst spricht aus Bildern wie 'l'ohias und xXnna Österreichische ialerie
rn, Abb. dem bülienden Petrus Welsherg Pfarrhuf und der liinbalszimierting
isti Tiroler Landesmuseum. jreslvi gab 'l'roger den HlIUIIICITILlCU Kolorit und
eirunde, detailarme Gestaltung der Köpfe, Solimenas Komposition spricht aus
Selbstbildnis Trogers, das dessen Selbstbildnis in Neapel zum Vorbild hat.
1730 gewinnt Trogers Kunst unter dem Eindruck seiner Freskoaiuftrlige
neues Gesicht. Man könnte diese Zeit von 173071740 als seine rot-blaue Periode
richnen, da seine llauptl-iguren in leuchtend rot-blaue Gewänder gekleidet
Allerdings ist eine solche Bezeichnung nur als oberllächlichcs Merkmal mit
ückhaltung zu verwenden. Wesentlich ist, daß Troger nicht von den Figuren,
Jern vom Thema ausgeht. Die beinahe expressive Gestaltung der Szenen durch
iärden, Farbe, Lichte uncl Schattenballung läßt die Einzelligur zurücktreten. Die
sende Bewegung um eine Lichtquelle, die alle Figuren mit zentrifugalcr Kraft
außen schleudert, gibt seinen Fresken die bestimmende Note Abb. 3.
Leinwandhild folgt ähnlichen iesetzen. Die 1739 datierten Bilder Christus
Nikodemus und der IZjährige Jesus im Tempel Ursulinenkonvent Salzburg,
i. stellen die aus eigenem Licht erstrahlende Figur Christi im rot-blauen
ins Zentrum und lassen das Dunkel in den anderen Gestalten nach außen
hmen. Caravaggio und 'I'intoretto klingen als ferne Vorbilder an. ln diese
JdC fällt die Masse der Fresken und Tafelbilder Trogcrs. In der Ausstellung
sie durch die Kommunim1 der lll. Magdalena aus Zwettl, die prachtvolle
aus dem Historischen Museum der Stadt Wien, die Altarhliitter aus Platt
des Hl. Josef und lmmactilata, Abb. und das Spätwerk der Anbetung der
ige aus der Blasiuskirche in Salzburg 1746 gut vertreten.
1745 wandelt sieh Trogers Kunst in Richtung auf das Rokoko, dessen Tor
fnet, das aber erst sein Schüler Maulbertsch durchschreitet. Im Freskn lösen sich
ronzentrisch kreisenden Wolken und Figurengruppen zu Spiralen auf, die ihr
nicht aus der Mitte erhalten, sondern von den Strahlen einer imaginären Licht-
.e da und dort gestreift werden. Die scheinbare Zufälligkeit des Rokokn
ngedeutet. Die Bilder, auch die Fresken Brixen etc., sind nicht mehr vom
rugcr, Tod des hl. joscf, Olskizzz zum Allarblalt in Platt. NÖ., um 1740141, Slcicrnlirkxschm-s Landusnzuseuxzl
Joamncum. Graz
Togcr, Akt Tod des hl. Sltphalllla. Ulskizzc zum Akarhlaät in Undrn, 1745, N0. LJIILICSUHISCLIIII, Wicn
rogur, Übernahme des Stifws Mvlk durch die lkncdlktincr. Ölskizzn zum Fmku in Mclk. 1745, Didzcsunr
muscum ÜHXCH
Zentrum aus, sondern wie ein Tafelbild von unten nach oben zu lesen. Die Einzel-
figur wird noch unwichtiger, geballte Figurengruppen sind das Mittel des Ausdrucks.
Diese Epoche vertreten am deutlichsten die Ölskizzen zu den Fresken in Brixen,
Zwettl Übergabe des Stiftes an die Benediktiner, 1745, Abb. und Preßburg.
Aber auch die Altarblätter für Baden, 1745 Abb. die Lllrichskirche in Wien
1750, Brixen 1753 und der Entwurf für ein Altarblatt des Hl. Franz Xaver
Österreichische Galerie vertreten denselben Stil.
Den Höhepunkt der Leinwandmalerei bedeutet das grandiose Abendmahl in
Zwettl 1748I49, Abb. das den Expressionismus Trogers in einer fast antibarucken
Gesinnung am stärksten darbietet. Die Versunkenheit der Apostel, die stoßende
Gebärde Christi, der das Brot austeilt, und die in Abwehr heraustretende Gestalt
Judas' machen dieses Bild zu einem der bedeutendsten des 18. Jahrhunderts. Dagegen
laßt sich die Folge von Bildern zum Verlorenen Sohn in Seitenstetten datiert
1735 mit ihrer dekorativen Oberflächlichkeit und der für Troger unbekannten
Behandlung des StoiTlichen nicht in dieses von der Ausdrucksgewalt getragene
Werk des Künstlers einordnen. Vielleicht Endet sich für die Signatur P. T. F.
einmal eine andere Auflösung.
Dieser kurze Abriß mußte aus Raummangel die Fresken und Zeichnungen Trugers
außerhalb der Betrachtung lassen und sollte nur ein Versuch sein, Trogers eigenartige
Stellung innerhalb der österreichischen Kunst des 18. Jahrhunderts aufzuzeigen.
Er stand als eigenwillige Kraft zwischen dem Spätbarock der italienisch bestimmten
höFischen Wiener Schule und dem großartigen Finale eines Maulbertsch ein
Einzelgänger, aber nicht wegzudenken aus der glanzvollen österreichischen Malerei
des 18. Jahrhunderts.
71.
Letztes Abcn
,Aus
1748149, zam-um
vi ZWI
gninlirhe Vorsehung Pro-
vidcmi divina, Kupfcrslivll
der lcnnnlngic des Ccsarv
Ripu. Hurlclsrhr Ausgabr, Anga-
burg17J2
lübv. H.
ßkäbnßjj nwßim
lizml. 1.1.,
Am 20. Juli 1762 verstarb im Grünwalrlschen llause auf der llohen Brücke in
Wien der Kammermaler, Professor und ehemalige Rektor der Kayseim-Königl.
Accademie der Mahler und Bildhauer und Baukunst" Paul Trogen im Alter von
64 Jahren.
Dieser Künstler war als vorletztes von sieben Kindern am 30. Oktober 1698 dem
Schneider und Mesner von Zell im Pustertale, Andreas Troger und seiner Ehefrau
Maria, geboren worden. Die Fiärderung durch die in Südtirol begliterte Familie
der Grafen Firmiani verhalf dem begabten Knaben nicht nur zu einer Lehrstelle bei
dem Fleimstaler Maler äiuseppe Alberti, sondern im Anschluß daran auch zu einem
Stipendium von 1000 Reichstalern des Erzbischofes von Gurk, Jakob Maximilian
irafen Thun, das ihm den Studienaufenthalt in Italien ermöglichte. Nach drei Lehr-
und XVanderjahren wagte er von Salzburg aus den Sprung in die llaupt- und Resi-
denzstadt Wlien, wo er in dem Leiter der Hofbauämter Gundaker irafen Althan
einen einflußreichen Förderer fand.
Als Troger 1729 sich in Wien niederließ, war die Vorherrschaft der italienischen
Kiinstlerkolnnie bereits im Schwinden begriffen. Eine Generation junger öster-
reichischer Künstler hatte sich im Wettstreit siegreich behaupten können und auch
bereits XVerke hervorgebracht, welche die Zuge österreichischer Wfesensart trugen.
ln den Arbeiten Paul 'l'rogers sollte die Befreiung vom italienischen Vorbild end-
gültig vollzogen werden. In mehr als dreißigiilhriger Tätigkeit meisterte er mit be-
wunderungswürrliger Arbeitskraft und bravouröser Sicherheit XVerk auf XVerk,
entstanden die mehr als fünfzig Freskenzlvklen in Kirchen und Klöstern Nieder-
österreichs, Ungarns, Böhmens und Südtirols. Sein Hauptarbeitsfeld als Freskam
fand er in Niederösterreich; hier wanderte er von Kloster zu Kloster, wurde er von
einem Abte dem anderen empfohlen.
Sein erster Großauftrag führte Troger nach Melk. Hier, in den Fresken des Marmor-
saales und der Bibliothek, kommt Trogers Zentralthema, das ihn bis zu seinem
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Alterswerk Maria Dreieichen in immer neuen Variationen beschäftigte, bereits
vollauf zur Darstellung. Das Lichtproblem ist es, dem er sein ganzes Augenmerk
zuwendet und das er zum Mittelpunkt in allen seinen Kompositionen macht. In
allen Erscheinungsformen spürte cr ihm nach, von der machtvollen rotguldenen
Strahlcnglorie bis zum silbrig-kühlen Kolorit und der durchlichteten, duftigen
Atmosphäre in den Landschaftsszenerien. Was schließlich entstand, ergab eine
differenzierte Skala von Lichterscheinungen, eine hierarchisch gestufte Ordnung
von symbolischer Ausdruckskraft, die den bedeutendsten Schritt in der Entfaltung
des visionären lllusionismus der österreichischen barocken Deckenmalerei dar-
stellt.
Am Z4. September 1738 erhielt Faul Troger 400 Gulden für die Mahlerei an der
Chloster-StiegerDäckhe" des Stiftes Altenburg. Im selben Herbst begann er noch
mit dcr Ausmalung des Summerspeisesaales im unweit davon gelegenen Prämon-
stratenserstifte Geras, dessen Westflügel seit 1736 von Josef Munggenast neu gebaut
wurde. Dieses Somrnerrefektorium, das über dcr Torhalle liegt, reicht durch zwei
Stockwerke und ist ein prächtiger Repräsentationsraum. Seinen Glanz aber erhält er
von seinem Deckenfresko, das Troger so gestaltete, daß Malerei und Baukunst
eins mit dem anderen einerlei Körper erscheine". Durch eine gemalte Architektur;
zone vermittelt Troger zwischen der architektonischen Gliederung der Wände und
zwischen dem im Deckenbilde dargestellten Freiraum mit der Wiedergabe einer
himmlischen Vision. Diese scheinarchitektonische Rahmung ist aber wie die Atti-
kazone eines Gebäudes der Träger eines vielfigurigen Szenariums, in dem die komv
positorischen Akzente harmonisch verteilt und vor allem die Seitenmitten jeweils
besonders betont sind. ln der Hauptachse liegen die thematischen Akzente, die
Troger durch eine differenzierte Wiedergabe von Lichterscheinungen hervorhebt.
Eine schwebende Lichtfüllc konzentriert er in der auf einer Spiralwolkenbank
sitzenden Gestalt im Zentrum des Freskos, die sich durch die Attribute eines Zepters
mit Auge im göttlichen Strahlendreieck und eines Füllhornes als die Personifika-
tion der göttlichen Vorsehung, als Providentia divina, erweist. Dieser visionären
Lichtfiille entspricht in der Hauptgruppe der Randzone die goldene Gloriole, die
vom Haupte Christi ausstrahlt, und das durchlichtete, silbrig-duftige Kolorit
der die Szenerie des Wlunders baldachinartig überwölbenden Baumkrone.
Für die Verdeutlichung Allegation der göttlichen Vorsehung wählte Troger das
Wlunder der Brotvermehrung, und zwar so, wie es das Johannesevangelium berichtet.
Denn nur dieses erwähnt den von dem Apostel Andreas herbeigeführten Knaben
mit den Gerstenbroten und den Fischen, der zu Füßen Christi kniet. In der übrigen
Ausgestaltung des Geschehens aber war Troger verhältnismäßig frei und konnte
seinen Intentionen folgen. Und so faßt er das sich lagernde Volk in Gruppen zusam-
men, die durch den bewegten Rhythmus von Brot schenkenden und nehmenden
Händen miteinander verbunden sind ehrwürdige Apostel, exotisch kostümierte
Männer, jugendliche Hirten, Mütter mit Kindern, ein sich kämmendes Mädchen,
diskutierende ernste Männer, vornehme Damen mit modischen Sonnenschirmen,
Krüppel und Bresthafte. Sie bevölkern die heilige Szene, die ganz und gar profan
gestaltet, ja durch ergötzende Verhältnisse" aufgelockert ist, wie bei dem Hirten-
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ngen, der sein Bein über die gemalte Randzone in den Saal hinunter streckt,
ler bei dem Putto, der unbekümmert um den heiligen Ernst sich müht, den
lfkliChCtl Strick, an dem der Luster des Saales hängt, mit beiden Händen fest-
halten.
'ie in einem Buch soll der Betrachter diesen bildlich gestalteten Bericht lesen
sgehend von der Mittelgruppe, wu Christus mit weisendem Finger nach oben
if göttlichen Vorsehung deutet, dann die Szenerie links und rechts verfolgend,
schließlich bei der mittleren Gegengruppe auf der anderen Liingsseite durch
weisenden Finger eines jugendlichen Apostels Wieder nach oben, das heißt
if die Mitte verwiesen zu werden, wo die göttliche Vorsehung thronend im blauen
ther schwebt.
in solches monumentales Fresko war in der Barockzeit nie das Werk des Künstlers
lein. ln nahezu allen Fällen folgte der ausführende Maler einem schriftlich fest-
rlegten Programm, das zumeist vom Auftraggeber ausgearbeitet war. Auch Troger
ützte sich hier auf ein solches literarisches Konzept, das auch schon den Vorstufen,
er Skizze und dem Entwurf, als Grundlage diente. lir rückte aber durch die reiche
usgestaltung des Szenariums in der Randzone das dramatische Geschehen gegen-
ber der allegorischen Figur bewußt in den Vordergrund und führte damit als
"ster ein Gestaltungsprinzip ein, das erst in der zweiten Jahrhunderthälfte modern
erden sollte.
bieses Fresko muß auf alle Fälle großen Beifall gefunden haben. Denn im Jahre
739 malte Troger das gleiche Thema im Speisesaal des Klosters Hradisch; allerdings
hne die Szene des vom Apostel Andreas herbeigeführten Knaben mit den Gersten-
roten. Den Entwurf hierfür bewahrt das österreichische Barockmuseum auf.
eine Schüler, von denen er mehr als je ein ausländischer reich besoldeter Maler
eztigen", haben seine leichte Manier" im ausklingenden Barock fortgeführt.
ein wesentliches Anliegen aber, die Probleme des Lichtes, wurden von Anton
iaulbertsch, dem genialsten Troger-Schüler, übernommen und in den großen
reskenzyklen zur Vollendung gebracht.
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1750, in seinem sechsten Studienjahr und im Alter von Z6 Jahren, hatte Maulbert
an dem Wettbewerb der Wiener Kunstakademie teilgenommen und den ers
Preis davnngetragen. Die Aufgabe war diesmal die Schilderung der Akadei
mit ihren Attributen bey den Füssen Minervens", also, ausnahmsweise, nach
langen Reihe biblischer Preisaufgaben eine Allegorie, die auf die Beziehung
1749 wiedererötfneten Kunstanstalt zu der kaiserlichen Patronin, Maria There
hinwies. Das Bild galt mit den zahlreichen anderen Preisstücken der Akademie
bis in die letzte Zeit für gänzlich verloren, kann jedoch mit einem erst neulich
Wien nach München gelangten Sammlung WÄReuschel Grisaillebild Mßlllbßftäl
in Zusammenhang gebracht werden Abb. l.
Das bläulich schimmernde feine Bildchen das früher, wie so manche Bill
Vaulbertsehs, irrtümlich für ein Werk E. Hulzers galt ist, nach Vortr
Typen u. a. zu urteilen, ein charakteristisches Frühwerk unseres Meisters, das
seinen Arbeiten aus den ahren 1748-4750 in unmittelbarer Verwandtschaft ste
Auch die Darstellung ist eigentlich leicht zu deuten. Die im Hintergründe sichtb
behelmte Frauengestalt ist unverkennbar die Göttin Minerva, Beschirmetin
Künste, die sich beschützend über die im Vordergrund thronende majestätisr
Frauenl-igur mit Szepter und Krone beugt. Letztere ist die Personifizierung
Akademie, dargestellt nach den allgemeingültigen Vorschriften der ikonologiscr
Handbücher. Sie hält in den Händen je eine Medaille mit den Bildnissen der jung
Kaiserin Maria Theresia und ihres Gemahls, also der beiden Patrone der Wiei
Kunstakademie zu jener Zeit. Auf der Seite befinden sich dann die allegurisch
Figuren der Künste mit dem Genius des Ruhmes, ganz vorne liegt der zum Bod
geschleuderte Neid mit den Eselsohren.
Die Allegorie der Künste, besonders in Verbindung mit der höheren Unterstützui
war ein Thema, das zu jener Zeit die Künstler Wiens besonders rege beschäftig
zahlreiche Aufnahme- und Preisstücke, Bilder und Skulpturen gaben diesem Gedz
kenkreis künstlerische Form und standen im Vordergrund des lnteresses s. u. a.
Llemorial G. Dnrfmeisters im Barnckmuscum u. 21.. Auch Maulbertsch hat da
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bald wieder das Thema ein anderesmal aufgenommen. Das Deckenbild, das er 1759
im Ratssaal der Akademie malte und das sein Aufnahmestück war, als er zum
ordentlichen Mitglied gewählt wurde, hatte wiederum eine Allegorie der Kunst
zum Gegenstand, des näheren, wie der Zeitgenosse A. Weinkopf in seiner Be-
schreibung der Akademie 1783 eingehend schildert, eine Darstellung, wie hoch
sich die Künste mit tätiger Unterstützung in der "österreichischen Monarchie empor-
schwingen werden". Das Fresko, dessen ursprüngliche architektonische Umrahmung
von K. F. Sambach gemalt wurde, war in dem kleinen umgebauten Saal im Ober-
geschoß der alten Universität bis in die jüngste Zeit unter der Tünche unsichtbar.
Erst die um 1958 unternommene gründliche Restaurierung konnte die Überreste
des fast schon zugrundegegangenen Werkes befreien, womit mindestens die Konturen
in den Hauptteilen der Komposition zum Vorschein kamen und erhalten werden
konnten. Da steht vor uns die charakteristische allegorische Szene, wie sie auch
von Weinkopf geschildert wurde, mit der thronenden Hauptfigur der Beschützerin
der Künste, dem Kunstlehrer hinter ihr und dem knienden Kunstschüler, der die
Preise entgegennimmt, am Fuße des Thrones. in der Höhe schwebt die allegorische
Gruppe der Künste mit der Akademie an ihrer Spitze, von Saturn und dem öster-
reichischen Schutzgeist geführt.
