Am 14. Juli 1862 trat (iustav Klimt in eine Welt, der er durch die Kraft seiner Kunst eine unver- gänglichc Zeitsignatur einzupriigen vermachte: Un- trennbar ist sein Namen mit dem Begrifli der „Secession" verbunden; auf dem Gebiet der Malerei gilt er als das, was Hofmannsthal, Schnitzler und Bahr als Dichter und Literaten waren i als wesent- licher Repräsentant jener Epoche, die man „iin-de- siecle" nannte und deren Schlußstrich durch den tragischen Untergang der Donaumonarchie im Todesjahr Klimts gezogen wurde. Klimts Kunst steht weitgehend im Dienste der Führenden Gesell- schaftsklasse jener letzten Lebensjahrzehnte des Habsburgerreiches, nämlich des im wesentlichen in der Periode nach dem „Krach" von 1873 zu Geld und Ansehen gelangten Grnßliürgertunms, das hinsichtlich seines Einflusses auf das gesamte kulturelle Leben die Aristokratie längst überrundet hatte. Als „HofkiinstleW dieser Bourgenisie leistete Klimt reinen spezifischen Beitrag zur Wcltkunst u m; Studie für die: aufgebahrlc lulia. Um 1886188. Wicn. Albutina u" Kllß llllliC nun Siodtlfrics. m2. Wien, Dr. Ltupnld Studie r die Hygicu des m01 Enlstzndenrn Ölhikles "Medizin". WiCll, Aimiiiii seiner Zeit; sein Altersgenosse, der Graf Henri Raymond de Tuulouse-Lautrec (geb. 1864), hatte sich als „0utcast" der sozial niedrigsten Schichten, der Komödianten, Tingeltangelkapazitäten, Artisten und Dirnen als sozialen Mediums bedient, Edvard Munch (geb. 1863) vertrat das genialischeunglück- liche lntellektuellentum, Max Klinger (1857) ver- suchte die Apotheose des deutsch-xvilhelminischen Spießers, der Epigone Aubrey Bcardsley (1872) repräsentierte den Geist des Snob-Tums, in dem sich weniger eine bestimmte Gescllschaftsklnsse als eine sehr spezifische Geisteshaltung manifestierte. Und auch die Wiener Klimts waren all das zu- summen: sozial zuweilen ein wenig suspekt und daher mit einer sehr ausgeprägten persönlichen