Die Rekonstruierung der kaum mehr sichtbaren Darstellung wird auch durch eine
bisher unidentifizierte Skizze Maulbertschs erleichtert Abb. 2. ln den Münchener
Staatsgemäldesammlungen befindet sich ein schwungvoller Entwurfunseres Meisters,
mit allegorischen Gestalten, die mit der oberen Gruppe des Akademiefreskos aufs
schönste übereinstimmen. Die Skizze zeigt den oberen, vierpaßförmigen Abschluß
des Deckengemäldes mit der thronenden Figur der göttlichen Vorsicht im Himmels-
glanz, der nach oben schwebenden Frauengestalt der Akademie, den Genien und
Putten mit den Attributen der Künste. Die Münchener Skizze des fast vernichteten
Akademiefreskos ist auch wegen der festen Datierung 1759 zur näheren Bestim-
mung von Maulbcrtschs zahlreichen Entwürfen aus dieser Zeit von nicht überschätz-
barer Bedeutung.
Mit dem ersten Akademie-Bild von 1750 hatte sich Maulbertsch um den ersten Preis
beworben, mit dem zweiten von 1759 war er zum ordentlichen Mitglied geworden,
das dritte Bild aus dem Jahre 1770 steht mit der Schicksalswendung des alten lnstituts
in Zusammenhang. 1766 war neben der schon im Verfall begriffenen kaiserlichen
Akademie eine mehr fortschrittlichere, modernere Kunstschule, die Kupferstecher-
akademie, mit kaiserlicher Unterstüzung errichtet worden 1772 wurden die beiden
Anstalten vereint. Maulbertsch stand mit der Kupferstecherakademie und dessen
Direktor seinem späteren Schwiegervater Jakob Schmutzer seit Anfang an
in inniger Beziehung, präsentierte 1770 ein Aufnahmestück und wurde dadurch
zum Mitglied, später zum Rat der Kunstschule aufgenommen. Dieses Ereignis
wurde in mehreren zeitgenössischen Zeitungen kundgegeben, Maulbertschs Auf-
nahmestück ausführlich beschrieben und gepriesen.
Das in grau-braun gehaltene, außerordentlich glatt gemalte, fein ausgearbeitete
'I'afelbild, das bis heute noch in der Gemäldegalerie der Akademie in Wien auf-
bewahrt wird, stellt eine Allegorie auf das Schicksal der Kunst dar Abb. 3. Die
durch eine junge Frau personifizierte Kunst wird von einem älteren Mann zu der
auf Wolken herabschwebenden FreigibigkeiW geführt, um den Preis in Form
eines goldenen Apfels zu übernehmen. Sie urird jedoch auf ihrem Wege von der
Jugend und dem Neid aufgehalten, auch deutet die im Vordergrund betrunken
liegende Faulheit" auf die weiteren Hindernisse der künstlerischen Laufbahn hin.
Trotz der Übereinstimmung einzelner Motive wird hier die Wandlung, die sich
um die siebziger Jahre in Maulbertschs Auffassungs- und Darstellungsweise voll-
zieht, überaus klar. Es ist kein Zufall, wenn in der Augsburger Kunstzeitung 1770
in Zusammenhang mit Maulbertschs Bild Winckelmanns Allegorie" zitiert wird,
man würdigt gerade jene Eigenschaften des Werkes, die mit der neuen Kunst-
gesinnung, mit den Forderungen des Klassizismus im Einklang stehen die ganze
iruppe ist so geordnet, daß es zusamm ein Ganzes ohne Verwirrung ausmacht
und sich die Hauptßguren vorteilhaft hervorheben. Die Lichter und Schatten sind
ohne schreyenden Contrast, in einer verständigen Vereinigung... Die Figuren
sind edel und charakterisiert. ohne in eine wilde Kühnheit und Überladung
auszuarten". Das sind aber deutlich die neuen Prinzipien der edlen Einfalt und
stillen Größe", der klaren und sinnvollen Anordnung, der reinen Zeichnung und
nüchternen Darstellungsweise, Prinzipien, die durch die Schriften Winckelmanns,
Hagedorns, Sulzers u. a. in diesen Jahren auch in Österreich und den Erblanden
zu ästhetischen Forderungen wurden. Maulbertsch ist hier wie auch in seinen
meisten Werken der Spätzeit deutlich bemüht, sich den neuen Forderungen
anzupassen, mit dem raschen Wandel des Kunstgeschmacks Schritt zu halten. Seine
ganze Entwicklung ist seit dieser Zeit durch das Streben nach neuen Ausdrucks-
mitteln, durch den KonHikt von Altem und Neuem, der zögernden, doch unwider-
ruflichen Entfernung vom Barock und Rokoko bestimmt. Der Vfeg, den er beschrit-
ten, kann an den drei, in verschiedenen Etappen seiner Entwicklung entstandenen
Akademie-Bildern klar verfolgt werden.
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173mm
Johann Jakob Zeiller 170871783 aus Reuttc, fruchtbarer und bedeutender Maler von Fresken und Altarbildern in Süddeutschland und
Österreich, war der jüngste in der Gruppe dcr Tiroler Professoren der kaiserlichen Akademie in Wien. Ebenso wie für Paul Troger und
für Michelangelo Unterberger waren auch für ihn lange Lehr- und Wanderiahre in Italien bestimmend für seine spätere Entwicklung.
Wir kennen aus der italienischen Zcit dieser Tiroler Künstler fast keine Arbeiten. Um so wertvoller ist der Fund eines großformatigen Fresko-
modellos 125 100 cm, Öl auf Leinwand aus italienischem Privatbesitz in Umbrien, der eindeutig als Werk Zeillers aus seiner römischen
Frühzeit nachzuweisen ist.
Dargestellt ist die Glorie der Heiligen des Benediktinerordens, darüber die Dreifaltigkeit und die Madonna ein Thema, das später Zeillers
Schaffen krönt in den bedeutenden Schöpfungen seiner Reifezeit, dem gewaltigen Kuppelfresko von Ettal 1752, Modello im Germanischen
Nationalmuseum in Nürnberg und der llauptkuppel von Ottobeuren 1763 2. Der Fund zeigt, wie die Bewältigung dieses Themas Zeillers
ganzes Leben seit seiner Frühzeit durchzieht. Typisch für seinen Stil sind viele Details, vor allem in den Engelsgruppen, die fast Wörtlich
in Llttal und ttobeuren wiederkehren. Ganz anders ist aber noch das Kolorit dieses Frühwerks Es herrschen stumpfe Braun- und Gelbtöne
vor, die iesamtxivirkung ist ockerfarbig, nur von wenigen blauen Flecken unterbrochen. Von venezianischen Eindüssen ist noch nichts zu
spüren. Der junge Zeiller steht hier ganz unter dem Eindruck des römischen Barock. Pietro da Cortonas vielbewundertes Barberinifrcsko
in der Farbenskala italienischerMaioliken des 17. Jahrhunderts, die satten Farbtöne von Pozzos Fresko in S. lgnazio in Rom 1685 bilden
die Voraussetzungen für das Kolorit dieses Modellos. ln der Komposition der Figurengrulvpen ist jedoch der EinHuß Sebastiano Concas
1676- 1764 spürbar, dessen Fresko für Sta. Ceeilia in Rom 1725 während Zeillers römischem Aufenthalt 1724-1731 vollendet wurde.
Das mehrfach vorkommende Kardinals- und Papstwappen zeigt im typisch italienischen Schild das Wappen der Corsinis durch einen Bischofs-
hut als innere Wappenzier bereichert. Lorcnzo Corsini war 1730 als Clemens Xll. zum Papst gewählt worden. Zeiller war bis 1731 in
Rom. Damit ergibt sich als wahrscheinliche Entstehungszeit das Jahr 1730731.
Der Modello ist somit Zeillers frühestes bekanntes Werk und ein interessantes Dokument für die Geschichte der süddeutsch-üsterreichisehen
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Das aus englischem in Wiener Privatbesitz übergegangene iemälde mit der Dar-
stellung Christus im Hause des Pharisäers Simon" gibt die Szene nach den Xlfortcn
des Lucaselisiangeliums Dann wandte er sich zu dem Weibe und sprach zu Simon
,Siehst Du dieses Weib? Und er sprach zu ihr ,Deine Sünden sind Dir vergeben."
Da Engen die, welche mit zu Tische waren, an, bei sich zu sagen Wer ist dieser,
der sogar Sünden vergibt? Vers 43750". Der hoheitsvollen jestalt Christi,
dessen Hände aufdie zu Boden gebeugte Magdalena und den nachdenklich sinnenden
Pharisäer weisen, ist durch den Tisch mit dem weißen Tuch getrennt die
iruppe der phantasievoll gemalten iestalten um Simon gegenübergestellt. Fremd-
artig ernst ragt Christus auf, derb und mit exotischen Zügen steigen die Figuren,
eng zusammengedrängt, in einer Pyramide empor. Vor einer hohen Ilogcnnische
hängt ein funkelnder Metalluster auf die iiruplue nieder. Die Säule vor der Whnrl,
die Vorhänge und die verbindende Schnur sind Requisiten Maulbertscbs, geradeso
wie die Pisenklammer der rund nach vorne ausschwingenden Steinstufe, auf der
die Figuren angeordnet sind. Aus dem tiefen Raumdunkel treten die starken und
leuchtenden Farben, pastos und voll einer inneren Bewegtheit gemalt. Sie weisen
ebenso wie die ganz persönlich übersteigerten Typen auf die Zeit um das Jahr 1765,
als Maulbertsch die Fresken in Schwechat und Klosterbrtick gemalt hat. In dem
Gemälde, das xiöllig durchgeführt erscheint, ist wohl ein Vorentwurf für ein Altar-
bild zu erkennen. Unvergleichlich erscheint die Ausdruckskraft, mit der der biblische
Bericht des Evangeliums verlcbendigt ist durch eine Malerei, die mit stibjektivster
schöpferischer Kraft das biblische Ereignis in eine geheimnisvoll belebte legen-
wärtigkeit hebt und durch diese Steigerung der geistigen Intensität die Darstellungs-
welt aller anderen österreichischen Barockmaler überragt.
Zu gleicher Zeit sind zwei mit Bistcr lavierte Blätter von Maulbertsch aufgetaucht.
Die eine Zeichnung mit der Allegorie auf den Triumph des heiligen Kreuzes Feder,
20,8 16 cm trägt das Datum, 22. Juni 176". Der zeichnerische Strich vereinigt
Iiinergie und Zartheit. Die Lavierung unterstützt die Kontrastierung der hellen und
dunklen Gestalten, die über einem flach empurgewellten jesims mit dem Kreuz
und Engeln in ein ovalrund sich "itfnenrles Mittelfeld hin-einreichen. Es ist die
räumliche Figurengruppierung, die an den Deckenbildern der Pfarrkirche von
Sümeg Verkündigung an Moses, Christus unter den Aposteln bereits zwei Jahre
früher erscheint. Mit diesen Fresken verbindet die Zeichnung auch die starke Bewegt-
heit aller Gestalten und der souverän erreichte künstlerische Atisdrtick. Die Albertina
besitzt in einem etwas größeren Blatt ImvNr. 25502 eine schwächere Nachzeich"
nung, die von Klara iaras in dem Werkverzeichnis ihrer ÄIaulbertscb-Älnno-
graphie als Nummer 55 Abb. 48 um das Jahr 1754 angesetzt worden ist.
Kaum später als das Blatt mit dem Triumph des heiligen Kreuzes ist die Zeichnung
mit der Darstellung des Martyriums der Heiligen Judas Thadrläus und Simon
entstanden. Die Zeichnung Feder, 20.4 12cm gibt genau die Komposition des
großen Altarbildes, das ich in einem Oratorium der Lilrichskirche in Wien auf,
gefunden habe. Ils beiindet sich nach jahrelanger Ausstellung im Barockmuseum
gegenwärtig in der ialerie des Schottenstiftes. Die Zeichnung, vollig durchgeführt,
ist keine Studie für das Ölgemalde, sondern eine Wiederholung des ltontposititinellen
ieriistes, die deshalb wertvoll ist, weil sie das im Ölbilde in den dunklen Grund
versunkene Martyrium des heiligen Simon durch die Säge in seinen llauptzügen
wiedergibt. Auch das Kreuz mit dem leuchtenden Ilerzen und die Märtvrerpalmen
sind deutlicher sichtbar als auf dem Gemälde. Die feinglietlrige Zeichnung über!
mittelt nichts von der großartig gesteigerten Wucht des mächtigen Bildes, an das
keines der gleichzeitigen iemälde Maulbertschs herankommt. Die 1760 gemalten
Studien für die Fresken der St. Antlreas-ehem. Jesuiten-Kirche in Komorn, wie
die Verherrlichung der Weltmission der Jesuitenheiligen Ignatius und Franz Xaver
Grirnschitz, Deutsche Kunst, Bd. V1.7 und das MartiTIum des heiligen Andreas,
orlienbaren die gleiche Intensität des geistigen Ausdrucks in dem kleinformatigen
Entwurf die auch noch in der Darstellung Christi im Ilause des Pharisäers Simon
erhalten ist nicht aber lassen sie die geniale schöpferische Kraft Maulbertschs
in dem Riesenformat des Altarbildes vermuten.
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Naturalisiiirbe Gefäß? der Plolifxrber Faenrrlzmnlzfaklzzz"
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war neben der Wiener Porzellan-
manufaktur die Fayenceerzeugung in l-lolitsch Holiä in der Slowakei zweifellos
das größte und erfolgreichste keramische Unternehmen der damaligen österreichisch-
ungarischen Monarchie. Die Wiener Porzellanmanufaktur von Du Paquier, die 1744
in Staatsverwaltung übernommen wurde, stellte das im 18. Jahrhundert begehrteste
und vollkommenste Produkt, das in Europa erst 1709 entdeckte Porzellan, her.
Dessen Erzeugung war jedoch mit bedeutenden technischen und finanziellen Risken
verbunden. Die gleichzeitig gegründete Holitscher Fabrik dagegen erzeugte die
traditionelle und nicht so kostspielige Fayence.
Der Begründer der Holitscher Fabrik, Maria Theresias Gemahl Franz Stephan von
Lothringen, wählte das westslowakische Städtchen, in dem er seit 1736 eine Herr-
schaft besaß, wegen seiner vorteilhaften Bedingungen für sein neues Unternehmen
aus. In der Umgebung von Holitsch blühte nämlich bereits seit linde des 16. Jahr-
hunderts die Erzeugung der Habaner Fayence, so daß neben ausgezeichneten
Töpfererden hier auch ein Reservoir billiger, fachlich geschulter Arbeitskräfte zur
Verfügung stand. In den ersten Jahrzehnten ihrer Produktion erzeugte die Holitscher
Fabrik zahlreiche Arten von Tafelservicen, mit denen sich viele Feudalsitze Mittel-
europas sowie die wohlhabende Bürgerschaft ausstatteten. Auch Luxusgefäße, die
in naturalistischer Ausführung zoomorphe und vegetabile Motive darstellten,
wurden hergestellt. Diese in europäischen und überseeischen Museumsr, Schloß-
und Privatsammlungen verstreuten Gefäße gehören zu den seltenen und viel-
begehrten Sammlungsstücken.
Die direkte Anregung zur Herstellung naturalistischer Gefäße kam aus Straßburg,
von wo Franz Stephan von Lothringen einige Fachleute berufen hatte, aber auch
aus der Fabrik in Höchst, mit der J. Buchwald, ein 1754 vorübergehend in Holitsch
wirkender Maler und Modelleur, den Kontakt vermittelte. Der Gedanke, naturalistisch
geformte Gefäße herzustellen, war allerdings damals in der Kunst keineswegs neu.
Neben den antiken und frühmittelalterlichen Kulturen, in denen Figurale Gefäße
stets mit Kult und Geheimnis in Verbindung standen, war diese Art von Gefäßen
in der deutschen bürgerlichen Kultur der Spätrenaissance, namentlich in den aus
Edelmetallen gefertigten Arbeiten einiger Augsburger und Nürnberger Gold-
schmiedegenerationen um die Wende des 16. Jahrhunderts, sehr verbreitet. In der
Keramik aber muß an die Vorliebe für naturalistisch modellierte Tiere und Pflanzen
im Werk des genialen französischen Renaissancekeramikers Bernard Palissy und
dann auch freilich an die chinesische Keramik erinnert werden. Diese war die Quelle,
aus der nicht nur die Keramik, sondern die europäische Barockkunst überhaupt
mehr als eine Anregung schöpfte.
Allen naturalistischen Holitscher Gefäßen ist, von den größten bis zu den kleinsten,
eine Funktion und eine bildnerische Absicht gemeinsam Neben ihrer Nutzaufgabe,
die in dem komplizierten Tafelzeremoniell der barocken Festmähler genau abge-
grenzt war, in erster Linie als Schmuck und Attribut des Glanzes der feudalen
Tafel zu dienen. Unter solchen Voraussetzungen waren dem Künstler nahezu una
beschränkte Möglichkeiten zur Entfaltung seiner bildnerischen Phantasie und
technischen Fertigkeit gegeben.
Das älteste Holitscher Erzeugnis dieser Art ist wahrscheinlich die Terrine in Form
eines Kohlkopfs im Kunstgewerbemuseum in Budapest, die mit ihrer Signatur l-l 44
in das Jahr 1744, also in die ersten Anfänge überhaupt, verlegt werden muß. Dabei
haben wir es hier bereits mit einer vollendeten Qualität des Scherbens wie der
Farben zu tun, bei denen in verfließenden Übergängen grünliche und gelbliche
Töne miteinander abwechseln, die mit einer glänzenden, man möchte fast sagen,
einer Lüsterglasur zusammengeßossen sind. Dieselbe Vollkommenheit verrät sich
auch in der Modellierung des Gefäßes, namentlich in den abstehenden Blättern
der Bekrönung, zwischen denen eine birnenartige Frucht die Funktion eines Griffes
ausübt. Terrinen in Gestalt von Kohlköpfen haben sich von allen hier besprochenen
Gefäßen am meisten erhalten, und zwar in Museums- und Schloßsammlungen der
Tschechoslowakei, in einem Exemplar im Österreichischen Museum für angewandte
Kunst in Wien und sicher auch noch an anderen Orten. Ein selteneres Denkmal
stellt ein kreisrundes Gefäß in Gestalt einer Rose dar, das in mehreren Größen
vorkommt und zur Darreichung von Süßigkeiten, als Konfektschale, diente. Sein
Deckel paßt so genau in die purpurn schattierten Blätter hinein, daß wir verstehen
können, warum die Franzosen diese Dinge nles pieces en trompe lioeila nennen.
41
Mit absoluter Naturtreue wurden von den Holitscher Modelleuren auch die recht-
eckigen, ein Spargelbündel darstellenden Butterdusen oder die gegliedert modellierten
Dosen in Form einer auf einem flachen Blatt liegenden Weintraube behandelt.
Selten kommen bunt kolorierte Gefäße in Apfel- oder Birnenform vor. Der Größe
nach verwandt ist ihnen das völlig unikate Exemplar eines Tintenfasses in Form
eines iallapfels aus dem Kunstgewerbemuseum in Prag.
Neben der Thematik, die die heimische Natur beisteuerte, linden wir unter den
Denkmälern aus llulitsch auch Behältnisse in Form von exotischen Früchten,
Artischocken, Ananas Kunstgewerbemuseum in Budapest, Zitronen, die, ebenso
wie hundert Jahre früher die Stilleben der holländischen Nleister aus der Mitte
des 17. Jahrhunderts, die Wohlhabenheit des Adels und der reichen Kaufleute
sowie die rege Organisation des Überseehantiels belegen.
Größere bildnerische Begabung und mehr Geschmack als bei den vegetabilen
Gefäßen war sicherlich bei der Formgebung der Gefäße in Tiergestalt vonnöten.
Auch in dieser Richtung hinterließ uns die Holitscher Fabrik, die um die Mitte
und im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts mit den Arbeiten des Sttaßburger
Modelleurs Lanz wctteiferte, Erzeugnisse von beachtlicher Qualität. Die monu-
mentalsten waren Schüsseln mit Deckeln in Gestalt großer Tiere, in denen ganze
Braten oder Pasteten aufgetragen wurden, was mit dem barocken Kult des Schau-
essens" zusammenhängt. Eine große Sammlung solcher iefiiße besaß noch zu
Das in Ar! Chucknnfornl.
Kunvlgcwurlw mßeum Prag
Butlcrdmt in Form ner Wri
1750. Kuns!gcwcrhcnußcum,
Bonbonnivm in Ruscxuform. H0
gewerbcxnusculnn. Prag
42
um 1750.
Hnlirsch, um
11750. Kuxwu
Beginn unseres Jahrhunderts Fürst Liechtenstein. Zu den seltensten Stücken dieser
Art gehört die einen Eberknpf darstellende Schüssel im Österreichischen Museum
für angewandte Kunst in Wien, die Spuren einer blauen Signatur trägt. Der Deckel,
der den Scheitel des Kopfes mit den Ohren wiedergibt, ist ungemein plastisch
durchgearbeitet und in Kontrasttönen weiß, mangan und blau koloriert.
Ein ähnliches Unikat stellt die 60 cm lange Schüssel in Gestalt eines Fisches im
Prager Kunstgewerbemuseum dar, die im Unterschied dazu in der blassen Skala
von rosaroten, blauen und gelblichen Farbtönen mit Hochglanz auf der schuppigen
Oberfläche gehalten ist. Eine häufiger vorkommende Art sind Kassetten in Gestalt
von Fasanen, Enten und Gänsen Österreichisches Museum für angewandte Kunst
in Wien oder einer Henne und eines Hahns. Soweit diese iefäße bezeichnet sind,
haben sie ein schwarzes oder manganbraunes HF, P. Eine sehr interessante,
allerdings etwas gröber ausgeführte Arbeit ist das niedrige Sülzegefäß in Gestalt
eines Frosches im Kunstgewerbemuseum in Budapest.
Eine Kategorie für sich stellten unter den Holitscher naturalistischen Gefäßen
die Kännchen in Form von Papageien dar, deren Modell nach 1763 auch die Faycnce-
fabrik im schlesischen Proskau übernahm. Auf tschechoslmvakischem Gebiet
erhielten sich mehrere dieser reizvollen Kännchcn mit ihren kleinen Deckeln, die
mit schraubenfiärmigen Windungen und einem Grill" aus zwei miteinander verHuch-
tenen Bändern versehen sind. Die leuchtende und reiche Palette der Muffelfarbcn
Gefäß in der Cmsmlr cincw
1150. Kunstgcxarelbcnluseulr.
cmß in Fasanengxslall.
gcwerhcnumcum. Prag
Gewürzaufaarz in Form vcn
um 1150. Kunstguvxcrhcmu
pngeis.
h. um
Ziln
Put
Hnlilsch, um
1750. Kunst-
mcn, Holilsch.
Tcrrinc
muscum,
Form eines Kraulkopfcs. Hob
Prag
1150. Kunstgcwexbc-
stellt hier entschieden die Arbeit des Modelleurs in Schatten. Neben einem weiteren
Kännchenmodell in Form einer im Nest sitzenden Ente und einer kleinen Dose
in Taubenform Troppau, Budapest müssen noch zwei kleine Salz- und Pfeffer-
gefäße in Schneckenform erwähnt werden, von denen eine Entsprechung unter den
Fayencen der Fabrik in Schrezheim zu Finden ist.
Die Holitscher Fabrik produzierte also naturalistische Gefäße in den ersten zwei
Jahrzehnten ihres Bestehens. Später, von 1765 bis 1770, verdrängte die Vorliebe
für die feine Formensprache des französischen Porzellans, das in der gesamten
mitteleuropäischen keramischen Produktion tonangebend wurde und über das
Wiener Porzellan auch in Holitsch Eingang fand, diese kernigen barocken Formen.
Unsere Aufzählung der naturalistischen Gefäße, deren Motivreichtum seinerzeit
selbst die Produktion der größten deutschen und französischen Erzeugungszentren
in den Schatten stellte, kann aber noch keinesfalls vollständig sein. Sicherlich
könnten mehr als eine Privatsammlung und mehr als ein Museum außerhalb des
Umkreises von Mitteleuropa unser bisheriges Bild um weitere, unbekannte Arten
bereichern.
rriue in F0
eines Fischcs, Holitsch,
1750. Kunstgcwcrb
FELIX BRAUN Die Kunst unserer Zeit ist antinaturalistisch. Die Ursache der so genannten mm
Die Bl-ldhlHlPrl-II In Gjdniuggruplalbuber nen Bestrebungen, der surrealistischen, gegenstandslosen, abstrakten und ähnlici
scheint mir in dem Begehren begründet, zwei Begrenzungen aufzuheben oder
durchbrechen die Begrenzung durch die drei Dimensionen des Raums und
durch die fünf Sinne gegebene. Vilas der Musik, der Dichtung, der Malerei
Experiment leichter fiel, konnte die Bildhauerei nicht sogleich erzielen, da ihr
wie der Schauspielkunst, vor allem die Gestalt des Menschen aufgetragen bl"
Spät gelang ihr der Versuch, diese Gestalt durch einen kühnen Appell an die Ph
tasie des Betrachters der Ergänzung anheimzugeben. KWas wir durch äußere
störungen als Torso überkommen haben, wird nun durch bewußre Auslassunj
von Bestandteilen des natürlichen Körpers künstlich bewirkt. Henry Moore und
junge irische Bildner Macwilliam haben wichtige Lösungen erreicht. Die gr
artigste vielleicht war eben in der Ausstellung französischer Plastik im Schwarz
bergpark durch die eherne Prophetenfigur des in Paris schaffenden Spaniers Pa
Gargallo zu bewundern, von der wie von keiner ganzen" Skulptur eine Berührt
durch das Erhabene auf die Seele überging.
Die Zeiten der vollkommenen Kunst sind selten über zwei Generationen hina
reichend. Sähen wir die Kunstgeschichte der Erde als ein Gesamtes an, so würi
wir erschrecken, einen wie geringen Anteil an ihr das Schöne besitzt. Heute, da
die Kunst der farbigen Völker kennen, nehmen wir wahr, in welchem Ausn
das Dämonische verwaltet, und weil sich die Menschen in ihren Göttergestal
abspiegeln oder fortsetzen wen kann es noch erstaunen, daß sich die eigi
Häßlichkeit selbst abbilden muß? Das kleine Griechenland des fünften vorchr
lichen Jahrhunderts hat, nicht ohne Einwirkung anderer mittelmeerischer Schöpfi
gen, allein das Bekenntnis zu der ldee der Schönheit gewagt, das der Enthusiasn
späterer Jahrhunderte wiederholt und in edlen Nachbildungen bezeugt hat.
Es sieht aus, als ob heute für das Schöne nur etwa im Bereich des Kunsthandwe
noch Raum sei. Der junge Maler, Bildhauer, Dichter fürchtet es fast. Andersi
wird der berufene Künstler schwerlich auf die Tugend der Anschaulichkeit
zichten können. Gewiß hat es auch in frühen Zeiten abstrakte Kunst gegeben
erinnere sich an den Stil der großen Dipylon-Vase doch hat die Geschicl
mit Ausnahme der Juden des Alten Testaments und der Calvinisten und Puritan
nirgends eine Feindschaft gegen das Bild feststellen können, obwohl aus religiö
Gründen sogar in Byzanz Ikonoklasten dem Vernichtungstrieb nachgegeben hatt
XVie der Sinn für das Konkrete aus der Flucht in das Abstrakte neu sich wied
herstellen kann, das ist noch verhüllt. Aber vom Abstrakten ist wohl viel gelernt
den. An manchen Werken jüngerer Künstler mag sichs einsehen lassen, und dann
das Fruchtbare des scheinbar Negativen erkannt werden. An dem Beispiel einerjung
Tiroler Bildhauerin, Ilse Glaninger-Plalbzlber, möchte ich es zu erläutern versuchen
Tirol, das angestammte Land der Bildnerkunst, Jahrhunderte vor Michael Pacl
und den Meistern des Maximiliangrabmals in der Innsbrucker Hofkirche, ist
Heimat Ilse Glaninger-Halhubers, die von ihren Vorgängern das Geheimnis streng
Gestaltgebung empfing. Der vortreffliche Bildhauer Pontiller war ihr erster Lehr
doch fand sie Weisungen auch in anderen Werkstätten, und es ist schön, zu gewahr
wie die verschiedenen Epochen doch immer wieder das eine, das Ererbte und
zu Erzielende, beibehalten, das wohl durch den Zeitgeist Verwandlungen erfäh
aber aus einerGrundtreue nicht anders hervorgeht als Pflanzen, die veredelt werden,
ihren Wurzeln. Das Übereinstimmende des Gotischen und des Barocken hat Wilhe
Worringer nachgewiesen. In Tirol aber ist auch der Anteil der Renaissance ein verwar
ter, und dieses Gemeinsame läßt sich ebenso gültig für unsere Zeitkunst feststellen.
Nicht so weit wie die Bildhauer und Erzgießer anderer Völker wagen sich die
Alpenlandes vor denn sie leben innerhalb einer großen Natur. Gleichwohl entsch
den auch sie sich für ein gewisses Maß an Abstraktion, das die Kontinuität sell
im Material aufhebt und nur die essentiellen Momente betont. Sogar in ihr
Büsten hat Ilse Glaninger-Halhuber der reinen Linie die Notwendigkeit des
sammenhangs hintan gesetzt ich hebe die Büsten der Dichter Josef Leitg
und Raimund Berger, besonders die späteste, die das Haupt des Arztes Antoi
magistral darstellt, hervor aber in den Reliefs, die sie für Tiroler Landkirch
geschaffen hat, wurde manche glückliche Findung für einen neuen bildnerisch
Stil geformt, die sowohl dem zeitlichen Geschmack als auch dem Dienst am Schön
gemäß ist. Hier sind vor allem die bedeutenden Leidensstationen und Ambonc
reliefs in der neuen Kirche von Wlattens, ferner die nicht geringeren Arbeiten
den Kirchen von Scharnitz, Seefeld, lmst, Nauders, Steinach und Rotholz hoch
rühmen. Überall wird das Konkrete bewahrt, jedoch nicht im naturalistisch
Sinn, und das Abstrakte einbezogen, nicht als Negatives, sondern als Stilbildendi
ja, als jenes Weglassen des Unwesentlichen", als das ein berühmtes Wort die Kur
überhaupt definiert hat.
Betrachten wir die Leidensstationen und Ambonen. so fällt zunächst auf, daß die
Reliefs keinen Hintergrund, keine Perspektive haben und, was sie vorstellen, nic
in einer kausalen Verbindung darbieten, sondern nach einem Grundsatz kumpxmii
sind, den man in der Poesie pats pro toto" nennt. Der Schauende kann aus chara
ubybnlmllä u... Uuucwngren nur seiner muuer uuer tue grausame IXICKICI-
ing, gleichfalls erstmalig ersonnen, ein Muster strenger Komposition die
kel gebogenen Arm vor den Kreuzen der Schächerl. Die größte künstle-
'at ist für mich der dritte Sturz Ihristi unter dem zu schweren Kreuz, das
tgeschlzigenen überdeckt, als 0b es schun eine Praliguratinn des künftigen
ndes wäre. Das Wesen des Sturzes ist hier Bild geworden. Und wieder sind
dramatische Personen das lireu7 und der darnietlerliegentlc Leib, von dem
llaupp beide Arme, ein Stück der rechten Schulter, endlich unter dem
llken eine Antleutting des Gewandes sichtbar werden. Nicht minder tirslnrüng,
inden und ausgeführt ist der 'l"ud des lleilands, aus dessen Seite in die vom
anpnrgebaltene Schale Wasser und Blut ebensu strömen wie das Wasser
Hände des Pilatus.
iutiger erdacht diinken mich die Reliefs der Ambonem die zu beiden Seiten
iraufgangs angebracht sind und das Alte und das Neue Testament sym-
-n. Wie frühchristliche Miniaturen in dem sogenannten kuntintiierenden"
inen auch sie weder Raum noch Zeit. noch kausale Verlaettungen, was
wie künstlerisch gleicherweise bedeutsam ist. Hier wird begreifbar, wie
Yickholf die Handschrift der Wiener ienesis erläutert hat. Der religiöse
rtscheint wieder, wie er in den ersten christlichen Jahrhunderten sich amen,
Iirgends ltann eine Anlehnung an Vorbilder, geschweige denn eine Furt-
udcr Nachahmung wahrgenommen werden. Das ieheimnis des jlattbcns
geworden. Und die Bildwerdting des Geheimnisses, die Wandlung des
iflichen in das jl cmis, des Daseins in den icist, ist es, was wir für die
nserer vielfach verarmten iegenwart furdcrn uder erwarten.
i.i
-..i
ELISABETH RUCKER Nürnberger Barock
Zu einer Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum
Das 3C0iöhrige Jubiläum der ältesten
Kunstakademie Deutschlands. gegrün-
det von Joachim von Sandrart in Nürn-
berg, wird mit drei parallel laufenden
Ausstellungen gewürdigt, Nürnbergs
Fränkische Galerie bietet einen Über-
blick über die Arbeiten des Professoren?
kollegiums und in den neuen Hoch-
schulgebäuden stellen die derzeitigen
Studenten aus. Die historische Ehrung
bringt das Germanische Natianalmu-
seum mit seiner Ausstellung ,.Barack in
Nürnberg lßO0el750". Hier wird in
allen Sparten künstlerischen Schaffens
die geistige Atmosphäre aufgezeigt. in
der es zur Gründung der Akademie
kam, das Wirken ihrer Mitglieder und
darüber hinaus die Taten derienigeri
Künstler, die nur in losem Kontakt
zur Akademie standen oder unabhängig
von ihr ihre Werke schufen. Ein solch
weitgestecktes Thema erlaubt es, daß
trotz der vorherrschenden Fülle der
Handzeichnungen eine Mannigfaltig-
keit von Obiekten gezeigt werden kann,
die dieser Kunstausstellung einen kultur-
historischen Einschlag verleiht. Obwohl
Joachim von Sondrart mit Gemälden
und Zeichnungen gut vertreten ist
Leihgaben u. a. aus München. Mailand,
Amsterdam, Wien KHM u. Albere
tina Stift Lambach und Privatbesitz,
auch seine .,Teutsche Academie" und
die übrigen kunsttheoretischen Werke
liegen auf, ist diese Ausstellung keine
ausschließliche SandrarteEhrung.
Das Künstlerregister des umfangreichen
und gut bebilderten Katalogestt nennt
rund 300 Namen, die sich aber auf
Malerei, Zeichnung. Buchgrcphik,
Skulptur in Stein. Bronze und Wachs,
Medaillen und Münzen. Silber. Zinn.
Fayencen. Glas. Elfenbein, Waffen und
wissenschaftliche lnstrumente verteilen.
Die zeitliche Spanne von 1600 bis 1750
umreißt die Entwicklung des gesamten
Barockzeitalters von seinen noch ma-
nieristisch gefärbten Anfängen an. die
in Nürnberg in der Malerei durch den
1616 hier anwesenden Jan Brueghel
d.Ä., den emigrierten Niederländer
Frederik van Valckenborch und Paul
Juvenel d. Ä. ebenfalls niedere
iändischer Abstammung vertreten
sind. sowie der Dürer-Renaissance Hans
Hoffmanns,
Die Mitte und die Z. Hälfte des
17. Jahrhunderts lenken mit der
Gründung der Akademie die Blicke auf
ttalien, dessen zeitgenössische Kunst-
werke ebenso vorbildlich werden wie
die Zeugnisse der Antike. In der
Hälfte des 18. Jahrhunderts treten
neben dem akademischen Eklektizismus
wieder selbständige künstlerische Lei-
stungen auf. Kupetzkys Porträts, die er
von 1723 bis 1740 in Nürnberg malte.
sind ein treffendes Beispiel. Das Rokoko,
das im übrigen Franken zu großer
Blüte reifte. hat in Nürnberg keine
Spuren hinterlassen.
Auf dem Gebiete der Bildhauerei hat
nur das 17. Jahrhundert durch Georg
Schweigger Bedeutendes geleistet. Doch
mufite sich dieser ausgesprochene Große
plastiker mangels Aufträgen weitgehend
dem kleinformatigen Relief oder der
Bildnismedaille zuwenden; denn seit
ANMERKUNG
Barock IV! Nurriberg, l600-l750. Aus Ariiiiiz der
der bildenden Kuflßlb. Aiissi-iiiirig
16 September. Nurnbcrg 19m. 207 s.
dem Rathausbau, der kurz vor Ai
des KOiährigen Krieges be
wurde. hatte die Stadt keine
Bauten mehr in Angriff genomn
Bildhauern zweckgebundene
vermittelt hatten.
Anders liegen die Verhältniss-
Kunsthandwerk. Hier gab es
wirtschaftlich schlechten Zeite
trage und Arbeit. Freilich res
diese Leistungen nicht aus dei
samkeit der Akademie. Es sind
gerade diese unakademischer
werklichen Arbeiten, die als
artikel Nürnberg weit mehr
einbrachten als die Gemälde
Akademiedirektoren Joh, Dani
ler und Söhne. Joh. Murrer oi
Martin Schuster, die auf
folgten. So setzte um 1600 ir
schmiedehandwerk eine Ren
der Buckelpokale ein. Erst
18. Jahrhundert löste Augsbi
benachbarte Nürnberg in der
den Rolle auf dem Gebiete de
und Silberschmiedearbeiten ab
berger Edelzinn hat schon seit
des 16. Jahrhunderts eine
und erfuhr durch Caspar Endei
Andreas Mergenthaler eine nei
Georg Schwanhardt schnitt Orr
Embleme und Veduten in Gläi
Technik. die man bisher nur
steinen übte. Zu Beginn des
hunderts wurde in Nürnbe
FavencerFabrik gegründet, de
zeugnisse ebenso über die Gre
alten Reichsstadt hinausgingen
gedrechsellen Elfenbeinarbeit
schensonnenuhren aus Elfenb
Erd- und Himmelsglaben.
Damit ist die Verbindung vc
und Wissenschaft gegeben.
Nürnberg so charakteristisch
vom beginnenden 17. bis ins
hundert einen kontinuierlichen
schlag im illustrierten wissenscr
Buch gefunden hat, FOÜOVPFOI
wie der Hortus Eysteltensis" ui
.,Hortus Nitidissimus" sind eb
deutsam wie die kleinen bei
erschienenen Kupferfolgen. Bes
tat ist mit Maria Sibylla Mei
treten, die während ihrer Nü
Zeit zwei ihrer Bücher edier
Raupen wunderbare Verwa
679 und ,.Newes Blurnenbucl
Nürnberg als Barockstadt ist ei
incognita. Um so hoher ist das
des Generaldirektors des Gern
Natianalmuseums, Professor
wig Grote, zii bewerten, der
Mühe nicht scheute, unbekan
terial zusammenzutragen, ur
den Mut bewies. wissenschaftli
schen "uber populär zugkräftigi
zu setzen, Trotz der wissensc
Absicht ist eine auch optisch
Ausstellung entstanden, die sovi
Abschnitt aus Nürnbergs
schichte aufhellt wobei ein
barer Anschluß an die
.,Aufgang der Neuzeit" vor
geboten wird .als auch dazi
eine "dunkle Zeit" der
Kunstgeschichte mit Werken
stern zu beleben, deren Vii
bislang noch fehlte.
Dfrlltuhdvrliflltflcläf" ctnr
Germanischen Naiiiiiiriirniisr-iim vom 2i
rriii Aisu, ss Trii.
Nürnberger FCLYQHCOH. VfDuCfbECltUl Slg. llees, SIHHSSPI mii sii-rriroriiiiiiur VPFHF
fingcrvose, Obelisk. um 1730
Mirhel Hcniersarri J.. Schcnckkaririb, datiert lSSZ
Georg Schweigger. Biiste Kaiser Ferdincindslll,16S5 Wien, Kiinsthistorisches Mc
Joachim von Sandrart. Spiel der Nereideri irn Slldllillttft Meer Entwurf ziir lconol
riiiii. Nurftbffq t68O
t-l. MAC KOWITZ Elisabeth Bauer
Elisabeth Bauer wurde in Innsbruck geboren. Sie besuchte die Staalsgewerbeschule in lnris-
bruck und studierte an der Akademie fur angewandte Kunst in Wien bei den Professuren
l-lerberth und Kopriva und an der Akademie der bildenden Kunsle bei Professor Gutzrsioh,
Studienreisen führten sie nach Italien. Frankreich. Jugoslawien, Spanien und Marokko
1959 wurde ihr der Theodor-Korner-Preis verliehen,
Kollektivausslcllunqen Wien 1958; Wien 1960 Innsbruck 1961.
Stets, wenn in den letztvergangenen
Jahren die junge lnnsbrucker Künst-
lerin Elisabeth Bauer in den verschie-
densten Ausstellungen des ln- und Aus-
landes ihre Werke gezeigt hat. ist es
aufgefallen. in welch eigenständiger und
persönlicher Weise sie sich mit den
Tendenzen der gegenstandslosen Ma-
lerei auseinandersetzt. Der Gesamtein-
druck wie auch die Kompositionen
ihrer Bilder werden in erster Linie
bestimmt von einem phantasievollen
Reichtum an Formen und Farben. der
Analogien zu mikroskopischen Struk-
turen oder vegetabilen Motiven genauso
zuläßt wie zu einer seltsamen, nicht
aus dem visuellen Erfahrungsbereich
geschöpften, sondern aus der eigenen
Empfindung gehalten Traumwelt. in
diesen. in formaler Hinsicht dem Ta-
chismus nahestehenden Schöpfungen er-
scheinen, gleichsam als Verdichtungen
einer üppigen. fließenden und leuch-
tenden Formen- und Farbenwelt, gegen-
ständliche Elemente, wie Figuren oder
Tiere. Diese gegenständlichen Momente
edoch werden nicht als isoliert empfun-
ien. sondern sie bilden mit der rein
1uf Form- und Tarbenwerte ausgerich-
eten Komposition, und in diese einbe-
zogen und verspannt, eine Einheit.
Diese Einheit von gegenständlichen
iarmen und von intuitiv und echt
empfundenen nicht auf das Konkrete
iusgerichteter gegenstandsfreier Kom-
iosition begegnet dem Betrachter auch
jenen graphischen Arbeiten, die
lisabeth Bauer über Einladung von
Jniversitätsprofessor Dr. Otto R. v.
utterotti vor kurzem im Kuristhistori-
hen Institut der Universität lnnsbruck
ur Schau stellte. Vor allem sind es die in
tlischtechnik ausgeführten Landschafts-
ilder mit Motiven aus Spanien, bei
eneri die Wirkung der Arbeiten im
eiz der meist in braunen, verschieden
traste beruht. so daß jedes Blatt wie
eine kostbare Struktur einer bisher
unbekannten Welt erscheint. Bauer hat
es verstanden, die Landschaft ieweils in
einer äußersten Unbestimmtheit dar-
zustellen. vermag aber damit der
Grundstimmung des Motives um so ge-
rechter zu werden. Auch hier kann man
innerhalb der phantasievoll gestalteten,
auf ein Grundgefüht reduzierten Fläche
immer wieder Zeichen entdecken, die
den Akzenten des tatsächlich geschauten
Motives, etwa einem Berg. einer Ruine
oder ciner Architektur entsprechen, die
aber organisch mit der gesamten Dar-
stellung verbunden werden.
In der gleichen Technik ausgeführt sind
die Blätter mit figuralen Motiven. t-lier
kommt nicht nur die Farbe stärker zur
Geltung. sondern auch das Gegenständ-
liche. besonders was die Konturierurig
anbelangt, wird in größerer Linearität
und mit mehr Bestimmtheit angegeben.
Die Federzeichnungen befassen sich
ebenfalls mit der spanischen Landschaft,
Wenn auch hier. wohl auf Grund der
Technik, die Arbeiten der äußeren
Erscheinung des Vorwurfes am nächsten
kommen, so liegt die Wirkung dennoch
wiederum in der Aufteilung der Fläche,
in der Mitsprache des Zeichengrundes
und in den oft lasen. oft besonders
in der Darstellung der Schattenpar-
tien zu engen Kreuzlagen verdich-
teten Linien.
Auch die Ausstellung in der lnnsbrucker
Universität zeigte, daß man die Arbeiten
Bauers nur schwer in eine eng um-
grenzte Richtung der zeitgenössischen
Kunst einordnen kann. Dies ist aber nur
ein Kriterium dafür, dai die Malerin
nur bedingt von den künstlerischen
Strömungen unserer Tage abhängig ist
und daß sie vor allem dem Reichtum
ihrer inneren Welt als den für ihre Kunst
tie Revolution unserer Zeit wird
'lil Gazetten, Barrikadenkämpfen,
etilionen ausgetragen werden.
Revolutionäre für die Welt von
werden keine Barrikaden-
er, keine Berufsrevolutionäre.
Roboter und keine Anbeter der
sein.
Revolution wird zu Ende sein.
sie in den Slabsquartieren der
henden politischen Ordnungen in
ind West ankommandiert sein
evolution geht in dieser unserer
den Hirnen und Herzen von
wen von Menschen vor sich. Es
lt sich um einen radikalen Wandel
Grundsätzen. Ansichten, Ge-
Leidenschaften, die einmal. vor
als 200 Jahren, das Angesicht der
verändert haben. um danach die
JliOTl des Technischen Zeitalters
lassen.
narchais, der Autor des Barbiers
ievilla. kritisiert etwas skeptisch
1B. Jahrhundert ,.Was hat es uns
chl, daß wir es loben dürfen?
cktheiten aller Art Gedankenfrei-
Jas Gravitationsgesetz, die Elektri-
die Toleranz, die Pockenschutz-
ng, die Enzyklopädie."
Ideen Montesquieus. Voltaires.
ots und Rousseaus sind unver-
ich aber die Welt. für die sie
affen worden sind. ist vergangen.
lorbereitung auf das Z1. Jahrhun-
verlangt gebieterisch eine Welt-
auung. die dem Weltbild des
2000 gerecht wird und nicht
zwischen 1500 und 1750.
zsem Weltbild wird so wie am
ig in der Antike die Ergänzung
ultur und Technik vollzogen sein.
Jamit auch ein neues Zeitalter der
anbrechen. das wieder ein klares
des Menschen in sich tragen und
zifend darstellen wird.
Pan-Optikum des 20. Jahrhunderts
zu Ende sein."
EINEM VORTRAG DFS
DESMINlSTERS FUR UNTERRICHT
l. DRIMMEL AM Z0 FEBRUAR 1962
ssen Österreichischer
irinstitute im Ausland
rreichisches Kulturinstitut in Rom.
Bruno Buozzi 111-113. Roma.
Präs. Dr. Heinrich Peter,
re Culturel Aulrichien en France.
Rossini. Paris 9e. Leiter Dr. Fritz
"on,
rreichisches Kulturinstitut in Lon-
28 Rutland Gate. London S. 7.
zr Dr. Hugo Zelzer.
rreichisches Kulturinstitut Kairo.
t. Sharia Corniche el Nil. Kasr EI
bara. Garden City, Kairo, Leiter
Bernhard Stillfried.
irreichisches Kulturinstitut Teheran,
Taht-e-Jamshid, Teheran für Post-
lungen P. O. B. 876, Teheran, Iran.
er Dr. Bernhard Slillfried.
Eeorgs-Kolleg. lstanbul-Galata, Karl
1r Sok. 2. Türkei. Leiter Dr, Ludwig
la
rian Consutate General. Cullural
irs Section, 527. Lexirgton Avenuc.
York 17, N. Y. Leiter Dr. Wilhelm
lag.
llTl JUVIFC I7JI wuiuc ilii IQN-IDILVlMILIII"
schen Museum für angewandte Kunst"
eine Ausstellung "Neue Form aus Däne-
mark" arrangiert. die die erste größere
Ausstellung moderner dänischer Ge-
brauchskunst war, die nach dem Kriege
in Wien gezeigt wurde.
Jetzt, im Jahre 1961. haben ..Der Lan-
desverband Dänisches Kunstgewerb
und der ,.Gesamtverband der Däni-
schen Textilindustrie" in Zusammen-
arbeit mit dem Museum die neue Aus-
stellung zurechtgelegt. die den Nomen
..Moderne dänische Wohnkultur" trägt.
und einige charakteristische Züge der
Entwicklung. die auf diesem Gebiet
stattgefunden hat, zeigen soll, und zwar
vorzugsweise durch Beispiele aus den
letzten Jahren.
DasHauplgewichldieser Ausstellung war
natürlich auf die beiden dominierenden
Faktoren in der Wohnungsausstattung
gelegt worden, und zwar auf die Möbel
und auf die Textilien. Darüber hinaus
wurden aber auch einige neue Service.
Bestecke und Gläser, einzelne kerami-
DIE MARLBOROUGH GALERIE
IN ROM ERÖFFNET
Die bis gestern noch gültige Ansicht.
Mailand habe Rom seit 1945 nicht nur
in seiner industriellen Entwicklung son-
dern auch in Hinblick ouf seine kul-
turelle Aktivität allmählich den Rang
abgelaufen, wird in nächster Zeit einer
Revision unterzogen werden müssen.
zumindest. was die Kunstgalerien und
den damit zusammenhängenden Kunst-
handel betrifft.
Seit einiger Zeit konnte ein aufmerk-
samer Beobachter des römischen Kunst-
lebens konstatieren, daß sich inn Weich-
bild der Ewigen Stadt mit zunehmender
lntensität seriöse Galerien wie George
Lesler, Numero, Nuova Pesa. Penelope,
Pogliani angesiedelt haben. Demnächst
wird eine weitere unter dem pro-
grammatischen Namen ,.ll Bilico"
Das Gleichgewicht eröffnet.
Eine besondere Stellung hat schon seil
eh und je unter der Legion römischer
Kunsthandlungen zwischen Pincio und
Tiber die Galerie ..ll Segno" einge-
nommen, deren Domäne jedoch aus-
schließlich auf dem Gebiet der Graphik
liegt. Ihrer klugen. tatkräftigen und mit
sicherem Spürsinn auf dem heute schwer
zu ijberblickenden Feld der bildenden
Kunst ausgestalteten Leiterin Carlo
Panicali di Montalto ist nun die Grün-
dung der ..Marlborough Galleria d'Arte
di Roma" zu danken. Durch dieses
Ereignis scheint das Pendel der Ini-
tiative auf dem Gebiete der Kunst wieder
zugunsten Roms auszuschlagen.
Gemeinsam mit L. K. Lloyd und B. Her-
litzka hat sie dieses Unternehmen auf-
gezogen. das durchaus nicht als Filiale
der Malborough Fine Art Ltd," von
London sondern als eine Galerie mit
eigenem italienischem Programm ge-
dacht ist.
Mit einer Ausstellung ,.Moestri del
XIX" XX" Secolo" Meister des 19.
und 20. Jahrhunderts eröffnete sie nun
ihre Aktivität in den architektonisch und
beleuchtungstechnisch hervorragend ge-
lösten Räumen in der Via Gregoriana 5.
sche Uniko-Arbeiten, Serviceteile aus
Silber. Holz und rostfreiem Stahl, Me-
lamin sowie neue Beleuchtungsarma-
turen gezeigt. Gemeinsam sollen alle
diese Dinge einen Eindruck geben von
der Formgebung und der handwerk-
lichen Qualität der modernen dänischen
Wohnungsausstatlung. die sowohl hand-
verarbeitete Gegenstände als auch indu-
strtell hergestellte Serienwaren von
künstlerischer Prägnanz umfaßt.
Diese Ausstellung hat durchaus keinen
lehrhaften musealen Charakter. son-
dern steltt die Werke der großen
Künstler aus der Epoche der Neuorien-
tierung der europäischen Kunst, deren
Namen leider nur zu oft die Schranken
einer historischen Funktion auferlegt
werden. mitten in unser Leben hinein.
Es ist eine Ausstellung. die für Bilder
wirbt, die erworben werden wollen
das bezaubernde Bildnis der Misia Sert
von Pierre Bonnard, von Cezanne eine
Landschaft aus der Zeit seines Aufent-
haltes in Aix-en-Provence und die ,.Zwei
Badenden", ein Frühwerk Gauguins
..Liegende Frau in einer Landschaft",
das 1960 im Wiener Belvedere zu sehen
war. Renoirs ..Blick auf Venedig" aus
dem Jahre 1881. Paul Signacs ,.Portrat
Felix Fenenons" in der typisch pointi-
lierten Stilisierung des Künstlers, ein
in kräftigen Farben gehaltenes Stilleben
Braques. Legers derb-strenge Frauen
mit Blumen", das Porträt der Dora
Maar und das fröhliche kleine Aquarell
,.Dans Vatelier" von Picasso, Modi-
glianis Porträt des Paul Guillaume, zwei
Ölbilder Max Ernsts aus dem Jahre 1957.
Lyonel Feiningers dem Bauhaus ver-
pflichtete "Kleine Maske". Kandinskys
..Komposition 1935", von der sich For-
men und Farben klar vom schwarzen
Grund abheben. Paul Klees heitere
Guache "Sein Schalten", Baumeisters
exakt komponiertes Gemälde ..Aru
Jackson Pollocks surreale ..Suche nach
einem Symbol" und ..Waldpferd" aus
seiner analytischen Epoche. Nicholas
de Staels ..Zwei Birnen und Apfel" be-
herrschen gerade in ihrer einfachen
Problemstellung und durch die kräftige
Farbgebung dem Raum. Italien ist durch
die Futuristen Balla. Prampolini und
Severini vertreten. lm Hof dominiert
Henry Moore mit einer seiner groficin-
gelegten Bronzen.
Die kommenden Ausstellungen der
Nlcirlborough Galerie in Rom werden
Alberto BurrLMcix Frnsl, Emilio Vedova,
Graham Sutherland. Gio' und Arnaldo
Pomodoro sowie englischen Bildhauern
gewidmet sein,
Walter Zetll
Blick in die Ausslellunq NNVJIQ
aus Dänemark"
lyonel Feininger m1 1954
Mask"192Z6OlauiLv1d. 45x
der Marlborough Gülüftfjl
HUNDERTWASSER
BEZAUBERTE
DIE LAGUNENSTADT
Obwohl Österreich noch niemals so
eindrucksvoll auf der Biennale von
Venedig vertreten war. konnte es auch
diesmal keinen Preis erringen. Der
Biennalekommissör Professor Oberham-
mer hatte aber durch Gegenüberstellung
zweier so verschiedenartiger Persön-
lichkeiten. wie des Bildhauers Avra-
midis und des Malers Hundertwasser
einen deutlichen Prestigeerfolg von
dem festlichen Anblick des Josef
Hoffmon-Pavillons. den Hundertwasser
mit farbigen Mörchenbildern ganz im
Geiste der heroischen Zeit der Wiener
Secession geschmückt hat und von der
festlichen Art des Prüsentierens der
Werke wird man noch lange in der
Lagunenstadt sprechen.
Natürlich muß die Wiederentdeckung
Klimts und Schieles auf dem inter-
nationalen Kunstmarkt dem bewußt in
ihren Spuren wandelnden Maler Hun-
dertwasser zugute kommen. Wuchern-
des Ornament und jene ,.Verschimme-
lung" von der er in seinen Manifesten
spricht, lassen ihn als besten Vollstrecker
ihres Willens erscheinen. Unvermeidlich
wird der Name Hundertwasser einst
mit dem von Klimt und Schiele in einem
genannt werden müssen. Dieser Maler
der unendlichen Spiralen. der bunten
Spielzeughöuser, der spitzen Zäune.
afrikanischen Oasen. tibetanischen Tö-
ler, der roten Regentropfen. der Lepra
alter Mauern, hat sich ein friedliches
Königreich geschaffen. Den für die
Malerei von heute so charakteristischen
temperamentvollen, oft auch verzwei-
felten Explosionsformen. stellt er die
langsame Explosion" der farbigen
Zellenbildung gegenüber. Formen des
Wachstums wuchern in den von ihm
gemalten Oasen des Friedens.
Avramidis. eine härtere. an der alten
Mittelmeer-Kunst geschulte Persönlich-
keit, läßt. wenn der Besucher der
Biennale vor den zu dreißig Säulen
verwandelten Figuren des gebürtigen
Griechen weilt, an die Geometrie von
Albrecht Dürer und Erhard Schön den-
ken. Seine langwierige beharriiche
Arbeit. die Klarheit seiner Formen wird
von der Farbenglut Hunteriwosserscher
Bilder in Kontrastwirkung voll zur Gel-
tung gebracht.
Den großen Preis der XXXI. Biennale
errang diesmal Alberto Giacometti. ein
Klassiker unter mehreren anderen.
deren Werk die Biennale durch Groß-
ausstellungen ehrt Odilon Redon
1840-1916. der Symbalist, Arcliile
Gorky 1904-1948 in dessen Oeuvre
sich Elemente von Picasso, Miro und
deutlich surrealistischer Tendenz glück-
lich vereinen. Arturo Martini 1889 bis
1947 Titanenarbeit an riesigen Marmor-
blöcken, Mario Sironi 1885-1961 aus
dessen gefühlstiefen melancholischen
Bildern echte Monumentalität spricht.
Vergeblich wird der hoffende Kunst-
freund im Pavillon der Sowjetunion
nach einem "Tauwetter" suchen. Der
alte, so tief im 19. Jahrhundert ver-
ankerte sozialistische Realismus" der
Stalinöra lebt doch unverändert weiter,
der alte Abziehbilderstil im Dienste von
Kolchosen, zum Schmuck sibii
Bahnhöfe. Am Rande der Sow
bessert sich das Bild. Rumänische
ler imitieren bereits Guttuso. Aus
und Jugoslavien lassen sich
notieren Eugeniusz Eibisch,
Brzowski, Oton Gliha. Vorteilhal
sich im tschechoslowokischen Pc
der freundliche Kamil Lhotak
malten Anekdoten von robuste
ringerer Kunst ab.
Manessier, Schöpfer abstrakter
formatiger Gemälde mit relig
Hintergrund, erhielt den großen
für Malerei. Als bedeutende Leist
von mutigen Einzelgüngern er
nicht minder Aufmerksamkeit di
spachtelten Farbströme des Kan-
Riopelle. wie die unter die fmnzö
Trikolore gestellten Malereien
bürtigen Russen Poliakoff.
Die Italiener Mortotti, Pomodoro.
chieri, die Engländer Dalwood
Richards, die Deutschen Heckel
Schuhmacher. die Holländer Cori
Tajiri. ein bezaubernder naiver
namens Westerik. der Japaner
mata dies sind einige Höhep
der leider auch schon einige
dungszeichen ahnen lassenden
Biennole. Als schönste Überras
im Pavillon der USA dürfen die
mungsvollen Montagen von Louis
velson genannt werden Bretter. 5c
Räder, Zahnschnitte. zerstörte
aus Großmutterzeit, in geistre
Weise aneinandergefügt, vergolde
heimnisvollen versunkenen Kathi
len, Altären aus Atlantis gleichend.
Arnulf Neu
iiidcrtwcssel uphOntklSChCä Schiff
ibcrg" aus dci Biennolc Venedig
"IC von Rcnä Perrot, HDOTYS un Fasse
Vt Villcige". 1955, 250x4t10cm,
Saiten, Aubusson Finanzministc.
hris aus der 1. internationalen
der Tapisserie in Lciiisannc 1962
GROSSE BIENNALE DER
TAPJSSERIE AM GENFERSEE
Mit einem einzigen, wenn auch sehr
ansehnlichem Stück. Boeckls Stadthallen-
gobelin. ist Österreich auf der Ersten
Internationalen Biennale der Wand-
teppichkunst in Lausanne vertreten.
Grundbedingung zur Teilnahme war
ein Mindestmaß van 12 m2, denn das
CITAM Centre International de la
Tapisserie Ancienne et Moderne wollte
aus Repräsentationsgründen mit For-
tissimo beginnen. Zum Citam-Präsi-
denten wurde kein Geringerer als
Jean Lurcat, der verdiente und be-
kannte Erneuerer der Gobelinkunst.
gewählt. Fast alle europäischen und
mehrere Länder aus Übersee folgten
der Einladung zu einem Unternehmen.
das, mit beträchtlichen Mitteln versehen.
hoffen läßt. neben den klalssischen
Kunstbiennalen von Venedig und Säo
Paulo zu bestehen.
Dieser unter dem Patronat der Stadt
Lausanne begonnenen Biennale Juli
bis September 1962 soll nach zwei
Jahren eine andere, dem kleineren
Teppichformat eingeräumte, folgen. Es
wäre zu beklagen, wenn Österreich
sich 1964 die Gelegenheit entgleiten
ließe, mit einer größeren Anzahl von
Bildteppichen an dieser Manifestation
teilzunehmen. deren Bedeutung übri-
gens auch durch die Mitgliedschaft von
Andre Malraux im Ehrenkomitee der
Biennale angedeutet ist.
Rene Huyghe. der bekannte Kunst-
publizist. hat die Renaissance der Go-
belinkunst als das bedeutendste Ereignis
im Jahrzehnt nach 1945 bezeichnet.
Sinnvoll steht ein Werk des Erneuerers
Lurgat, sein großer Bildteppich .,La
Poesie". 1962 in Felletin ausgeführt.
Maße 400 1060 crn. ebenso im
Zentrum der Biennale wie die beiden
Wandteppiche von Henri Matisse "Poly-
nesien der Himmel" und "Polye
nesien das Meer". gewebt 1946 748
in Beauvais nach dem Buntpapiere
schnittkarton des Meisters.
..Was ist heutzutage die Aufgabe der
Tapisseriei". So fragt der bekannte
Architekt Le Corbusier in seinem auf-
sehenerregenden Katalogvorwort. .,Der
Teppich ist das Wandbild unserer Tage.
Wir sind Nomaden in Mietwohnungen.
deshalb können wir keine Fresken an-
bringen. Aber den Gobelin, diese
Maueraus Wolle. können wir abhängen.
einrollen. unter den Arm nehmen und
an anderer Stelle aufhängen. Deshalb
habe ich meine Bildteppiche ,Mural-
nomad' genannt." Und als Beispiel für
ein Muralnomad" von Le Corbusier
bringt die Biennale seinen 1962 in
Felletin gewebten UNESCO-Teppich.
Frankreich. das Land alter Tapisserien-
kunst. hat auch andere bedeutende
Werke nach Lausanne gebracht. Voll
poetischer Kraft, reich an Detail.
exquisit in der Farbe leuchtet der
..Sang der Sterne". 1962, von Robert
Wogensky. Aber auch die blau-schwarz-
rate .,F6erie Mecanique". 1961.
Andre Perrot. die "Wanderung
1962, von Jean Piccirt le Doux best
als exquisite Beispiele französischer
belins.
Auf der Höhe der Brüsseler Webet
entzückt ein Gobelin von Anne
"Kompositionen über Themen aus
Typographie". 1959. Hartung und
senkrechten Streifen im Bild, aber
das Nordlicht mögen die Kanad
Rousseau-Vermette zu ihrer schon
fährlich einer Autodecke ähnli
Tapisserie ..Kanadischer Winter"
regt haben. Auch im Jagdteppich
Japaners Hirozo Murata wurde in
wendung eines den Stoffen von Ab
kleidern ähnlichen Goldgrundes
fährliche Wege beschritten.
Ein ernstes gedankenschweres
stellt der Pole Wojciech Sadley
gewebt 1962. Bleiche Gestalten zwisi
zwei Feuerströmen. in ihrer Hal
auf die Höhe biblischer Symbolik
bracht. berichten von Auschwitz.
schwieriges Problem wurde sowohl
danklich. wie formal, wie techniscl
überzeugender Weise gelöst. Des Pc
giesen Guilherme Camarinha vi
tümliches Epos vom Senhor de
zinhos, 1960. die Gewebe der be
Schweizer Denise Voita .,Strahlung
1962 und Ch.-Fr. Philippe ..Die Schi
1958. müssen als sehr gute Beispiel
einer reichhaltigen Kollektion geni
werden. Mit varnehmer Tiefstapelei
schränkt sich der Schwede Einar For
in einem hellgrau-grün-blau gehalte
großen Gobelin Brücken". 1959,
zarteste Farben. Gletscher und Wä
seines von Asen und Gnomen belel
Nordlandes geben den Hintergr
für ein Kunstwerk von hoher
rnungskraft und beispielhafter Diszi;
Arnulf Neuw
RIEDL UND SEINE
ISSERIEN FÜR DEN
IGRESSAAL DES ÖGB.
IERKSCHAFT DER
NBAHNER, IN WIEN.
Jftrag der Gewerkschaft hat Fritz
drei lapisserien ausgeführt, van
wir eine abbilden. Dieser
lin mit den Ausmaßen 250 600cm
usammen mit einem zweiten.
igroßen und einem dritten von
Länge und Breite im letzten
TERWERKE
ZEICHNUNG IN
ALBERTINA
Graphische Sammlung Albertina
auch in den Sommermonaten des
gen Jahres eine Ausstellung von
erwerken der Zeichnung; bei der
ahl der Blätter war man darauf
ht. sowohl einen Überblick über
unstentfaltung von der Renaissance
im Rokoko zu geben. als auch bei
iroßeit Künstlern. die mit mehreren
zrn vertreten sind. den Stilwendel
halb ihres Schaffens aufzuzeigen.
Ausstellung gibt außerdem einen
ick in die verschiedenen Techniken
Ieichenkunst. die von der mit weiß
hten Silberstiftzeichnung über die
r-. Tusche. Kreide-. Bleigriffel-
nung und das Aquarell bis zum
ll reichen.
an den Werken der Hauptmeister
Renaissance. Michelangelo und
iel. von denen letzterer mit sieben
hmten Zeichnungen. Studien zu
Stanzen des Vatikan; und für Santa
Jahr entstanden. Die monumentale.
abstrakte Komposition verrät eine
neue Phase im Schaffen Fritz Riedls.
Die flüssigbewegten Elemente aus den
Arbeiten der letzten Jahre sind hier zu
Formen von gestraffter Dynamik ver-
wandelt. Diese Gobelins werden die
repräsentative Wirkung des annähernd
1000 Personen fassenden Saales er-
höhen. Zusammen mit der Architektur
ergibt das dann jene Monumentalität.
welche der Bauherrschaft und der
Moderne entspricht. MRA
Maria della Pace. vertreten ist. sind
auch Arbeiten italienischer Künstler des
Manierismus. wie Giulio Romano. Rosso
Fiorentino, Primaticcio. Bandinelli, Fran-
ciabigio. Parmigianino und Barocci aus-
gestellt. Albrecht Dürer ist ein eigener
Raum mit 17 Zeichnungen und Aqua-
rellen gewidmet, unter denen beson-
ders auf den ..Trackensteg beim Halter-
tor in Nürnberg" und auf die ..Tote
Blaurake" hingewiesen sei. In einem
zweiten Raum kann man die Zeichen-
kunst der großen Zeitgenossen Dürers.
wie Albrecht Altdorfer. Hans Baldung
Grien. Lucas Cranach der Ältere.
Daniel Hopfer. Wolf Huber. Urs Graf
und Hans Holbein der Jüngere stu-
dieren.
Daran schließen sich Zeichnungen der
altniederländischen Kunst. u. a. ein be-
sonders schänes Blatt eines lesenden
Mädchens von Lukas van Levden.
Blätter von Mabuse. Dirick Vellert.
Pieter Bruegel dem Älteren an. Es folgt
Rubens sowohl mit Porträts als auch
mit Studien für Ölbilder. wie etwa dem
Blinden für das Gemälde "Die Wunder
des heiligen Franz Xaver" im Kunst-
historischen Museum in Wien oder der
Gestalt der heiligen Katharina für das
Bild ,.Marter der heiligen Katharina"
in der Katharinenkirche in Lille. Die
Zeichenkunst Van Dycks zeigt eine
Darstellung derGefangennahme Christi.
Von Rembrandt gelangten Zeichnun-
gen zur Ausstellung. darunter die An-
sicht von Windsor Castle und eine
Landschaft mit Mühle bei Amsterdam.
Gleichzeitig wurde aus der großen
Sammlung der holländischen Zeich-
nungen des 17. Jahrhunderts. die einen
sehr wichtigen Bestand der Albertina
ausmachen. eine Auswahl getroffen. in
der sowohl die Landschaft. das Genre,
das Bildnis und das Stilleben zu finden
sind. Daran schließen sich zwei Land-
schaften großer französischer Maler des
17. Jahrhunderts. von Nicolas Paussin
und Claude Lorrain. Den Abschluß
bildet ein Überblick über die französi-
schen Zeichnungen deslBJahrhunderts.
Hier sind reizvolle Blätter von Liotard.
Boucher. Aubert, Fraganard und Greuze
zu finden.
FURHISTORISCHES
SEUM, WIEN
JLENKUNST ZWISCHEN
UND DONAU
kleine, aber köstliche Ausstellung
Frucht einer schönen Zusammen-
tit zwischen österreichischen. italie-
ten und jugoslawischen Gelehrten,
in geistige Grundlage in der Tat-
beruht. daß die Zentren der
enkunst in der Poebene. in Süd-
und Slowenien zu suchen sind
hlungen reichen Über Osttirol und
Alpen hinweg bis nach Niederöster-
h. Blütezeit der Entwicklung war
das S. Jahrhundert v. Chr.. ihre Träger
waren in Oberitalien die Veneter. in
Slowenien die lllyrer wer aber
ethnisch als Hersteller in Österreich
in Frage kam. ist ungeklärt. Situlen
sind Objekte aus Bronzeblech; von der
Form unserer mit Deckel und Bogen-
benkel versehenen Wasserkübel. sind
sie mit erzählenden Friesen ausgestattet.
deren Thema in dieser oder jener Form
stets das sogenannte "Silulenfest" ist.
in dessen Mittelpunkt kriegerische Auf-
märsche. Gelageszenen. rituell-sport-
liche Wettkümple und Jagdszenen ste-
hen. Der Stil ist von köstlicher. echt
völkstümlicher Naivität, die Darstel-
lungen strotzen vor Momenten einer
genrehaiten Beobachtungskunst. und
zahllos sind die Hinweise auf Tracht
und Lebensgewohnheiten der Kulturr
träger. die diese Objekte hervorbrach-
ten. Die Ausstellung selbst verfügt über
einen vorzüglichen Katalog. der prak-
tisch das Gesctmtwissen über die Situlen
enthält. Die Aufstellung ist durch Be-
gleitobjekte und didaktische Hinweise
tafeln aufgelockert. 9970 aller bisher
gefundener Situlen konnten in Wien
zusammengetragen werden.
Köller
Taptsserte von Fritz Rieet. wten
Kangreßsaal des Österreichischen
schaltsbundes. Gewerkschaft
bahner In Wien. 250x600 Cm
ausgestellt im Österreichischen Mi
angewandte Kunst
Peter Peut Rubens. ßttetnisstut
tungen Dame" aus der Somrnera
der Albertinct
Gürlelblech aus Vace Watsch
slellung eines Kriegers und eine
llchkeit mit ..Kulihul". suenrnui
Christi. Perettei zu den Stlulen
Bronzegdrlel rnll gleichartigen
produziert aus der Ausstellung
historischen Museum
IDER ERÖFFNUNGSANSPRACHE MINISTERIALRATS
ALFRED WEIKERTS ZUR SITULENAUSSTELLUNG
NGEN WIR NACHSTEHENDE BEMERKENSWERTE
DANKENGÄNGE
.D!C;'3 Ausardlmnu ennnerl uns. drE wwr
Fdurddwdnrrdn sind. brgcndwwe an 115
kwurrhqen DGWVSUWQN oder QCHCIUEY
191, geaghlChHlcTven ZUSCHWFDEHHGVYQC der
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dwe rrnrndr weder Zucwnunder wdblen.
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dw zewlwexse alles umfnßlen und dann wwedcr
nur vn ewnwgen Punkäcn harmomcrlen. Tn-
uressani für uns aber ISI, daß QYWSChGWQWG
ÖIESEV Raum den Menschen wrgcndwxe mit
praqle. daß die Kulwre1 gegcnseihg an-
sprachrn, daÜ sie wmmer wweder zuemander
fanden, wenn SVC auch wmnner wieder durch
das Gcschwck oder Schvcksal ausemandcr-
ddrrmn wurden. Für dwe Swlulenkunsi jedenn
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Wege dGfTYCFS uber den gdnzen RGUVH VEf-
brmvele und crsvrecklc VicUerchü auch be-
mcrkenswcrl. duß sve Gerade auch Ihrer
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von den Snlcn. von den Gebraudwvn, von der
Kullur. in dresern Sinn WJHQFY wlv vleHcrchl
lrüuvnen. woUen wir zurdckdcnken und
wollen wir uns aber VWCHEIChI auch Immer
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dm Kunsä und dse Wxsscnschaf! dle cwnzngen
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brmgen und auf mddncnd Ar! am gegcn-
56111985 VEFSICHCH fordern..."
rm ur..,rrr,r..r
SECHS MALER
AUS DER STEIERMARK
SOMMERAUSSTELLUNG
IM DOROTHEUM
SECHS MALER
AUS DER STEIERMARK
SOMMERAUSSTELLUNG
IM DOROTHEUM
Über Vorschlag van Dr. Koschatzky.
dem Direktor der Alberlina. wurden die
Maler Maria Decleva, Gottfried Fabian,
Franz Rogler, Hannes Schwarz, Günter
Woldorf und Richard Winkler zur Teil-
nahme eingeladen; eine Jury aus drei
Wiener Kritikern besorgte die Auswahl.
Am überzeugendsten war Franz Rogler,
der. vom Surrealismus kommend, auch in
seinen abstrakten Kompositionen starke.
zum Salurnischen tendierende Stim-
rnungswerte bei sehr klarer, dezidierter
Formgebung hervorzurufen weiß. ln-
teressant seine Collagen, in denen
unorthodoxe Malmaterialien glänzend
ins Bildganze einbezogen werden.
Schwarz macht gut gebaute, koloristisch
feinsinnige Strukturen. Declevas eis-
blumenartige Gebilde sind geschickt
und dekorativ. Die vier Tusche-Gou-
achen von Waldort können als kaum
mehr denn als Talentproben angesehen
werden; Winkler fühlt sich bei seinen
Versuchen mit allzu bunten, qualligen
Abstraktionen nicht sehr wohl. Am
ärgsten hat Gottfried Fabian daneben-
gehaut seine lnforrnalismen sind
bloße kaloristisch-kompasitionelle Form-
losigkeiten.
oie Zelte. 1933, 90x120 cm GUS
isslellung im Künstlerhaus
REFLEXE
AUSSTELLUNGEN UND
KÜNSTLERISCHE
VERANSTALTUNGEN VON ENDE
MAI BIS ANFANG JULI 1962
Namen-Haus. Wien lll, Z4. Mai bis 17. Juni
Gregary Kruk. Plastiken. Othmar Zecher.
Malerei Graphik. Jean Cassou schrieb über
Kruk "Herz und Seele dieses Künstlers
kannen dieses das ukrainische. d. R. Volks-
lUm nicht vergessen und hartnäckig dußert
es sich immer wieder in seinen Werken."
Galerie Tao im Palais Palffy. Wien l. Godwin
Ekhard. ab Z9, Mai.
Galerie Ernst Fuchs. Wien Vl. Fesiwochen-
Ausstellung ab Z9. Mai. Werke von Barabbas.
Czerny. Frieberger. Fuchs. Heuer. Hundert-
wasser, Kartgraber. Kies. Lehner, Mdtgu-
schek, Maver. Nordfels. Nitsch. Regschek.
Urbach, Tharn.
Österreichische Galerie, Schlot Belvedere
Romantische Glasmalerei in Laxenburg. Ab
Z9. Mai. Die Wiederherstellung des Laxen-
burger Gesamtkomplexes wurde zum Anlaß
genommen. die nunmehr bereits restaurierten
Glasgemälde vor ihrer Einsetzung in ihrem
kultur- und zeitgeschichtlichen Zusammen-
hang zu zeigen. Von Künstlern wie Mohn
und Kothgasser gestaltet. konfrantierte man
sie mit Hohlglösern der gleichen Meister.
Den sieg trugen die letztgenannten Objekte
davon.
Künstlerhaus, Wien l. Surrealismus Phan-
tastische Malerei der Gegenwart. Ab Z9. Mai.
Diese von Hausner und Prof. Riefel gestaltete
Schau brachte eine Konfrontation des
Ninterriatianalen" Surrealismus mit den
Leistungen der Wiener Schule, die bestens
abschnitt teils infolge des doch sehr un-
gleichmäßigen Qualitütsniveaus der "Inter-
nationalen" Leihschwierigkeitenl. teils auf
Grund der Tatsache, daß sie den eigentlichen
Prinzipien surrealer Weltschau thematisch.
stilistisch und technisch am treuesten blieb.
Niederösterreichiscltes Landesmuseum, Wien
,.Friedrich Gauermann-Studien und Kom-
oositionsskizzen. 30. Mai bis 15. Juli. Eine
notwendige Ergänzung zur Gutenstein-
Miesenbacher Monsterschau,
Secession. Wien l. Graphik aus dem Kreis
der Wiener Secession. 30. Mai bis Z4. Juni.
In vier Räumen waren die zahlreichen Expa-
nale etwa nach den Gsichtspunkten "G001-
wilde", Halbwilde". ..Ge "ßigte" und
"zahme" gruppiert. ,.Zahmen" gab es nur
einen. nämlich Sergius Pauser, dessen Land-
schaftsansichlen besten Eindruck hinter-
ließen. Bei den "Gemäßigtert" dominierten
Arbeiten von Böckl. Hrdlicka und Steinhart.
Unter den "Halbwilden" fiel Lotte Profohs
auf, bei den "Wilden" zeigten Pregartbauer
und Swoboda eindrucksvolle Arbeiten. Auch
an "Kraklern" wie etwa Peter Bischof und
Grete Yppen herrschte kein Mangel.
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Inns-
bruck Paul Troger. der Maler des öster-
reichischen Barock. Diese von Dr. Wanda
Aschenbrenner zusammengetragene Aus-
stellung sie sotl 1963 in modihzierter Form
nach Altenburg wandern hat neben
großen Vorzügen den unübergehbaren
Fehler. stilkritischen Erwägungen zugunsten
einer Uberbetonung des Historisch-Archiva-
lischen bei Bestimmungen und Zuschreibun-
gen zu grduen iidum gegeben zu haben.
So erscheint besonders die Frage nach den
künstlerischen Anfängen Trogers in keiner
Weise geklärt. Hervorragend der didaktische
Teil, technisch grandios die Riesendias von
Ritter. die ein vortreffliches Bild der Fresken-
kurist Trogers zu geben vermögen. Ab 1. Juni.
Österreichisches Museum fiir angewandte Kunst,
Wien Neue Wohnkultur aus Dänemark.
Ab 4. Juni. Das Primat der nordischen Staaten
der Gestaltung unseres unmittelbaren
"Lebensraumes" wurde durch diese Mani-
festation wieder einmal bewiesen.
Palais ..Zur silbernen Rose", Wien lV. Werke
vdn Emv Hudecek. Hans Hanko, Robert
Klammer, Peter Klitsch. Richard Matouschek.
Kurt Regschek, Heinz Stangl. Elsa Olivia
Urbach und Otto Eder. Ab S. Juni,
Galerie im Griecllenbeisl. Wien l. lmaga 62.
Ab 5. Juni. Eine Heerschau und ein Rechen-
schaftsbericht Monsterausstellung en minia-
ture.
Galerie Eeivl. Linz Egon Hofmann südliche
Landschaften, Ab 6. Juni. Prof. Dr. Hofmann
iSt der grand bid man der oberästerreichi-
schen Malerei. Seine Weltschau ist herb,
verhalten und männlich.
Galerie in der Biberstralie. Wien Hetena
Zaremba-Cvbisowa. Ol. Aquarelle und
Gouachen. 7. bis 30, Juni.
Galerie St. Stephan. Wien l.
ausstellung. Ab B. Juni.
Galerie Peitltner-Lichtenfels. Wien lV- S. Bur-
han Syrien. Ölgemalde und Olpastelte.
9. bis ZZ. Juni. Eine neue Zimmergalerie".
die versucht. solche Arbeiten des zeitgenossi-
schen Schaffens zu zeigen. die im Rahmen
einer gepflegten Wohnung möglich und
brauchbar sind. S. Burhan ist ein stark
dekorativ orientiertes. in Paris geschultes
Talent, das unter den gegebenen Voraus-
Setzungen gut dnkdrn.
Marienbrücke, Wien l. Unter diesem Ver-
kehrsbauwerk zeigte der um neue Gags
nie verlegene Mater Wolfgang Erbens vom
15. bis 17. Juni Gemälde bei Kerzenbeleuch-
tung,
Künstlerhaus, Wien l. Sammlung Santa
Henie-Niels Onstad, 15. Juni bis ZZ. Juli.
Von Munch. Bonnard und Malisse über
Picasso, Mirö. Leger und Juan Gris bis
Riopelle. Manessier. Estevei Singier und
Hartung trug das nordische Ehepaar in
sympathischer Unsystematik alles zusammen.
was ihm Spaß machte wenig Schlechtes.
sehr viel hohes Mittelmaß und einige "Genie-
streich Die Sammlung orientiert sich
vorwiegend an der Ecale de Paris; Bar-
barismen wie die Riesenformate von Appel
und Jorn Asger beweisen in der Konfron-
tGlICtn nochmals. daß mii wachender physi-
scher. aber auch geistiger Entfernung von
Paris die Malkultur nachläßt und man dazu
neigt. echte Fortschrittlichkett mit schlechten
Manieren und Gebrüll zu verwechseln.
Außerdem zeigt sich. daß den Großen Alten.
vor allem den Köstlichkeiten von Vitlon
und Juan Gris. in den jüngeren Generationen
kaum etwas Gleichstarkes nachzufolgen ver-
machte.
Galerie zum raten Apfel. wien lll. Karl Anton
Fleck Aquarelle. 16. Juni bis 14. Juli.
Die Kreationen machen dem Namen ihres
Schöpfers sehr buchstäblich Ehre.
Festwochen-
Schduräurne der Österr. Staatldruckerei. Wien I.
H. Henrik Foitik. Artur Hecke. Otto Riedel.
Ernst Schrom Malereien, Graphiken. Skulp-
turen. Außerst bemühte. dem Gegenstand
verhaftete Künstler. die nur dann den Baden
verlieren. wenn sie sich allegorischen Be-
strebungen hingeben oder sich im Techni-
schen übernehmen.
Galerie Ernst Fuelis. Wien Vl, Klaus Pinter.
Zeichnungen. Aquarelle, Echt poetische
Kreationen. die im Formaten den Titeln
wie etwa hflußbett eines Mandschergen".
"Napaleanische Blumen", ..Yes tonight
losephine" vollauf entsprechen. Sanfte Dyna-
mik ist Trumpf. 19. luni bis 14. Juli,
Galerie Wiirtllle. Wien l. Georg Elster
Malerei und Zeichnungen. 19. Juni bis
10. Juli.
Ausstellunqsmurn des Kulturamtes der Stadt
Wien. Vlll., Friedrich-Schmidt-Platz Wunder
Bertoni-Formen der Pomona. Kurt Moldavan
-Antike Szenen Zeichnungen für das
internationale Studentenhaus. Vom 20. luni
bis Z0. Juli.
Am 20. Juni wurde das van Hermann Czech.
Wolfgang Mistelbauer und Reinhold Nohal
nach Entwürfen von Josef Hoffmann der Zeit
von 1907 bis 1930 eröffnet. Damit ist der
Schopfer der "Wiener Werkstätte" und
ihres Stils zum "Evergreen" avanciert!
Künstlerhaus. Wien. l., Französischer Saal
ln memoriam Otto RudolfSctiatz. Vom Z0. Juni
bis 15. Juli. Schatz war einer der wenigen
echten "engagierten" Künstler und verdient
alleine schon deshalb grüßte Wertschatzung.
Galerie st. Stephan, Wien l. Peter Brüning
Otto Herbert Hajek. Deutschland. Ab 27.Juni.
dneneicliiselies Museum für angewandte
Kunst. Wien l. Bildteppiche für den Kangreß-
saal des OGB. Gewerkschaft der Eisen-
bahner. Fritz Riedl. der Schöpfer dieser
Arbeiten. geht ähnliche Wege wie Jean
Lurcat, ist Jedoch noch feuriger. geläuterter.
"reiner". Ab 17. Juni.
Galerie Synthese. Wien l. Caralus Lehner.
Z8. Juni bis Z7. Juli.
Am 29. Juni fand in der Aula der Akademie
der bildenden Künste die Schlußfeier sowie
die Eröffnung der Austellung der Schüler-
arbeiten statt.
Albertina. Wien l. Meisterzeichnungen. Ab
30. Juni. Siehe unseren Beitrag.
Salzburg. Museumspavillon Mirabellgarten
Veva Toncic. Plastik und Graphik. Vom
4. bis 30, Juli. Eine markante. eigenwi ige.
profilierte Persönlichkeit. die es auch einmal
in Wien versuchen sollte!
St. Georgen am Liinasce bei St. Veit a. d. Glan.
Kärnten Hier fand vom 4. bis 7. Juli das
unter Leitung von Msg. Otto Mauer ab-
gewickelte B. Internationale Kunstgespräch
statt. an dem u. a. Umbro Apaltonio. Alfred
Schmeller, Wilhelm Hotzbauer und Otto
Mauer Referate hielten.
Naturllislarisettes Museum. Wien l. Silulen-
kunst zwischen Po und Donau Padava-
Liubljana-Wien. Wahre Köstlichkeiten für
die Feinschmecker unter den Archäologen!
Linz, Neue Galerie Josef Hegenbart. Juni
I.
Ohne Gewähr für Vollständigkeit; nicht alle
Veranstaltungen konnten besucht und be-
sprachen werden das Vorhandensein oder
Fehlen van Kurzberichten darf daher nicht
zu Riickschlüssen hinsichtlich der Wertung
verleiten. Ernst Koller
NEUER LEITER DES
GERMANISCHEN
NATIONALMUSEUMS
IN NÜRNBERG
Mit Beginn des Jahres 1963 WlFd
Dr. Erich Steingrüber die Leitung des
Germanischen Nutionalmuseums über-
nehmen. Der neue Generaldirektor.
der 1922 geboren ist. studierte in
Leipzig und in München, wo er 1950
promovierte.
Nach der Volontür- und Stipen-
dicitenzeit begann er 1954 seine
Tätigkeit am Bayrischen Nutioncilmu-
seum. Unter seinen Buchveröffentlichun-
gen ist vor uIlem jene über die Kunst des
Europäischen Schmucks zu erwähnen.
KLEINE NACHRICHTEN
Marc Chagull 75 Jahre
Ist Chagall nun lalscichlich am 7. Juli 75 Jahre
alt geworden. wie aus den Angaben im
Künstlerlexikon von Benelil hervorgehl
B87. oder vollendele er ersl sein 73. Leben-
Jahr. wie bei Vollmer 1889 zu lesen slehll
Wie dem auch sein mag. Anlaß isi gegeben,
einer der eigenwilligslen und edelslen Geslal-
len der Malerei von heute zu gedenken.
Chagall wurde in Liosno. Gouvi, Wilebsk.
geboren, weilte bis 1910 in Ruilland und
beliihgle sich dort als beloni realistischer
Maler, 1910-14 war er in Paris. wn er mit
Fernand Leger und uumn auch für kurze zell
fnll dem Kubismus in Berührung geriet. In
ienen Jahren fand er auch den Weg zu jenem
mystischen. ganz im Mürchenhaften wurzeln-
den und doch weil mehr als folkloristischen
Symbolismus. den er Sellhe? konsequent
weiterentwickelte, 1941 mußie er nach Ame-
rika fliehen und kehrle erst sieben Jahre
später in seine Wuhlheimal Frankreich
lurück, in der er seil 1918 nach einem kurzen
Aulenlhall in Rußland ansässig gewesen war.
Heute lebt der greise Künstler in Vence
AlpeseMaritlmes. wo er in ungebrochener
Schaffenskraft tatig isl.
Anfangs Juli erwarb die Steiermürkische
Landesregierung das vorn Verfall bedrohte
Palais Alterns in Graz zum Preise von ein-
einhalb Millionen Schilling.
D48 Pinzgnuer Walltahrlsknrche Maria Alm
wurde unlängst einer gründlichen Ent-
staubung unlerlogen.
In Constanza. Rumänien. dem Exilort Ovids.
wurden bei Erduushubdrbeilen 24 römische
Marmorslaluen gefunden.
"Äulodale eines Surrealisten". Die Schall-
plattenlirma PREISERRECORDS bringt Anfang
September eine Aufnahme heraus, die textlich
von Helmul Leherb. dem "Bösen" unler den
Wiener Surrealisten geslaltet wurde. Leherb
sprichl selbst. kein Geringerer als Boy Gobert
assistiert ihm. Die mit Gerüuschkulissen durch-
wirkle Musik stammt von G. Lampersberg.
Wie Leherb versicherl. ist der Text bar jeg-
lichen logisch aßbaren Sinnes. daher auch
nizht in Buchstaben aufschreibbur das Wert
ist bei Leherb Klang und bildet daher mit der
akustischen. assozialiv eingecrdnelen Unter-
malung eine unlösbare Einheit. Prositl K.
53
.,WER SCHÜTZT
ÖSTERREICHS KUNSTBESITZ
VOR DEM AUSVERKAUF!"
Diese Frage ist der Titel eines Artikels
in der Wiener Tageszeitung ..Das
Kleine Volksblatt". Nr. 106, vom 9. Mai
1962. Der nicht genannte Verfasser
weist zunächst auf die Mode des Kunst-
sammelns hin, die er für die Diebstahls-
welle verantwortlich macht. die den
Kunstbestand unserer Kirchen und
Kapellen ernsthaft schmälert. Er fährt
fort ,.Zu diesem ,schwarzen' Abgang
wichtiger und unersetzlicher Kunst-
werke. kommt der offizielle Aus-
verkauf alter und neuer Kunstgegen-
stände aus Privatbesitz durch Auktionen
und den Kunsthandet." Nach Hin-
weisen auf die Kunstauktion des Doro-
theums und auf die Tatsache. daß
zur selben Zeit eine namhafte
Wiener Kunsthandlung eine einzig-
artige Sammlung von Gemälden und
Zeichnungen österreichischer Maler aus
der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts zum Verkauf..," anbietet,
gelangt der Autor zum Schluß, daß
man auch in Österreich ähnlich wie
in Deutschland zu einer genauen Be-
slandsaufnahme des Kunstbesitzes schrei-
ten und ein Verzeichnis der ausfuhr-
gesperrten Kunstgegenstände aus Pri-
vatbesitz erstellen müsse,
Anwürfe dieser Art kann man in Öster-
reich allenthalben hören; daß in unse-
rem Lande ein Ausverkauf von Kunst-
werken sozusagen ohne Ende im Gange
ist, gehört längst schon zu den fixen,
unausrottbaren Vorurteilen einer nicht
nur unzureichend. sondern auch falsch
informierten Öffentlichkeit.
Tatsache ist, daß etwa im Dorotheum
seit acht Jahren äußerst erfolgreiche
Bemühungen im Gange sind. Kunst-
gegenstände aus dem Ausland zu
importieren. um der immer stärker
werdenden Nachfrage Genüge zu tun;
das Inlandsangebot alleine würde längst
nicht zu einer echten Bedarfsbefriedi-
gung ausreichen. und man kann sagen.
daß bei den großen Auktionen des
DIE FRÜHJAHRSAUKTIONEN
BEI DR. HAUSWEDELL.
HAMBURG
1.--'i. Juni 1962
Die voiii 1. bis 4. Juni durchgeführten
Versteigerungen bei Dr, Ernst Haus-
wedell. Hamburg. erfreuten sich einer
starken Beteiligung von Sammlern,
Bibliotheks- und Musealdirektoren so-
wie der Handlcrsctiaft aus ln- und
Ausland.
Am 1. Juni wurden Bücher und Auto-
graphen ausgebolen, deren Behandlung
grundsätzlich jenseits des Aufgaben-
kreises unserer Zeitschrift liegt. Die
Versteigerung von Graphik. Hand-
zeichnungen, Bildern und Plastiken er-
folgte am 2. Juni. Arbeiten von Künst-
lern des 16. und 19. Jahrhunderts und
dekorative Graphik. Städteansichten,
Landkarten, vor allem aber eine Samm-
lung von mehr als 200 Hamburgensien
stießen auf lebhafte Nachfrage, Nicht
ganz so stark war diesmal das Interesse
für moderne Kunst, Folgende Preise
seien genannt Barlach, Vorentwurf für
das Güstrower Ehrenmal, Bronze,
DM 9500- Beckmann, verschiedene
54
Institutes etwa 607., der angebotenen
Gegenstände nichtösterreichischer Pro-
venienz sind. In ganz ähnlicher Weise
ist auch der private Kunsthandel Öster-
reichs mit größter Intensität am Werke,
hochwertiges Kunstgut nach Österreich
zu bringen; wenn der obzitierte Artikel
sich als Argument des Hinweises auf
die .,namhafte Wiener Kunsthandlung"
bedient, die mit einer Verkaufsausstel-
lung von Werken der österreichischen
impressionistischen Malerei vor die
Öffentlichkeit tritt, so sei hier nur darauf
hingewiesen, daß gerade diese Firma
den Großteil der ausgebotenen Objekte
im Ausland, in diesem Fall sogar in den
USA, erstanden und erst von dort
Überhaupt nach Österreich gebracht
hat im Dienste des österreichischen
Sammlers!
Von einem Ausverkauf" österreichi-
schen Kunstgutes konnte nur in den
Depressionsjahren vor und nach dem
Weltkrieg die Rede sein; wenn jetzt
wiederum viel gutes Kunstgut in unsere
Heimat fließt, so ist dabei die Tatsache
zu berücksichtigen, daß wirklicher
Kunsthandet immer international orien-
tiert ist und seine Impulse aus dem viel-
fältigen Geschmacksgefälle bezieht. Es
ist doch so. daß das Käuferpublikum
im Westen Europas andere Dinge liebt
und schützt als die Kunstliebhaber-
schaft in Mittel-. Nord- oder Südeuropa.
So kommt es. daß zweifellos Interessen-
ten atter Herren Länder auch in Öster-
reich nach Objekten suchen, für die
hier geringeres Interesse herrscht. wäh-
rend anderseits gerade der Westen
gerne bereit ist. Kunstgegenstände nach
Österreich abzugeben. die etwa in
England oder Frankreich nicht so
günstig placiert werden könnten als
bei uns. Es ist klar. daß hierzulande
etwa eine gefällige alpenländische
Barockmadonna gefragter ist als in
Frankreich. daß man in Österreich für
einen schönen Tabernakelschrank eben
bedeutend mehr an Erlös erzielt als
etwa in Norddeutschland. während bei
uns prozentuell gesehen die Schicht
der Interessenten für französische Möbel
und Objets d'art weitaus geringer ist
als im Westen wenngleich auch sie
bei uns durchaus existiert.
Und was die deutsche Sperrliste an-
belangt, kann nur darauf hingewiesen
werden. daß sie ganze 150 Objekte
urnfafJt. also eine lächerlich geringe
Zahl, in der gerade noch mit Müh' und
Not die wirklich mondialen Qualitäten
enthalten sind. In Österreich muß jedes
einzelne Kunstobjekt, das zur Ausfuhr
bestimmt ist, dem Denkmalamt zur
Freigabe unterbreitet werden, so daß
dadurch eine viel dichtere und innigere
Autopsie mit den in Frage stehenden
Werten möglich ist, als dies anderswo
denkbar wäre.
Vor Diebstahl und illegaler Ausfuhr
schützt natürlich keinerlei administra-
tive Maßnahme, weder hier noch dort.
Und gegen den Raub von Kunstgut
helfen sichere Türschlösser sowie ein
aktiveres Interesse der Pfarrherren
wesentlich mehr als die schönsten und
umfassendsten lnventare.
Dr. Ernst Köller
Nach Abfassung des oben wiederge-
gebenen Beitrages erschien in der west-
deutschen Kunsthandetszeitschrift Die
Weltkunst", Nr. 11, v. 1. Juni 1962 ein
Artikel ..Ein- und Ausfuhrstatistik des
deutschen Kunsthandets im Jahre 1961
dem wir folgenden Passus entnehmen
Unser Nachbarland Österreich zeigt
folgende Entwicklung Gegen das Jahr
1960, in welchem das Einfuhr-Ausfuhr-
verhältnis 41 war, beträgt dieses 1961
nurmehr 1,511. Österreich erscheint
von Jahr zu Jahr mehr am deutschen
Kunstmarkt als Käufer, Die deutsche
Einfuhr hat sich wertmäßig im ver-
gangenen Jahr gegen das Jahr vorher
sogar um die Hälfte ermäßigt. Die gute
wirtschaftliche Entwicklung Österreichs
der letzten Jahre und eine dementspre-
chende Preisentwicklung am österrei-
chischen Kunstmarkt, die mit regem
Kaufinteresse im Lande selbst gepaart
ist, erschwert für den deutschen Kunst-
handel die Einkaufsmöglichkeit."
Gewiß ein ebenso eindrucksvolles wie
vorurteilsloses Zeugnis gegen das Mär-
chen vom Ausverkauf" Österreichs!
Radierungen, DM 200,- bis DM 400.-;
Chagall. Nice, farbige Lithographie,
DM 3.100 Dufy, La fee electricite.
DM 2300-; Giltes. Kahtifuhrl, ai.
DM 6.200; Klee, Zeichnung. 1925,
DM 7300-; Kokoschka. Zwei Zeich-
nungen um 1906. DM 1.900.- Lithos
von Matisse DM 350.- bis 480.-;
Buchausgabe von Matisse, Jazz. DM
7.200.-; Picasso, 26 Aquatintablätter
der Tauromaquia DM 20.000.-; Zeich-
nungen und Aquarelle von Chr. Rohlfs
DM 1.500.- bis DM 3500-; Rouault.
17 Radierungen ,.Cirque" DM 7.400.
Zusammenfassend kann gesagt werden,
daß die Arbeiten deutscher expressio-
nistischer Künstler besser und lebhafter
abgesetzt werden konnten als Ra-
dierungen und Lithos französischer
Künstler der Ecole de Paris. Das ist ein
Trend. der sich schon bei der Auktion
des Stuttgarter Kunstkabinettes ange-
bahnt hatte.
In der abschließenden Versteigerung
vom 4. Juni wurden lediglich Kunst-
werke aus China und Japan angeboten.
die im Wesentlichen aus drei Privat-
sammlungen stammten. Bronzen, Por-
zellanobjekte und Malereien aus China
machten den Anfang. Ein Opfergefäß
vom Typ Chüeh erzielte DM 4.600.-;
ein monumentaler Buddhakopf aus der
Sung-Zeit brachte DM 2800-; eine
sang-de-boeuf-Vase wurde um DM
2.600.- abgegeben. Unter den Kunst-
werken aus Siam brachten verschiedene
Bodhisattva-Darstellungen DM 2.300.-
bis DM 4.600.- ein, eine japanische
NO-Maske erbrachte DM 780.-.
Die große Sensation der Auktionstage
ergab sich aber am Nachmittag, als
die Sammlung von mehr als 450 Netsuke
ausgeboten wurde. Eine Sammlung
dieses Umfangs. vor allem aber dieser
Qualität. war wohl noch niemals in
einer Auktion angeboten worden. Alle
großen Sammler dieses Gebietes aus
England, Frankreich. Italien, Holland,
der Schweiz und Deutschland hatten
sich eingefunden, So war es nicht ver-
wunderlich, daß sich für fast alle Num-
mern sehr lebhafte Kämpfe ergaben.
Es wurden Preise erzielt. die bisher für
Netsuke noch nicht bezahlt worden sind.
Den höchsten Preis mit DM 1.900.
brachte ein sitzendes Kirin, den Hirsch-
kopf in die Luft slreckend! Dicht darauf
folgen die Ergebnisse fur eine ganze
Reihe anderer Stücke, und der Durch-
schnitt der Preise fur die selteneren
Objekte lag zwischen DM 400.- und
DM 600.
KUNSTGEGENSTÄNDE
Zu den Abbildungen 1-10
KUNSTGEGENSTANDE ALS
WERTANLAGE
WElNMÜLLERAuk1ion Levi, 11.112. Mui1962
Mosbucher ovu1e DerkeHernne. s1an1ar1
Fl1ege1 1771, 25x32.523 cm. Tuxc
DM 4000. 7112151001 DM 5000 r. Hner
hcmdel? es Slih um ein 1r1 der Lüerulur
ver1d1rnne1es and daner woh1bekcnn1es
Smck der q0a111d11ven SDHZEDqruppP.
verarrdmnrndnaen von Kun51we1ken
durch ser1ase Ge1enr1e bede111en s1e1s 01110
ernebnrne Rang. dnd wer1s1e1derana.
Ansbcmher wanenkrng, um 175a, von
Johann Georg Cnr Papa. 11e11e m11
Decke1 23.5 cm. Tczxe DM 3000. Me1s17
bao DM 7500 D1e Aukhon Levx war 1n
pre1s11cher 1111151011 rlchlunggebend rdr
das ceb1e1 der Fuyenccn Der exorb11cr11
nane Pre1s mr das vcrhegende 51m2 war
ndr dadurch rnoghch. daß auch der R111
der sarnn1111na und des sarn1n1ers a1s
solcher gewurdxg1 wurde.
DOROTHEUM 556. Auktion Mai 1962
Russßche Ikone der S1rogcr1oFf-Schu1e,
111 Sp1r1d10n. 17. Jn. I. 411.3 36.5 cm. R01
35007. Md1s1ba1 6000. Q1101
vo11e Ikonen begegnen 1n 1e1z1er Ze11 1n
Wlen ges1e1ger1ern Küufermleresse.
Auchen-Lumcher Schrank. Emhe ncmr.
zwei1Ur1g,235X160X65 m. um 1770. R01
12000 .Me151bo1 32.000 Quuhlm
und gd1e Erha11dng1r0aen zum Vefküußr
er1a1a d1eses mr vv1er1 a1s 11a ganz un-
bekurvmen Mobe1s be1.
Emp1rerB1de1. Pa11sande1. 1n rdrrn emcs
Re11s11zes. am Darke1 der Lehne Bronzer
re11ef,.Te11e11e der ven0s". Hand 81cm.
um1800 R015 1200 Me1s1bo1 5000.
Das omusume Möbe1 wurde wohl vor-
wmgend semer k0r1as11a1wegen verhnh-
n1smd1i1g s1drk emporges1e1ger1
WEINMÜLLER B1. Aukkion 27.128. Juni 1962
Max Liebermcnrv. sdnmaanaennnnag 1n
Loren o1 aar Lwd 66X80cm.s1g. dm.
1897. Tcxe DM 30 000 7. Me1s1bo1
DM 40 000.7. Werke demscher wnpres-
s1cr11sh5cher Mcxlere1 510d nach 9111er
Penada der s1aana11an heule wneder senr
aerraa1 Das 811d s1amrn1aas Lmbermunns
rrdner Renazew.
1mmqcu1a1c. Lvvde. or1g1r1u1e P0550119.
HOHE 82cm. van Dr. Franz Bu1ke dem
S1amser Büdschrmzer Andreas Thamusdv
1639 16971 ader emem Nern1a1aer w.
QEWWSJ" Tuxe and Me1s1ba1 DM 0000
D1eser Be1rcq. der e'wu a.s 50.0007
amsanrnr, 1s11ar das re1zvo11c.vor1 Monv.
rbrrna1 und Erhalwng her desenen cuüers!
du "ankommende" Obleki a1s durchaus
angemessen. wenn r11rn1 saaar a1s anar
medrxg zu bezemhnen
13 Emmenth-SEPIUSSCL braun a1as1er1, m11
bdm g1as1er1ev1 ploshscherv Awdgen.
46 cm. N1ederrhe-r1, um 1700. Tuxe
DM 450 7. Me1s1bo1 DM 1300 Dcr
remhv hohe Pre15 fur dlcsc Schussc1 ze1gl.
1r. wekh naner Achhmg Fuyehcen 1rc11z
oder wegen 1.-1res v01ks1umhcher1
Charuklers heule bu der Scmrrüerschch
wehen.
Grgßer nendssanee-Marser. Bronze, bez.
Herrnen Shcker Cnr1s1apr1 Her1ardr Anna
1643. Hohe 40cm. Taxs DM 1200.
Me1slb01 DM 1800 Morser dieser A11
und Q0d111d1s1nd aden 1n Osizrrrewh gerne
und 10 gd1en Pre1sen gekame Ob1ek1e
10 GohscheDuch-SloHervvuhe.r11ederde1-sch1
15.111,9Ex116x67rn.TuxeDM2500 71
Me1s1ba1 DM 2900. Truhen aver AHers-
kkzssen werden besonders dann germt
gekom. wenn s1e von rnch! 01110 großen
Abmessungen smd. Farm. Techruk und
Ornumenhk amsprernen bc diesem S100.
06m modernen Smemphnden besonders
sb
VERSTEIGERUNGSKALENDER
DES DOROTHEUMS WIEN UND
ANDERER AUKTIONSHÄUSER
ohne Gewähr
WIEN
3. 6. 9. Doromeum. 253. Münz-
aukhon 187 21 9. Dorolheum. 557.
Kunslovkhon; 711. 10 Doro-
vheum. Gern. AnL; 22. 25. 10
Dorolheum. 7.54. Münznukhon 5. D15
8. 11. D0ro1heun1. Gern, An1..
4.77. 12. Dormheum. 558 Kunst
uukhon.
MÜNCHEN
3. 4. 10. Wemmüiler. Herbsmukmon;
5.76. 12. Wemmüller. Gern, Am.
FRANKFURT
1.73. 10. Houenstem. 46. u. 47.
Aukt. m. Bücher. Autogrt. Gem.
HANNOVER
5.712. 9. Baerwaid. Kunsmukl.
BRAUNSCHWEIG
6.77.9.Hür1erberg. 6S.Auk1.; 17. bIS
VORSCHA AUF DIE
557. KUNSTAUKTION DES
DOROTHEUMS, 18.-11. SEPT. 1962
K0r1111h15che Olpen. Ankmg 6. 111. 17. C1111;
R111 2500 und 1500
r3e11sr11e 91111111111. Lmde. 111 Anna srlbdrnl.
Hohe B5 C111. fruukxsrh 11111 ISOU. 11111.
00 000
.7 Burock5k111pl11r. lmdc. Gmlvaler. 11111111
112 m. Arbml von luhcmn PeVer Sdvwunr
0101er Rnwd 1.1 H20 1792.Ru1' 50 000
Pcbhr Vergos. 9251 Bnrre-mnu 1495, Der
Tod des 111. Ludww von Toulouse, O17
Vemperu auf 11017, 155X92c1n. H11!
50 000.7
RudoH von A11. Ans1sh1 von Srlüoli Warl-
11011. AquareH. 211x315 am. das Erihcrzoqi
Ko11 Ludwlq. Bruder des Kcwr-rs Franz
Joscph. Grn11vn1e1 114-0 Ku1r1crr1 K0r1; R01
9000
WEINMÜLLER B2. AUKTION
27.728. JUNI 1961.
Ecyermon. PcrzeHcm. G105 1111d Z1nn fanden
um ers1cn Tuq d1eser Aakndn g111e Amndhme.
An Prexson se1en dendnm Mu1o11korSchcnlc
Urbmo. dm 1547. DM 1250 7.5c11rezhe11ner
Wuhenkrug. DM 600. r1a1a1drrdpbrnen.
Me1ssrn, DM 2000 Nymphcrvburqer De-
1euner 0m181O DM 11.00 10 Apmhek-zr-
gefcße m11 Bloudekor. DM 700 ,VSYWCIIOF1I-
sches Ne1zq1os. DM 900 Schruubüasche
GUS Glas m11 b1dndenb0rg1sanem Wuppcn.
DM 1050 Bohrmscher Zwxschengoid-
Pakd1. DM 1300 MlldnerrPokal n111
W1dmur1gs1nschr1f1. DM 2400.
Ads der großen Zdn1 angebmener P1asnken
su a1n Schwcllmscher ..Av1'rrs1unr1ener C1111-
54us'.um1500,erwuhn1.der um DM 7000
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DM 11.500 e1n dumn wurde der Bcwcxs
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d1e nemhch sa11anan skulpmralcn Durs1c1r
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al1er der Mo1ar1s1er0ng ema neun Fdnkndn
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nar RennßiurvcerTßchuhr 1mmarh1n a0!
DM 5200 emporges1e1ger1 wurde. 11cm-
manns "Sonrüugnqihmlüng Ldren" s1ena
dnsere Abbnddngm WuVdC m11 emdm Hochsir
cmgebm von DM 40 000. zum 1eucrsicn
Ob1ck1 der Ad1s11dn E1n adnsanes s1e1r1srnes
TueIb11d1r111Dur5lel1ur1g des 111 Jebdnnes E7.
um 141,0. wurde um DM 12 500 cbqegeben.
Spnzweos Sknze 10 emern Ermetnld und be
DM 7500 amen Abnehmer aus dem Han-
de1. D1e Pre1se 1ur Dchegger, 111e1er Buuernr
mudchen DM 31,00. 1.z;rd11ner.1aa0r1ne1.
manch DM 75007 und Zugcl. Schufhcrdc
DM 5500 emsprerben der sbemsenen
Zunevgung des suddewschen Pwbhkums zum
Genre Auch zwe1 AquareHe von Maka11
fanden m11 DM 700 Abnehmer. che 9111
1nre Freude an dvasem Md1e1 elwcS koslen
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In der Sparm Subcr WLHdE eme schwere
Komcr Tadfkanne aus der Hame des17111.
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19. 10. Bmndesq Bürher, Gmpru.
Auloqmph.
BONN
28.729. 9. BDd1ge11105. AukY.
HHDFLBERG
18. 70. 10. Tannen Genm, Graph.
7emhn. 8.710. 12. Bürher. Graph.
BERN
S. 10 11. Rosen. Ruch- u. Kunslrwky
KOLN
111.717. 11. lemperu. 470. Aukl.
Al1e K. 7. 8. 12 Lempr-rlz. 471.
Auk1. M011. K1.
MARBURG
27.728. 11. Smrqnrdl. A111nqrr1p1m.
Slg. Ammnnn H1 u. Dw.
BRÜSSEL
9.722. Nnrkers. Gern. Ar11.;
17.720. 10. Nacken. Gern, AnL
14.717. 11. Nnrkers. Gen. A111.
BERN
17.11.S1ukcr. l'lCl'bwllU11,.1.17
Smker. Mubel. Teppiche.
LUZERN"
20.726. 11 Fncrher. 11erh5111uk1.
i.
WE RTAN LAG
xmenmrenb
Buchbesprechungen
Der Zeichner Kokoschka. Vorwort
von Paul Weslheim. Ernest Rathenau. New
York o. J. 1961. Ln.. 4c. 146 Lichtdruck-
tafeln. Als Ergänzung zur Besprechung in
der Nummer 58159 weisen wlr darauf hin.
daß die Alleinauslieferung der deutschen Aus-
gabe dieses Buches durch den Dr. Ernst
Houswedell 8c Co-Verlag. Hamburg 36. Fon-
tenay erfolgt.
Springers Handbuch der Kunstge-
schichte in Einzeldarstellungen
Die Kunst des alten Orient. Babylonien
und Assyrien, Alt-SyrienIAlt-Anatolien und
das alte Persien. Von Johannes A. Portratz.
B0 Bildtafeln und 106 Zeichnungen. Alfred
Krdner Verlag Stuttgart. Kroners Taschen-
ausgabe Band 313. 538 Textseiten.
Die an sich sehr verdienstvolle Idee. Springers
altbewährte Kunstgeschichte im Rahmen von
,.Kröners Taschenausgaben" neu herauszu-
bringen. leidet in vorliegendem erstem Band
an einem unangenehmen Handicap die
Sprache des Autors ist von so eigenwilliger
skurrilitdt. ja Verstiegenheit, dort die Haupt-
aufgabe einer allgemeinen Kunstgeschichte.
nämlich die Erstellung einer leicht falibaren.
knappen und rein informativen Übersicht.
durch die allzu individuelle Terminologie
und das unaufhorliche Abschweifen in die
Diskussion prinzipiell-ästhetischer Fragen völ-
lig überlagert wird. Die Ausstattung des
Bandes mit Photos und Zeichnungen ist
hingegen vorbildlich.
Sigfried Asche, Drei Bildhauerfami-
lien an der Elbe, Acht Meister des sieb-
zehnlen Jahrhunderts und ihre Werke in
Sachsen. Bühmen und Brandenburg. Rudolf
M. Rahrer Verlag, Wien-Wiesbaden. 215 Text-
seiten. 143 Abb. im Tafetteil. Ln.
Das Oeuvre der mitteldeutschen Bildhauer
Joh. Böhme, J. Hr. Böhme d. A.. Benjamin
Bohme. George Heermann. Jeremias und
Conrad M. Süssner sowie von Paul Heermann
wird in grundlegender Weise abgehandelt.
Einem biographischen Abschnitt folgen je-
weils das Werksverzeichnis und ein Urkun-
denteil ,.Es ist Neuland. welches betreten
werden soll und besonders deshalb kann
die FLthrung dahin das wissenschaftliche
Rüstzeug nicht entbehren." Die Bedeutung
der Arbeit an sich liegt in der Tatsache. daß
die in ihr abgehandelten Künstler an der
plastischen Ausstattung wichtiger und wahl-
bekannter Bauwerke maßgeblich beteiligt
waren; so seien die von George Heermann
gestattete Freitreppe an der Gartentront des
Schlosses Troja bei Prag, die Skulpturen der
Prager Kreuzherrenkirche von Jeremias und
M. Süssner sowie die zerstörten Plastiken
des Palais im Großen Garten in Dresden
der gleichen Künstler erwdhnt. Wie gerade
der Fall "Großer Garten" in Dresden be-
weist. ist vieles aus dem Oeuvre der Künstler
unwiderruflich dahingesunken. Asches Arbeit
kommt damit einer posthumen Ehrung im
doppelten Sinn des Wortes gleich.
Dr. Guslov Barthel. Der Kunstführer.
Bauten und Denkmäler in der Bundes-
republik Deutschland. C. Bertelsmann Verlag.
479 Seiten. zahlreiche Photos und Zeichnun-
gen im Text. Übersichtskarten.
Der Trend zum immer knapperen. gedrang-
teren. schnelleren" Führer zu den Kunst-
werken bestimmter Gebiete ist eines der
Charakteristika unserer Zeit. Angefangen
hatte es vor gut fünf Jahrzehnten mit den
immer noch zahlreichen Bänden des "Dehia".
Vor wenigen Jahren ließ Reclam. gedrängt
in vier Bande. seinen Kunstführer Deutsch-
lands. etwas später die beiden Österreich-
Bünde und nunmehr bereits einen Band
tlom-Latium folgen. Zeichnele sich der
"Reclam" durch besondere Betonung der
Lesbarkeit und die Hervorhebung der Zu-
sammenhänge aus. mußte Barthels Werk
naturgemäß aur rast alles verzichten, wos als
Beiwerk angesprochen werden könnte. Die
Gefahr des Unterfangen an sich ist ja klar
sie liegt in der Erreichung eines Sketettie-
rungsgrades der Materie. der schließlich in
bloßer summarischer Aufzählung münden
muß, anderseits auch in der Flucht ins rein
Kornpitatorische. Zusanimengeschrtebene
denn wer konnte es einem einzelnen Men-
56
schen zutrauen. sämtliche Kunstwerke eines
Kulturstaates persönlich nicht nur gesehen zu
haben, sondern auch zu kennen?
Nun. wir müssen gestehen. daß Barthels
Buch im Rahmen des Möglichen sein Ziel
erreicht hat und weder als bloße Aufzählung
noch als Abgeschreibsel angesprochen wer-
den mull. Eine Kollationierung mit dem
..Reclam" ergab eine erstaunliche Voll-
ständigkeit in der Behandlung von Orten
und Monumenten wie auch die völlige
Unabhängigkeit im Textlichen. Ein wahres
Wunder. nur möglich auf der Grundlage
einer sehr spezifischen persönlichen Be-
gabung!
Marcel Pobe Josef Rast. Provence
Führer durch das Land im Licht.
191 Photos. 472 Seiten. Walter-Verlag. Otten
und Freiburg im Breisgau.
Marcel Pobä ist dem deutschsprachigen Leser-
publikum in letzter Zeit durch seine Beitrage
in den Schrott-Bänden ..Gclllia romanica"
und ..Dos gotische Frankreich" als ebenso
seriöser wie sprachgewaltiger Autor bekannt-
geworden. ln vorliegendem Band beweist
er uns, daß er die Provence mit dem Herzen
erlebt hat und auf der Basis einer jahrzehnte-
allen echten Liebe dieses ..Land im Licht"
kennt wie kein anderer. Sa kann er es sich
auch erlauben. Kunst- und Kulturgeschicht-
tiches mit Hinweisen auf Verkehrsverbindun-
gen und gastronomische Gegebenheiten auf
das Freieste zu verbinden. ohne je in das
Dutlendhaft-Kompitatorische.Gemeinplätzige
und Unpersönliche der üblichen Reiseführer
herabzusinken. Noch dazu ist sein Buch von
einer durchaus unsnobistischen Toleranz; der
Autor spielt sich als echter Kenner nie auf
jenen nicht unbekannten Typ des "großen
tteisenden" auf. der gnädigst aus seinem
Uberfluß der staunenden Masse ein paar
Wissensbracken hinwirft. Der Verfasserdißer
Zeilen. der die Provence selbst ein wenig
kennt und sehr liebt. verdankt Fobes Werk
zahllose neue Anregungen und Aufschlüsse.
Die Photos von Rast halten das Niveau des
Textes.
MAERZ Vereinigung für Künstler und
Kunstfreunde Linz. Oberösterreich Jahres-
gabe.
Das stattliche Heft enthält neben schriftlichen
Beiträgen von Dr. Egon Holmann. Prof.
Herbert Dimrnel und Dr. Ernst Kö!ter
20 großformatige Bildtafeln mit Wiedergaben
von Werken der Vereinsmitglieder. Unter
diesen befinden sich hervorragende, bekannte
Persönlichkeiten. wie etwa Margret Bilger.
Vilma Eckl. Alfons Ortner. Franz Poetsch
und Franz v. Zülow. Aber auch die anderen
Maler und Graphiker dieses Künstterver-
bandes halten ein weit über dem Durch-
schnitt liegendes Niveau. Es ist beabsichtigt.
1963 eine Jahresgabe mit Veröffentlichungen
aus den Bereichen der Bildhauer. der
angewandten Kunst. der Architektur und
der Literatur herauszubringen.
Wien. Zehn Bilder. W. Prankl.
Rotaprint. 41.5 29,5 cm. Selbstverlag. Alle
Blätter handsigniert.
Walter Prankl hat vor einigen Jahren in
den schon sehr konformislischen Kunstbetrieb
Wiens eine neue Note gebracht und mußte
daher viel ablehnende oder skeptische Kritik
ernten. ln der nun von ihm vorgelegten
Bildmappe zeigt er. woraufes ihm ankommt
mit "informeller" Heftigkeit schleudert er
schwarze Emanationen aufs Papier. steuert
sie aber ins Gegenständliche, ja Vedutenhafte
hinüber so kommt es. daß in seinen Blättern
formal ein Wollen. Brodeln und Zischen
herrscht, dem große suggestive Kraft nicht
abgesprochen werden kann. Ohne doß man
auf diesen Wiener Ansichten auch nur
einen Menschen oder ein Auto erkennen
konnte. erlebt man doch das Brausen und
Wogen des Großstadtlebens mit unabweis-
barer Deutlichkeit. Unwillkürlich denkt man
an die Graßstadlbilder der französischen
tmpressionisten. vor altem die "Bahnhofs-
gemülde" von Monet. Und das ist sicher
keine schlechte Analogie
Ernst Kölier
Götz Fehr. Benedikt Ried. Ein deutscher
Baumeister zwischen Gotik und Renaissance
in Böhmen. Verlag Georg D. w. Callwev.
München 1961.
Diese Monographie behandelt einen der nicht
gerade haungen wirklich bedeutenden.
epochemachenden Baumeister der Dürerzeit
und gleichzeitig eine Persönlichkeit. die
zwischen Tschechen- und Deutschtum steht.
beide ethnischen Voraussetzungen voll aus-
schbpfend und zu einer sehr spezifischen.
wertvollen Synthese verbindend. Rieds be-
rilhmtestesWerkschlectlthlnistderWladlslaw-
saai auf dem Hradschin in Prag hier ent-
wickelt der Baumeister ein Wölbesvstem. das
dle völlige lrratianalisierung des Rippen-
gerüstes rrlit sich bringt und in eine optische
Aufhebung der Statik einmündet. die uns
wirkungsmäßig. wie Fehr sehr überzeuaend
darstellt. heute im Zeitalter kühner Eisen-
betonkonstruklionen besonders anspricht. Die
Barbara-Kirche in Kutlenberg. die Ried voll-
endete. und die Sh-Nikolaus-Kirche in Laun
führen die Tendenzen fort. die Ried nicht nur
im Wladislawsaal. sondern auch in dem
gleichzeitigenWladislaw-OratoriumimSankt-
Veits-Dom angeschlagen hatte. Aber Rled ist
nicht nur der Vollender der Gotik. sondern
auch der erste Baumeister Mitteleuropas. der
via Ungarn reine italienische Renaissance-
formen in den Raum nördlich der Alpen
verpflanzt hatte. Die Berührung mit der
Renaissance verdankt Ried ebenso wie die
großen Hradischer Bauaufträge dem König
wladlslaw Jagello, unter dessen Regierung
Ungarn und Böhmen eine politische Einheit
bilden. dem es aber vor allem gelang. den
Provinzialismus zu überwinden. in den die
Kunst Böhmens nach dem Erlöschen des
Luxernburgerhauses abgesunken war.
Fehr lüßt Ried künstlerisch und physisch aus
dem süddeutschen Raum herkommen. Seine
ersten Prager Arbeiten. die beiden Befesti-
gungstürme auf dem Hradschin. verweisen
aufdie mächtige Anlage von Burghausen am
Inn. das zum Herrsctlaftsbereich des Herzogs
Georg von Landshut gehörte. der 1475 die
Schwester Wladislaws geehelicht hatte. Rteds
Wölbeideen aber sind vorwiegend im Donau-
raum beheimatet und es kannte sein. ddß der
Name ..Ried" mit Rted i. l. Verbindung zu
bringen ist. Schwierigkeiten in archivalischer
Hinsicht haben Fehr daran gehindert. hier
jene Iangersehnte und in diesem besonders
heiklen Fall so dringend erwünschte urkund-
llche Klarheit zu scharren. die allein den
Streit um Rieds Deutsch- oder Tschechentum
entscheiden könnte. Fehr gibt sich auch in
dieser Hinsicht redliche Mühe und wir wollen
seine vielleicht schönste Bemerkung zum
Thema nicht unzitiert lassen ..Dennach
leuchtet eine Wahrheit auf dall jenes Los
der Nachbarschaft. das so oft als Last emp-
funden wurde. beiden Völkern Reichtum und
Entfaltung zu bringen vermag, wenn die
Fähigkeiten beider sich ergänzen. Der
lange Jahre erbittert geführte Streit. ab
Ried nun Tscheche oder Deutscher war.
scheint heute unwesentlich. da Ried aus der
Vita tat beider Völker schöpfte. Er wurde
groß im Vermitteln. Was er schuf, ist gemein-
samer Bßitz."
Hingewisen sei noch aur den vorzüglichen
Bilderteil, auf die reiche Dokumentation
durch Regesten und die wichtigen Sonder-
aohandtungen zu Detailfragen. die im Inter-
esse gesteigerter Lesbarkeit aus dem Haupt-
texl herausgenommen wurden.
lm großen und ganzen ist die Arbeit Fehrs
nicht als abschließendes Fazit, sondern als
wichtiger Diskussionsbeitrag zu betrachten,
ist doch noch ailzu viel an seinen Ausruhrun-
gen Hypothese und Vermutung. Nun ware
die Zeit rür eine ausführliche Stellungnahme
der tschechischen Kollegen gegeben. zumal
gerade in der allerletzten Zeit wichtige Er-
gebnisse bei der materiellen Durchforschung
desWladislawsaal-Komplexesgesammeltwer-
den konnten. Koller
Beta Krisztinkovich. Habaner Fayencen
Sandor Mihalik. Emailkunst im alten
Ungarn.
llona Pataky-Brestyanszky. Moderne unga-
rische Keramik. Corvina Verlag. Buda-
pest. jeweils etwa 47 Textseiten und 48 Bila-
tafeln. darunter einige farbige. Ln.
Diese kleilten, sorgfältig ausgestatteten Mono-
graphien sie sind auch in englischer und
französischer Sprache erschienen behan-
deln jeweils Gebiete. die für den Sammler und
Liebhaber kunstgewerblicher Arbeiten von
besonderem Interesse sind. Trotz der Sehr
unterschiediichen Themen haben sich die
Autoren stets einer einzigen Betrachtungs-
und Einführungsmethode befleißigt. nämiich
der historisch-technischen. Stilkritische oder
gar "slrukturanalytische" Hinweise fehlen
nicht. sind aber ganz an den Rand gestellt.
Der Positivismus. der aus dieser Einstellung
resultiert. kommt allen jenen zugute. die
Gegenständliches. Sachtlches, Grundlegendes
über die Kunslgattungen und ihre Hervor-
bringungen wissen wollen.
Krisztinkovich leitet die Tüpferkunst der
"Habaner" vom Wirken ausgewanderter
italienischer. vorwiegend faentiner wieder-
tüuferischer Handwerker ab. die an den
protstanlischen Magnatenhofhaltilngen Un-
garns Schutz und Förderung Enden. Somi
die Habanerkunst beileibe nicht nur auf die
Slowakei. sondern auch auf das heute öster-
reichische Burgenland. ja sogar auf die Ost-
Steiermark zu beziehen. 16a dringen die
Türken erneut nach Ungarn ein die Habaner,
in ihrer Existenz äußerst gefährdet. entsenden
Emissäre zu den Wiederläufern in der Pfalz
und den Mennoniten Hollands. So dringen
Einflüsse der Delfter keramischen Kurls
Ungarn; wenig später. nach der Vertrl
der Türken. beginnt die küristlerischr
einandersetzung mit den Porzellanen
Ein führender Habaner Meister. Emr
Odler. reiste sogar bis nach China
studierte den Stll der Karlg-Hsi-Perio
Ort und Stelle. entwickelte aber ein
ornamentierungssvstem. das seinen
trägt. Hinweise auf technische Merkma
Methoden sowie eine Diskussion übt
Beschriftung und Daiierung ergänzt
wertvolle Abhandlung.
Fast noch wesentlicher als das eben erl.
Werkchen ist Mihaliks Arbeit über die
kunst im altert Ungarn. Mihaltk glledei
Untersuchung nach den technischen
gruppen und ihrer historischen Abfol
stellt ei- die Objekte aus Zellenschmelz
Spitze. laßt dann die Sachgruppe
Schmelz folgen, um zum Silberreliefs
überzugehen. in dem sich künstlerls
Beziehungen zwischen Siena und
manifestieren und der so extrem bede
Werke wie das Reliquiorkreuz Ludwigs
134271352 ttervorbrachte. Die
plostik. deren Behandlung nun folgt.
als Hauptwerk das Corvinus-Prun
hervor, das nach 1469 entstand. Nun bi
wir uns zeitlich in der Hochblute der
Gattung in Ungarn. Von ltalien abzulc
die Technik des ..Drahtemails". die se
des 14. Jahrhunderts in Ungarn eindril
so assimiliert wird. daß sie als typisch
rische Art des Gestaltens angesehen
kann. Wir nennen das Kopfreliquiar
laus d. Hl,. den Kelch des Kardinals!
den Bakocz-Kelch und last. but not lel
technisch etwas abweichenden Ca
Pokal in Wr. Neustadt. Das bekannte ..'
bürgische Ernail" verweist kitnstleris
türkische Einflüsse. das Mclleremail alt
risch jüngste Schaffensart ist deutsche
kunft und weist technisch bereits
Grenzen des Materialmdglichen und
len. Die "Kaschauer Monstranz" un
isi das letzte Hauptwerk der unga
Emailkunst.
llona Pataky behandelt in ihrer Betr
über die moderne ungarische Kera
wesentlichen drei Kunstler. nämlich
der Wiener Werkstätte herkomi
Meister lstvon Gabor und Margit
sowie den sich auf deutsche Voraussc
berufenden Geza Gorka.
Abschließend sei ein weiterer sehr
licher Grundzug der drei Monog
erwähnt. nämlich der fast völlige
auf die Behandlung ethnischer
seizungen. Damit wird jedes billige Al
in jenen unglückseligen Chauvtnism
mieden. der die kunstwissenschafllict
ziehungen Mlttel- und Osteuropas
gangenen Jahrzehnten so schwer bl
Walter Dexel. Das Hausgerät
europas. Wesen und Wandel der
ln zwei lahrtausenden. Deutschland.
Österreich. Schweiz. Klinkhardt 8c Bi
Verlag. Braunschweig-Berlin. 424
967 Abbildungen. Preis DM 160.
Der vorliegende Band aus dem nk
Biermann Verlag ist die überarbeitl
stark erweiterte Auflage des im Prc
Verlag 1939 erschienenen Werkes vc
chen Autor "Deutsches l-landwerksgut-
fssor Walter Dexel, ein Gelehrter vc
nationalem Ruf, hat sich im vorlil
Werk der Aufgabe unterzogen.
stehung der Formen unseres Hau
von Beginn der prähistorischen Zei
Wandel und ihr Fortbestehen bis ins
hundert darzustellen. lm Mittelpunkt
daher die Probleme der guten Forrv
Wsen und grundsätzliche Bedeutung
Einführung umrissen werden. Auf
100 Selten behandelt dann Dexel. folg
einzelnen Stilepochen, ausschließlich
brauchsformen. die dem Alltag der
dienten. Auf diese Weise wird das
Kunstgeschichte zumeist vernachlässi
brauchsgut. die mitteleuropäische Ge
tur. vor Augen gestellt und werden dai
die Lebensformen. dicsalche Produkte
ten. charakteri 'ert. Diesen Textteil.
äußerst flüssig liest, ergänzen za
UmriB-Zeichnungen von Gefallen.
Marginalien das Schriftbild der ei
Seiten auflockern. Im folgenden Abb
teil sind alle Gerate so wiedergegeb
in erster Linie die Schonheit und
ihrer Form zur Wirkung kommen.
wird ersichtlich. daß mehr als
Repräsentationsgeraten die gute Fort
Anwendungsbereich im Hausgerät
hat. Dort. wo die Zweckbestimrnung
Funktion maßgebend waren, entstand
gute Formen. Ihre Verwandtschaft
gehörigkeit zu einer großen Familie.
Urzeit bis zur Gegenwart, wird ansl
demonstriert.
Dieses Werk erscheint in einem
Format als sonst üblich ist. Dadurcl
sich die Möglichkeit. die Seiten für
bildungen besser auszunutzen. vel
beispiele besser zu placieren um
formatiges Gerät wirkungsvoller
zugeben. Auf diese Weise reprüsentie
werk selbst eine gute Form. bei der
und lntialtlichcsvdllig übereinstimmer
den Formprobleme und deren Wa
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